Petra Teichmann und Ilona Kienitz schaffen die Sensation und siegen im Damendoppel O55
Insgesamt 28 Medaillen konnten deutsche Badmintonspieler bei den diesjährigen Senioren-Weltmeisterschaften (Yonex BWF World Senior Badminton Chapionchips Katowice 2019) gewinnen. Darunter 9 x Gold, vier x Silber und 15 x Bronze. Eine grandiose Leistung der DBV-Akteure, bedenkt man, dass die Titelkämpfe in der polnischen Bezirkshauptstadt die bislang zahlenmäßig größte BWF-Veranstaltung aller Zeiten waren. Etwas über 1.500 Spieler aus aller Welt traten über acht Tage hinweg in den Altersklassen 35+ bis 75+ an. Der Deutsche Badmintonverband stellte 152 Athleten.
Unter diesen reisten auch drei Repräsentanten Mecklenburg-Vorpommerns in das Nachbarland. Namentlich Ilona Kienitz (BSV Einheit Greifswald), Petra Teichmann (Greifswalder SV 98) und André Wiechmann (Güstrower SC 09).
Für Petra Teichmann sollte es ihr Turnier werden. Schon an Tag eins ging es für sie und Ilona Kienitz im Damendoppel O55 gleich in die Vollen. Mit einem klaren Sieg über eine englische Paarung war der Start entsprechend erfolgreich. Ihr Zweitrundenspiel folgte zwei Tage später. Hier setzten sich die Greifswalderinnen in zwei Sätzen gegen ihr französischen Gegnerinnen durch. Im Viertelfinale der erste Härtetest. Immerhin trafen sie auf die Topgesetzen Ye Wang (Ger) und Zhou Xing (Hongkong). Mit einem grandiosen Zweisatzsieg (21:17, 21:13) zeigten sie nochmals ihre Klasse. Ebenso in der Vorschlussrunde gegen die Japaner Marui / Nitabaru.
Finale! Und das als ungesetzte Paarung. Ganz im Gegensatz zu ihren Kontrahentinnen. Die an 3 notierten Niederländerinnen Kroon/ Van der Werff wollten den beiden Schwestern nun alles abverlangen und ein würdiges WM-Match liefern. Aber auch hier setzten sich die beiden Hansestädterinnen in zwei Sätzen durch (21:17, 21:11) und sicherten sich schließlich den Turniersieg und ihren ersten gemeinsamen WM-Titel.
Trivia:
Petra Teichmann und Ilona Kienitz gehören beide zur Greifswalder Michalowsky-Großfamilie, die seit den 60er Jahren den Badmintonsport in der Hansestadt und der damaligen DDR mitprägte. Die beiden Schwestern sowie deren ältere Brüder Edgar, Erfried und Norbert Michalowsky waren zu ihren aktiven Zeiten jeweils Teil des DDR-Nationalkaders.
Mit etlichen Nationalen und internationalen Titeln bilden sie (inkl. Edgars Ehefrau Angela und deren Tochter Katja) bis heute die erfolgreichste Badmintonfamilie Deutschlands.
Für Petra war es nach 2007 der zweite Titel bei einer Weltmeisterschaft. Ilona durfte erstmals WM-Gold in Empfang nehmen
Und Petra Teichmann setzte noch einen drauf. Mit ihrem Partner Jürgen Schmitz-Foster (1. BC Beuel) holte sie bereits knappe drei Stunden vor ihrem WM-Gold den Vizeweltmeistertitel im Gemischten Doppel. So fegten sie mit ausschließlich Zweisatzsiegen bis ins Finale. Den Anfang machte das Match gegen ein Taiwanesisches Doppel. Dann ein 22:20 und 21:7 Erfolg gegen Carlson/Shalmanova (Schweden/Russland), und ein ungefährdeter Sieg gegen die irische Paarung Henderson/Peard. Im Halbfinale standen ihnen die an drei notierten Petersen/ Van Der Werft gegenüber. Doch erst im Finale zog ihnen das schwedisch-dänisches Mixed Nytell/Sjorring einen Strich durch die Rechnung. Die zwei ehemaligen Weltklassespieler ließen den Deutschen nicht den Hauch einer Chance (14:21, 12:21). Dennoch: Silber hatte wohl keiner der beiden zu Turnierbeginn auf dem Schirm.
Auch Ilona Kienitz ging im Gemischten Doppel an den Start, an der Seite von Klaus Buschbeck (Hamburg). Für die 59-Jährige war hier in Runde 3 Schluss. Nach ihrem Einstiegssieg gegen ein französisches Doppel, mussten sich beide deutlich den späteren Weltmeistern Nytell/ Sjorring geschlagen geben.
Und weil Kienitz als einzige Repräsentantin MVsin allen drei Disziplinen startete, stand für sie noch das Dameneinzel O55 auf der Agenda. Hier erreichte die Deutsche Altersklassenmeisterin das Viertelfinale. Nach einem spannenden Auftagtmatch gegen Glondu (Frankreich) siegte sie gegen die Irin Williams. Im anschließenden Spiel der besten Acht war aber kein durchdringen mehr. Mit 21:12 und 21:13 musste sich Kienitz ihrer englischen kontrahentin Cathy Jane Bargh deutlich geschlagen geben. Somit ist sie an ihrer zweiten Medaille leider hauchdünn vorbeigeschrammt.
Als einziger männlicher Starter für Mecklenburg-Vorpommern reiste der Güstrower André Wiechmann nach Katowice. Leider mussten er und sein Partner Stefan Burmeister (SG Vechelde / Lengede) im Herrendoppel O45 gleich gegen das starke japanische Doppel Hamaji/Ogawa ran. Hamaji konnte bereits 2013 Bronze im Mixed gewinnen. Drei hochklassige Sätze später jubelten dann auch die Asiaten. Äusserst knapp behielten sie mit 17:21, 21:18 und 21:19 die Oberhand.
Einen Tag später trat Wiechmann mit seiner schwäbischen Partnerin Edeltraut Vonmetz im Gemischten Doppel an. Mit einem deutlichen Sieg über ihre Gegner aus Indien setzten sie gleich einmal Akzente. Leider konnten die Deutschen in ihrem Zweitrundenspiel gegen De Lange/Van Soerland-Trouerbach nicht an diesen Erfolg anknüpfen. Mit 18:21 und 13:21 schieden sie gegen die starke niederländische Paarung aus dem Wettbewerb aus.
Trivia:
Auch André Wiechmanns Sohn Luca ist längst kein unbekannter mehr in der deutschen Badminton-Szene. Der für den Schweiner BSC startende 14-Jährige konnte im vergangenen Jahr bereits die Deutschen Meisterschaft der Altersklasse U13 im Jungendoppel gewinnen.
Mit zwei Medaillen avancierte Petra Teichmann zu einer der erfolgreichsten Teilnehmerinnen dieser Weltmeisterschaften. Wie Landesverbandspräsident Thomas Paul hervorhob, auch ein „herausragender Erfolg für den gesamten Greifswalder Badmintonsport“.
Aktuell finden im schweizerischen Basel die TOTAL BWF Badminton World Championships statt. Noch bis zum 25. August trifft in der St. Jakobshalle das Who ist Who des Badmintonsports aufeinander. Ganz vorne an, die asiatischen Topnationen China, Japan und Indonesien…
red