„Bin ganz optimistisch und gut drauf…“

Nachgefragt bei Erfolgsringerin Aline Rotter-Focken

Erfolgsringerin Aline Focken. Foto: Aline Focken/privat

Die deutschen Ringerinnen und Ringer sind bereits im WM-Modus. Nach ihrer Verletzung ist auch die Krefelderin Aline Focken wieder „voll da“ und gewann unter anderem das renommierte „Yasar Dogu-Turnier“ in Istanbul – und gegen keine Geringere als die amtierende Welt- und Europameisterin in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm, Yasemin Adar aus der Türkei.

Aline Focken, Jahrgang 1991, die nach ihrer Heirat im Frühsommer nunmehr Rotter-Focken heißt, kann damit mit viel Optimismus auf die Elite-WM vom 20. bis 28. Oktober in Budapest blicken. Bei den WM 2014 gewann sie Gold, 2015 dann Bronze und 2017 Silber (jeweils in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm). Dazwischen, 2016, konnte sie sich auch für das olympische Turnier im Ringen in Rio de Janeiro qualifizieren. Aktuell nimmt sie Kurs auf die Welt-Titelkämpfe in Budapest.

Interview

Aline Rotter-Focken über ihre WM-Vorbereitung, ihre Chancen bei den kommenden Welttitelkämpfen und die Bedeutung internationaler Nachwuchsmeisterschaften

„Bin ganz optimistisch und gut drauf…“

Frage: In den letzten Wochen lief ja alles traumhaft und nach Wunsch für Sie. Erst die Hochzeit, dann die schnelle Genesung nach der Operation und schließlich ein glänzendes Comeback in Istanbul. Wie ist die Gemütslage zurzeit bei Ihnen?

Aline Rotter-Focken: Ich kann mich nicht beschweren. Die Verletzung sowie der Wechsel in die höhere Gewichtsklasse, von der Klasse bis 69 Kilogramm in die Klasse bis 76 Kilogramm, haben mich zuletzt zwar etwas verunsichert, aber nach den jüngsten Erfolgen aber bin ich wieder ganz optimistisch und natürlich gut drauf.

Frage: Wie sieht die weitere WM-Vorbereitung bei Ihnen aus. Starten Sie noch bei einigen Turnieren?

Aline Rotter-Focken: Aktuell befinden wir uns in einem Trainingslager in den USA, um mehr Erfahrung mit dem panamerikanischen Ring-Stil zu bekommen.  Danach geht es gleich weiter zu einem nationalen Lehrgang in Leipzig und in der Folge zu zwei weiteren internationalen Turnieren in Polen und in Rumänien. Nach einem letzten Vorbereitungslehrgang in Deutschland steht dann Ende Oktober endlich die WM in Budapest auf dem Programm.

Frage: Nach dem großen Erfolg in Istanbul… Wie lautet nun Ihr Ziel für Budapest?

Aline Rotter-Focken: Anfang des Jahres konnte ich mich aber noch nicht so gut einschätzen und wusste nicht, ob und wann mir  der Wechsel in die neue Gewichtsklasse erfolgreich gelingen würde. Nach zwei Turnier-Siegen in der neuen Gewichtsklasse bin ich jetzt aber etwas zuversichtlicher. Das heißt jedoch nicht, dass ich als „haushohe Favoritin“ nach Budapest fahre.

Mein Ziel ist es indes, auch in diesem Jahr wieder eine Medaille zu gewinnen. Es wird schwer, aber es ist möglich. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben, damit es gelingen wird. Einige Gegnerin kenne ich bereits, viele aber auch noch nicht. Mal sehen, was passiert.

Frage: Kürzlich fanden die Junioren-EM im Ringen statt. Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht derartige internationale Nachwuchsmeisterschaften?

Aline Rotter-Focken: Die Junioren-Meisterschaften sind auf jeden Fall immer eine wichtige Standortbestimmung für die jüngeren Ringerinnen bzw. Ringer. Es gibt nur wenig Turniere, bei denen man wirklich gegen Gleichaltrige kämpft und sich mit ihnen sportlich messen kann. Die meisten Meisterschaften und Turniere,  insbesondere bei den Frauen, finden nämlich zumeist gemeinsam mit den Senioren statt.

Im Junioren-Alter sind solche internationalen Nachwuchsmeisterschaften der absolute Jahreshöhepunkt. Daher schätze ich die Junioren-EM und -WM  als sehr wichtig ein. Perspektivisch betrachtet werden sie allerdings nicht darüber entscheiden, ob jemand im Senioren-Bereich erfolgreich ist oder nicht.

Diese Nachwuchsmeisterschaften  bringen aber auf jeden Fall oftmals einen Zuwachs an Selbstbewusstsein und Erfahrung mit sich, was für die weitere sportliche Karriere vorteilhaft ist.

Vielen Dank und viel Erfolg weiterhin – auch im Hinblick auf die WM in Budapest!


 

Exkurs: Das olympische Ringen und M-V

Medaillen zwischen 1960 und 1976

Natürlich waren bei Olympia oft auch Ringer aus M-V bestens präsent. Dazu gehören insbesondere Lothar Metz, Rudolf Vesper und Heinz-Helmut Wehling… Lothar Metz, 1939 in Meerane geboren, vom ASK Vorwärts Rostock nahm viermal an Olympischen Spielen von 1960 bis 1972 im griechisch-römischen Stil teil und seine Bilanz ist „atemberaubend“: 1 x Gold, 1 x Silber und 1 x Bronze, wobei er in Mexico-City`68 die Goldmedaille errang. Metz` Klubkollege Rudolf Vesper,  auch Jahrgang 1939, war hingegen zweimal Olympionike: 1964 und 1968. 1964 noch „Lehrling“ (Achter) wurde Vesper ’68 ebenfalls „olympischer Meister“.

Olympia-Bronze gab es für Heinz-Helmut Wehling vom ASK Vorwärts Rostock bei den Spielen 1976 in Montreal. Zuvor, bei Olympia 1972, hatte er schon Silber erkämpft. 1977 folgte der Weltmeistertitel.

Hervorragende Platzierungen unter den „fünf Ringen“ erreichte auch Roland Gehrke. Dieser „schrammte“ zweimal ganz, ganz knapp an einer Medaille (im Superschwergewicht, Freistil) „vorbei“: In Montreal 1976 und in Moskau 1980 wurde er jeweils Vierter. Hans-Dieter Brüchert wurde 1976 in der Klasse bis 57 kg im Freistil-Ringen olympischer Silbermedaillen-Gewinner.

Vordere Olympia-Platzierungen für MV

Zwar ohne Medaillengewinn trotz guter Leistungen blieb der in Teusin bei Demmin geborene Klaus Pohl, der bei Olympia 1968 (Leichtgewicht, GR) und 1972 (Weltergewicht, GR, 7.Platz) startete. Dietmar Hinz, Jahrgang 1953 mit Geburtsort Loitz, erreichte im Halbfliegengewicht in Montreal 1976 Platz fünf. Der gebürtige Rostocker Otto Steingräber, Jahrgang 1957, war Olympia-Teilnehmer 1980 in Moskau (Weltergewicht, Freistil).

Des Weiteren nahmen Armin Weier aus Vorbein (1980, Mittelgewicht, Freistil), Olaf Koschnitzke aus Grevesmühlen (1988, Halbschwergewicht, GR), Olaf Brandt aus Greifswald (1992, Fliegengewicht, GR) und Rene Schniekel aus Lübz (1996, Superschwergewicht, GR, 6. Platz) an den Spielen teil.

Ganz knapp kämpfte sich auch der gebürtige Anklamer John Roland Redman, für die USA startend, bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen an einer Medaille (Leichtschwergewicht, Freistil) vorbei. Er wurde Vierter.

Text und Interview: M.Michels

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