„Bin von seiner Entwicklung angenehm überrascht…“

Youngster Paul Rickert ist DM-Dritter im Modernen Fünfkampf und absolviert sein Lauftraining seit zwei Jahren beim Laager SC

Der Moderne Fünfkampf hatte einst auch in Mecklenburg-Vorpommern eine sportliche Heimat. Inzwischen ist es hierzulande ruhig um den Pentathlon geworden. Doch seit kurzem gibt es wieder einen neuen Hoffnungträger: Youngster Paul Rickert. Der 14-Jährige, der in Dummerstorf lebt und sein Lauftraining beim SC Laage absolviert, wurde im Juni Dritter bei den Deutschen Meisterschaften in Neuss (NRW) in der Klasse der U 15er.

Interview mit Paul Rickert und seinem Laufcoach Andre Stache

„Einfach aufregend, jeden Tag etwas anderes zu trainieren…“

Hallo Paul. Herzlichen Glückwunsch zu DM-Bronze. Sag, wie bist du eigentlich zum Modernen Fünfkampf gekommen? Was reizt dich daran?

Paul Rickert: Bis Juni 2017 habe ich mich dem Leistungsschwimmen beim SC Empor Rostock gewidmet, dort, wo ich immer noch das Schwimmen zweimal wöchentlich trainiere. Im Jahr 2017 war ich Vize-Meister bei den Norddeutschen Meisterschaften und Vierter bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Schwimmen. Ebenso reite ich seit meinem sechsten Lebensjahr. Ich trainiere bei Astrid und Holger Wulschner in Groß Viegeln. Ich habe dort auch mein eigenes Pferd.

Penthatlon Athlet Paul Rickert aus Dummersdorf auf dem Pferd
Paul Rickert auf dem Pferd – Foto: Familie Rickert

Dieses Jahr konnte ich sogar den Hallen-Landesmeistertitel in Redefin bei den Ponyspringreitern feiern. Dem Reiten widme ich mich auch zweimal wöchentlich. Holger Wulschner ist dabei ein großes Vorbild für mich. Er ist einer der erfolgreichsten internationalen Springreiter der Welt. Von ihm kam die Idee, nachdem wir zusammen die Olympischen Spiele in Rio verfolgten, dass der Moderne Fünfkampf doch etwas für mich wäre. Im Juli 2017 wechselte ich dann zum Fünfkampf. Ich fand es einfach aufregend, jeden Tag etwas anderes zu trainieren und mir viele verschiedene Sportarten anzueignen. Schwimmen und Reiten konnte ich schon ganz gut, also hieß es Fechten, Schießen und Laufen, das bekomme ich auch hin. Fechten trainiere ich beim PSV Rostock zudem zweimal pro Woche. Harut Khachatryan, selbst ein ehemaliger sehr erfolgreicher Fechter, trainiert mit mir ebenfalls wöchentlich Einzel-Lektionen.

Dazu kommt noch das Lauftraining beim SC Laage. Herr Stache, wie fand Paul den Weg zu Ihnen?

André Stache: Der für Paul zuständige Landestrainer in Berlin, Robert Trapp, motivierte Paul und seine Eltern nach Laage zu kommen und mit zu trainieren, um damit seine läuferischen Fähigkeiten zu verbessern. Den direkten Kontakt stellte Frau Rickert, die Mutter von Paul, her. Ihr bzw. ihrem Mann ist es auch zu verdanken, dass Paul regelmäßig und fleißig trainiert.

Und wie verliefen die ersten Trainingseinheiten? Immerhin war Paul ja Neuling in dieser Disziplin.

André Stache: Zu Beginn hatte Paul Schwierigkeiten, sich dem Trainingsniveau anzupassen. Dazu kam allerdings auch die fehlende Bereitschaft, sich zu quälen. Nach vielen Gesprächen und auch viel Druck aus der Trainingsgruppe änderte sich seine Grundeinstellung. Allerdings fehlt Paul immer noch eine gewisse Lockerheit, so dass ich der Meinung bin, dass Paul noch Reserven hat. Seine Leistungen im zurückliegenden Trainingslager waren schon sehr beeindruckend.

Penthatlon-Athlet Paul Rickert aus Dummersdorf im Fechtstützpunkt Berlin
Paul Rickert im Degendress am Stützpunkt in Berlin – Foto: Familie Rickert

5 Disziplinen – da kommt ein enormes Trainingspensum zusammen.

Paul Rickert: Ich trainiere jeden Tag zwei verschiedene Disziplinen. Da muss man sich sehr gut organisieren. Meine Eltern helfen mir, alles unter einen Hut zu bekommen, denn die Schule steht immer im Vordergrund. Ziel ist für mich zunächst ein gutes Abitur. Sportlich möchte ich mich stetig verbessern. Ich möchte in allen fünf Disziplinen sehr gut sein. Das ist mein Ansporn. Beim Laufen muss ich am härtesten arbeiten, das ist mir nicht in die Wiege gelegt, aber mit Fleiß kann man viel erreichen. Herr Stache ist für mich der beste Trainer… Er fordert, er motiviert und fördert mich.

André Stache: Ich bin von Pauls Entwicklung angenehm überrascht. Er hat seine sozialen Kompetenzen hervorragend entwickelt, kann sich gut in Gruppen integrieren und ist in anderen Sportarten sehr talentiert, so dass ich davon überzeugt bin, dass der sportliche Weg von Paul noch lange nicht beendet ist. Herauszuheben ist allerdings auch die Unterstützung des Elternhauses. Das ist schon sehr imponierend.

Welche Wettkämpfe stehen denn 2019 noch an?

André Stache: Persönlich wünsche ich mir, dass Paul an den Landesmeisterschaften im Straßen- und Crosslauf teilnimmt. Aber die Wettkämpfe im Modernen Fünfkampf gehen natürlich vor. Und da kommen auf Paul noch folgende Wettkämpfe zu: Am ersten Oktober-Wochenende steht der Berlin-Cup 2019 an, am 12. Oktober sind dann die Deutschen Staffelmeisterschaften 2019 in Berlin!  Ein deutsch-französischer Jugendaustausch in Leipzig Ende Oktober dieses Jahres steht dann ebenfalls noch auf dem Programm.

Paul, was sind deine bisher größten Erfolge, was deine sportlichen Ziele?

Paul Rickert: Was die Erfolge betrifft: Die Bronzemedaille im Einzel bei den Deutschen Meisterschaften dieses Jahr in Neuss war bis jetzt mein größter Erfolg. Die Goldmedaille in der Staffelmeisterschaft 2018 gilt es nun, im Oktober zu verteidigen. Meine sportlichen Ziele sind internationale Erfolge bei einer Europa- und Weltmeisterschaft. Vielleicht klappt es ja auch einmal mit den Olympischen Spielen!

Vor einigen Jahren stand der Moderne Fünfkampf ja noch auf der olympischen Streichliste des IOC.

André Stache: Zum Glück haben sich einige Vereine aufgemacht und „den Dornröschen-Schlaf“ beendet. Damit sollte der Sportart wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen. Für mich ist der Moderne Fünfkampf schon sehr besonders und ich finde es wichtig sowie gut, in diesen Sport zu investieren.

Was fasziniert Sie daran?

Fünfkämpfer Paul Rickert aus Dummersdorf absolviert sein Lauftraining in Rostock Laage
Seit 2017 steht auch Lauftraining für Paul auf dem Programm – Foto: Familie Rickert

André Stache: Es ist die Tatsache, dass nur der perfekte Sportler siegen kann. Selbst wenn ein Athlet ein überdurchschnittlicher Schwimmer oder Schütze ist, nützt es nichts, wenn er nicht laufen oder reiten kann. Ich finde die Kombination der Sportarten schon sehr anspruchsvoll und faszinierend.

Ganz allgemein zur Laufgruppe des SC Laage: was sind die nächsten Herausforderungen?

André Stache: In wenigen Tagen starten ambitionierte Kinder und Jugendliche zum ersten Mal bei den Landesmeisterschaften der Langstaffeln. Im Oktober folgen die Landesmeisterschaften im Straßenlauf und im November die Titelkämpfe im Crosslauf. Diese Wettkämpfe umrahmen den Landeslauf-Cup bei dem der SC Laage zurzeit noch in der Teamwertung führt. Im Nachwuchslaufcup führen unsere Kinder in der Vereinswertung uneinholbar. Was aber nicht heißt, dass wir nachlassen werden. In Laage werden wir zudem in diesem Jahr noch den BLOCKY BLOCK-Spendenlauf (1. September), den Seelsorgelauf auf dem Fliegerhorst (9. November) und den OSPA-Stadtlauf (15. Dezember) organisieren.

Vielen Dank und weiterhin viel Freude und gute Erfolge!

Die Gespräche mit Paul Rickert und André Stache wurden separat geführt und für diesen Beitrag zusammengefügt.

 

[box] Seit 1912, seit den Olympischen Spielen in Stockholm, ist der Moderne Fünfkampf olympisch. Er ist eine „Erfindung“ von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Die erfolgreichsten Nationen in der Geschichte des Modernen Fünfkampfes sind Schweden, Ungarn und Russland (einschließlich UdSSR). Die erfolgreichste Moderne Fünfkämpferin der Welt ist übrigens die Wahl-Berlinerin Lena Schöneborn mit 19 WM- und 15 EM-Medaillen zwischen 2005 und 2017. Zudem wurde Lena Olympiasiegerin 2008. Bei den Herren gab es aus deutscher Sicht ebenfalls einen OLympiasieger – mit Gotthard Handrick 1936.

Vom 2. bis 9. September 2019 werden die Elite-WM in Budapest stattfinden. Bei den letzten Welttitelkämpfen in Mexico-City 2018 holten die deutschen Athleten einmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze.[/box]

Marko Michels

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