Nachgefragt bei Christian Schenk
Christian Schenk, ein begnadeter Athlet, feierte in seiner Karriere zahlreiche herausragende Erfolge. So wurde Christian Schenk nicht nur Olympiasieger 1988, er belegte ebenfalls danach einige ausgezeichnete Platzierungen bei internationalen Meisterschaften, so unter anderem Platz drei bei den EM 1990, Platz drei zudem bei den WM 1991 oder Platz vier bei den WM 1993. Am 9.Februar 2015Â „darf er seinem `50.` entgegen laufen“ …
Wie war das jedoch damals, 1988, in Seoul?!
Nachgefragt bei Christian Schenk
C.Schenk ĂŒber Olympia 1988, die damaligen sportlichen Herausforderungen und sein heutiges Engagement
„Der Lohn, bei dem es sich zu beweisen galt…“
Frage: Vor mehr als 25 Jahren wurden Sie Zehnkampf-Olympiasieger – vor Schwerins Torsten Voss und Daley Thompson, der nach Gold 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles letztendlich in Seoul 1988 Vierter wurde. Wie verlief der Wettkampf damals aus Ihrer Sicht?
Christian Schenk: Die Qualifikation fĂŒr die Olympischen Spielen 1988 in Seoul war nach 19 Jahren Freude am Sport bzw. dem stetigen Training sowie dem GlĂŒckszustand, dass ich immer von sehr gute Trainern gefordert wurde, der Lohn, bei dem es sich zu beweisen galt.
Als Weltranglisten-FĂŒnfter, als Athlet, der zwei Jahre verletzungsfrei mit dem Zehnkampf-Weltmeister Torsten Voss tĂ€glich trainieren durfte, waren perfekte Vorbereitungen geschaffen, die mir sieben von zehn Bestleistungen innerhalb des zweitĂ€gigen Wettkampfes ermöglichten.
Dieses Ergebnis ist beinahe als ideal fĂŒr einen Spitzensportler zu bezeichnen, besteht doch gerade dessen Aufgabe darin, seine bestmöglichen Leistungen im richtigen Moment abzurufen. Durch die hervorragende mentale Vorbereitung auf das GroĂereignis und die aus Freundschaft mit Torsten Voss, der mir selbst wĂ€hrend des Wettkampfes Hilfestellung gab, siegte ich am Ende fĂŒr mich selbst ĂŒberraschend souverĂ€n.
Da ich auch noch mein weiteres Vorbild, den zweifachen Olympiasieger Daley Thompson besiegen konnte, darf ich mit dem Abstand von fast 27 Jahren sagen: FleiĂ und Disziplin ĂŒber Jahre wurden belohnt.
Frage: Wie war damals das Miteinander der Deutschen aus Ost und West? Was war fĂŒr Sie das Beeindruckende in Seoul?
Christian Schenk: Der politische Rahmenbedingungen vor allem zwischen den beiden deutschen Staaten war eindeutig: Es galt den Konterpart zu besiegen. Sicherlich hatte es uns aber auch das damalige Zehnkampf-Ass JĂŒrgen Hingsen leicht gemacht. Seine in vielen ZĂŒgen groĂe Arroganz wurde mit seiner Disqualifikation ĂŒber die 100-Meter konsequent bestraft.
… Das Faszinosum der Spiele in Seoul ist auch das Zusammenleben ĂŒber die zwei Wochen im Olympischen Dorf gewesen. Das Begegnen von Tennis-Ikone Steffi Graf, das gemeinschaftliche Essen mit Sportlerinnen und Sportlern aller Kulturen und die Möglichkeit, System ĂŒbergreifend, sich ĂŒber Siege zu freuen und ĂŒber Niederlagen zu weinen, prĂ€gten mich, in meinem Leben immer weltoffen zu sein.
Frage: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Leichtathletik mehr als 25 Jahre nach Seoul – insbesondere im Zehnkampf?
Christian Schenk: Der deutsche Zehnkampf hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. Ich bin begeistert von der neuen Sprint-QualitĂ€t und deren Umsetzung vor ĂŒber die HĂŒrden.
Dort wurden aus meiner Sicht die gröĂten Fortschritte erzielt. Und es ist natĂŒrlich eine Freude, dass ein Quintett von deutschen Athleten aktuell Ă€hnlich wie vor 25 Jahren, sich tĂ€glich motivieren kann und sich intern herausfordert. So ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio in der Königsdisziplin der Leichtathletik wieder sehr erfolgreich sein werden.
Frage: Sie sind sozial sehr engagiert. Haben mehrere Projekte fĂŒr die sportliche Förderung der Kinder initiiert. Vielleicht ein paar Worte von Ihnen zu diesen Projekten … – Und: Was machen Sie ansonsten beruflich?
Christian Schenk: Ich freue mich tatsĂ€chlich sehr, dass ich mich beruflich wie frĂŒher im Sport jeden Tag auf meine Arbeit freue. Mit UnterstĂŒtzung von Stiftungen, der Politik und der Wirtschaft ist mir gelungen, ein Bildungsprogramm zu entwickeln, dass Jugendlichen eine verbesserte Berufsorientierung ermöglicht.
Mit dem Programm ERKENNE DEINE STĂRKEN werden ĂŒber berufsorientierte Klassenfahrten bis zu den Rekrutierungscamps NUTZE DEINE AUSBILDUNGSCHANCE kontinuierlich die FĂ€higkeiten der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler auf dem Weg zu ihrer Berufswahl gefördert. Ziel ist es, den Jugendlichen eine beruflich passgenauere Perspektive zu ermöglichen und den Unternehmen den Nachwuchs zu sichern.
Neben dieser passionierten Arbeit unterstĂŒtze ich Unternehmen mit meinem hochwertigem CSS-Team bei der betrieblichen Gesundheitsförderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mein jĂŒngstes Projekt ist WISKURS â ein Programm zur Entwicklung von Jung-FĂŒhrungskrĂ€ften, dass ich mit Ăkonomen und Soziologen konzipieren durfte.
Durch die groĂe Vielfalt meiner TĂ€tigkeit, meines Freundeskreises und meiner Erziehung nutze ich zudem einen Teil meiner Zeit als Botschafter fĂŒr die die SOS-Kinderdörfer â weltweit.
Vielen Dank, dann einen schönen 9.Februar 2015 und maximale Erfolge in allen Bereichen auch fĂŒr die nĂ€chsten 50 Jahre!
Marko Michels
