Noch zwei Monate bis Anaheim

Ende November beginnen die WM im Gewichtheben 2017 in Anaheim

In der seit 1896 bei Olympischen Spielen der Neuzeit stets vertretenen Sportart Gewichtheben wird es in diesem Jahr noch Welt-Titelkämpfe geben – allerdings ziemlich spät, vom 28.November bis 5.Dezember im amerikanischen Anaheim.

Vorerst letzte WM 2015 in Houston

Die letzten Welt-Titelkämpfe im Gewichtheben fanden ebenfalls in den USA statt – 2015 in Houston. Diese litten extrem unter zahlreichen Dopingvorfällen, welche nicht zuletzt die olympische Zukunft des Gewichthebens weiter in Frage stellten. Seinerzeit nahmen 324 Athletinnen und Athleten an den 2015er WM teil, wobei China mit 6 x Gold, 4 x Silber im olympischen Zweikampf am besten abschnitt.

Beste Nationen bei den Welt-Titelkämpfen im Gewichtheben zwischen 1891 und 2015 (olympischer Dreikampf / olympischer Zweikampf) sind Russland (mit SU) mit 393 Medaillen (188 x Gold), China mit 227 Medaillen (165 x Gold), Bulgarien mit 224 Medaillen (79 x Gold) und Deutschland (mit DDR, Westdeutschland und vereint) mit 148 Medaillen (31 x Gold).

Olympische Wettkämpfe vor Jahresfrist

Trotz aller Doping-Skandale der letzten Jahre stand das Gewichtheben in Rio 2016 jedoch wieder im olympischen Programm.

Die dortigen Gewichtheber- Konkurrenzen mussten aber ohne russische und bulgarische Gewichtheberinnen und Gewichtheber auskommen, nachdem dort massive Dopingvergehen nachgewiesen wurden. Dafür waren andere, ehemals des Dopings überführte Athleten wieder zugelassen. Diese präsentierten Leistungen, die teilweise noch besser waren als vor deren Doping-Sperren. Nicht nur ein Schelm, der Böses dabei denkt…

Die olympische Medaillen-Wertung im Gewichtheben 2016 gewann China mit sieben Medaillen (5 x Gold) vor Kasachstan mit fünf Medaillen (1 x Gold), Thailand mit vier Medaillen (2 x Gold) und Nordkorea mit vier Medaillen (2 x Gold).

Sopita Tanasan (Thailand) wurde Olympiasiegerin bis 48 Kilogramm, die Chinesin Meng Suping hingegen in der Gewichtsklasse über 75 Kilogramm. Bei den Herren wurde Long Qingquan (China) Bester bis 56 Kilogramm. Der Georgier Lasha Talakhadze konnte, wie erwartet, Olympia-Gold in der Klasse über 105 Kilogramm erringen.

Deutsche Olympia-Gewichtheber mit guten Plätzen

Aus deutscher Sicht belegten Sabine Kusterer (bis 58 Kilogramm), Nico Müller (bis 77 Kilogramm) sowie Jürgen Spieß (bis 105 Kilogramm) jeweils zehnte Ränge. In der Gewichtsklasse über 105 Kilogramm schafften Alexej Prochorow und Almir Velagic die Ränge sechzehn bzw. neun. 260 Gewichtheberinnen und Gewichtheber aus 94 Ländern waren in Rio am Start, 21 Nationen holten Medaillen, darunter neun Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen.

M-V und das (olympische) Gewichtheben

Aus M-V kamen schon einige national wie international erfolgreiche Gewichtheber, so unter anderem Helmut Losch. Helmut Losch, 1947 in Barth geboren und 1963 mit dem Gewichtheben in Stralsund beginnend, war bereits 1971 WM-Erster im Stoßen. Bei Olympia 1972 in München wurde er Vierter. Seinen größten Erfolg, 1972/73 auch Vize-Europameister, feierte er bei Olympia 1976 in Montreal: Losch holte dort Bronze! Jürgen Heuser, auch BSG Motor Stralsund, 1953 in Barth, wie Losch, geboren, feierte seinen größten Triumph in Moskau 1980. Dort erkämpfte er die olympische Silbermedaille. 1974 war er bereits WM-Dritter, 1975 WM-Vierter und 1978 gar Zweikampf-Weltmeister.

Andreas Behm – der fleißige Medaillen-Sammler

Vier Jahre später sorgte dann ein weiterer Stralsunder für viel internationale Furore: Der 1962 in der Weltkulturerbe-Stadt geborene Behm errang sowohl bei den EM als auch bei den WM anno 1982 die Silbermedaillen. Im Leichtgewicht gab es als “Zugabe” 1985/86 die europäischen Titel. Ein Jahr später, 1987, gewann Behm erneut die Vize-Weltmeisterschaft. Höhepunkt seiner sportlichen Karriere dürfte aber die Bronzemedaille bei Olympia 1992 sein ! Insgesamt erkämpfte Andreas Behm bei Olympia, WM und EM (Stoßen, Reißen und Zweikampf) 38 Medaillen. Robby Behm, dessen Sohn, setzt die „Ära Behm“ nun aktuell im Gewichtheben fort.

Erfolgreiche Gewichtheber ebenfalls aus Rostock und Schwerin

Doch nicht nur aus Stralsund kamen erfolgreiche Gewichtheber hierzulande: Der 1974 in Rostock geborene Mario Kalinke, für den TSV 1860 Stralsund startete, nahm 1996 bei den Olympischen Spielen an den olympischen Gewichtheber-Wettbewerben teil. Dort wurde er Neunter im Schwergewicht II. Auch zwei gebürtige Schweriner Gewichtheber – Jürgen Ciezki (Jahrgang 1952) und Marco Spanehl (Jahrgang 1967) – konnten bei WM und EM gute Platzierungen und/oder Edelmetall gewann. Zudem waren beide auch Olympia-Teilnehmer: Ciezki wurde 1976 in Montreal Fünfter im Schwergewicht und Marco Spanehl kam 1992 in Barcelona auf Rang dreizehn im Federgewicht. In Barcelona 1992 startete übrigens auch der gebürtige Stralsunder Udo Guse und wurde Siebenter im ersten Schwergewicht.

Doch auch in jüngster Vergangenheit gab es aus M-V-Sicht, speziell in Stralsund, viel (Masters-)WM-Freude im Gewichtheben: Die für den TSV 1860 Stralsund startenden Annett Damme, Harry Barth (beide früher TAV Brüel) und Ralf Klingschat bewiesen ihre Klasse oftmals bei den Masters-WM der letzten Jahre.

Im Gewichtheben bei den Frauen sorgten die Brüelerinnen Pamela Heye, unter anderem Deutsche Meisterin 1998 (Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm) und 1999 (Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm), Stefanie Jung, Heike Alm und Desiree Dräger ebenso wie die Rostockerin Swetlana Adam  in den 1990er Jahre für einige Erfolge und gute Platzierungen  auf regionaler und nationaler Ebene.

Mal schauen, was jedoch die deutschen Athletinnen und Athleten bei den WM in Anaheim 2017 reißen und stoßen können… Die Konkurrenz ist jedenfalls, warum auch immer, mega-stark.

Marko Michels

 

 

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