Ehepaar Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) ersegelte sich WM-Platz sechs

Sdot Yam/Israel – Das German Sailing Team segelt weiter auf goldener Erfolgswelle: Luise Wanser und Philipp Autenrieth sind Weltmeister in der neuen olympischen 470er-Mixed-Disziplin. In Israel katapultierten sich die Steuerfrau vom Norddeutschen Regatta Verein und ihr Vorschoter vom Bayerischen Yacht-Club nach herausragender Serie auf den höchsten Podestplatz. Sie agierten so stark, dass sie schon vor dem Medaillenrennen nicht mehr zu schlagen waren.

Dass die 25-jĂ€hrige Luise Wanser und der 32-jĂ€hrige Philipp Autenrieth im Finale noch einen Crash hinnehmen mussten, bei dem ein italienisches Team ihnen die Backbord-Heckecke „abrasierte“, tat der ĂŒberschĂ€umenden Freude keinen Abbruch mehr. Die WelttitelkĂ€mpfe mit 60 Teams aus 20 Nationen dominierte das norddeutsch-bayerische Duo in der Endabrechnung mit elf Punkten Vorsprung vor den spanischen Vizeweltmeistern Jordi Xammar und Nora Brugman. Bronze gewannen Camille Lecointre und JĂ©rĂ©mie Mion aus Frankreich.

Mit Schwester und Bruder durchgestartet, jetzt auf dem Gipfel

„Ich wollte immer Weltmeisterin werden. Rein segeltechnisch betrachtet, ist es mit Blick auf die große Flotte der 60 besten Teams der Welt die grĂ¶ĂŸte Leistung“, sagte Luise Wanser, die als erste deutsche Seglerin Mixed-Gold im olympischen Segelsport gewann. Wie Philipp Autenrieth mit seinem Bruder Julian, so war auch Luise Wanser einst mit ihrer Schwester Helena im 470er gestartet. FĂŒr den Vorschoter erfĂŒllte sich ebenfalls ein langgehegter Traum: „Ich bin 2009 mit meinem Bruder in der 470er umgestiegen. Unglaublich, dass wir jetzt 13 Jahre spĂ€ter den Titel feiern können.“

Team Wanser/Autenrieth beim GST Camp Mallorca 2022 | Foto: Felix Diemer

DSV-Coach Steve Lovegrove attestierte seinen SchĂŒtzlingen eine „fantastische Serie“. Der britische 470er-Mixed-Trainer sagte: „Die beiden haben vor einem Jahr begonnen. Alles bis hierhin war die Vorbereitung auf diesen Höhepunkt. Man kann so ein Ergebnis nicht erwarten, aber hart dafĂŒr arbeiten. Das wurde jetzt fĂŒrs ganze Team belohnt.“

Luise Wanser: „Das hier ist ein unheimlicher Teamerfolg“

Philipp Autenrieth dankte auch den anderen deutschen Crews der Segelnationalmannschaft: „Ohne sie, ohne das German Sailing Team und ohne unser sehr intensives Wintertraining in Lanzarote wĂ€ren wir nicht da hingekommen, wo wir jetzt stehen.“ Auch Luise Wanser weiß: „Das hier ist ein unheimlicher Teamerfolg. Wir hatten die ganze Saison das Privileg, immer mindestens zwei, drei deutsche Boote beisammenzuhaben. Wir mussten uns nicht nach internationalen Sparring-Partnern umsehen, konnten unser Ding machen.“

Nach dem WM-Triumph von iQFOiL-Weltmeister Sebastian Kördel (NRV) vor einer Woche wird das NRV Olympic Team ein zweites Mal seine GoldprĂ€mie von 50.000 Euro fĂŒr Weltmeistertitel oder Olympiasiege ausschĂŒtten. Luise Wanser dankte ihrem Verein und sagte: „Es hat mich enorm motiviert, dass Sebastian am vergangenen Woche Weltmeister geworden ist. Er ist der Freund meiner Schwester und ich habe mir gedacht: Wenn er das schaffen kann, dann können wir das auch.“

Philipp Autenrieth: „Die Pumpbedingungen haben enorme Kraft gekostet“

Trotz großem Vorsprung am Ende war die WM fĂŒr Wanser/Autenrieth alles andere als ein Spaziergang. Philipp Autenrieth erklĂ€rt: „Es war schon sehr, sehr anspruchsvoll. Die ganze Zeit herrschten Pumpbedingungen, die extrem viel Kraft gekostet haben. Wir haben alles gegeben und es lief gut zusammen.“ Luise Wanser stimmt ein: „Es war nicht leicht, vor allem nicht fĂŒr die Vorschoter. Wir sind taktisch und strategisch sehr gut gesegelt. Unser Sieg zeigt, dass es sich gelohnt hat, im vergangenen Jahr direkt durchzustarten. Auch, wenn ich mein Studium noch zu Ende bringen musste und Philipp mich in der Zeit sehr entlastet hat.“

FĂŒr die 470er-Klasse ist es das erste WM-Gold seit dem Sieg von Ines Bohn und Sabine Rohatzsch 1994. Bei den 470er-MĂ€nnern war zuletzt Ausnahmesegler Wolfgang Hunger 1991 mit Rolf Schmidt zu seinem zweiten WM-Sieg gesegelt. Im 470er-Mixed wird die Klassengeschichte nun neu geschrieben.

Simon Diesch: „Wir haben uns als Team intensiver und akribischer auf die WM vorbereitet als die anderen Nationen“

Das enorme Leistungsvermögen der 470er-Mixed-Crews im Deutschen Segler-Verband unterstrichen Simon Diesch und Anna Markfort (WĂŒrttembergischer Yacht-Club/Joersfelder Segel-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) mit Platz fĂŒnf. Simon Diesch sagte: „Die Vorzeichen standen schon vor der WM auf positiv. Ich glaube, wir haben uns als Team intensiver und akribischer auf die WM vorbereitet als alle anderen Nationen. Luise und Philipp haben den WM-Titel mit ihrer Dominanz in dieser Woche hochverdient.“

Mit Blick auf Olympia 2024 und die anstehende nationale Ausscheidung um nur einen Olympiastartplatz im 470er-Mixed sagte Diesch: „Das wird sicher eine spannende, beinharte Quali. Aber dafĂŒr betreiben wir Leistungssport. Wer sich da durchsetzen wird, dĂŒrfte ein hoher Medaillenkandidat fĂŒr die Spiele sein.“ Zu diesen Kandidaten zĂ€hlen auch Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein). Das segelnde Ehepaar erkĂ€mpfte mit Rang zwei im Medaillenfinale noch WM-Platz sechs.

Team Winkel/Winkel beim GST Camp Mallorca 2022 | Foto: Felix Diemer

Nadine Stegenwalner: „Der Hammer, was Luise und Philipp geleistet haben“

DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte: „Es ist der Hammer, was Luise und Philipp geleistet haben! Wir gratulieren sehr, sehr herzlich. Wir haben Weltmeister, drei Boote im Medaillenrennen, insgesamt vier in den Top 15. Die herausragende Gesamtleistung zeigt, wie gut gearbeitet wurde. Das gilt fĂŒr das Gesamtpaket von Seglerinnen und Seglern, Trainern, Vereinen und allen UnterstĂŒtzern.“ Das German Sailing Team gewann auch die WM-Nationenwertung vor Frankreich.

Weiter sagte Nadine Stegenwalner: „Wir haben bei Olympia 2024 fĂŒnf neue olympische Disziplinen im Einsatz. Das sind 50 Prozent aller olympischen Segeldisziplinen. Die Umstellungen haben enorme Herausforderungen mit sich gebracht. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass wir auf sehr gutem Kurs sind. Sie bestĂ€tigen das große Engagement der Athleten und sind eine ideale Motivation fĂŒr das gesamte Team.“

Quelle: PM Deutscher Segler-Verband e.V.

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