Andrea Bickel vom FSV 02 Schwerin ĂŒber die Entwicklung des FrauenfuĂballs in M-V und speziell in der Landeshauptstadt
Frau Bickel, Wie lĂ€uft es fĂŒr die FSV-Frauen zurzeit in der Verbandsliga? Welche Ziele hat das Team fĂŒr die Saison 2018/19?
Andrea Bickel: Die FSV-Frauen sind mit einem Sieg in die Saison gestartet. Das Auftaktspiel fand gegen die HSG WarnemĂŒnde statt, die im dritten Jahr der Liga-Zugehörigkeit das erste Mal auf GroĂfeld spielte und nicht wie sonst auf verkĂŒrztem GroĂfeld. Die Verbandsliga spielt ja im Norweger-Modell. Die Liga ist trotz der Ăffnung fĂŒr das verkĂŒrzte GroĂfeld in den letzten Jahren geschrumpft. Nach der letzten Saison strichen der FC Anker Wismar und der Greifswalder FC die Segel und spielen nun auf Halbfeld in den entsprechenden Kreisligen.
Wir sind nun bei 6 teilnehmenden Teams geblieben, da sowohl der Rostocker FC als auch der 1. FC Neubrandenburg 04 aus der Regionalliga abgestiegen sind. Somit ist die Zielstellung auch fĂŒr Verantwortliche und Trainer schwer zu umreiĂen. Sowohl der RFC als auch Neubrandenburg werden wieder aufsteigen wollen. Unser immer noch sehr junges Team kann da gegebenenfalls ZĂŒnglein an der Waage sein. Ziel der Arbeit ist es erst einmal sich mannschaftlich und spielerisch zu stabilisieren und weiter zu verbessern. Auch taktisch gibt es noch einiges zu lernen.
Wie steht es um den Zuspruch zum FSV 02 Schwerin? Sind auch genĂŒgend junge Sport-Talente darunter?
Andrea Bickel: Gute Frage. Es ist nicht so, dass man sich als Verein darauf verlassen kann, dass einem fertige Spielerinnen im Alter von 18 bis 30 Jahren einfach zulaufen. Schwerin ist jetzt nicht in dem Sinne Studentenstadt. Wir setzen daher schon seit unserer GrĂŒndung im Jahr 2002 auf die eigene Nachwuchsarbeit. Das funktioniert so ganz gut. In den Jungsvereinen des Umlandes spielen auch einige MĂ€dchen. Dort versuchen wir schon frĂŒh, ĂŒber Zweitspielrechte fĂŒr die MĂ€dchen-MaĂnahmen im Land, den Kontakt herzustellen und zu pflegen. Wenn es dann bei den Jungs nicht mehr passt, dann sind wir hoffentlich erste Anlaufstelle fĂŒr diese MĂ€del. Und ja, es gibt auch einige sehr gute Nachwuchsspielerinnen, die auch den entsprechenden Ehrgeiz mitbringen, sich stetig zu verbessern.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des FrauenfuĂballs in M-V und in Schwerin?
Andrea Bickel: Eingangs hatte ich schon gesagt, dass es mit der höchsten Spielklasse, der Verbandsliga, nicht so rosig aussieht. Die drei Kreisligen im Land auf Halbfeld haben da mehr Zulauf. Die meisten wollen dort aber tatsĂ€chlich âJust for Funâ spielen und streben nicht an, sich zur Verbandsliga zu melden. Das hat oft auch gute GrĂŒnde, wie Altersstruktur, Familie und Kinder und ist daher auch nicht zu verurteilen.
In Schwerin sind wir der einzige Verein, der ein Frauen-Team und reine MĂ€dchen-Teams hat. Daher kann ich auch nur fĂŒr diesen Verein sprechen. Und da mĂŒssen wir feststellen, dass unsere zahlenmĂ€Ăig stĂ€rksten MĂ€dchen-JahrgĂ€nge momentan die B/C-MĂ€dchen sind. In allen Altersklassen darunter bemĂŒhen wir uns auf vielen Wegen noch neue MĂ€dchen zu gewinnen. Da könnte es besser sein.
Also fĂŒr alle interessierten MĂ€dchen – kommt dienstags oder donnerstags ab 17:00 Uhr auf die  Paulshöhe am Faulen See und probiert euch aus. Die GeschĂ€ftsstelle ist folgendermaĂen zu erreichen: Andrea Bickel – Telefon: 03860/5011213 (dienstlich), Mail: info@fsv02schwerin.de.
In einigen LĂ€ndern, darunter USA, Norwegen, Schweden oder England, gehört Frauen-FuĂball zum Schulsport. Wie sieht es da in M-V aus?
Andrea Bickel: FuĂball gehört nicht zu den zensierten Teilbereichen im Schulsport. Sicher wird es hĂ€ufiger einmal im Unterricht gespielt und auch auf dem Schulhof freiwillig praktiziert. Ich denke, die MĂ€dchen werden an der Stelle dann oft von den Jungs ausgegrenzt und kommen nicht wirklich zum Zuge.
Wir haben versucht, in mehreren Schulen ein Schnuppertraining nur fĂŒr MĂ€dchen wĂ€hrend des Schulsports anzubieten, da wir personell regelmĂ€Ăige wöchentliche Aktionen wie âSchule und Vereinâ nicht besetzen können. In diesem âgeschĂŒtztenâ Raum, fanden viele MĂ€dchen dann doch FuĂball einfach toll. Aber sie mĂŒssen dann ihre Eltern ĂŒberzeugen, auch den Weg in den Verein zu finden. Und das scheint schwierig zu sein. Pro Jahr bekommen wir ĂŒber das Schnuppertraining nicht mehr als 3 MĂ€dchen aktiv in den Verein. Da wĂ€re ein kleiner Hype, der von der Nationalelf ausgeht, nicht schlecht als Argument.
2019 findet in in Frankreich die Frauen-FuĂball-WM statt. Wer ist Ihr Favorit?
Die WM ist irgendwie gedanklich aber noch weit weg. Wir werden sicher als Verein ĂŒberlegen, wann wir zusammen Spiele gucken können. Die WM findet ja noch in den letzten Schulwochen vor den Sommerferien 2019 statt. Da kann man auch fĂŒr das Vereinsleben etwas daraus machen. NatĂŒrlich drĂŒcke ich den deutschen Frauen die Daumen und werde mit fiebern, aber Favorit sind sie derzeit fĂŒr mich nicht. USA, Japan, Frankreich,…
FĂŒr Sie persönlich… Was ist das Faszinierende am Frauen-FuĂballsport?
Andrea Bickel: Wie in den Mannschaftssportarten generell – der Teamgeist. Dann das Wunder, wie viele, komplett unterschiedlich tickende Menschen, diese eine Schnittmenge âFuĂballâ zusammenfĂŒhrt. Dazu ist es eine Freiluftsportart mit Tempo und Emotionen.
Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement fĂŒr den Frauen-FuĂballsport!
M.Michels