Ăber Bergsteigen und Sportklettern – Im GesprĂ€ch mit Dr. Olaf Tabor vom Deutschen Alpen-Verein
Jetzt gehört der „Olymp“ auch schon den Kraxlern… Denn bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo steht das „Sportklettern“ (Climbing) erstmals auf dem Programm. Zwar liegt es nahe, dass es in Mecklenburg-Vorpommern eher wenige ambitionierte Kletterer und Bergsteiger gibt. Dennoch bestĂ€tigen bekanntermaĂen Ausnahmen die Regel. Bspw. durch den Mecklenburger Bergsteiger-Club Schwerin oder die Abteilung Klettern des SV Turbine Neubrandenburg.
Wie aber das bisherige Kletter-Jahr fĂŒr den Deutschen Alpen-Verein verlief, verriet DAV-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Olaf Tabor im GesprĂ€ch
Interview
„Berge sind der Inbegriff von Ruhe und BestĂ€ndigkeit…“
Frage: Um den „Gipfel“ des Jahres 2018 zu erklimmen, bleibt noch dreieinhalb Monate Zeit. Was waren die bisherigen Höhepunkte aus Sicht des DAV ?
Dr. Olaf Tabor: Mit dem Jahr 2018 sind wir auf halber Strecke in Richtung Olympia: Vor zwei Jahren hat das IOC seine Entscheidung fĂŒr den Klettersport als olympische Disziplin in Tokyo bekannt gegeben – und jetzt sind es noch zwei Jahre. In der Zwischenzeit hat sich beim Wettkampf-Klettern insgesamt viel getan, und auch beim DAV als zustĂ€ndigem Spitzenverband in Deutschland ist das so.
Das Ergebnis des Jahres kann sich sehen lassen: Gerade erst hat der DAV-Athlet Jan Hojer bei der WM in Innsbruck die Bronzemedaille in der Disziplin âOlympic Combinedâ geholt â also in der Disziplin, die in Tokyo zur Austragung kommen wird.
Frage: Welche sportlichen WettkÀmpfe oder AktivitÀten standen bislang auf dem Programm?
Dr. Olaf Tabor: Einmal sind da die zahlreichen regionalen Meisterschaften und WettkĂ€mpfe auf Bundesland-Ebene, die als Qualifikationen fĂŒr die Deutschen Meisterschaften laufen. DafĂŒr sind die LandesverbĂ€nde des DAV zustĂ€ndig. …Eine riesige Herausforderung ĂŒbrigens, denn die Basis der Wettkampf-Athletinnen und âAthleten ist sehr breit, da sind insgesamt einige tausend junge Menschen am Start. Wir vom Bundesverband sind fĂŒr die nationalen Wettbewerbe zustĂ€ndig, die wir in den vier Disziplinen Lead, Speed, Bouldern und Olympic Combined austragen.
Letzteres in diesem Jahr zum ersten Mal, und das war ein groĂer Erfolg! Und schlieĂlich veranstalten wir seit vielen Jahren noch ein Highlight des internationalen Wettkampfkletterns: das Finale des Boulder-Weltcups im MĂŒnchner Olympiastadion. Wie immer war die AtmosphĂ€re groĂartig.
Frage: Seit wann gibt es den DAV eigentlich? Wie viele Mitglieder hat dieser? Und: Wie ist der Zuspruch der jungen Kletter-Talente deutschlandweit?
Dr. Olaf Tabor: Der DAV feiert im nĂ€chsten Jahr ein groĂes JubilĂ€um, er wird 150 Jahre alt. Aus 36 Herren, die die âSection MĂŒnchen eines deutschen Alpenvereinsâ am 9. Mai 1869 in einem Lokal nahe des MĂŒnchner Marienplatzes grĂŒndeten, sind mittlerweile eineinviertel Millionen Menschen geworden. In der Landschaft der SportverbĂ€nde in Deutschland stehen wir ziemlich alleine da, denn wir haben seit vielen Jahren ein stabiles Wachstum zwischen drei und fĂŒnf Prozent. In der Summe heiĂt das, dass wir uns seit der Jahrtausendwende verdoppelt haben. Der Zuspruch bei den Kletterinnen und Kletterern sieht genauso aus: Wir bieten der Kletterszene nicht nur Kletteranlagen bis in sehr lĂ€ndliche Regionen hinein, sondern setzen uns auf vielen Ebenen fĂŒr den Klettersport ein, sowohl im Spitzensport als auch in der Breite.
Frage: M-V fehlen zwar die Alpen. Dennoch haben auch wir ambitionierte Kletterinnen und Kletterer. Wie beurteilen Sie die AktivitÀten hierzulande?
Dr. Olaf Tabor: TatsĂ€chlich gibt es in Mecklenburg-Vorpommern einige Kletteranlagen, zum Beispiel in Schwerin, Tessin oder Rostock. Und es gibt in Mecklenburg-Vorpommern mit Rostock und dem Mecklenburgischen Bergsteigerclub zwei sehr agile DAV-Sektionen. Das Mitgliederwachstum dort wie in den ostdeutschen Sektionen insgesamt ist ĂŒbrigens ĂŒberdurchschnittlich groĂ, und daran sieht man auch das Potenzial: Der Klettersport kommt auch in Mecklenburg-Vorpommern an und wĂ€chst. Vielleicht stammt eine der nĂ€chsten Deutschen Meisterinnen im Klettern von der Ostsee?!
Frage: 2020 wird das Sportklettern erstmals olympisch sein. Wie beurteilen Sie die Aufnahme in das olympische Programm?
Dr. Olaf Tabor: Olympia ist fĂŒr jede Sportart eine ganz groĂe Chance. Als zustĂ€ndiger Spitzenverband fĂŒr den Klettersport wĂŒrden wir fahrlĂ€ssig und verantwortungslos gegenĂŒber den Sportlerinnen und Sportlern handeln, wenn wir diese Chance nicht nutzen wĂŒrden. Das tun wird deshalb sehr intensiv. Und tatsĂ€chlich bewegt sich auch viel in eine sehr positive Richtung: Die neue Disziplin âOlympic Combinedâ kommt bei Athleten wie Zuschauern gut an und der Klettersport erfĂ€hrt viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit. In der Konsequenz sind mehr Mittel da, um den Klettersport zu entwickeln.
Letzte Frage: Was ist fĂŒr Sie persönlich das Faszinierende am Bergsteigen und am Klettern?
Dr. Olaf Tabor: Ich bin am FuĂ einer groĂen Bergkette aufgewachsen, in El Paso unter den Rocky Mountains in den USA. Seitdem habe ich immer die NĂ€he von Bergen gesucht. Berge sind als Bild in meinem Kopf der Inbegriff von Ruhe und BestĂ€ndigkeit, so unruhig es in den Bergen auch sein kann. Sie sind schon lĂ€nger da als wir und werden auch lĂ€nger bleiben.
Deshalb haben sie â so wie fĂŒr andere der Ozean â eine besondere Faszination fĂŒr viele Menschen, nicht nur fĂŒr mich. Der Klettersport fasziniert mich, weil er zu den Bergen gehört, und weil er dank Kletteranlagen gleichzeitig ĂŒberall ausgeĂŒbt werden kann bzw. so die Berge in die StĂ€dte und aufs flache Land bringt.
Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement fĂŒr das Klettern und maximale Erfolge dabei!
RĂŒckblick: Die Weltmeisterschaften im Sportklettern 2018
Vom 6 bis 16. September fanden die diesjĂ€hrigen Weltmeisterschaften im Climbing in Innsbruck statt. Auf dem Programm standen acht Entscheidungen, je vier bei den Frauen und MĂ€nnern. zu den Disziplinen gehören „Schwierigkeitsklettern“, „Speedklettern“, „Bouldern“ und „Kombination“. Am erfolgreichsten war Ăsterreich mit dreimal Gold und einmal Bronze. Je zwei Titel schaffte Slowenien. Die restlichen drei Titel teilten sich Japan, Polen und der Iran. Auch die Sportkletterinnen und Sportkletterer aus SĂŒdkorea, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Russland und Serbien errangen Medaillen. FĂŒr die deutschen Sportkletterer gab es zwei Bronzemedaillen durch Alexander Megos im Schwierigkeitsklettern und durch Jan Hoyer in der Kombination.
In der Kombination werden in Tokyo 2020 dann olympische Medaillen vergeben. Bei den WM 2018 in Innsbruck setzte sich dort bei den Frauen Janja Garnbret aus Slowenien vor Sol Sa aus SĂŒdkorea und Jessica Pilz aus Ăsterreich. In der Kombination der Herren jubelte Jakob Schubert aus Ăsterreich vor Adam Ondra aus Tschechien und Jan Hoyer aus Deutschland.
Die Titel im Schwierigkeitsklettern holten Jessica Pilz (Ăsterreich) bei den Frauen bzw. Jakob Schubert (Ăsterreich) bei den Herren, im Speedklettern Aleksandra Rudzinska (Polen) bei den Frauen bzw. Reza Alipourshenazandifar (Iran) bei den Herren und im Bouldern Janja Garnbret (Slowenien) bei den Frauen bzw. Kai Harada (Japan) bei den Herren.
Ăbrigens: Der olympische Bergsteigerpreis Prix olympique dâalpinisme wurden bei den Spielen 1924 in Paris, 1932 in Los Angeles und 1936 in Berlin vergeben. Aus deutscher Sicht erhielten diesen Preis die BrĂŒder Toni und Franz Schmid fĂŒr die Erstbesteigung der Nordwand des Matterhorns im Jahr 1931 im Rahmen der Spiele 1932 zugesprochen.
Text und Interview: M. Michels
Sportkletterin Hannah Meul bei den Youth Olympic Games 2018 in Buenos Aires dabei
Wie der Deutsche Alpen-Verein (DAV) informierte, startet im Oktober 2018 Hannah Meul als einzige deutsche Athletin bei den Youth Olympic Games in Buenos Aires erstmals unter den olympischen Ringen. Eine besondere Erfahrung fĂŒr die 17-jĂ€hrige SchĂŒlerin aus Frechen, deren Reise nach Argentinien mit ihrer Qualifikation bei der Jugend-WM in Innsbruck 2017 begonnen hat. Seitdem bereitet sie sich konsequent auf ihr persönliches Highlight im Wettkampfkalender 2018 vor. Ihre Erfolge 2017/18 sprechen fĂŒr sich:
2017
2.Platz bei der Jugend-EM im Combined in Saint-Etienne
1. Platz bei der DM Lead in Hilden
1. Platz beim EYC Bouldern in Sofia
5. Platz bei der WM Jugend A Bouldern in Innsbruck
12. Platz beim Boulder-Weltcup in Meiringen
Deutsche Jugendmeisterin Jugend A
2018:
3.Platz beim EYC Bouldern in Sofia
2. Platz beim EYC Lead in Uster
2. Platz beim EYC Bouldern in Soure
10. Platz beim Boulder-Weltcup in Vail.
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