„Wollen wieder um Edelmetall mitfahren…“

Oliver Kraus, „Pressemann“ der deutschen Snowboarderinnen und Snowboarder, ĂŒber die 2017er WM in Spanien und das Snowboarden in Deutschland

Der Countdown zu den Snowboard- und Ski-Freestyle-WelttitelkÀmpfen 2017 lÀuft.

Wie schon 2015 in Kraichgau gibt es auch 2017 gemeinsame Weltmeisterschaften der Ski-Freestyler mit den Snowboardern in der Sierra Nevada (7.MĂ€rz bis 19.MĂ€rz).

Zwischen Ski-Freestyle und Snowboarden

Seit 1986 in Tignes gibt es WM im Skisport-Freestyle und seit 21 Jahren dĂŒrfen auch die Snowboarderinnen bzw. Snowboarder weltmeisterlich ran: 1996 war Lienz der erste WM-Austragungsort in puncto Snowboard der FIS (Anmerkung: Zwischen 1993 und 1999 gab es auch vier WM der ISF.).

Bis zu den FIS-WM 2015 in Kreischberg konnten Frankreich (46 Medaillen, darunter 18 x Gold), Österreich (44 Medaillen, darunter 11 x Gold), die USA (40 Medaillen, darunter 13 x Gold) und die Schweiz (32 Medaillen, darunter 13 x Gold) die meisten Medaillen erringen.

Weltmeisterliche Snowboard-Bilanz fĂŒr Schwarz-Rot-Gold

Die deutsche Bilanz mit dem weltmeisterlichen Snowboard (FIS-WM) lautet 4 x Gold, 4 x Silber, 7 x Bronze. Die deutschen Weltmeister-Titel erkÀmpften 1997 Heidi Renoth (Parallel-Slalom), 2013 Isabella Laböck (Parallel-Riesen-Slalom), 1997 Bernd Kroschewski (Parallel-Slalom) und 1999 Markus Ebner (Parallel-Riesen-Slalom).

Seit fast 20 Jahren olympisch

Seit 1998 ist Snowboarden im Programm der Olympischen Winterspiele. Deutsche Snowboarderinnen erkĂ€mpften dabei insgesamt fĂŒnf Medaillen unter den fĂŒnf olympischen Ringen, so Nicola Thost Gold in der Halfpipe 1998 in Nagano, Heidi Renoth Silber im Parallel-Riesenslalom 1998 in Nagano, Amelie Kober Silber ebenfalls im Parallel-Riesenslalom 2006 in Turin, Anke Karsten Silber im Parallel-Slalom 2014 in Sotschi und Amelie Kober Bronze außerdem im Parallel-Slalom 2014 in Sotschi.

Amerikanerinnen und Amerikaner mit bester WM-Bilanz

Die US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner waren jedoch mit dem Snowboard unter den fĂŒnf olympischen Ringen bislang am besten und erkĂ€mpften zwischen 1998 in Nagano und 2014 in Sotschi 24 Medaillen, darunter 10 x Gold. Die einzige Snowboarderin mit drei Medaillen bei Olympischen Winterspielen ist die US-Amerikanerin Kelly Clark (1 x Gold, 2 x Bronze). Bei den Herren Snowboardern sind der Schweizer Philipp Schoch, der Russe Vic Wild und die beiden US-Amerikaner Shaun White bzw. Seth Wescott mit jeweils 2 x Gold die Erfolgreichsten.

Blick auf das aktuelle Weltcup-Geschehen im Snowboarden

In der laufenden Weltcup-Saison 2016/17 im Snowboarden wurden einige Weltcups schon vergeben. Der Halfpipe-Weltcup ging bei den Frauen an Chloe Kim (USA) und bei den Herren an Scotty James (Australien).  Im Freestyle-Gesamtweltcup der Frauen fĂŒhrt klar die Österreicherin Anna Gasser. Und in der Disziplin „Big Air“ erkĂ€mpften ebenfalls Anna Gasser (Frauen) und Mark McMorris (Kanada), der auch aktuell den Freestyle-Gesamtweltcup im Herren-Bereich anfĂŒhrt, die dortigen Weltcups.

Ansonsten sind momentan in den Wertungen „Parallel-Weltcup“ Aljona Sawarsina (Russland, Frauen) bzw. Radoslaw Jankow (Bulgarien, Herren), „Slopestyle“ Jamie Anderson (USA, Frauen) bzw. Redmond Gerard (USA, Herren) und „Snowboardcross“ Belle Brockhoff (Australien, Frauen) bzw. Alessandro HĂ€mmerle (Österreich, Herren) vorn.

Wie beurteilt nun Oliver Kraus, „Pressemann“ der deutschen Snowboarderinnen und Snowboarder, die WM-Chancen der deutschen Asse?!

MM fragte nach

O.Kraus ĂŒber die 2017er WM in Spanien, die deutsche Snowboard-Asse vor Ort, die WM-Chancen des deutschen Teams, den Snowboard-Nachwuchs in Deutschland und ĂŒber die Skihalle Wittenburg als TrainingsstĂ€tte

„Wollen wieder um Edelmetall mitfahren…“

Frage: Die WM in der Sierra Nevada „rufen“… Welche Snowboarderinnen und Snowboarder werden Schwarz-Rot-Gold dort vertreten? Ist die deutsche „Vorzeige-Snowboarderin“ Isabella Laböck auch dabei?

Oliver Kraus: Bella ist nicht Teil des Kaders, der fĂŒr die WM in Spanien nominiert worden ist. Allerdings haben wir ein 18-köpfiges Aufgebot vor Ort, das in allen Disziplinen Snowboard Germany vertreten wird.

So starten fĂŒr das deutsche Team Selina Jörg, Cheyenne Loch, Ramona Hofmeister, Carolin Langenhorst, Patrick Bussler, Alexander Bergmann, Stefan Baumeister und Christian Hupfauer (alle Parallel-Disziplinen), Silvia MittermĂŒller, Nadja Flemming, Leilani Ettel, AndrĂ© Höflich und Maximilian Preissinger (alle Freestyle), Hanna Ihedioha, Paul Berg, Martin Nörl, Sebastian Pietrzykowski und Leon Beckhaus (alle Snowboardcross).

Insgesamt sind das acht Racer und je fĂŒnf Boardercross-Spezialisten sowie Freestyle Asse.

Frage: Was sind die Minimalziele fĂŒr die WM?

Oliver Kraus: Nachdem wir vor zwei Jahren leer ausgegangen sind, wollen wir dieses Jahr wieder um Edelmetall mitfahren. Es gibt allerdings keine numerische Vorgabe. DarĂŒber hinaus bekommen auch ein paar Nachwuchs-Asse – auch mit Blick auf 2018 – die Chance, sich bei einem solchen Großereignis zu beweisen und Erfahrungen zu sammeln.

Frage: Wer dĂŒrften die Hauptkonkurrenten um die Medaillen sein?

Oliver Kraus: Schwierig zu sagen, die Leistungsdichte ist doch sehr hoch. Bei den Racern sind es sicher die Snowboarder aus Österreich, im Freestyle-Snowboarden geben die US-Amerikaner, Kanadier bzw. Skandinavier noch den Ton an. Im Boardercross kann alles passieren.

Frage: Wie ist es eigentlich um den Snowboard-Nachwuchs in Deutschland bestellt?

Oliver Kraus: Sehr gut. Das zeigt nicht nur, dass wir beim ersten von drei Teilen der diesjĂ€hrigen Junioren-WM drei Mal Silber im Boardercross (Einzel wie Team) abgerĂ€umt haben. Auch die mĂ€nnlichen Racer sind mit Top-10-Platzierungen bei der JWM auf einem guten Weg. Bei der WM der Großen jetzt in Spanien sind insgesamt zehn der 18 Teilnehmer zum ersten Mal dabei, von denen nur einer ĂŒber 20-Jahre alt ist.

Der Nachwuchs wird seit Jahren StĂŒck fĂŒr StĂŒck an die internationale Elite herangefĂŒhrt. Und das sehr erfolgreich… Bestes Beispiel sind Ramona Hofmeister, die Juniorenweltmeisterin von 2016 sowie Teamkollegin Carolin Langenhorst, die in dieser Saison im Weltcup aufs Podest gefahren sind.

Aber auch André Höflich ist mit seinen 19 Jahren mittlerweile fester Bestandteil im Halfpipe-Weltcup und bereit, den nÀchsten Schritt zu machen.

Letzte Frage: Die deutschen Snowboarderinnen und Snowboarder trainieren ja „ab und zu“ auch in der mecklenburgischen Skihalle in Wittenburg… Wann gab es dort das letzte Training? Wann ist das Team wieder einmal dort?

Oliver Kraus: Das letzte Training war vorletztes Jahr. FĂŒr das nĂ€chste Mal gibt es keinen fixen Termin, aber das Indoor-Training in Wittenburg ist eine hervorragende Alternative zu den Gletschern im Herbst, vor allem, wenn sich die Schnee-Situation weiter negativ entwickelt.

Das Training im KĂŒhlschrank mag nicht jedermanns Sache sein, aber es ist fĂŒr Snowboard Germany gut: die Piste ist eisig und anspruchsvoll, der Service und die VerhĂ€ltnisse vor Ort immer topp. Am Ende entscheidet die Machbarkeit im Terminkalender.

Vielen Dank, dann grosses Daumen drĂŒcken bzw. maximale Erfolge bei den WM in Spanien und weiterhin bestes Engagement mit dem Snowboard!

Marko Michels

Update (M.M., 20.MĂ€rz 2017): Ein Kurz-ResĂŒmee… Die erfolgreichsten Nationen der 2017er WM im Snowboarden und im Ski-Freestyle waren die USA und Frankreich mit jeweils 13 Medaillen, wobei die USA sechs bzw. Frankreich vier Titel errangen.

Die besten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen im Ski-Freestyle aus Japan (Ikuma Horishima, 2 x Gold) bei den Herren sowie aus Frankreich (Perrine Laffont, 1 x Gold, 1 x Silber) bei den Frauen bzw. im Snowboarden aus Österreich (Andreas Prommegger, 2 x Gold) bei den Herren und aus Frankreich (Chloe Trespeuch, 1 x Gold, 1 x Silber) bzw. aus Tschechien (Ester Ledecka, 1 x Gold, 1 x Silber) bei den Frauen.

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