Große Premiere für Tischtennis-Ass Lilly Parlow
15-jähriges Nachwuchstalent vom 1. TTC Greifswald schlägt erstmals bei Deutschen Meisterschaften auf
Die TT-Finals in der Erfurter Messe waren einmal mehr ein Mega Event für die deutsche Tischtennisgemeinschaft. Mittendrin das Greifswalder Nachwuchsass Lilly Parlow. Genauer gesagt schlug die 15-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend 15 auf, die im Rahmen von Europas größtem Tischtennis-Fest ausgetragen wurden. Wie man sich da fühlt, das kann man kaum nachempfinden. Denn bei Parlow kommt noch hinzu, dass es für sie die erste DM-Teilnahme ihrer noch jungen Karriere war. Außerdem befand sie sich damit im Kreise der 51 besten Spielerinnen Deutschlands – darunter Tischtennisgrößen wie Koharu Itagaki (TSV Dachau) und Josephina Neumann (ttc berlin eastside). Für Lilly Parlow war stand dennoch schnell fest, dass sie nicht nur dabei sein, sondern von Beginn an ihr ganzes Können zeigen wolle.
Die Selbstsicherheit, vielleicht auch Unbekümmertheit der 15-Jährigen erklärt Heimtrainer Karl Lüskow damit, dass es eigentlich keine Angstgegnerinnen gäbe. „Lilly hat ja zum ersten Mal überhaupt die Qualifikation geschafft, sodass viele der Gegnerinnen gänzlich unbekannt waren.“ Außerdem hatten sich sowohl das Trainerteam als auch Lilly selbst im Vorfeld mit den Gegnerinnen der Vorrunde beschäftigt – Dank Youtube. „Wir gingen somit nicht ganz unwissend ins Turnier“, weiß Lüskow und fügt anerkennend hinzu: „Lilly ist für ihr Alter bereits erstaunlich selbstständig in der Turniervorbereitung.“
Gleichwohl hält der ehemalige Landesjugendwart den schweren Stand der Spieler und Spielerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern im nationalen Vergleich fest. Aufgrund fehlender leistungssportlicher Strukturen im Landesverband seien diese immer in der Außenseiterrolle und damit jeder Satzgewinn bereits ein Erfolg.
Achtungserfolge im Doppel und im Mixed | Nervenkitzel im Mädcheneinzel
Entsprechend begeistert zeigte sich Lüskow über den Achtungserfolg seiner Spielerin im Doppel und im Mixed, wo ihr jeweils direkt der Einzug in Runde zwei gelang. Zusammen mit der Berlinerin Nika Matsour hatte sie gegen das hochgesetzte Doppel Amelie Guzi Jia/Kira Aeberhardt (Hessen) dann aber keine Chance. Die Begegnung ging mit 0:3 verloren. Deutlich Knapper ging das Mixed an der Seite von Ole Nagel (Hamburg) zu Ende. Mit einer 2:3-Niederlage gegen ein bayerisches Duo verpasste Lilly den Einzug in die Runde der besten 16 nur knapp.
Ihren großen Auftritt hatte sie aber in der Gruppenphase des Mädcheneinzels. Immerhin musste sie gleich in ihrem ersten Spiel gegen die spätere Deutsche Vizemeisterin Eva Xintian Gao ran. „Lilly war von Beginn an gleich voll da, zeigte kaum Nervosität und konnte phasenweise ihre deutlich stärkere Gegnerin mit mutigem Offensivspiel und schnittreichen Aufschlägen immer wieder ärgern. Das hat mich wirklich beeindruckt“, erzählt Karl Lüskow. Zwar ging das Match mit 0:3 verloren wie auch das zweite Spiel gegen Malea Krüger vom LGG Ganderkesee, einen besonderen Einzel-Moment gab es für Lilly dann aber noch einmal in ihrer dritten Begegnung. Es war das Spiel auf das sie hingearbeitet habe. Ihr gegenüber: Sarah Wang von der TSG Kaiserslautern. Nach einem packende Match und fünf Sätzen Nervenkitzel machte die junge Greifswalderin ihre ersten Deutschen Meisterschaften schließlich mit einem Sieg perfekt.
Nach dem Spiel strahlte Parlow über beide Ohren. „Jetzt bin ich total motiviert – ich will unbedingt nochmal zu den Deutschen, auch wenn das echt schwer wird!“, sagte sie in Richtung ihres Coaches.
In der nächsten Saison werden kleinere Brötchen gebacken
In der nächsten Saison wird die Schülerin, die aktuell einen TTR-Wert von 1591 hat, erstmalig in der Altersklasse Mädchen 19 an den Start gehen. Dort werde sie als 15-Jährige auf teils deutlich erfahrenere Spielerinnen treffen, weiß Lüskow: „Daher werden erst einmal wieder kleinere Brötchen gebacken werden müssen. Trotzdem hat Lilly auch in der Vergangenheit schon gezeigt, dass sie mit der Spitze unseres Bundeslandes auch in dieser Altersklasse mithalten kann.“ Ob es dann für vordere Platzierungen reiche – im Dezember stehen die Landesmeisterschaften auf dem Programm, hänge dann von Form und Spielglück ab.

Was die sportliche Zukunft der Kaderathletin zeigen wird, sei laut dem 35-Jährigen immer auch eine Frage der zur Verfügung stehenden finanziellen Zuwendungen. „Der Tischtennisverband Mecklenburg-Vorpommern hat leider kaum leistungssportliche Strukturen, sodass auch Fördermöglichkeiten kaum über ein Minimum hinausgehen. Für die Deutschen Meisterschaften wurden immerhin Startgelder, Unterkunft, Fahrtkosten und Verpflegung für Lilly und mich als Trainer bezahlt“, erzählt er. Dazu kommen dann noch Kosten für Vorbereitungslehrgänge, Schläger und Beläge sowie für Fahrten zu Trainings oder Vorbereitungswettkämpfe. Diese tragen bislang entweder der 1. TTC Greifswald oder Lillys Eltern. „Ohne deren bedingungslose Unterstützung wäre vieles nicht möglich“, zeigt sich der Sportliche Leiter dankbar.
Für das junge Tischtennistalent ist das Ziel jedoch klar: auf Landesebene ganz vorne mitspielen und sich erneut für die Norddeutschen Meisterschaften qualifizieren.
red