Die Piraten-EM vor Röbel im Rückspiegel
Ein eher seltenes Bild bot sich am Freitagabend des 08. September in Röbel als sich ein Sattelschlepper auf dem Weg zur Kran- und Slipanlage des Röbeler Segler-Vereins machte. Seine Ladung, mehrere feinsäuberlich gestapelte Piratenbootsrümpfe, die den langen Weg aus der Türkei hinter sich hatten. Eben diese warfen ihre Schatten voraus für das allmählich startende Spektakel am Röbeler Regattahafen – die Europameisterschaft 2017 der Bootsklasse Pirat.
Bevor jedoch an das sportliche Messen auf dem Wasser gedacht werden konnte, mussten erst einmal alle teilnehmenden Boote am Samstag bis Montagmittag tatsächlich gewogen und vermessen werden.
Mit der vorhandenen Erfahrung, die für die Organisation solch internationaler Meisterschaften notwendig ist, konnte der Röbeler Segler Verein „Müritz“ die kurzfristig übernommene Aufgabe – als Ausrichter der Europameisterschaft zu fungieren – mit Erfolg bewältigen.
Somit konnte am Montag wie geplant die Begrüßung während des Skippers Meeting stattfinden und die Boote direkt im Anschluss zum PractiseRace auslaufen. Bei 3-4 Beaufort sollte dies eine gute Gelegenheit für die Teilnehmer sein, um die vorherrschenden Bedingungen auf der Müritz kennen zu lernen. Gesagt – getan. So wurde prompt auch der Einzelrückruf auf dem Startschiff geprobt. Als besonders faires Team galten jene Segler, die bei diesem Rennen – außerhalb der Wertung – sogar den Frühstart vorbildlich korrigierten.
Am Abend konnten die aus 7 Nationen stammenden 55 Piratenteams, nach einem Flaggenumzug durch die kleine Müritzstadt, bei einem warmen Snack und kühlem Getränken, den offiziellen Begrüßungsworten und angenehmer Gitarrenmusik lauschen oder auch ausgiebig über Technik und Revier philosophieren.
Mit GPS-Trackern bestückt konnten die Teams am Dienstag pünktlich um 11.00 Uhr in die erste Wettfahrt starten. Bei Wind von 3-4 Beaufort aus Südwest begann dieser Tag mit hervorragenden Bedingungen für die Crews aus Dänemark, Tschechien, Österreich, Schweiz, Ungarn, Türkei, den Niederlanden und Deutschland. Bei nachlassenden Winden konnten dann noch zwei weitere Wettfahrten gesegelt werden. Nach diesem ersten Wettfahrttag zeichnete sich bereits die Dominanz der deutschen Teams ab, die bis zum Ende der EM anhielt.
Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage ließen den einen oder anderen Teilnehmer zweifeln, ob weitere Wettfahrten folgen aber die Entscheidung des Wettfahrtleiters Dirk Köhn – am Mittwoch um 11 Uhr direkt das Windfenster für einen Start zu nutzen – sollte sich als folgerichtig raus stellen. So konnte die vierte Wettfahrt bei Windstärken von vier bis fünf Beaufort aus Süd, einiger kräftiger Regenschauer sowie einer anspruchsvollen Welle erfolgreich beendet werden.
Nur wenige Mannschaften nutzen das Wetter an diesem Tag um ihr Unterschiff genauer zu inspizieren. So konnten bei stark auffrischendem Wind alle Teams sicher und heil zurück in den Hafen fahren und auf weitere Wettfahrten am Folgetag hoffen.
Der Donnerstag forderte von den Teilnehmern mit zwei Wettfahrten bei Sonnenschein und Windstärken von vier bis fünf Beaufort aus Südost einiges ab und bot zugleich genügend Gesprächsstoff für das Championship Dinner am Abend. Bei einem reichhaltigen Buffet und feinster Livemusik aus der Region wurde nach Piratenseglermanier bis in die tiefe Nacht getanzt und gefeiert.
Am Finaltag war der Europameistertitel mit drei weiteren Wettfahrten immer noch hart umkämpft von den beiden in Führung liegenden Mannschaften. Aber auch an diesem Tag bei vier bis fünf Beaufort Westwind konnte sich das Team um Svenja Thoroe und Karsten Bredt erneut durchsetzen und somit bereits nach der achten Wettfahrt den Europameistertitel mit nur 21 Punkten feiern.
Mit 27 Punkten folgte auf dem zweiten Podiumsplatz das Team Frieder Billerbeck und Julius Raithel sowie mit 43 Punkten auf dem dritten das beste Team aus Meck-Pomm, Ines Pingel-Heldt und Thomas Heldt.
Aus Gastgebersicht sehr erfolgreich, belegte direkt dahinter mit Daniel Reinsberg und Alfred Seeger nicht nur ein weiteres Team aus MV eine Topplatzierung, sondern auch eine einheimische Mannschaft einen starken vierten Platz. Die Brüder Leja platzierten sich ebenso erfreulich als zweite Röbeler Mannschaft mit Platz 18 im ersten Drittel des Starterfeldes. Insgesamt schafften es sechs Mannschaften aus Mecklenburg-Vorpommern unter die besten 20.
Zusammenfassend bleibt zu erwähnen, dass die Dominanz des deutschen Teams mit 16 Mannschaften unter den Top 20, sowie neun Mannschaften unter den Top 10, deutlich bestätigt wurde. Trotz sehr anspruchsvoller Bedingungen nahmen die Teilnehmer zahlreich am Rahmenprogramm teil und feierten bei jeder Möglichkeit ausgiebig und ausgelassen gemeinsam eine Europameisterschaft mit stolzen Siegern und fairen Seglern.
Der Röbeler Segler-Verein „Müritz“ e.V. war mit großer Freude und Begeisterung Gastgeber für die 110 Piratensegler aus Europa und dankt den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, großzügigen Sponsoren und Unterstützern für eine tolle Europameisterschaft auf der Müritz.
Text/Foto: Ralf Radoschofski, Organisationsteam/Öffentlichkeitsarbeit der Piraten-EM 2017, Röbeler Segler-Verein