Heimsieg für Tom Gröschel
In knapp drei Wochen wird Tom Gröschel 33 Jahre alt. Der Sportler vom TC Fiko Rostock wurde zwar 2018 und 2019 Deutscher Meister im Marathonlauf, doch an der heimischen hella marathon nacht, die am Samstag (3. August) in Rostock ihre 22. Auflage erlebte, nahm er bislang noch nie teil. Zum Ende seiner Karriere, läuft alles normal, wird Gröschel beim Berlin Marathon wohl seinen letzten Marathonlauf als Leistungssportler absolvieren, musste das natürlich geändert werden. Und die Premiere verlief ausgezeichnet, denn der Rostocker gewann den Halbmarathon in einer Zeit von 1:08:22 Std. Wer die Rostocker Veranstaltung kennt, weiß, dass es zweimal durch den Warnowtunnel geht und dieser den Aktiven einen gehörigen Respekt abverlangt. Für Tom Gröschel stellte sich die Sache so dar: „Den ersten Anstieg, direkt nach dem Start, merkt man gar nicht. Aber den zweiten, den spürt man schon.“ Wohltuend war die Kühle im Tunnel, bei Temperaturen um die 25 Grad, genoss nicht nur Gröschel die Abkühlung im 790 Meter langen Bauwerk unter der Warnow.
Auch sonst hatte Gröschel viel Spaß in seinen 68 Minuten auf der Laufstrecke. Er lief an seiner Wohnung am Warnowufer vorbei, die Stimmung passte, das Wetter auch und die Konkurrenz hatte der 32-Jährige auch im Griff. Am Ende hatte er 6:12 Minuten Vorsprung auf seinen zehn Jahre jüngeren Vereinskollegen Joshua Berles und Jan-Eric Bostelmann-Arp (SC Rönnau 74), der 6:35 Minuten nach dem Sieger ins Ziel kam.
Ihren Vorjahressieg wiederholte Susann Witte aus Wilhelmshaven (1:20:52), wollte sich aber nach der Siegerehrung nicht recht dazu äußern, ob sie im kommenden Jahr einen dritten Versuch unternimmt, den Halbmarathon zu gewinnen. Das machte dann ihr Trainer, der kurzerhand zusagte: „Na klar sind wir dabei!“, kam es spontan auf den Fakt, dass es auf der Halbmarathondistanz in Rostock noch nie ein „Triple“ gab. Hinter Witte platzierten sich Olga Plotnykowa (SC Laage/ 6:48 zurück) und Jule Schwabe aus Linau (Schleswig-Holstein/ 8:56 zurück).
Im Marathon gab es einen Zweikampf zwischen Christoph Weigel (GutsMuths-Rennsteiglaufverein) und Philipp Karpeles aus Tauberbischofsheim. Beide wollten ungefähr die gleiche Zeit laufen, doch aufgrund einer gerade auskurierten Erkrankung musste Karpeles nach rund 25 Kilometern etwas abreißen lassen: „Ich bin komplett auseinandergefallen“. Weigel hatte dann nach drei Vierteln der Strecke ein gutes Gefühl. Am Ende setzte sich Weigel in 2:40:39 Std. durch, Karpeles folgte 1:54 Minuten dahinter.
Der Drittplatzierte Julian Sinke aus Leipzig (6:17 zurück) hatte eine ganz abenteuerliche Geschichte auf Lager. Mit seiner Freundin, Antonia Müller, die den Damen-Marathon gewann, weilt er gerade im Norden im Urlaub und dachte sich, „dass es doch ein ganz netter Urlaubsmarathon werden kann. Ich habe mir die Zeiten vom letzten Jahr angeschaut und mir gedacht, mit einer Vierer-Pace gewinnt man locker, aber da habe ich nicht mit den beiden gerechnet“. Er hoffte darauf, dass noch der ein oder andere platzt, „obwohl ich dann selber geplatzt bin“, fügte er locker hinzu. Nach zwei, drei Bier und einer entspannten Nacht ging es am Sonntag dann weiter mit der Freundin und mit dem Fahrrad auf die Insel Rügen.
Und diese Antonia Müller (3:07:55) freute sich besonders über die Atmosphäre an der Strecke: „Es war großartig, wie die Leute uns unterstützt haben. Das hat ganz viel Spaß gemacht“. Anfangs „duellierte“ sich die Leipzigerin noch mit Vorjahressiegerin Laura Michel von der TG TriZack Rostock, doch nach rund 13 Kilometern übernahm Müller die Führung, Michel stieg später ganz aus dem Rennen aus.
Die Rostocker Farben hielt die 27-jährige Leonie Johanna Richter vom TC Fiko hoch, die bei ihrem ersten Marathon mit 3:19:33 Stunden finishte. „Es lief besser als erwartet. Ich habe mir zwischenzeitlich immer gesagt, einfach weiterlaufen, Kopf aus. Die letzten zwei Kilometer war ich kurz vorm Heulen, aber aus Freude. Es ist einfach eine schöne Strecke, an der Warnow entlang“. Und der Tunnel? „Den habe ich schlimmer erwartet, ich wurde vorgewarnt. Nicht das Schönste an der Strecke, aber eine Herausforderung“. Dritte wurde Cloudin Dittrich aus Rostock in 3:23:01.
Die 22. hella marathon nacht rostock setzt neue Maßstäbe: 2204 Voranmeldungen, erstmals musste das Feld der Halbmarathonis auf 1200 Starterinnen und Starter begrenzt werden. Am Ende gab es 1865 Finisher, der Rekord aus dem vergangenen Jahr (1616) wurde locker geknackt. Neben den sportlichen Topleistungen, bringt die Veranstaltung auch in jedem Jahr interessante und persönliche Geschichten hervor.
Wie zum Beispiel die von Beke Lohmann. Die Bad Segebergerin startete in Rostock zu ihrem ersten Marathonlauf. „Da ich noch nie Marathon gelaufen bin, möchte ich einfach nur ins Ziel kommen. Das habe ich mir bis zu meinem 30.Geburtstag vorgenommen“, erzählte sie vor dem Start. Eine Zeit von vier Stunden war das Ziel. Das sie am Ende nach 4:34:11 Stunden ins Ziel kam, spielte keine Rolle. Gefinisht!
Vor dem Start zum Marathonlauf heizte Thomas Rößler als Pacemaker die Stimmung auf der Bühne mit seinem „ZickeZacke“ ordentlich ein. Gemeinsam mit Lydiah Schulz-Symon hatte Rößler die Aufgabe, für ein konstantes Tempo mit einer Zielzeit von 4:30 Stunden zu sorgen. Er war einer derjenigen Läufer, denen sich Läuferinnen und Läufer anschließen konnten, die eine bestimmte Zeit erzielen wollten. Pacemaker gab es von 2.30 bis eben 4:30. „Stimmungsmache gehört dazu. Ich motiviere die Läuferinnen und Läufer auch während des Laufens immer wieder. Gute Stimmung ist wichtig“, meinte der Schwabe. In die gleiche Kerbe schlug Lydiah Schulz-Symon: „Entertainment auf der Strecke ist wichtig“. Rößler war das fünfte Mal in Rostock und hatte als Pacemaker auch den Job, „seine“ Leute durch den Tunnel zu bringen. „Ich muss da beim ersten Passieren des Tunnels einen Puffer rauslaufen, der bei der zweiten Passage sowieso wieder weggeht“, sagte der 49-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Alle Ergebnisse unter https://www.rostocker-marathon-nacht.com/ergebnisse/
Quelle: BMS Die Laufgesellschaft