Bützower Wilhelm-Schröder-Sporthalle verwandelte sich zwei Tage lang zum heißen Badmintonpflaster | Norddeutschland top Jugendspieler:innen kämpften um begehrte Ranglistenpunkte

„In Bützow kommt viel Gutes zusammen!“ Dessen ist man sich in der mecklenburgischen Kleinstadt an der Warnow ziemlich sicher. Seit kurzem schwebt gar ein neues Portemanteau-Wort über dem 7.000-Einwohner-Örtchen. Hier sei alles „bützonders“, heißt es. Am vergangenen Wochenende traf das auf jeden Fall zu. Denn ganz bützonders war definitiv das Sportevent in der Wilhelm-Schröder-Sporthalle. Unter der professionellen Leitung des örtlichen TSV versammelten sich hier Norddeutschlands beste Badmintonspielerinnen und -spieler der Altersklassen U17 und U19. Anlass war das 2. B-Ranglistenturnier des Deutschen Badmintonverbandes. Und wer die jungen Profisportler schon einmal live beobachten konnte, der weiß, dass dieser rasante Sport mit vollem Recht olympisch ist. Und dass man sich nicht darüber zu wundern braucht, warum halb Asien badmintonbegeistert ist. Hier wird nicht Federball gespielt. Hier kracht es.

Quietschende Sohlen, knallende Schläge und superschnelle Reflexe gab es dann zwei Tage lang auch im Vierburgweg zu hören und zu sehen. Die bereit gestellte Technik sorgte indes für einen reibungslosen Turnierablauf. Somit blieben den Spieler:innen etwa lange Wartezeiten oder fehlerhafte Spielstände von Grund auf erspart. Teil des Feldes der knapp 140 Athlet:innen waren auch sieben Badmintonasse aus Mecklenburg-Vorpommern, vier vom BSC 95 Schwerin, zwei vom BSV Einheit Greifswald und einer vom SV Motor Süd Neubrandenburg – allesamt Mitglieder des Landeskaders. Und ein gutes Zeichen für den hiesige Badmintonverband. Immerhin ist der BVMV einer der mitgliederschwächsten in Deutschland. Mit dem an den Start geschickten Aufgebot braucht er sich also ganz und gar nicht verstecken.

Zudem schlugen die sieben Jungen und Mädchen schlugen vor heimischer Kulisse ganz groß auf. Zweimal gelang ihnen der Weg aufs Treppchen. Ein weiteres Mal schrammten sie denkbar knapp an Edelmetall vorbei. Hie und da stand man sogar vor einer dicken Überraschung. Das wussten dann auch die anwesenden Trainer und Eltern zu würdigen.

Mit Platz 3 im Jungeneinzel schlug Bruno Seichter einmal mehr bockstark auf. (Foto: © Anja Vetter)

Bronzemedaillen für Schwerin und Greifswald

Die beiden Medaillenerfolge waren dem Schweriner Bruno Seichter und der Greifswalderin Wilhelmine Witthus vergönnt. Während Seichter im Jungeneinzel der Altersklasse U17 überzeugte und auf dem Weg zu Bronze einige namhafte Konkurrenten hinter sich lassen konnte, überzeugte die 18-jährige Witthus im Einzel der jungen Frauen. Im Viertelfinale bezwang die Hansestädterin erstmals in ihrer Karriere die Berlinerin Lea Glaschke. Kurz darauf musste sie sich in einem weiteren Dreisatzmatch der an 2 gesetzten Sidonie Krüger von der SG Gittersee geschlagen geben.

Während sich Seichter trotz seines Bronzeerfolgs noch etwas enttäuscht zeigt: „Es lief ganz OK, trotzdem ist es ärgerlich, dass ich das Halbfinale knapp verloren habe. Im Finale wäre sicherlich was drin gewesen. Auch weil der Boden der Bützower Halle sehr gut war und ich trotz der ungewohnt großen Deckenhöhe weitestgehend mein Spiel machen konnte.“, betrachtet die hoch gewachsene Greifswalderin ihr Abschneiden deutlich positiver. „Ich fand das Turnier in Bützow echt toll. Ich hatte auch nicht erwartet, dass ich das Turnier mit so guten Ergebnissen abschneiden werde“, erzählt die Auszubildende.
„Echt toll“ sind übrigens auch die neuen Ranglistenpositionen der beiden Badmintoncracks. So steht der Schweriner in der Wertung der Gruppe Nord auf dem 9. Platz der AK U17. Witthus rückt in der U19-Liste auf Rang 5 hoch.

Zeigten sich in Bützow von ihrer besten Seite: Wilhelmine Witthus (vorn) und Yara Metzlaff. (Foto: © Anja Vetter)

An Podestplatz im Doppel knapp vorbeigeschrammt

Zusammen mit ihrer Trainingspartnerin Yara Metzlaff startete Witthus auch im Damendoppel durch. Leider verpassten sie hauchdünn den heiß ersehnten Einzug ins Halbfinale. Wieder war hier der Entscheidungssatz ausschlaggebend. Wieder blieb der Matchgewinn den Gegnerinnen beschert. Dennoch zeigten sich beide sehr zufrieden mit ihrem Abschneiden. „Das Viertelfinale gegen Braun/Bischoff (Anm. Setzplatz 3 aus Hamburg) war richtig gut, sehr viel besser und knapper als erwartet. Auch wenn wir leider im Dritten verloren haben“, erzählt Metzlaff nach dem Turnier.

Noch dichter an eine zweite Medaille vorbei schrammte indes Bruno Seichter. Der 16-Jährige startete im Jungendoppel zusammen mit seinem gleichaltrigen Partner Roman Pokrasen eine Altersklasse höher in der U19. Von Setzplatz drei aus zeigten die beiden Schweriner ein Feuerwerk des Badmintonsports. Während ihres Siegeszuges trafen sie unter anderem auch auf den ehemaligen BSCler Mahan Yousefimoein. Erst im Kampf um den Finaleinzug mussten sich Seichter/Pokrasen mit 22:20, 14:21, 18:21 geschlagen geben. Bis in den Entscheidungssatz ging es dann ein weiteres Mal im Spiel um Bronze. Auf der anderen Feldseite: eine niedersächsische Paarung. 47 Minuten lang schenkten sich beide Duos nichts. Am Ende ging der Sieg und damit der 3. Platz nach Harkenbleck. Die Enttäuschung der beiden Schweriner war zwar da. Die Freude und die Anerkennung über die gezeigte Tagesleistung sollte aber schon nach kurzer Zeit überwiegen.

Gute Leistungen reichen nicht für die Top 5

Am Wochenende nicht unter die Top fünf doch immerhin zu guten Leistungen brachten es der Neubrandenburger Matti Richter (U17) sowie die Schweriner Christian Pril (U19) und Lara Dethloff (U17). Letztere hatte in Runde zwei des Mädcheneinzels sogar einen Sieg gegen die Hamburgerin Angelique Zijun Xiu (Setzplatz 2) in der Hand. Leider entglitt ihr im Entscheidungssatz das nötige Selbstvertrauen und somit der Überraschungserfolg. Ihre beste Platzierung gelang der 15-Jährigen im Mädchendoppel. Zusammen mit ihrer Hamburger Partnerin sicherte sie sich den 7. Platz. Ebenfalls Siebter wurde Richter in seiner erfolgreichsten Disziplin, dem Jungendoppel. Derweil kam Pril in keiner Disziplin über den 9. Platz hinaus. Ganz klar hatte sich der 18-Jährige aber mehr erhofft. Entsprechend unzufrieden zeigt er sich von seiner eigenen Performance: „Schwach angefangen, stark nachgelassen.“

Lara Dethloff vom BSC 95 Schwerin blieb die große Turnierüberraschung leider verwehrt. (Foto: © Anja Vetter)

Nicht vollends überzeugen konnten der versammelte MV-Kader derweil in der Mixed-Disziplin. Nur selten konnte man sich hier gegen die Konkurrenz durchsetzen. Bestes Ergebnis des Tages verzeichnete der Schweriner Roman Pokrasen, der sich an der Seite der Hamburgerin Sofia Ni immerhin den 5. Platz in der U19 ergattern konnte.

Am kommenden Samstag geht es übrigens in Rostock weiter. Nicht „bützonders“ aber dafür mit hanseatischer Power. Denn der Polizeisportverein hat zum vierten Landesranglistenturnier der Altersklassen U13 und U17 in die Wiro-Sporthalle am Bertha-von-Suttner-Ring geladen.

red

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