Verbandstrainer Philipp Heger will neues Tennisturnierformat etablieren
Erstauflage in Demmin war ein voller Erfolg | 15 bis 20 weitere Veranstaltungen fĂŒr 2025 angedacht
Werden Tennisspieler, die viele Turniere besuchen, durch das geltende Leistungsklassensystems bevorzugt? Ja, findet Philipp Heger, der amtierende Verbandstrainer des TMV. Gerade weil es keine Minuspunkte gebe. „Dies fĂŒhrt dazu, dass die Leistungsklasse oftmals nicht wirklich der SpielstĂ€rke entspricht, was wiederum dazu fĂŒhrt, dass die Spiele bei den LK Turnieren oftmals sehr eindeutig sind“, erzĂ€hlt der gebĂŒrtige Baden-WĂŒrttemberger. Vielspielern sei es nĂ€mlich unmöglich, abzusteigen. Aber auch ganz allgemein wĂ€re es schwierig, „wirklich“ abzusteigen. Als Beispiel nimmt sich Heger selbst: „Ich habe LK 3. Gewinne ich jetzt 5 Jahre kein einziges Match, bin ich immer noch bei LK 9.“
Und diese Disbalance treibt Heger nun schon eine Weile um. Auch Ă€rgerte ihn, dass die Abgaben der Spieler auf den LK- und DTB-Turnieren immer an den Deutschen Tennisbund abgefĂŒhrt werden mĂŒssen. Der 44-JĂ€hrige fĂ€nde die Abgaben besser innerhalb des Landesverbandes, bei der Jugendförderung oder zur UnterstĂŒtzung der Vereine aufgehoben. Alternativ kann er sich vorstellen, das diese wiederum den Spielern zugute kommen.
Trebeltal-Cup besticht mit innovativem Spielkonzept und Preisgeld
Weil Heger, der bereits zwei TennisbĂŒcher schrieb, nicht nur redet sondern auch macht, schuf er kurzerhand ein alternatives Turnierkonzept. Ăber die Premiere konnte sich die hiesige Tennisgemeinde kurz vor Weihnachten freuen. Der Trebeltal-Cup in Demmin verzichtete auf das ĂŒbliche Leistungsklassensystem sowie auf die Geschlechter- und Altersklassen-Trennung. Und das von Heger erdachte System besticht durch seine gut durchdachte Dynamik, ganz zum Vorteil der Spieler und Spielerinnen. Er habe sich dafĂŒr ein wenig an die Systeme anderer LĂ€nder orientiert.
Gleichzeitig gab es attraktive Preisgelder fĂŒr die besten Spielerinnen und Spieler. FĂŒr die Organisation zeichnete sich Heger diesmal noch komplett alleine verantwortlich. „UnterstĂŒtzung hatte ich von meiner Partnerin Larissa Seelmann und vom Trebeltalhotel, die uns einen super Preis fĂŒr die Hallenbuchung gemacht haben und uns auch beim Preisgeld teilgesponsort haben“, erzĂ€hlt der TMV-Landestrainer.

Dass Teilnehmer wegen des Preisgeldes mitgespielt haben, glaubt Philipp Heger, der selbst noch aktiv in der Oberliga aufschlĂ€gt, nicht. Auch wenn es fĂŒr den ersten Platz stolze 200, fĂŒr den Platz zwei 100 und fĂŒr den Drittenplatzierten 50 Euro gab. Am Ende war es das Turnierkonzept mit der Vermischung der Klassen, das fĂŒr den Erfolg sorgte. Die Resonanz war sogar hinsichtlich der GeschlechterzusammenfĂŒhrung positiv. Davon zeigte sich Heger selbst auch ein wenig ĂŒberrascht: „Meiner Meinung nach gibt es unterschiedliche SpielstĂ€rken, eine gute Frau kann viel besser sein, als ein schlechter Mann. Auch das Alter spielt eine eher untergeordnete Rolle. NatĂŒrlich ist es so, dass MĂ€nner in der Regel mehr Kraft haben, Ă€ltere Spieler mit mehr Finesse spielen, jĂŒngere Spieler dafĂŒr mehr Energie haben. Die Vermischung der Klassen hat den Vorteil, dass Spieler(innen) gegeneinander spielen, die sonst niemals gegeneinander spielen wĂŒrden und ganz unterschiedliche Spielstile aufeinandertreffen. Die Zusammenlegung von Frauen und MĂ€nnern kam sehr gut an.“
Wie zum Beweis setzte sich in Demmin die Neubrandenburgerin Hannah Borzecka (96 Gesamtpunkte) durch – wohlgemerkt ohne Satzverlust – und durfte sich ĂŒber 200 Euro Preisgeld freuen. Mit 92 Punkten holte sich Sebastian Ehm (HSG Greifswald) den zweiten Platz, gefolgt von Dirk Schulz (Neubrandenburg; 87 Punkte). Trotz des herausfordernden Termins am vierten Adventswochenende fanden sich an beiden Tagen jeweils 18 Teilnehmer in das Tennis-Center ein.
NĂ€chste Station: Zinnowitz
FĂŒr die Zukunft plant Philipp Heger, das Format als ganze Turnierserie fortzufĂŒhren, als attraktive ErgĂ€nzung zu den klassischen LK-Turnieren. „Es soll den Spielern schöne Matches auf Augenhöhe bieten und einfach zusĂ€tzliche Spielmöglichkeiten gegen verschiedene Gegner. Aktuell ist es hier so, dass es nicht superviele Turniere gibt und man oftmals gegen die gleichen Gegner(innen) spielt. Durch mein eher dynamisches System sollte es eine bessere Durchmischung geben“, fĂŒhrt der staatlich geprĂŒfte Tennislehrer aus. 15 bis 20 Veranstaltungen könnten noch in diesem Jahr folgen. Der nĂ€chste Termin steht jedenfalls fest: am 1. Februar in Zinnowitz. Heger selbst möchte in etwa ein Turnier pro Monat durchfĂŒhren. „Ich bin gleichzeitig aber auch auf der Suche nach Veranstaltern die ebenfalls Turniere fĂŒr meine Serie durchfĂŒhren. AuĂerdem soll es bei den einzelnen Turnieren kleinere Sachpreise fĂŒr die erfolgreichsten Spieler geben. Ich versuche das Ganze ĂŒber Sponsoren gegenzufinanzieren, bin da aber momentan auch noch auf der Suche.“
Am Jahresende möchte der Verbandstrainer ein Mastersturnier mit den punktestĂ€rksten Spielern und Spielerinnen installieren. Die ersten zehn der Gesamtwertung sollen dann ebenfalls ein Preisgeld erhalten. Heger weiĂ aber auch, dass es eine Herausforderung sein wird, Sponsoren fĂŒr die Deckelung des Preisgeldes zu finden.

Berechnung der Wertungspunkte
Das Tennisturnierformat von TMV-Landestrainer Philipp Heger sieht eine Unterscheidung zwischen den Wertungspunkten und der Einordnung der SpielstĂ€rke vor. Punkte fĂŒr die Gesamtwertung werden Ă€hnlich zu den von Heger veranstalteten Kleinfeldturnieren vergeben. Danach gibt es pro Match 5 Punkte bei Antritt, 5 Punkte fĂŒr einen Sieg, und je 1 Punkt pro gewonnenem Spiel. Verliert also ein Spieler 4-6, 4-6, erhĂ€lt er trotzdem 13 Punkte (8 Spielpunkte, 5 Antrittspunkte). Dies soll dafĂŒr sorgen, dass auch die weniger erfolgreichen Spieler zu Punkten kommen und sich das Vielspielen ebenfalls lohnt.
Die Einteilung der Spieler wird nach Leistungsklasse und Siegquote vorgenommen. Beide Werte (LK wird prozentual umgerechnet [LK 1,0 = 100%, LK 25 = 0%] werden zusammenaddiert und durch 2 geteilt. Die Damen erhalten auf ihre Leistungsklasse 7 LK dazu. Eine Dame mit Leitungsklasse 5 wÀre dann quasi adÀquat zu einem Mann mit Leistungsklasse 12.
Langfristig ist vorgesehen, die Turnierserie nur nach Siegquote zu spielen.
red