Die Schweriner Boxsportlerin Sophie Alisch über die Jugend-WM und nächste Ziele
Spannende und interessante Boxkämpfe wurden zwischen dem 18. und 31. August in Budapest geboten. Dort nämlich fanden die 6. AIBA Jugend-Weltmeisterschaften (Erstauflage 2008) statt. Schon allein das Starterfeld war beeindruckend. Insgesamt waren 361 Faustkämpferinnen und -kämpfer aus 66 Nationen in den Box-Ringen der Duna Arena aktiv. Am Ende avancierten Russland mit sechs Titeln und die USA mit drei Titeln zu den erfolgreichsten Nationen. Je zweimal WM-Gold ging an Indien, Kasachstan, Thailand und England. Je einmal Gold „schürften“ Usbekistan, Kuba und Kanada. Als beste Boxerin der JWM wurde die Kanadierin Charlie Cavanagh (Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm) geehrt. Die Auszeichnung zum besten JWM-Boxer 2018 erhielt der Russe Dzhambulat Bizhamov (Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm). Und auch der beste Box-Trainer des Turniers wurde gekürt: Augie Sanchez vom US-Team.
Ebenfalls in der ungarischen Hauptstadt dabei war eine Faustkämpferin aus Schwerin. Die 16-jährige Ausnahmeathletin Sophie Alisch (BC Traktor) startete in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm.
Interview
Sophie über ihren WM-Auftritt, kommende Herausforderungen, die Deutschen Box-Meisterschaften der Frauen und die Zeit neben dem Box-Ring
„Wir haben auf höchstem Niveau gelernt…“
Frage: Die Jugend-WM sind schon wieder Geschichte. Du hattest leider gleich zum Auftakt die mega-starke Russin Valerija Radionova vor den Fäusten… Wie war der Kampf aus deiner Sicht?
Sophie Alisch: Der Kampf war sehr zerfahren, es gab wenig boxerische Mittel und zu wenig taktische Finesse. Wir waren uns im Vorfeld eigentlich ziemlich sicher gewesen, dass wir den Kampf klar für uns entscheiden können, weil genau diese Art von Boxerin, wie Valerija Radionova, mir eigentlich liegt…
Aber: Ich habe sehr schnell einige Fehler gemacht und meine Linie verloren, dann kam noch der Punktabzug wegen Haltens. Mir sind zudem in der Vorbereitung einige Fehler passiert die erst „im Nachgang“ bestraft wurden. Wie sagt man so schön: „Im Nachhinein ist man immer schlauer!“. Wir waren schon sehr enttäuscht und mir tat es für das Team leid, dass ich nicht mehr draus gemacht habe… Alle hatten sehr viel Arbeit im Vorfeld geleistet und wurden leider nicht belohnt. Die Fehler lagen bei uns – nicht bei der Auslosung, bei den Punktrichtern oder irgend jemand anderem, auch wenn ich mir eine leichtere Gegnerin zum Auftakt gewünscht hätte…
Frage: In Deiner Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm triumphierte die Inderin Shakshi Choudhary. Was zeichnet Shakshi aus deiner Sicht aus?
Sophie Alisch: Valerija Radionova hat vier Wochen vor den WM gegen Shakshi in Subotica (Serbien) klar 5:0 gewonnen. Von daher hatte ich mir einiges ausgerechnet. Insgesamt hat die Inderin das gemacht, was ich hätte machen sollen – die Distanz mit Ihrer Führhand und Ihrer Beinarbeit kontrolliert. Chapeau, alles richtig gemacht!
Frage: Trotz der Niederlage kannst du dennoch zuversichtlich in die Zukunft blicken, denn du konntest ja schon einige große nationale und internationale Titel bzw. Medaillen feiern… Wie geht es nun für Dich weiter?
Sophie Alisch: Wir haben auf höchstem Niveau gelernt! Der Kampf war trotzdem, so zerfahren er letztendlich war – und ich habe definitiv nicht das gezeigt, was mich ansonsten auszeichnet – sehr eng. Ich kann das Niveau der Weltspitze definitiv mitgehen: Jede kann jede schlagen. Wenn es mir gelingt, mehr Ruhe in meinen Stil zu bekommen, kann ich durchaus über dem Niveau boxen. Wir sahen dieses erste U19-Jahr ohnehin als Lehrjahr an, bei dem wir vor den WM eigentlich schon gut im Soll waren. Nächstes Jahr muss dann geliefert werden! Wir werden jetzt unsere Hausaufgaben machen, damit in Zukunft genau die angesprochenen Dinge nicht mehr passieren.
Ich boxe jetzt dreieinhalb Jahre und für mich ist es trotz der gewachsenen Ansprüche immer noch „eine Traum-Reise“, bei der ich erst am Anfang stehe. Ich lebe aber meinen Traum!
Frage: Bei den Deutschen Elite-Meisterschaften vom 5. bis 9. September in Rostock sind auch wieder einige Schwerinerinnen dabei. Wie beurteilst du deren Chancen?
Sophie Alisch: Sarah Scheurich hat eine schwere Aufgabe mit Irina Schöneberger zu lösen. Beide sind Top-Athletinnen mit einer reichhaltigen Erfahrung und super Erfolgen in der Vergangenheit. Das vorolympische Jahr 2019 steht bevor und beide wollen sich für die olympische Gewichtslasse bis 75 Kilogramm empfehlen. Bei der letzten Deutschen Meisterschaften 2017 in Cottbus hatte Irina leicht die Nase vorne. Mal sehen, wie es dieses Jahr ist. Ich mag beide, daher möchte ich mich nicht festlegen.
Ornella Wahner wird es in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm – wie in den letzten Jahren – mit Sicherheit wieder machen. Ich sehe dieses Jahr keine, die für sie eine Herausforderung wäre, selbst bei einer schwachen Tagesform.
Letzte Frage: Was steht für dich aktuell – neben dem Boxsport – auf dem Programm?
Sophie Alisch: Ich „bastele“ nach wie vor an meinem Abi und verbringe die meiste Zeit mit meiner Familie!
Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute – im Boxring und privat!
M. Michels