„Auch neben der Ringermatte geht es für mich ziemlich rund…“

Die deutsche Erfolgsringerin Aline Focken über kommende Herausforderungen auf und neben der Ringermatte

Das Jahr 2018 ist ringkampfsportlich betrachtet sowohl ein europameisterliches als auch weltmeisterliches. Ende April/Anfang Mai standen die Elite-EM im russischen Kaspiysk auf dem Programm. Fast sechs Monate später, Ende Oktober, folgen dann die Elite-Welttitelkämpfe in Budapest. Bei den dritten Olympischen Jugendspielen vom 1. bis 12.Oktober stehen ebenfalls Entscheidungen im Ringen auf der Agenda.

Warnemünde lädt zu den Deutschen Jugend-Meisterschaften der jungen Ringerinnen

Auch für M-V ist 2018 ein besonderes Jahr. Zum einen wurden und werden landesweit wieder diverse traditionsreiche Turniere ausgetragen. Zum anderen steht demnächst ein „Highlight“ in Warnemünde an. Anfang Juni nämlich hat das Seebad die besten deutschen Ringerinnen-Talente bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften zu Gast.

Übrigens jährt sich im Oktober ein besonderer Jahrestag: Vor 50 Jahren, bei den XIX. Olympischen Spielen 1968 in Mexico-City, gab es Doppel-Gold für zwei Ringer vom damaligen ASK Vorwärts Rostock – für Rudolf Vesper im Weltergewicht und Lothar Metz im Mittelgewicht. Der „Kran von Schifferstadt“, die deutsche Ringer-Legende Wilfried Dietrich, wurde seinerzeit Dritter im Schwergewicht des freien Stils, nachdem er 1960 bereits Olympiasieger geworden war.

Vom Ringer-Land M-V zu einer deutschen Erfolgsringerin

Erfolgsringerin Aline Focken. Foto: Aline Focken/privat

Eine der besten deutschen Ringerinnen ist die siebenfache Deutsche Meisterin Aline Focken vom KSV Germania Krefeld. Die 27-Jährige feierte in der Vergangenheit wie Gegenwart bereits zahlreiche internationale Erfolge. Zu ihren größten gehören der Sieg bei den WM 2014 in Taschkent und die Vize-Weltmeisterschaft 2017 in Paris  (jeweils Klasse bis 69 Kilogramm).

Leider zog sich Aline beim letzten Trainingslager in Vorbereitung auf die EM 2018 eine bakterielle Infektion im Kniegelenk zu und musste im April überraschend operiert werden. Die EM im Mai fand daher ohne sie statt…

Interview

Aline Focken über das bisherige Wettkampf-Jahr, ihre Verletzung, kommende Herausforderungen und privates Glück

„Auch neben der Ringermatte geht es für mich ziemlich rund…“

Frage: Sie haben gerade eine Operation hinter sich… Wie ist der gesundheitliche Stand derzeit? Wann ist wieder ein richtiges Training möglich und ist an eine Wettkampfplanung für 2018 zu denken?

Aline Focken: Aktuell stehe ich etwa bei 90 Prozent der Leistungsfähigkeit. Meinem Knie geht es immer besser und ich kann schon langsam wieder auf die Matte. Kämpfen ist zwar noch nicht drin, aber es wird jeden Tag besser. Und eine Wettkampfplanung ist nicht nur möglich, sondern steht schon. Ich brauche immer Ziele und einen Plan. Beides hat mir mein Trainer direkt nach der Verletzung gegeben, weil ich dringend etwas brauchte, auf das ich mich fokussieren konnte.

Frage: Gerade fanden die Elite-EM in Russland statt. Verfolgten Sie das Geschehen dort? Wie lautet Ihr Resümee aus nationaler und internationaler Sicht?

Auf dem Weg der Genesung – Aline Focken. Foto: Aline Focken/privat

Aline Focken: Selbstverständlich verfolgte ich die EM. Es war interessant zu sehen, wie alle Athletinnen und Athleten mit dem neuen Wettkampf-Modus zurecht kommen. Für mich wäre diese Erfahrung ebenfalls sehr wichtig gewesen. Unser Team war extrem jung und auch aufgrund von mehreren Verletzungen etwas ausgedünnt, aber es haben sich alle gut präsentiert! International verteilen sich die Gegnerinnen bzw. Gegner jetzt etwas mehr, da es mehr Gewichtsklassen gibt.

Bei den WM 2019, bei der es um die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokyo geht, müssen sich aber spätestens alle entscheiden und werden sich wieder in den olympischen Klassen „ballen“.

Frage: Demnächst finden in Warnemünde die Deutschen Meisterschaften der weiblichen Jugend im freien Ringkampf statt. Wie verlief Ihre ringkampfsportliche Jugend-Zeit?

Aline Focken: Sehr spannend! Ich denke oft sowie gerne daran zurück und verfolge auch die Jugendmeisterschaften immer noch mit großem Interesse. Ich war kein Top-Talent, das gleich von Anfang an durchstartete und brauchte drei Anläufe, um deutsche Meisterin zu werden. Das war 2007. Seitdem bin ich es aber jedes Jahr geworden – bis auf 2010, Damals wurde ich leider „nur“ Dritte!

Frage: Im Oktober „rufen“ die Ringkampf-WM in Budapest – hoffentlich mit Ihnen… Wer sind für Sie Ihre stärksten Gegnerinnen? Mit wem rechnen Sie in Ihrer Gewichtsklasse, den 69 Kilogramm?

Aline Focken: Leider kann ich ja aufgrund der Änderungen im Wettkampfmodus und Gewichtsklassenänderungen nicht mehr bis 69kg antreten. Ich bin seit 2018 ins Schwergewicht bis 76kg aufgerückt. Dort warten einige, auch körperlich sehr starke Athletinnen aus der Türkei, Russland, Kanada, China, etc. Es bleibt abzuwarten, wie ich mich nach so kurzer Zeit in der höheren Gewichtsklasse schlagen werde.

Letze Frage: Wie sieht Ihr Leben neben der Ringermatte aus?

Aline Focken: Dort geht es momentan auch richtig rund. Am 28. Mai steht meine standesamtliche Hochzeit mit meinem langjährigen Freund Jan Rotter an. Am 2. Juni dann die große Feier mit bis zu 200 Gästen. Das erfordert – neben der Reha – meine ganze Energie und wird hoffentlich ein ganz toller Tag!

Vielen Dank, dann eine sonnige Hochzeit und „die Goldmedaille fürs weitere Leben“ sowie erfolgreiche Turniere im Ringen!

 

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Medaillenspiegel der EM in Kaspiysk

Bei den Elite-EM im Ringen 2018 in Kaspiysk (Russland) nahmen 431 Ringerinnen und Ringer aus 33 Ländern teil. Die meisten Medaillen erkämpften Russland (23 Medaillen, darunter 12 x Gold), Aserbaidschan (18 Medaillen, darunter 4 x Gold), die Türkei (13 Medaillen, darunter 5 x Gold) und Georgien (12 Medaillen, 1 x Gold).

Für die 19 Ringerinnen und Ringer aus Deutschland gab es Silber durch Martin Obst (Freistil-Ringen, Gewichtsklasse bis 79 Kilogramm) und Denis Kudla (Klassik-Ringen, Gewichtsklasse bis 87 Kilogramm). Insgesamt schafften 22 Länder Medaillen bei den EM in Kaspiysk, darunter 10 Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen.

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Text und Interview: Marko Michels

 

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