Schwerin (SSC) – Statt Playoffs-Start am Samstag eine geschlossene PALMBERG ARENA, ein aufgelöstes Team und die Geschäftsstelle im Home-Office, alle halten sich an die Vorgaben: Der SSC Palmberg Schwerin hat sich unfreiwillig, aber konsequent auf das vor einer Woche beschlossene Aus der Volleyball Bundesliga und die öffentlichen Regeln im Zusammenhang mit dem Coronavirus eingestellt. „Wir sind froh, dass alle Spielerinnen gut nach Hause kommen konnten“, sagt SSC-Geschäftsführer Michael Evers. „Ansonsten können wir im Moment nichts machen und nur abwarten, weil nicht abzusehen ist, wie es nach der Krise weitergeht, alles andere wäre unseriös.“ Dass ab Mitte Mai noch, wie vom europäischen Volleyballverband CEV inzwischen vorgesehen, die Europapokal-Wettbewerbe weitergehen sollen, „ist vollkommen unrealistisch, da sehe ich keine Spur einer Chance. Die Spielerinnen sind abgereist, es findet kein Training statt, ein normaler Wettbewerb ist da undenkbar.“ Daran gibt es auch für SSC- und Nationalmannschaftskapitänin Denise Hanke (30) keinen Zweifel, sagt die Zuspielerin im Interview:
Denise, wie geht es Ihnen eine Woche nach dem Liga-Aus? Wie verbringen Sie Ihre Zeit?
Wir waren mal einkaufen und sind ansonsten zuhause und versuchen, keine Langeweile aufkommen zu lassen, ein bisschen Sport, ein bisschen Lernen für die Uni. Im Moment ist das alles ok, aber wenn es wochenlang so geht, wird es interessant.
Hat sich der Schock über das abrupte Saisonende inzwischen ein wenig gelegt, können Sie die Entwicklungen akzeptieren?
Ja. Wenn man sieht, welche Ausmaße das annimmt, weiß man, dass es die einzige vernünftige Entscheidung war, die Liga zu stoppen. Sie nur auszusetzen, da hätten wir nur auf glühenden Kohlen gesessen. Es hat uns in dem Moment überrascht, aber es war richtig, wir sind alle intelligent genug zu akzeptieren, was jetzt sein muss. Gefühlsmäßig ist es aber tatsächlich noch weit weg, weil ich noch keine direkten Berührungspunkte mit Corona hatte. Es ist hier ja noch relativ ruhig. Außer, dass es wirklich kein Toilettenpapier mehr gab, habe ich noch nicht viel mitbekommen. Man hofft aber, dass alle Leute sich an die Regeln halten und ruhig bleiben.
Zeichnet sich für Sie jetzt schon ein Bild ab, wie es für Sie, für den deutschen Volleyball, nach der Krise weitergehen wird?
Nein, gar nicht. Es ist alles so unsicher, dass es schwer ist, darüber nachzudenken oder gar eine Entscheidung zu treffen. Ich glaube nicht, dass der Europapokal noch weitergeht, das Thema ist durch, da legt jetzt keiner mehr Wert drauf, und selbst die Nations League, die nach den Olympischen Spielen stattfinden soll… Auch für die nächste Bundesligasaison ist letztlich alles offen, da müssen alle Vereine ja auch erst einmal sehen, wie es mit den Sponsoren aussehen wird.
Wenn Sie sich ein Szenario wünschen könnten, was würde dann jetzt passieren?
Als allererstes natürlich, dass alle gesund bleiben. Ansonsten hätte ich am liebsten mit dieser Mannschaft die Playoffs gespielt. Aber das ist ein Traum, das wird es nicht geben, weder die Playoffs, noch weitere Spiele mit genau diesem Team. Das wird sich definitiv ändern, auch wenn wir alle das Angebot bekommen haben, die Verträge zu verlängern, damit wir zusammenbleiben können. Es ist verständlich, dass das nicht jede annehmen kann, weil es schon andere Pläne gibt. Aber es war wirklich super, wie der Verein das mit uns allen gelöst hat. Wenn ich von anderen lese, dass Verträge aufgelöst und alle nach Hause geschickt wurden und beim SSC hieß es, macht euch keine Sorgen, ihr bekommt eure Gehälter, das kann man sich nicht besser wünschen, da können wir uns echt glücklich schätzen.
Wie schwierig war für Sie der Abschied des Teams?
Der war schlimm. Es ist ja jedes Jahr so, dass wir auseinandergehen, und es ist immer traurig. Aber sonst hat man die Playoffs-Wochen, die darauf hinauslaufen, da kommt das schleichend, dann ist es ok. Jetzt war es so erdrückend, so schnell und auch sportlich unbefriedigend. Wir hören schon noch voneinander, aber es ist normal, dass sich das legen wird, wenn jede mit ihren Dingen zu tun hat.
Fällt es schwer, die Saison nicht als verschwendet anzusehen? Tröstet es wenigstens ein bisschen, an der Tabellenspitze abgeschlossen zu haben?
Nee, das ist kein Trost. Umsonst war die Saison nicht, man hat ja Erfahrungen gemacht und dazugelernt wie immer. Für mich war es zum Beispiel neu, mich nach einer längeren Verletzungspause wieder zurückzuarbeiten. Menschlich war es auch super, das Team war sehr cool das kommt nicht oft vor, dass man sich so gut versteht. Ergebnismäßig war es aber nichts. Da hätten wir uns gern noch belohnt. Aber gut, nun machen wir halt diese historische Phase mit.
Text: Kathrin Wittwer, SSC