Ruderin Marie-Louise Dräger nun bei der Schweriner Rudergesellschaft
She is back! Wer? Die erfolgreichste Rostocker Ruderin der jüngeren Sportgeschichte erklärte zum zweiten Mal ihren Rücktritt vom leistungssportlichen Rücktritt. Marie-Louise Dräger, die gebürtige Marzipan-Städterin aus Lübeck, bislang Olympischer Ruder-Club von 1956 in Rostock, wird nun für die Schweriner Rudergesellschaft starten, wie sie Peter Richter von den NNN in einem Exklusiv-Interview verriet.
Viermal war sie schon Olympia-Ruderin: 2004 in Athen (Ersatz-Ruderin), 2008 in Peking verpasste sie, zusammen mit Berit Carow, als Vierte eine Medaille im Leichtgewichts-Doppelzweier denkbar knapp, 2012 in London wurde sie Elfte im Einer und 2016 in Rio schaffte Marie zusammen mit Ronja Fini Sturm Rang elf im Leichtgewichts-Doppelzweier. Insgesamt erkämpfte Marie bei Nachwuchs- und Elite-WM bzw. -EM im Rudern fünfmal Gold, viermal Silber, einmal Bronze.
Der Rudersport in M-V erhält also im Hinblick auf Tokyo 2020 (und bestimmt auch Paris 2024) Verstärkung. Und mit Olympia hat Marie eh noch eine Rechnung offen!
Rudersportliches Kalenderblatt vom 9.März 2014
zum damaligen Rücktritt vom Rücktritt von Marie Louise Dräger beim damaligen Sport-Online-Magazin „rostock-sport.de“
„Eigentlich wollte ich nie zurücktreten!“
„Ich bin wieder hier. In meinem Revier. War nie wirklich weg…“ So heißt es schon in einem Song von Marius Müller-Westernhagen. Nun gilt diese Aussage auch für eine Rostocker Ruderin. Marie-Louise Dräger, die seit 1999 stets erfolgreich bei WM, EM, Olympischen Spielen oder Weltcups dabei war, achtmal das Podium bei Nachwuchs- bzw. Elite-WM sowie bei EM erklomm, darunter Weltmeisterin 2003/2005 jeweils im Leichtgewichts-Doppelzweier, Europameisterin im Leichtgewichts-Einer und zweifache Weltmeisterin 2010 im Leichtgewichts-Einer und im Leichtgewichts-Doppelvierer, sich als Olympiateilnehmerin 2008/2012 (2004 olympische Ersatz-Ruderin) qualifizierte und 2013 ihren leistungssportlichen Rücktritt erklärte, will es wieder wissen. Seit Februar 2014 bereitet sie sich nun auf die neue Ruder-Saison vor…
Nachgefragt
Frage: Marie, Du willst es noch einmal rudersportlich wissen. Was sind Deine Beweggründe für den „Rücktritt vom Rücktritt“?
Marie-Louise Dräger: Eigentlich wollte ich nie zurücktreten! Mein Plan war stets nach der Schwangerschaft wieder anzugreifen. Aber private Gründe, wie die Trennung vom Kindesvater, ließen mir erstmal keine Wahl. Und ich musste schauen, wie ich alles geordnet bekomme. Doch durch die starke Unterstützung meiner Mutter und Schwester konnte ich neuen Mut fassen, und entschied mich, meinen Traum von der olympischen Medaille noch nicht aufzugeben. Auch durch die Kooperation mit der Landespolizei M-V, die mich weiterhin in der Sportfördergruppe verbleiben ließ, hatte ich ausreichend Zeit zum Schmieden neuer „alter“ Pläne.
Frage: Seit wann bist Du „so richtig“ wieder im Training?
Marie-Louise Dräger: Mit Beginn des zweiten Ausbildungsabschnittes der Sportfördergruppe der Landespolizei M-V im September 2013 stieg ich wieder langsam ins Training ein. Eine Einheit am Tag. Seit erfolgreichem Abschluss des Abschnittes Ende Januar befinde ich mich wieder im Ganztagstraining. Und heute begebe ich mich ins erste Wassertrainingslager nach Sardinien.
Frage: Welche sportlichen Ziele hast Du nun? Was möchtest Du unbedingt noch erreichen?
Marie-Louise Dräger: Die größte Herausforderung wird es sein, nach der Schwangerschaft wieder die internationale Spitze zu erreichen. Aber ich fange erstmal mit den kleinen Brötchen an. Nach acht Jahren nationaler Spitze möchte ich dort natürlich wieder anschließen, um eventuell zum Ende der Saison im Nationalkader für die WM in Amsterdam zu sein.
Frage: Kommt der Nachwuchs, Dein kleiner Ben, denn jetzt mit zum Training?
Marie-Louise Dräger: Natürlich nicht. Das ist und soll kein Umfeld für ihn werden. Er besucht in der Woche für ein paar Stunden seine Tagesmutter. Ansonsten verbringt er sehr viel Zeit bei seiner Großmutter, die ihn fürsorglich umsorgt. Auch wenn ich, wie jetzt, im Trainingslager bin, reiße ich ihn nicht aus seinem Umfeld heraus.
Frage: Rio 2016 dürfte ja wohl auch auf Deiner Agenda sein… Willst Du dort eine „alte olympische Rechnung“ begleichen?
Marie-Louise Dräger: Diese „bl….“ olympische Medaille fehlt mir noch. Mal war ich knapp dran, mal meilenweit entfernt. Aber wie sagt man so schön: „Alle guten Dinge sind (mindestens) drei“. Vielleicht klappt es bei meinen dritten aktiven Spielen ja endlich. Zudem bin ich jetzt erst im besten Ruder-Alter (Anmerkung: Zum Rudern ist man ohnehin nie zu alt!).
Vielen Dank!
Marko Michels
Olympische Ruder-Medaillen-Momente für M-V – Auswahl und Überblick – Zwischen London 1908 und Peking 2008
– dreimal Olympia-Gold für den gebürtigen Rostocker Siegfried Brietzke: 1972 im Zweier ohne, 1976 und 1980 im Vierer ohne
– zweimal Olympia-Gold für Katrin Rutschow-Stomporowski, in Waren/Müritz geboren: 1996 im Doppelvierer und 2004 im Einer
– zweimal Olympia-Gold 1988 bzw. 1996 für Jana Sorgers (gebürtige Neubrandenburgerin) jeweils im Doppelvierer
– Olympia-Gold 1988 und Olympia-Bronze 1992 für Kathrin Haacker (gebürtige Wismarerin) jeweils im Achter
– Olympia-Gold 1960 für Karl-Heinrich von Groddeck (gebürtiger Tutower) im Achter
– Olympia-Gold 1980 für Ramona Kapheim (gebürtige Straßburgerin) – im Vierer mit
– Olympia-Gold 1976 für Anke Borchmann (gebürtige Neukalenerin) im Doppelvierer
– Olympia-Gold 1976 für Monika Kallies (gebürtige Stralsunderin) im Achter
– Olympia-Gold 1988 für Silvia Rose, in Barth geboren, im Vierer mit
– Olympia-Gold 1976 für den gebürtigen Schweriner Michael Wolfgramm im Doppelvierer
– Olympia-Gold 1976 für Karl-Heinz Danilowski, Ulrich Karnatz, Werner Klatt, Hans-Joachim Lück und Karl-Heinz Prudöhl im Achter
– Olympia-Gold 1980 für Joachim Dreifke (gebürtiger Greifswalder) und Klaus Kröppelien (gebürtiger Rostocker) im Doppelzweier
– Olympia-Gold 1980 für Ulrich Karnatz und Ulrich Kons (ASK Vorwärts Rostock) im Achter
– Olympia-Gold 1992 für Sybille Schmidt (einst SC Dynamo Schwerin) im Doppelvierer
– Olympia-Silber 2016 für den gebürtigen Rostocker Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft) und den gebürtigen Bad Doberaner Felix Drahotta im Achter
– Olympia-Silber 1980 für Heidi Westphal, in Gnoien geboren, im Doppelzweier
– Olympia-Silber 1976 für die heutige Wahl-Schwerinerin Petra Wach im Doppelzweier
– Olympia-Silber 1972 für Reinhard Gust (gebürtiger Rostocker) und Eckhard Martens (gebürtiger Bützower) im Vierer mit
– Olympia-Silber 1956 für Karl-Heinrich von Groddeck (gebürtiger Tutower) im Zweier mit
– Olympia-Silber 1992 für Thoralf Peters (gebürtiger Güstrower) im Vierer mit
– Olympia-Silber 1996 für Peter Thiede (gebürtiger Ueckermünder) im Achter
– Olympia-Silber 1980 für Cornelia Linse (gebürtige Greifswalderin) im Doppelzweier
– Olympia-Silber 1964 für Klaus Aeffke (gebürtiger Neustrelitzer) im Achter
– Olympia-Silber 1964 für Karl-Heinrich von Groddeck (in Tutow geboren) im Achter
– Olympia-Silber 1964 für Hans-Jürgen Wallberg (gebürtiger Neubrandenburger) im Achter
– Olympia-Bronze 1988 für Steffen Zühlke (gebürtiger Schweriner) und Steffen Bogs (gebürtiger Rostocker) im Doppelvierer
– Olympia-Bronze 1972 für den gebürtigen Schweriner Manfred Schneider im Achter
– Olympia-Bronze 1992 für gebürtige Schwerinerin Annette Hohn im Vierer ohne
– Olympia-Bronze 1992 für Hans Sennewald (Olympischer Ruder-Club von 1956 in Rostock) im Achter
– Olympia-Bronze 1976 für Joachim Dreifke (gebürtiger Greifswalder) im Einer
– Olympia-„Bronze“ 1908 für Bernhard von Gaza (gebürtiger Usedomer) im Einer
– Olympia-Bronze 1992 für Dana Pyritz (gebürtige Kühlungsbornerin) im Achter
Marko Michels