Die Sportart Korfball im Fokus – WM-Nachlese 2011

Die Sportart Korfball im Fokus – WM-Nachlese 2011

Niederlande wieder vorn

Die WM 2011 im Korfball in Shaoxing ist inzwischen wieder Geschichte. Die Niederlande wurden ihrer Favoriten-Rolle gerecht und schafften wieder einmal WM-Gold – vor dem Dauer-Rivalen aus Belgien. Dritter wurde Taiwan.

Das deutsche Team schloss das Turnier mit dem neunten Rang ab – mit 5 Siegen und 2 Niederlagen in sieben Spielen (Indien 25:19, Niederlande 10:24, Portugal 11:16, Wales 24:12, China 25:16, Australien 26:15, Polen 23:18).

Wie bewertet aber Detlef Dülfer, vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit des DTB, die Korfball-WM 2011 …

Detlef Dülfer über die WM, kommende Herausforderungen und die Popularität des Korfball-Sportes

„Wollen Korfball intensiver promoten …“

Frage: Wieder einmal siegten die Niederländerinnen und Niederländer bei einem WM-Turnier im Korfball. Wie lautet Ihr Resümee zum WM-Turnier 2011?

Detlef Dülfer: In der Spitze hat sich einiges getan. Auch wenn „Orange“ mal wieder gewonnen hat, die Leistungsdichte ist deutlich höher. Die Niederländer haben in sehr vielen Spielen einen schwierigen Start gehabt. Auch Taiwan hat sich enorm verbessert. Mit gutem Grund gehört Taiwan jetzt zu den A-Nationen im Korfball. Das sind jetzt die Niederlande, Belgien und Taiwan. Auch Katalonien, die nicht unter spanischer Flagge spielen, wurde zu einer B-Nation. Anhand der Ergebnisse der Mannschaften hinter den drei A-Nationen hat man gesehen, dass es wirklich eng ist.

Frage: Ihr Bruder Rüdiger ist Spielführer der deutschen Mannschaft. Wie beurteilen Sie speziell das Abschneiden der deutschen Spielerinnen und Spieler?

Detlef Dülfer: Zufrieden sind wir nicht. Wir wollten eigentlich unter die ersten acht Nationen der Welt. Leider hatten wir die Todesgruppe schlechthin. Mit dem Weltmeister war ein Spiel schon vor Spielbeginn verloren. Da ist der realistische Abstand im Niveau einfach zu groß. Portugal ist mit uns auf Augenhöhe. Die Niederlage mit 11:16 tat richtig weh. Aber es war ein ausgeglichenes Spiel, in dem die Portugiesen das Spiel erst kurz vor Schluss entscheiden konnten. Die fünf Körbe Abstand resultieren aus der zweiten Halbzeit, als Deutschland volles Risiko gegangen ist.

Frage: Taiwan wurde Dritter, aber auch England (5.) und Russland (6.) waren stark. Wie ist Ihre Meinung zum internationalen Spiel-Niveau im Korfball?

Detlef Dülfer: Ja, wie schon im Resümee beschrieben … Die Weltspitze ist enger geworden. England hat in den letzten 10 Jahren sehr viel an den Verbandsstrukturen gearbeitet. Das zeigt nun die ersten Ergebnisse. Russland war sogar schwächer als erwartet. Wichtig sind aber auch die Katalanen, Tschechien, Portugal und auch Deutschland. Im Endeffekt haben wir nur zwei Spiele verloren. Gegen die Niederlande und das entscheidende Spiel gegen Portugal. Danach haben wir die untere WM-Hälfte deutlich dominiert.

Frage: Mal abgesehen von der deutschen Herren-Fußball-Nationalmannschaft, den Hockey-Teams und der deutschen Frauen-Volleyball-Auswahl bei den EM lief es in den Mannschaftssportarten mit Ball und Puck in diesem Jahr nicht sonderlich gut für die Deutschen, ob im Herren-Handball, im Herren-Volleyball, im Wasserball, im Basketball, im Frauen-Fußball oder im Eishockey – die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Fehlt den Deutschen „fast überall“ der Teamgeist?

Detlef Dülfer: Keine Ahnung wie es in den anderen Sportarten ist. Im Korfball fehlt der Teamgeist auf keinen Fall. Der Kader hat sich nach dem Portugal-Spiel zusammengesetzt und eine richtig gute WM gespielt. Wir sind ganz zu Recht Neunter geworden. Außerdem muss man auch mal anmerken, dass wir Korfballer ambitionierte Hobbysportler sind.

Jede Spielerin, jeder Spieler musste insgesamt fast 1000 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Hier muss man kritisch anmerken, dass die Leistungsförderung in Form von Zuschüssen kaum noch stattfindet. Von der öffentlichen Hand kommt deutlich zu wenig, um professionelle Strukturen aufbauen zu können.

Frage: Was sind eigentlich die nächsten Herausforderungen für die deutsche Korfball-Nationalmannschaft?

Detlef Dülfer: Tja, im Jahr 2012 folgt die U23-Weltmeisterschaft in Spanien. Dort wollen wir unbedingt einen besseren Platz erreichen. Das Potential haben wir sicherlich. Außerdem sind wir mit der A-Nationalmannschaft erster Nachrücker für die World Games 2013 in Cali/Kolumbien.

Wir hoffen, dass wir noch in das Turnier nachrücken dürfen. Eine Möglichkeit ist, dass die Katalanen nicht teilnehmen. Bei den World Games ist nur Spanien teilnahmeberechtigt. Eine Möglichkeit…

Wenn nicht, dann konzentrieren wir uns ab sofort auf die Europameisterschaft 2014. Dort gilt es dann die Qualifikation für die WM 2015 in Belgien zu lösen! Es gibt mehr als genug zu tun. Aber wir sind davon überzeugt, dass wir mit Jan Hof (Niederlande) einen sehr guten Trainer haben, der uns qualitativ weiter nach vorne bringen wird.

Außerdem sind wir dabei unseren Sport endlich etwas bekannter zu machen.

Ein wichtiges Ziel der Korfballer ist es, unseren Sport zu promoten und in anderen Bundesländern zu etablieren. Dabei wollen wir vor allem auch den Weg über die Schulen gehen. Korfball ist ein Schulsport und entsprechend werden wir versuchen, an die Bezirksregierungen heran zu treten.

Dann beste Erfolge im kommenden Jahr !

… Das deutsche WM-Aufgebot 2011 in Shaoxing lautete – Cornelia Büsing (TuS Schildgen), Björn Baran (HKC Albatros), Jose Geerts (KV Tempo Alphen), Rüdiger Dülfer (SG Selm/Lünen), Katharina Holtkotte (KV Adler Rauxel),Johannes Kaesbach (SG Pegasus), Miriam Klein (TuS Schildgen), Fabian Kloes (SG Pegasus), Linda Schiller (Schweriner KC), Hendrik Menker (SG Selm/Lünen), Anna Schulte (Schweriner KC), Sven Müller (SG Pegasus), Susanne Peuters (SG Pegasus), Fabian Rodenbach (TuS Wesseling), Ines Wahle (SG Pegasus), Julian Schittkowski (Schweriner KC)

Marko Michels

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