Federball war gestern. Heute ist Badminton. Und auch die Badminton-Virtuosinnen und -Virtuosen streben mit viel Elan den weiteren kommenden Herausforderungen 2017 entgegen, vor allem den Individual-Weltmeisterschaften vom 21. bis zum 27. August in Glasgow.

Die vorerst letzten Welttitelkämpfe, die 22. seit der WM-Premiere 1977 in Malmö, fanden 2015 in Jakarta-Indonesien statt. Wie so oft, waren die asiatischen Spielerinnen und Spieler dominierend. Siebzehn der zwanzig WM-Medaillen gingen an die Athletinnen und Athleten aus China, Indonesien, Malaysia, Indien, Japan sowie Südkorea, wobei China mit dreimal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze wieder die erfolgreichste Mannschaft stellte.

Europa konnte zumindest etwas dagegen halten. Dänemark schaffte zwei Medaillen und dank der Spanierin Carolina Marin, die bereits Weltmeisterin 2014 im Damen-Einzel wurde, jubelte der „alte Kontinent“ zumindest über einmal Gold.

Die anderen Titel erkämpften Chen Long (China / Herren-Einzel), Mohammad Aksan/Hendra Setiawan (Indonesien / Herren-Doppel), Tian Qing/Zhao Yunlei (China / Damen-Doppel) und Zhang Nan/Zhao Yunlei (China / Mixed-Doppel).

Badminton – eine traditionsreiche Sportart auch in M-V

Die seit 1992 olympische Sportart Badminton (1972 olympische Demonstrationssportart bzw. 1988 olympische Vorführ-Sportart) wurde auch in der früheren DDR unter der offiziellen Bezeichnung „Federball“ ausgeübt. Hochburg des Deutschen Federball-Verbandes war Greifswald. Auch heute ist die Hansestadt noch eines der Badmintonzentren Mecklenburg-Vorpommerns, neben Schwerin, Güstrow, Neubrandenburg oder Rostock.

Interview

Nachgefragt beim Präsidenten des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV). Thomas Born über das internationale Kräfteverhältnis im Badmintonsport, die Entwicklung in Deutschland und die WM-Ambitionen 2017, den Zuspruch beim Nachwuchs und die Entwicklung in M-V
DBV-Präsident Thomas Born beim 53. Ordentlichen DBV-Verbandstag in Saarbrücken (Foto: Dr. Claudia Pauli)
„Optimistisch für die Zukunft!“

Frage: Zwischen Olympia in Rio und den WM in Glasgow: Wie stellt sich das internationale Kräfteverhältnis im Badminton aus Ihrer Sicht dar?

Thomas Born: Asien ist nach wie vor im Badmintonsport dominierend, aber nicht mehr nur allein aufgrund der chinesischen Stärke. In den letzten zwei Jahren haben auch die einstigen leistungsstarken Badmintonnationen, wie Korea, Malaysia, Indonesien, aber auch Indien und Japan, wieder gegenüber China aufgeholt und bestimmen nun maßgeblich die Weltspitze mit.

In Europa ist lediglich in Dänemark eine nachhaltige sportliche Entwicklung zu beobachten, die sich auch in der Konkurrenzfähigkeit gegenüber den asiatischen Staaten dokumentiert. Ähnliches lässt sich teilweise für England feststellen. Eine Ausnahme-Könnerin vom „alten Kontinent“ ist jedoch die spanische Olympiasiegerin Carolina Marin.

Olympia 2016
Bei den olympischen Wettkämpfen 2016 in Rio sicherten sich die fünf Goldmedaillen: China (2), Japan, Spanien und Indonesien.

Frage: Wie verlief die Entwicklung des Badmintonsportes in den letzten Jahren in Deutschland?

Thomas Born: Die muss man bezogen auf den Jugend- und den Erwachsenen-Bereich etwas differenzierter betrachten. Im Erwachsenen-Bereich hatten wir in den letzten zehn Jahren eine insgesamt sehr positive Entwicklung, natürlich sowohl mit einigen Höhen aber auch durchaus mit Tiefen. Mittlerweile sind wir in einer Phase des Umbruchs, weil viele Leistungsträgerinnen bzw. Leistungsträger ihre leistungssportliche Karriere beendeten, wie zum Beispiel Michael Fuchs, Johannes Schöttler, Birgit Overzier, Karin Schnaase und Dieter Domke.

Inzwischen haben wir ein junges Team, das vielversprechende sportliche Ambitionen hat. Im Jugend-Bereich haben wir hingegen etwas an Boden verloren, versuchen aber durch entsprechende Förderungen und Wettkampf-Angebote wieder aufzuholen. So fanden 2017 zum sechsten Mal die Deutschen Meisterschaften der Altersklasse U13 statt, zudem gibt es Wettkampf-Möglichkeiten für die Altersklasse U11 bzw. bei einigen Verbänden ebenfalls für die Altersklasse U9.

Frage: Wie ist der Zuspruch der jungen Sport-Talente im Badminton in Deutschland?

Thomas Born: Der ist schon ganz gut, gerade bei den Jüngeren. Diese wollen gern Wettkämpfe bestreiten und daher auch an Turnieren bzw. Meisterschaften teilnehmen. Wie erwähnt, bieten wir bei den Altersklassen U13, U11 und sogar U9 Meisterschaften und/oder Turniere an, die eine rege Resonanz haben.

Frage: Wie bewerten Sie die Entwicklung in M-V?

Thomas Born: In Mecklenburg-Vorpommern sind zurzeit 23 Vereine – über den Badmintonverband Mecklenburg-Vorpommern – dem DBV angeschlossen. Die Entwicklung im Nordosten stagniert leider – trotz der engagierten Arbeit des Landesverbandes und seines Präsidenten Thomas Paul. Im Leistungsbereich, bei der Jugend, waren die Spielerinnen und Spieler aus Greifswald oder aus Schwerin bei Meisterschaften noch oft sehr stark. Das ist leider so nicht mehr der Fall, auch wenn es immer mal wieder gute Ergebnisse auch von den jüngeren Spielerinnen und -Spielern aus Mecklenburg-Vorpommern gibt.

Letzte Frage: Wie schätzen Sie die WM-Chancen der deutschen Badminton-Asse 2017 ein?

Thomas Born: Um Medaillen werde diese kaum mitspielen können, das wäre vermessen. Schließlich sind wir mit vielen sehr jungen Spielern am Start. Aber: Das Erreichen der Achtelfinals oder sogar Viertelfinals sollte bei den verschiedenen WM-Konkurrenzen 2017 möglich sein. Blicke ich auf die aktuellen Weltranglisten, so sind wir in den verschiedenen Disziplinen mit drei bis vier Spielerinnen/Spielern oder Doppeln in den Top 100 vertreten. Das stimmt für die Zukunft optimistisch!

Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement für den Badminton-Sport und maximale Erfolge dabei!

Anm: überarbeitete Fassung

 

 

 

 

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