Rostockerin zum zweiten Mal für Olympische Spiele nominiert
Box-Kampfrichterin Susann Köpke: „Es war nicht so emotional diesmal, aber ich war schon mega gerührt“
Box-Kampfrichterin Susann Köpke vom Polizeisportverein (PSV) Rostock wird ab 26. Juli 2024 in Paris erneut bei Olympischen Spielen zum Einsatz kommen. Bei Olympia 2021 in Tokio amtierte sie als erste deutsche Frau und durfte sogar ein Finale leiten.
Sie habe seit vier Jahren keinen Urlaub gemacht, versichert die 41-Jährige. So gut wie alle verfügbaren freien Tage seien fürs Boxen draufgegangen. Es hat sich ausgezahlt: Susann Köpke darf als nur eine von insgesamt 40 Unparteiischen aus der ganzen Welt in Paris „schiedsen“; aus Deutschland ist lediglich noch ihr Kollege Holger Kußmaul aus Mögglingen (Baden-Württemberg) dabei.
Letzter großer Höhepunkt der Ring- und Punktrichterin vom PSV vor Paris 2024 war die Welt-Qualifikation in Bangkok. Am Tag der Rückreise am Montag, 3. Juni 2024, sollte die Olympia-Nominierung erfolgen. „Spätestens Freitag, 7. Juni, wurde uns gesagt, sollten wir mit einer Information rechnen dürfen. Dementsprechend haben wir alle gefühlt im Fünf-Minuten-Takt unsere Mails gecheckt, doch es kam und kam nichts. Am Freitagabend, 14. Juni – ich lag schon auf der Couch und hatte nicht mehr damit gerechnet –, traf um 19.07 Uhr dann doch noch die E-Mail ein. 19.12 Uhr habe ich sie gesehen auf dem Handy“, erzählt Susi Köpke.
Beim „ersten Mal“ waren Tränen der Ergriffenheit gekullert – drei Jahre später nahm sie es etwas „hartgesottener“ zur Kenntnis: „Es war nicht so emotional wie 2021, aber ich war schon mega gerührt.“
Nun hofft Susann Köpke vor allem, „dass wir alle das diesmal mehr genießen können, also Olympische Spiele mit Zuschauern, was uns in Tokio ja wegen Corona komplett verwehrt war, diese Atmosphäre zu erleben vor möglicherweise 15 000 Leuten in der Halle. Mehr Gänsehaut geht nicht, und da muss deine kleine Stimme dann auch zu hören sein.“ Sie danke allen, „die mich auf dem Weg unterstützt haben, auch meiner Firma“, so die Außendienst-Mitarbeiterin bei der Hermann Stitz & Co. Rostock KG in Kavelstorf.
„Wir freuen uns als Verein und Abteilung Boxen sehr, dass Susi es zum zweiten Mal geschafft hat, sich für Olympia zu qualifizieren. Wir sind ja selber als Abteilung auch vor Ort und gucken uns in Paris fünf Tage die Box-Wettkämpfe an“, sagt Clemens Busse, Sport-Koordinator des PSV, und ergänzt: „Wir sind allerdings gleichzeitig ein bisschen traurig, dass Jürgen Schröder es nicht geschafft hat, der ja auch ein sehr qualifizierter Kampfrichter von uns ist und bei den olympischen Qualifikations-Turnieren 2023 im Senegal und in Chile super Leistungen gezeigt hat.“
Susann Köpke amtierte neben Olympia 2021 in Tokio u. a. bei jeweils zwei Frauen-Weltmeisterschaften und EM der weiblichen U 17/U 19 sowie je einmal bei Studenten-WM, Frauen-EM und Commonwealth Games. Zudem kam sie bei den olympischen Qualifiers für Afrika in Dakar (Senegal/2020, 2023) und Asien in Amman (Jordanien/2020) bzw. Hangzhou (China/2023) sowie im Mai/Juni 2024 bei der Welt-Qualifikation in Bangkok (Thailand) zum Einsatz.
Von den Sportlerinnen und Sportlern des Deutschen Boxsport-Verbandes qualifizierten sich nur der Kölner Superschwergewichtler Nelvie Tiafack (über 92 Kilogramm) und Maxi Klötzer aus Chemnitz (bis 50 kg) für das olympische Turnier 2024 in Paris.
Text: Peter Richter