Von Grevesmühlen in die Segel-Welt

Wibke Bülle und ihre segelsportliche Karriere

Rückblick vor Jahresfrist: Einen großartigen Erfolg feierte das Segler-Land Mecklenburg-Vorpommern bei den Junioren-Weltmeisterschaften der 470er Klasse vor La Rochelle 2013. Der Wismarer Matti Cipra belegte mit Bootskollegen Julian Autenrieth den Silber-Rang vor dem israelischen Duo Gal Cohen/Dan Froyliche und hinter den neuen Weltmeistern Jordi Xammar/Joan Herp aus Spanien.

Den deutschen Medaillen-Erfolg komplettierten die Juniorinnen Karoline Göltzer/Nadine Böhm mit Bronze hinter Maelenn Lemaitre/Aloise Retornaz aus Frankreich und Anna Kyselowa/Anastasia Krasko aus der Ukraine.

Seit 1976, seit der olympischen Regatta vor Kingston, sind die 470er bei den Herren olympisch. Seit 1988, seit der olympischen Regatta vor Pusan, dürfen hier auch die Frauen ran. Der erste Olympiasieg 1976 ging dabei an das deutsche Duo Harro Bode/Frank Hübner. Vor Tallinn 1980 belegten die Rostocker Jörn Borowski/Egbert Swensson Platz zwei.

Die bisherigen Olympiasieger bei den Herren der 470er gingen neben Deutschland 1976 auch an Brasilien (1980), Spanien (1984/1992), Frankreich (1988), die Ukraine (1996), Australien (2000, 2008, 2012) und die USA (2004). Den vorerst letzten Olympiasieg bei den 470ern erkämpften vor Weymouth 2012 Matthew Belcher/Malcolm Page (Australien).

Bei der olympischen Regatta 2000 vor Sydney für die Frauen segelte auch eine gebürtige Grevesmühlenerin vorn mit. Wibke Bülle wurde mit Nicola Birkner Olympia-Fünfte. Den Olympiasieg holten die Australierinnen Jenny Armstrong/Belinda Stowell. Damit gehört Wibke Bülle neben Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, Olympiateilnehmerin 1996 (Gold), 2000 (Bronze) sowie 2004, Ringer Olaf Koschnitzke, Olympiateilnehmer 1988, und Radsportler Jens Voigt, Olympiateilnehmer 2000, 2004 und 2008, zu den vier olympischen Athletinnen und Athleten, die ihre erste „Wiege“ in Grevesmühlen hatten.

Aber was macht Wibke Bülle heute? Nachgefragt…

„Habe mir meine Träume erfüllt…“

Frage: Frau Bülle, Sie hatten vor fast 30 Jahren, 1986 bei der Schweriner Frühjahrsregatta, ihren ersten segelsportlichen Wettkampf. Wie gelangten Sie damals zum Segelsport?

Wibke Bülle: Ich bin über eine in der DDR übliche Größen-Sichting zum Rudern beim SC Berlin-Grünau nach Berlin gekommen. Als ich dann doch nicht groß genug war und der Segelsport für Frauen gerade im Aufbau, habe ich im SCBG die Sportart gewechselt und mit 16 Jahren das Segeln probiert und bin dann auch dabei geblieben.

Frage: Was waren für Sie die Highlights Ihrer segelsportlichen Karriere – aus persönlicher Sicht?

Wibke Bülle: Natürlich die Olympischen Spiel 2000 in Sydney. Aber alle Wettkämpfe, in vielen verschiedenen Ländern waren etwas Besonderes. Wenn die viele Arbeit durch eine Medaille belohnt wird, bleibt sie länger in Erinnerung, aber einen neuen Ort, neue Segelreviere kennen zu lernen sind immer toll.

Frage: Wie war seinerzeit der olympische Wettkampf 2000 vor Sydney?

Wibke Bülle: Zu Sydney kann ich sagen, dass es sehr anstrengend war. Eine olympishe Regatta hat neun Segeltage, plus Vermessung. Die Konzentration so lange aufrecht zu halten kostet sehr viel Kraft, besonders wenn der eigene Trainer nicht dabei ist und wir deshalb alleine mit dem ungewohnten Presseinteresse und dem Druck, an erster Stelle zu liegen, fertig werden mussten. Aber das Leben in einem Olympischen Dorf ist in vieler Hinsicht besonders. Viele bekannte Sportler aus anderen Sportarten treffen, neue Sportler kennen lernen, die Erfolge mit den Mannschaftskameraden feiern. Eine tolle Erfahrung!

Frage: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Segelsportes in Deutschland? Im September gibt es ja die vierten ISAF-WM vor Santander… Was erwarten Sie dort vom deutschen Segel-Team?

Wibke Bülle: Ich denke wir können mit vielen Medaillen rechnen, wir haben ein sehr gutes Team. Die Deutschen Segler haben den Weg in die Professionialität gefunden, was für Erfolge in jeder Sportart wichtig ist. Mit mehr Unterstützung und Perspektive für ein Leben nach dem Sport könnten wir hier vielleicht noch besser werden.

Letzte Frage: Wie sind Sie heute dem Segelsport verbunden? Was machen Sie beruflich?

Wibke Bülle: Heute bin ich noch als Segeltrainerin für die jüngeren Segler und als Schiedsrichterin im Segelsport unterwegs. Beruflich habe ich mit einem BWL-Studium nach dem olympischen Segeln mir einen weiteren Traum erfüllt und eine Anstellung bei der Lufthansa-Technik gefunden.

Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute!

Marko Michels

 

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