HSG Warnemünde II nach dramatischem Finale auf Rang 4 abgerutscht

Für die zweite Vertretung der HSG Warnemünde bot das Saisonfinale in Kiel einige dramatische wie frustrierende Momente. Zwei Spiele standen gegen Keitum und Kiel noch auf dem Plan. Im 1. Duell gegen Keitum waren die Vorzeichen klar. Die Sylter sind Favorit. Einer seit fast zwei Jahrzehnten unveränderten und somit eingespielten Truppe stand eine Nachwuchsmannschaft der HSG II, gespickt mit einigen Routiniers gegenüber. So übernahm Keitum auch prompt das Zepter und zog im 1. Viertel auf 6:1 davon. Im 2. Abschnitt rieben sich alle Beteiligten ein wenig die Augen, als Warnemünde Tor um Tor verkürzte und spielerisch zu überzeugen wusste. Mit einem knappen 6:9-Rückstand ging es in die 2. Halbzeit.

Hier mussten die unerfahrenen Youngster der HSG II – das Team ist gemischt mit Spielern von Tri-Sport Schwerin und der HSG Warnemünde – den robusteren Keitumern den Vortritt lassen. Die enge Deckung der Insulaner zwang die HSG zu einfachen Fehlern im Spielaufbau und leichte Ballverluste waren zu oft die Folge. Keitum zog davon und gewann am Ende deutlich mit 17:8. „Wir haben gegen Keitum guten Wasserball gezeigt und uns phasenweise richtig stark präsentiert. Dank unseres Torhüters Stephan Behring konnten wir lange um eine Überraschung mitkämpfen, die am Ende nicht gelang,“ sagte HSG II-Kapitänin Jessica Hembus nach der Partie.

Am vollgepackten Spieltag in Kiel, stand nun das Duell um die Meisterschaft zwischen Keitum und Kiel an, dass am Ende zwei Sieger hatte. Kiel gewann in einer spannenden Partie mit 16:15 und Keitum sicherte sich dank des Torverhältnisses und besseren Direktvergleiches dennoch den Titel in der 3. Liga-Nord.

Wasserballer Stephan Behring im Tor der HSG II mit einer bärenstarken Leistung in Kiel (Fotor: Jörg Behlendorf)
Stephan Behring im Tor der HSG II mit einer bärenstarken Leistung in Kiel (Fotor: Jörg Behlendorf)

Im 3. Spiel des Tages ging es somit nur noch für Warnemünde um etwas und zwar um die Entscheidung Bronze oder Rang Vier in der diesjährigen Miniliga. Dazu benötigte Warnemünde II jedoch einen Punkt, da man im Fernduell den Direktvergleich gegen Lübeck verlor und somit nun einen Punkt oder gar einen Sensationssieg gegen Kiel einfahren musste. In einer absolut fairen und dennoch intensiven Partie legte die HSG II dabei los wie die Feuerwehr und überrumpelte verdutzte Kieler mehrfach. Nach dem Startviertel führte Warnemünde mit 3:0. Im 2. Viertel spulte man die Abläufe mit erstaunlicher Souveränität ab, Jörg Behlendorf erhöhte auf 4:1, wenig später traf Center Tim Hoffmann zum 5:1. Zwar verkürzte Kiel vor der Halbzeit noch einmal auf 2:5, scheiterte aber erneut an Keeper Behring, der heute seinen wohl besten Karrieretag erwischte und auch die Kieler Angriffe zu Hauf entschärfte.

Auch im 3. Abschnitt schien der HSG II nichts aus der Hand zu gleiten, im Gegenteil. Die Aufkeimenden Kieler Angriffe, beantwortete Warnemünde postwendend mit Gegentoren und so hielt die 3-Tore-Führung sicheren Bestand. Mit 9:6 ging es ins Schlussviertel. Was nun folgte, stellte nicht nur das Spiel, sondern leider auch die komplette Saison auf den Kopf. Mit dem sichergeglaubten Sieg oder zumindest einem Unentschieden, hätte man das schwache Auftreten der Heimniederlage gegen Lübeck (6:10) wett machen und Platz 3 hinter den verdienten Top 2 Keitum und Kiel klar machen können. „Alles schien in Butter“, jedoch leistete sich nun ein HSG-Spieler einen total unnötigen Aussetzer. Für einen der zwei Schiris klar sichtbar, führte seine Unbeherrschtheit zu einem Schlag über Wasser gegen einen Kieler.

Wäre dies nicht schon schlimm und unnötig genug, entschied der Schiedsrichter für alle Beteiligten unfassbarerweise, und der Meinung auch der Kieler und Warnemünder überhart auf eine Spielersperre und eine zusätzliche vierminütige Unterzahl. Im Wasserball bedeutet dies nichts weniger als sichere Gegentore. Die Kieler nahmen dieses Geschenk dankend an. Fingen erst jetzt wirklich an guten Wasserball zu spielen und drehten die Partie innerhalb dieser Vier Minuten auf 10:9. Als die Strafe „überstanden“ war, waren noch knapp zwei Minuten zu spielen und keines der beiden Teams konnte noch ein Tor erzielen. Warnemünde fehlten die Kräfte nach der Unterzahldauer und Kiel verwaltete geschickt die letzten verzweifelten HSG-Angriffe.

„Diese harte Strafe wurde dem Spiel überhaupt nicht gerecht. Es war keine Unfairness oder überbordende Härte im Spiel. Ein einfacher Spielerausschluss und eine normale einfache Unterzahl wären hier angemessen gewesen,“ monierten die Warnemünder und Teile der Kieler einhellig.“ So war der erhoffte Punkteklau und die Sensation gegen Kiel dahin und der Spieltag endete mit hängenden Köpfen und einer großen verpassten Chance mit „Geschmäckle“, jedoch auch die Erkenntnis mit dieser Mannschaft in der kommenden Saison die Ränge Zwei und Drei ins Visier nehmen zu können.

Für die HSG II spielten:
Stephan Behring (Torhüter) – Torben Meyn & Mathilda Hoffmann (beide nur gegen Keitum), Friedrich Hess & Christian Strege (beide nur gegen Kiel), Tim Hoffmann (5 Tore), Rick Plaeschke (1), Michael Hess (2), Michael Loba, Fritz Hansen, Johannes Hess, Leo Lagodka, Jörg Behlendorf (7), Kapitänin Jessica Hembus (2), Erik Hartkopf

Spielplan 3. Liga

06.05.23, 12.30 Uhr, HSG Warnemünde II – TV Keitum – in Kiel, 8:17 (1:6, 5:3, 2:5, 0:3)
06.05.23, 14.00 Uhr, SV Wiking Kiel – TV Keitum – in Kiel, 16:15
06.05.23, 15.30 Uhr, SV Wiking Kiel – HSG Warnemünde II – in Kiel, 10:9 (0:3, 2:2, 4:4, 4:0)

Abschlusstabelle 3. Liga

SpieleTorePunkte
1. TV Keitum6124:5910:2
2. SV Wiking Kiel692:7110:2
3. SG Lübeck-Ahrensburg648:952:10
4. HSG Warnemünde II657:1062:10

Text: Jörg Behlendorf, HSG Warnemünde

Nach oben scrollen