Am (Basket-)Ball fĂŒr M-V

Nachgefragt beim PrÀsidenten des Basketball-Verbandes M-V, Daniel Havlitschek

M-V ist bekanntlich auch ein Basketball-Land. So wurden natĂŒrlich ebenfalls hierzulande die Basketball-EM verfolgt und warten zudem die hiesigen Basketball-Fans sehnsĂŒchtig auf den Start der Rostock Sewolves in die neue Saison in der zweiten Bundesliga 2017/18.

Wie beurteilt nun jedoch Daniel Havlitschek, der PrÀsident des Basketballverbandes M-V, die Herren-EM 2017, die Chancen der Rostock Seawolves, die Entwicklung des Basketballsportes in M-V und en Stellenwert des Basketballsportes in M-V?!

MV-SPORT fragte nach

„Ein Leuchtturm unseres Sportes in MV…“

Frage: Gerade gingen die 40.EM im Herren-Basketball zu Ende. Was zeichnet den neuen Europameister Slowenien aus? Wie beurteilen Sie das Abschneiden des deutschen Teams?

Daniel Havlitschek: Der Gewinn der Europameisterschaft durch Slowenien kommt sicherlich ĂŒberraschend, ist jedoch vollkommen verdient, wenn man bedenkt, dass die Slowenen mit Spanien und Serbien die beiden absoluten Topfavoriten ausgeschaltet haben. Der Zeitpunkt war fĂŒr Slowenien sicherlich perfekt, da sie mit Goran Dragic (Miami Heat/NBA) einen Leader haben, der aktuell auf dem Höhepunkt seiner Karriere sein dĂŒrfte, sowie mit dem gerade einmal 18jĂ€hrigen Luka Doncic (Real Madrid/ACB Spanien) das absolute Wunderkind des europĂ€ischen Basketballs im Kader hatten.

Das deutsche Team hat erfolgreicher abgeschnitten als von vielen angenommen wurde. Besonders Dennis Schröder und Daniel Theis haben das Team in den entscheidenen Phasen getragen. Beide sind noch sehr jung und erhalten in den kommenden Jahren weitere UnterstĂŒtzung durch Talente, wie Ismet Akpinar (Rathiopharm Ulm), Isiah Hartenstein (Houston Rockets / Zalgiris Kaunas) und andere, welche bereits einen guten Eindruck hinterlassen haben und kĂŒnftig noch tragendere Rollen einnehmen werden.

Ich erwarte daher bei den nÀchsten Turniere zumindest Àhnlich starke Auftritte, wenn der eingeschlagene Weg in der Jugendförderung beibehalten wird.

Frage: Ende September beginnt die neue Saison 2017/18 fĂŒr die Rostock Seawolves in der zweiten Bundesliga. Was erwarten und erhoffen Sie sich von der Mannschaft? Wie ist Ihre Meinung zur Entwicklung der Seawolves in den letzten Jahren?

Daniel Havlitschek: Die Entwicklung der Rostock Seawolves ist nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern absolut bemerkenswert. Deutschlandweit erhĂ€lt das Projekt respektvolle Beachtung. Die letzte Saison stellte sicherlich einen gehörigen Umbruch dar. Die Sommerpause wurde von Trainerteam bzw. Management intensiv genutzt und dem Team wurde ein völlig „neues Gesicht“ gegeben, welches sicherlich das Potenzial mitbringt, um die Top-Platzierungen mitzuspielen.

Wie weit es nach oben geht, vermag ich jedoch nicht zu sagen, da hiervon einfach zu viele Faktoren, wie eventuelle Verletzungen, VerstĂ€rkungen der Gegner, etc. abhĂ€ngen. Aber natĂŒrlich drĂŒcken wir den Seawolves als Leuchtturm unseres Sports in Mecklenburg-Vorpommern alle Daumen!

Frage: Wie ist eigentlich die Entwicklung des Basketballsportes in ganz M-V – bei Frauen und MĂ€nnern? Wie viele Vereine und wie viele aktive Basketball-Spielerinnen bzw. -Spieler gibt es in M-V?

Daniel Havlitschek: Nach dem Basketball-Boom in den 1990er Jahren war der Trend in den 2000er Jahren zunĂ€chst rĂŒcklĂ€ufig und verzeichnete um 2010 herum seinen Tiefpunkt. Viele Standorte sind aufgrund des Mangels an EhrenĂ€mtlern zusammengebrochen. Ein trauriger Trend, der sich in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern leider durch alle Sportarten zieht.

Dennoch ist es dem Basketballsport in M-V, nicht zuletzt durch das Engagement des EBC Rostock, die Trendwende gelungen. Seit Jahren verzeichnen wir steigende Zahlen bei Mitgliedsvereinen und Aktiven. Der Verband ist dabei weiterhin stark bemĂŒht, alle Alters- und Leistungsklassen mit attraktiven Angeboten zu unterstĂŒtzen.

In den cirka 20 Vereinen, die aktuell am Spielbetrieb im Land teilnehmen, sind in etwa 800 Spieler und Spielerinnen zwischen 6 und fast 80 Jahren aktiv.

Dazu kommen zahlreiche Breitensportstandorte, die nicht am aktiven Spielbetrieb teilnehmen.

Frage: Wie ist ansonsten der Zuspruch der jungen Sport-Talente in M-V zum Basketballsport?

Daniel Havlitschek: Die AttraktivitĂ€t der Sportart zieht bei den Kindern unverĂ€ndert. Dies zeigen die vergleichsweise geringen Austrittszahlen im Kinder- und Jugendalter. Wir erhalten zahlreiche Anfragen von Schulen und Familien nach Basketballangeboten aus dem gesamten Land. Leider fehlt es vielerorts ans Übungsleitern und Engagierten, um diesen am Basketball begeisterten Kindern eine BetĂ€gungsmöglichkeit bieten zu können.

Der Verband ist hier sehr aktiv, um neben zahlreichen Bildungsprojekten fĂŒr Lehrer, Trainer, Freiwillige, etc. auch Kindern im Grundschulbereich Spielmöglichkeiten bieten zu können. So besuchen unsere Trainer im Rahmen des Projektes „BVMV on Tour“ regelmĂ€ĂŸig den Sportunterricht zumeist in Grundschulen, um den Kindern in spielerischer Form einen Einblick in unsere Sportart bieten zu können.

Letzte Frage: Welchen Stellenwert hat der Basketballsport in M-V aus Ihrer Sicht?

Daniel Havlitschek: Dies ist schwierig zu beantworten. Gerade im westlichen Mecklenburg und natĂŒrlich rund um Rostock ist Basketball eine fest etablierte GrĂ¶ĂŸe. Der EBC Rostock bewegt sich bei den Mitgliederzahlen auf dem Niveau des FC Bayern MĂŒnchen. Doch gerade in den eher lĂ€ndlich geprĂ€gten Regionen macht sich der demografische Wandel auch im Basketball stark bemerkbar. Basketball war in der DDR keine geförderte Sportart. Daher war es regional oftmals von den persönlichen Interessen und Neigungen von Lehrern oder Privatpersonen abhĂ€ngig, ob sich der Sport etablieren konnte.

Nach der Wende schwappte ein Boom auf vieles Neue auch nach M-V und Basketball bzw. Streetball gehörten dazu. Doch mittlerweile ist auch diese Generation in die Jahre gekommen oder oftmals abgewandert. Ohne EhrenĂ€mtler tun sich die Vereine natĂŒrlich schwer und so sind die Möglichkeiten fĂŒr Interessierte hier natĂŒrlich deutlich weniger.

Wir als Verband unterstĂŒtzen hier alle Vereine bzw. StĂ€dte und bieten unsere Hilfe an, um den Basketball in jede Ecke unseres Landes zu tragen und freuen uns ĂŒber jede UnterstĂŒtzung.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

Die Fragen stellte: Marko Michels.

Foto (KrĂŒger / Basketballverband M-V): Der PrĂ€sident des BVMV, Daniel Havlitschek.

 

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