Gut organisiert und spannende Wettkämpfe…

2017 war in M-V wieder ein laufsportliches Jahr. Hier eine Impression vom Schwedenlauf in Wismar. Foto: M.M.

Der Laufcup von MV ist auch im 27. Jahr durch gut organisierte und spannende Wettkämpfe eine Erfolgsgeschichte. Im Vergleich zum Vorjahr gab es bei den Teilnehmerzahl eine leichte Steigerung, denn immerhin hatte sich 499 Ausdauersportler für den Laufcup angemeldet und davon kamen  310 (davon 107 Frauen) mit über 60 Punkten in die Wertung.

Von Anfang März bis November waren Ausdauerläufer unseres Bundeslandes bei 16 Wertungsläufen unterwegs, um die Besten zu ermitteln. Im Folgenden wollen wir die Ergebnisse in den Kategorien Gesamteinzelwertung männlich und weiblich, Altersklassenwertung, Vereinswertung und Teamwertung etwas beleuchten.

Welches waren nun die herausragenden Ergebnisse in diesem Laufjahr? Das Jahr war geprägt von der dominierenden Rolle von TC Fiko Rostock in der Einzelwertung bei den Männer. Sie stellten bei allen Wertungsläufen in diesem Jahr die Sieger und belegten auch die Ersten vier Plätze in der Gesamtwertung.

Ein solches Ergebnis gab es für einen Verein noch nie. Am Ende wiederholte Matthias Weippert (M40), mit der fast höchsten möglichen Punktzahl von 126,5 seinen Vorjahreserfolg. Er war auch der klare Favorit, denn auch seine Erfolge bei den Europameisterschaften und Landesmeisterschaften sollen hier nur hingewiesen werden. Mit einem Punkt Rückstand belegt der lange Führende Markus Riemer (M30) den zweiten Platz.

Auf den Rang drei  landete der Marathonlandesmeister Carsten Tautorat (M35). Um diesen dritten Rang hatte sich auch  der junge Uwe Kleinschmidt (M20) bemüht, der bei seinen 12 Wertungsläufen nur einen halben Punkt Rückstand hatte. Erst danach kamen mit Alexander Au (Vorjahreszweiter) von der HSG Uni Greifswald und Martin Pankow von der TSG Wittenburg Läufer aus anderen Vereinen.

In der Fraueneinzelwertung spielte die für Turbine Neubrandenburg startende Anna-Izabella Böge (W40) eine sehr dominante Rolle und war mit der Gesamtpunktezahl von 127 nicht zu schlagen. Sie wiederholte damit ihren Erfolg aus dem Jahre 2013. In Anwesenheit der Turbine-Läuferin hatte im Vorjahr die HSV-Läuferin Anna Brust (W20) die Gesamtwertung gewonnen.

In diesem Jahr erreichte Sie mit 124 Punkten den zweiten Rang und unterstrich ihre Spitzenstellung. Der dritten Rang sicherte sich Anne-Kathrin Litzenberg (W20) von Tri Fun Güstrow. Im geschlagenen Feld manch ein Talent, wie Nadine Schilf oder die erfahrene Katja Knospe.

Die Sieger in den Altersklassen verteilen sich auf 12 Vereine aus MV, wobei Fiko Rostock und der HSV Neubrandenburg mit je 5 Einzelsiegen vor Turbine Neubrandenburg mit vier Spitzenplätzen am Erfolgreichsten waren. 16 Läufer (je 8 Frauen und Männer) haben ihren Vorjahressieg wiederholt. Auch das ist eine Besonderheit dieses Laufjahres. Hervorzuheben ist die M75, die mit 15 Läufern in die Wertung kam. Das gab es in der Geschichte des Laufcup noch nie. Immerhin waren es mehr als in M20 und der M30 mit je 12 Läufern.

Die Vereinswertung dominierte in den letzten 3  Jahren der SV Turbine Neubrandenburg mit der größten angemeldeten Teilnehmerzahl. Mit der Punktzahl von 7367,5 haben Sie das höchste Ergebnis der letzten Laufjahre erzielt. Dagegen hat der zweit Neubrandenburg Laufverein, der HSV, mit 5091 Punkten sein schlechtes Ergebnis der letzten Jahre erzielt. Mit dem letzten Lauf in Bad Doberan verdrängte die LG Schwerin den lange auf dem dritten Rang liegenden SC Laage.

Beide Vereinen trennen nur mit 4117 bzw. 4053 nur 64 Punkte.

Durch herausragende Rolle der Einzelwertung hat Fiko Rostock mit einer Spitzenpunktzahl von 1235 die Teamwertung gewonnen. Hier werden die 5 Besten Läufer eines Vereins gewertet. Auch der dritte Platz in dieser Wertung geht an das zweite Team von Fiko Rostock. Dazwischen hielt sich der SV Turbine Neubrandenburg mit 1181 auf dem zweiten Rang.

Es war eine Saison voller Höhepunkte für Mecklenburg-Vorpommern mit zwei Europameistern und guten Podiumsplätzen bei Europa und den Deutschen Meisterschaften.

Anerkennung für die gezeigten Leistungen aller Läufer.

Oskar Kowalzik, HSV Neubrandenburg

Exkurs: Laufsportliches Kalenderblatt vom 17.Dezember 2009

Nachgefragt bei Hansjörg Kunze, dem einstigen Rostocker Langstrecken-Ass

Der ehemalige Langstreckler vom SC Empor Rostock über seine Erfolge, sein baldiges Jubiläum, seine beruflichen Herausforderungen, die Familie und seine heutigen sportlichen Ambitionen

Olympische Leichtathletik-Wettkämpfe 1988 – das waren auch erfolgreiche Entscheidungen aus Sicht der Sportlerinnen sowie der Sportler, die entweder in Mecklenburg-Vorpommern geboren wurden oder für einen Verein in M-V starteten.

So konnten im Zehnkampf Christian Schenk (SC Empor Rostock) und Torsten Voss (SC Traktor Schwerin) Gold und Silber unter sich ausmachen, im Diskuswerfen siegte Jürgen Schult (Sc Traktor Schwerin), der zwei Jahre zuvor 1986 den noch gültigen Weltrekord von 74,08 Metern aufstellte.

Im 800 Meter Lauf gab es das erwartete Duell der beiden Teilnehmerinnen vom SC Neubrandenburg um Rang eins und zwei, Christine Wachtel sowie Sigrun Wodars, das Sigrun Wodars für sich entschied, in der silbernen 4 x 100 Meter-Staffel der DDR standen mit Silke Möller (SC Empor Rostock) und Katrin Krabbe (SC Neubrandenburg/im Endlauf nicht eingesetzt) zwei gebürtige „MV-lerinnen“.

Die Bronzemedaille über 400 Meter-Hürden sicherte sich mit Ellen Fiedler eine gebürtige Demminerin. Silber im Diskuswerfen ging an Diana Gansky, die aus Bergen/Rügen stammt und in der bronzenen 4 x 400 Meter-Staffel war Kirsten Emmelmann aus Warnemünde dabei. Im Siebenkampf konnte Anke Behmer vom SC Neubrandenburg ebenfalls Rang drei belegen.

Ein packendes Rennen gab es außerdem über die 5000 Meter, wobei Hansjörg Kunze vom SC Empor Rostock, damals gerade noch 28 Jahre alt, ebenfalls Bronze erkämpfte. Gegen stärkste Konkurrenz aus Afrika, Nordamerika und Südeuropa. Kaum zu glauben, dass dieses schon mehr als 21 Jahre zurückliegt … Und tatsächlich, die „Zähne der Zeit“ scheinen an Hansjörg Kunze vorbei gezogen zu sein, ohne Spuren zu hinterlassen.

Das Lauf-Ass von der Ostseeküste wird am 28.Dezember 2009 runde 50 – kaum zu glauben, womit wohl bewiesen wäre, dass seit der Wende die Zeit anscheinend noch schneller vergeht …

Seoul 1988 war ein einmaliges Erlebnis

Frage: 2009 ist das Jahr der sportlichen Jubiläen … Die Ringer Lothar Metz sowie Rudolf Vesper und die Handballer Klaus Langhoff sowie Klaus Prüsse wurden 70. Auf 60 Lenze können Eishockey-Spieler Dietmar Peters und Handballer Wolfgang Böhme verweisen. Auch andere Sportgrößen in MV hatten besondere Geburtstage. Nun können Sie wie der Schweriner Hochsprung-Olympiasieger Gerd Wessig fünf Jahrzehnte „ihr Eigen“ nennen.

Was waren – im Rückblick – für Sie die Höhepunkte in Ihrem sportlichen Leben ?

Hansjörg Kunze: Zweifellos sind die beiden WM-Medaillen und meine Olympia-Medaille, die bei mir zu Hause im Schrank gut aufgehoben sind, die sportlichen Edelmetalle, die für mich besonders „schwer wiegen“ und natürlich einen besonderen Wert haben. Aber Seoul 1988 bleibt schon ein einmaliges Erlebnis, allein die olympische Atmosphäre war beeindruckend.

Das Rennen über die 5000 Meter war dabei außerordentlich hart und ich war sehr froh und glücklich hinter John Ngugi aus Kenia und Dieter Baumann aus der Bundesrepublik Bronze erkämpft zu haben, noch vor solchen Weltklasse-Läufern wie Domingos Castro aus Portugal, Sydney Maree aus den USA, Jack Buckner aus Großbritannien oder Stefano Mei aus Italien.

Aber an mein internationalen Einstieg erinnere ich mich gern … Beim Europacup 1979 gab es gleich einen ersten Platz. Einen besonderen Wert in meiner Läufer-Karriere hat auch der Europarekord 1981 in Rieti als ich den Anfang der 1980er Jahre dominierenden Henry Rono aus Kenia bezwingen konnte.

Frage: Der Langstreckenlauf, Antenne MV und AIDA – alles Begriffe, die mit Ihnen in Verbindung gebracht werden. Wie verlief Ihre Entwicklung vom rasenden Langstreckler über den rasenden Reporter hin zum „rasenden AIDA-Mann“ ? Immer geradlinig ?

Hansjörg Kunze: Auf den ersten Blick sieht meine Entwicklung stetig aus, aber der Übergang vom Leistungssport, Studium in das praktische Berufsleben war dann doch alles andere als problemlos. Ich musste mich ebenfalls, wie viele andere in diesem Land, Anfang der 1990er Jahre beruflich neu orientieren, erhielt vom privaten Radiosender Antenne MV eine Chance, die ich nutzte.

Ich wurde dort Chefreporter und war zuständig für das Reporter- und Nachrichten-Team. Diese 12 Jahre bei Antenne MV in Plate waren faktisch meine zweite erfolgreiche Karriere, eine Tätigkeit, die sehr anspruchsvoll, aber immer interessant und vielseitig war. Meine dritte Karriere begann dann bei AIDA 2004. Dort bin ich Pressesprecher und ebenfalls für den Marketing-Bereich zuständig. Auch das ist eine spannende Aufgabe.

Frage: Ihre große Zeit – sportlich gesehen – waren die 1980er – mit Olympia-Teilnahmen 1980 und 1988, WM-Bronze über 10000 Meter 1983/1987 und Olympia-Bronze 1988. Der Olympia-Boykott der meisten realsozialistischen Länder 1984 verhinderte den möglichen Start in Los Angeles, es blieben nur die „Wettkämpfe der Freundschaft“ in jenem Jahr.

Wie bewerten Sie rückblickend den Olympia-Boykott der meisten Länder des real existierenden Sozialismus ?

Hansjörg Kunze: Das war für mich eine ganz bittere Entscheidung, die von politischer Seite getroffen wurde. Ich lief ja zu jener Zeit sehr gute Zeiten, hatte im vorolympischen Jahr WM-Bronze bei den ersten Leichtathletik-WM in Helsinki gewonnen und durfte berechtigte Hoffnungen auf eine vordere Platzierung in Los Angeles hegen. Ich wurde, wie Hunderte anderer Sportler um einen sportlichen Höhepunkt betrogen.

Es zeigt mir, dass ich in einem gesellschaftlichen System lebte, in dem einiges nicht in Ordnung war, denn diese politische Entscheidung richtete sich gegen die eigenen Sportler. Ich hörte vom beschlossenen Olympia-Boykott im Mai 1984 im Auto-Radio, als ich gerade auf dem Weg nach Rostock war.

Frage: Zu erfreulichen Aspekten der 80er … Die 1980er Jahre waren „musikmäßig“ ja legendär … Was waren Ihre Songs in den 80ern ?

Hansjörg Kunze: Tja, Musik war natürlich für mich auch damals wichtig und ich habe schon eine umfangreiche Plattensammlung zur „Mucke der 80er“. Ich hörte damals gern die Dire Straits, aber ansonsten fast alles „querbeet“ …

Frage: Gegenwärtig sind Sie „Director Corporate Marketing & Communications“ bei Seetours. Hört sich wichtig, aber nicht sonderlich spannend an 😉 Spannend genug für den einstigen Langstreckenläufer HJL ?

Hansjörg Kunze: Also genau das Gegenteil ist der Fall. Die beruflichen Herausforderungen bei AIDA sind wirklich so umfangreich, abwechslungsreich – es wird bestimmt nie langweilig. Immerhin habe ich die große Chance erhalten, beim erfolgreichsten deutschen Touristikunternehmen tätig sein zu dürfen. Ich bin mit verantwortlich für 4400 Koleginnen und Kollegen weltweit, halte Kontakt mit ihnen in den verschiedensten Regionen der Welt.

Ab und zu bin ich dann selbst auf den Schiffen unterwegs. Es sind viele Aufgaben in Angriff zu nehmen, müssen Lösungen gesucht werden. Spannender kann es gar nicht sein. Die Tätigkeit bei AIDA ist für mich auf jeden Fall ein Traum-Job.

Frage: Treiben Sie eigentlich noch genügend Sport ? Wie sieht ansonsten Ihr Leben ohne Spikes und Büro aus ?

Hansjörg Kunze: Leider viel zu selten. Zwar absolviere ich zwei- bis dreimal in der Woche noch meinen Dauerlauf durch den Wald von Friedrichshagen, aber ohne Stopp-Uhr, Leistungsdruck oder irgendwelche sportlichen Ambitionen. Ich genieße die frische Luft, die Natur. Laufen bedeutet für mich heute, meinen Kreislauf „in Stimmung“ zu halten, dient dem Stressabbau.

Es ist halt wie es ist: So schnell wie früher kann ich nicht mehr sein und bei irgendwelchen Läufen gar hinterher laufen zu müssen, wäre nicht mein Anspruch.

Das Laufen ist eben ein Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit.

Neben meiner beruflichen Tätigkeit steht jedoch meine Familie, meine Frau, meine beiden Kinder an erster Stelle. Mit ihnen viel gemeinsam zu unternehmen, zu reisen, neue Welten zu entdecken – das ist das Wichtigste für mich und toppt alle Erfolge, auch die sportlichen, der letzten 50 Jahre!

Frage: Haben Sie eigentlich ein Lebensmotto ?

Hansjörg Kunze: Ein spezielles Lebensmotto habe ich nicht. Aber meine Auffassung ist es, dass heute derjenige eine große Chance hat, an der Gesellschaft teilzuhaben, der auch bereit ist, große Leistungen zu erbringen. Ich habe es früh im Leistungssport gelernt, dass jeder im Wettbewerb mit anderen steht und dass Fleiß, Hingabe und Disziplin notwendig sind, um erfolgreich zu sein sowie zu bleiben.

Frage: Das Sportjahr 2010 wird einige Höhepunkte bieten. Sind Sie am internationalen Sportgeschehen weiterhin intensiv interessiert ?

Hansjörg Kunze: Ja, der Sport hält mich noch immer im Bann. Im August war ich vor Ort bei den Leichtathletik-WM in Berlin – eine fantastische Atmosphäre. Ansonsten sind im nächsten Jahr die Olympischen Winterspiele in Vancouver, die Fußball-WM in Südafrika oder die Leichtathletik-EM in Barcelona Pflicht. Ich werde dann bestimmt wieder stundenlang vor dem Fernseher sitzen und mit den Athleten mitfiebern!

Dann weiterhin einen langen Atem, maximale Erfolge und einen abwechslungsreichen „50.“ !

M.Michels

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