„Beach-Tennis verbindet Action im Sand mit Urlaubsfeeling…“

Nachgefragt bei IBFT Teamchef Germany Thomas Oberwalder

Mehr als 1700 Kilometer Ostseeküste mit besten Stränden bietet Mecklenburg-Vorpommern. Dazu eine große Tennis-Tradition – Viele Tennis-Vereine wurden hier bereits Ende des 19. bzw. Anfang des 20 Jahrhunderts gegründet. Was liegt da näher, als Strand und Tennis miteinander zu verbinden! Das dachte sich auch der Kühlungsborner Tennis-Enthusiast Thomas Oberwalder, der zu den maßgeblichen Mitbegründern der Beach-Tennis-Szene in MV gehört.

Drei M-V’lerinnen auf dem Podest: Luisa Voigt, Tina Hübner (beide links) und Ann-Elaine Teetzen (5.v.l.) bei der Siegerehrung Damen-Doppel/Amateure IFBT-Weltmeisterschaft 2019 in Castelldefels/Spanien. Foto: Thomas Oberwalder

Thomas Oberwalder, IFBT Teamchef Germany, über die Entwicklung des Beach-Tennis in MV, die Nachwuchsarbeit, internationale Erfolge und kommende Turniere.

Frage: Thomas, Beach-Tennis und MV – Wann hattest du die Idee den Sport bei uns zu etablieren?

Thomas Oberwalder: Ich wurde 2015 zum ersten Mal mit Beach-Tennis konfrontiert. Damals war das noch in meiner Funktion als Vertreter in der Medienkommission des Deutschen Tennis-Bundes. So richtig losgelegt haben wir dann 2016. Und nach den ersten Versuchen war klar, dass wir den tollen Sport, der Action im Sand mit Urlaubsfeeling verbindet, bei uns voranbringen wollen. Was liegt näher, wenn man die wunderschönen Sandstrände vor der Haustür hat…

Allerdings gibt es in Mecklenburg-Vorpommern in Boltenhagen und Dierhagen schon seit mehr als zehn Jahren Beach-Tennis-Turniere, die von Jahr zu Jahr mehr Zulauf finden. In den Anfängen wurde noch mit klassischen Tennisschlägern gespielt. Seit ein paar Jahren mit speziellen Hightech-Rackets aus Carbon und Fiberglas.

Frage: Wie verlief die weitere Entwicklung? Wie groß ist die Beachtennis-Szene in MV?

Thomas Oberwalder: Seit 2016 haben sich in Rostock, Stralund, Kühlungsborn und bei unseren Nachbarn in Hamburg richtige Communities gegründet, in denen Beach-Tennis-Begeisterte regelmäßig zusammen trainieren und spielen. In MV spielen circa 50 Sportlerinnen und Sportler ambitioniert und nehmen auch an Turnieren teil. Dazu kommen immer mehr Hobbysportler, die ab und an zum Schläger greifen.

Frage: Wie sieht es in Sachen PR aus?

Thomas Oberwalder: Seit drei Jahren wird an der Universität Rostock Beach-Tennis im Kursprogramm angeboten. Seit diesem Jahr kann am Schulzentrum Kühlungsborn zudem Beach-Tennis von den Schülern als Kurs belegt werden. Und aktuell neigt sich unser Sommer-Ferien-Camp dem Ende.

Hier hatten Kids und Jugendliche sechs Wochen lang die Möglichkeit, zweimal wöchentlich am Sportstrand in Kühlungsborn unter erfahrener Anleitung zu trainieren. Wir werden mit den Kids auf jeden Fall auch über die Ferien hinaus feste Trainingszeiten etablieren. Ziel ist der Aufbau einer Jugend-Mannschaft, die ab 2020 an nationalen Turnieren teilnimmt.

Es fehlt massiv an Nachwuchs. Hier wurde bisher wenig unternommen. Eine Kooperation mit dem Tennisverband gibt es aktuell nicht. Ich sehe die Sportart Beach-Tennis beim DTB und den Landesverbänden komplett falsch angesiedelt. Der Sport findet dort kaum Beachtung und viele Entscheidungen der letzten Jahre sind in meinen Augen eher kontraproduktiv.

Deshalb habe ich mich dem Internationalen Weltverband Beach Tennis (IFBT) mit Sitz in Italien und Spanien angeschlossen. Das dort gespielte System garantiert gerade Turnier-Einsteigern mehr Spiele. Der Spaß am Sport steht dort im Vordergrund.

Frage: Sogar international seid ihr inzwischen erfolgreich…

Thomas Oberwalder: Das ist richtig. Seit 2018 stelle ich als Koordinator für die IFBT in Deutschland das Team Germany zusammen. Bei der EM auf Sardinien im Herbst 2018 konnten wir eine erste Medaille holen. Bei der IFBT-Weltmeisterschaft Ende Juni 2019 in Spanien durften wir uns bereits über fünf Podestplätze freuen und haben überraschend im Nationen-Wettbewerb Brasilien geschlagen. In unserem 16-köpfigen WM-Aufgebot standen übrigens 7 Spielerinnen und Spieler aus Mecklenburg-Vorpommern. Darunter mit Ann-Elaine Teetzen und Alicia Witzmann zwei erst 19-jährige Spielerinnen aus Bansin/Usedom.

Frage: Welche weiteren Ambitionen habt ihr?

Thomas Oberwalder: Kernpunkte sind neue Mitspielerinnen und Mitspieler zu finden. Wer fertig mit dem Studium ist, wandert nicht selten wieder aus MV ab – nur eines unserer Probleme. Ganz wichtig ist der Aufbau einer Jugend-Mannschaft, um alle Altersklassen abzudecken. Beach-Tennis ist ein generationenübergreifender Sport. In welcher anderen Sportart können Sportler in den Vierzigern noch im Weltklasse-Niveau mithalten? Beim Beach-Tennis kann von 8 bis 80 jeder zum Racket greifen.

Jugendarbeit kann aktuell auf Grund der ehrenamtlichen Tätigkeiten natürlich nur lokal erfolgen. Ein Problem mit dem ja auch der TMV zu kämpfen hat. In einem Flächenland wie MV ist es schwer Talente aus dem ganzen Bundesland zum regelmäßigen Training zusammen zu bringen.

Frage: Welche Turniere gab es dieses Jahr in Mecklenburg-Vorpommern bereits? Welche folgen noch?

Thomas Oberwalder: „Barth bewegt sich“ und Boltenhagen sind bereits gespielt. In Boltenhagen waren wieder fast 100 Teilnehmer dreitägig am Strand aktiv. Am 16. und 17. August steht der BARMER Beach-Tennis-Cup in Dierhagen auf dem Programm. Dort ist die Kurverwaltung zusammen mit der Beach-Tennis Community rund um den TC Barth emsig bemüht, langfristig ein tolles jährliches Beach Tennis Fest zu feiern. Dieses Jahr zum erstenmal als IFBT-Weltranglistenturnier.

Im Rahmenprogramm gibt es Schnupper-Beach-Tennis, ein Anfängerturnier, ein Ü40-Turnier und am Freitagabend verschmilzt der Sport mit der Musik. Während auf den Courts noch das Turnier läuft und in den Sonnenuntergang trainiert wird, legen auf der Bühne direkt am Sandstrand Top-Djs auf.

Es ist der Versuch, ein junges Party-Publikum mit der Trendsportart Beach-Tennis in Berührung zu bringen. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. Während in Italien bei den großen Turnieren volle Sitztribünen rund um den Center Court zum Sport dazu gehören, tun wir uns in Deutschland noch sehr schwer. Wir freuen uns über Besucher, die sich gerne rasante Ballwechsel bei Urlaubsfeeling ansehen wollen.

Letzte Frage: Wann endet die Saison bei euch?

Thomas Oberwalder: Das aktuell letzte Turnier in MV ist Ende August in Zingst. Mitte September geht es für ein paar von uns von Berlin aus zur IFB- Europameisterschaft nach Italien, bei der wir für Deutschland antreten. Aber es könnte durchaus sein, dass wir im Herbst kurzfristig noch ein weiteres Turnier in MV ausrichten. Trainiert wird sowieso – wenn es das Wetter zulässt – auch den Winter über draussen am Strand. Dann bauen wir unsere mobilen Courts auf, so bald die Sonne scheint.

Hallen-Training ist aufgrund der fehlenden Möglichkeiten leider nicht gegeben. Da haben es unsere Freunde aus Hamburg einfacher.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

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