„Blicke mit einem lachenden Gesicht auf Apeldoorn…“

Bahn-Radsport-Ass Miriam Welte über die Bahn-Rad-WM in Apeldoorn und kommende Herausforderungen

Bahnradsport Symbolfoto
Bahnradsport Symbolfoto

Vom 28.Februar bis 4.März wetteiferte bereits die Elite im Bahn-Radsport bei den 108.Weltmeisterschaften in Apeldoorn um die Goldmedaillen in den dortigen Disziplinen. Auch der Bund Deutscher Radfahrer war mit einem leistungsstarken Team vertreten. In Rio de Janeiro folgen dann vom 22.März bis 25.März die 11.Para-WM im Bahn-Radsport für Rad-Sportlerinnen bzw. -Sportler mit Handicaps.

Bei den UCI-WM in Apeldoorn trat auch Miriam Welte, Jahrgang 1986, bis 2012 „Track Cycling Team MV“, aktuell 1.FC Kaiserslautern/Radsport, in die Pedale. „Miri“ konnte dort zweimal Gold erkämpfen und komplettierte damit ihre Medaillen-Sammlung, zu der unter anderem Olympia-Gold 2012 im Teamsprint, Olympia-Bronze 2016 ebenfalls im Teamsprint und vier weitere WM-Titel gehören.

Wie beurteilt nun Miriam das WM-Geschehen in Apeldoorn?

MV-SPORT fragte nach

Miriam Welte über ihre WM-Ergebnisse 2018, die Bilanz für das deutsche Team 2018 in Apeldoorn, das WM-Drumherum, nächste sportliche Ziele und ihr Leben neben der Rad-Rennbahn

„Blicke mit einem lachenden Gesicht auf Apeldoorn…“

Frage: Miriam, Ende Februar/Anfang März wurden die WM im Bahn-Radsport in Apeldoorn ausgetragen. Wie lautet nun Dein persönliches Resümee?

Drei Bahnradsport-Asse: Miriam Welte, Tobias Wächter und Stefan Nimke. M.M.

Miriam Welte: Ich bin sehr zufrieden, diese Weltmeisterschaften sind super-gut für mich gelaufen. Zweimal Gold, im Teamsprint mit Kristina und dann auch im Zeitfahren, das ist schon toll. Auch das Sprintergebnis und die dort erreichte Zeit war in Ordnung. Ich blicke jedenfalls mit einem lachenden Gesicht auf die WM 2018 in Apeldoorn.

Frage: Wie beurteilst Du ansonsten die WM-Ergebnisse in Apeldoorn aus deutscher Sicht?

Miriam Welte: Das deutsche Team konnte in allen Disziplinen sehr gute bis gute Leistungen erreichen. Mit dem WM-Sieg von Roger Kluge/Theo Reinhardt im Madison gelang erstmals wieder Gold für Deutschland seit dem Sieg von Stefan Steinweg/Erik Weispfennig bei den WM 2000 in Manchester.

Neben den vier Goldenen für Kristina, Pauline und mich waren jedoch auch viele andere Platzierungen der deutschen Starterinnen bzw. Starter mehr als erfreulich, so die Bronze-Ränge von Pauline Grabosch im Sprint (plus Rang vier im Zeitfahren) und von Maximilian Levy im Keirin. Vordere Platzierungen wurden zudem unter anderem ebenfalls von Maximilian Levy im Sprint mit Rang vier, von Eric Engler im 1000 Meter Zeitfahren mit Rang fünf, Felix Groß in der Einzelverfolgung auch mit Rang fünf, Lisa Brennauer in der Einzelverfolgung bei den Frauen mit Rang vier und Charlotte Becker mit Rang fünf im Punktefahren erreicht.

Erfreulich auch die Entwicklung bei den beiden Bahn-Vierern. Die Frauen wurden Fünfte und die Herren schafften Rang vier und fuhren dabei beide deutschen Rekord. Damit sind die deutschen Bahn-Vierer wieder in der Weltspitze angekommen.

Frage: Wie war das ganze „WM-Drumherum“, die Organisation, die Stimmung vor Ort und die Bahn? Alles bestens…

Miriam Welte: Es waren perfekt organisierte Welt-Titelkämpfe, ob Unterkunft, Wettkampfstätte und Stimmung vor Ort. Alles war in der Tat bestens. Wir Sportlerinnen und Sportler waren in einem neuen Hotel untergebracht, dass erst nach den WM offiziell eröffnet wurde. Wir stellten „den Testlauf“ dar, inwieweit komplette Buchungen durch das Hotel-Team gemeistert werden können. Und diesen „Testlauf“ bestand das Hotel-Team mit „Bravour“.

Die einzelnen Sportlerinnen und Sportler erhielten zu ihren Erfolgen sogar persönliche Glückwunsch-Schreiben des Hotels – eine sympathische Geste. Die Bahn war ebenfalls in einem top Zustand und die Zuschauer erwiesen sich als sehr fair und sachkundig. An Apeldoorn 2018 werde ich in ausgezeichneter Erinnerung behalten.

Frage: Welche wichtigen sportlichen Herausforderungen stehen für Dich 2018 noch auf der Agenda? Tokyo 2020 ist sicher Dein sportliches Fern-Ziel…

Miriam Welte: Im Juni stehen die Deutschen Meisterschaften im Bahn-Radsport auf meiner „Heim-Bahn“ in Dudenhofen auf dem Programm. Diese Meisterschaften sind ein großer Ansporn für mich. Im August gibt es dann im Rahmen der Multisportveranstaltung „European Championships“ vom 2.August bis 12.August in Berlin, mit den Leichtathletik-EM, und in Glasgow mit den EM im Rudern, Schwimmen, Triathlon, Turnen bzw. Team-Golf ebenfalls die EM im Radsport (Bahn, Straße, BMX bzw. Mountainbike). Auf diese EM in der schottischen Metropole freue ich mich auch. Ansonsten: Ja, Tokyo 2020 ist natürlich mein großes sportliches „Fern-Ziel“!

Letzte Frage: Wie sieht Dein gegenwärtiges Leben ohne Fahrrad aus? Welche Herausforderungen gibt es da für Dich?

Miriam Welte: Zurzeit habe ich leider mit Grippe-Viren zu kämpfen, aber auch ohne Fahrrad habe ich eine Menge zu tun. Ich bin ja Polizistin, habe demnächst wieder eine vierwöchige Hospitanz, um meine theoretischen Kenntnisse im Polizeidienst auch praktisch anwenden zu können. In meiner Freizeit unternehme ich viel mit der Familie und mit meinem Freund.

Vielen Dank, dann eine baldige Genesung und weiterhin maximale Erfolge!


 

Zum achten Mal: WM im Bahn-Radsport in den Niederlanden

Zum achten Mal fanden vom 28.Februar 2018 bis 4.März 2018 Bahn-Radsport-WM in den Niederlanden statt. In den Jahren 1925, 1938, 1948, 1959, 1967 bzw. 1979 war jeweils Amsterdam Gastgeber. 2011 und nun 2018 folgte Apeldoorn.

Stets spannend: Die WM in den Niederlanden/Rudi Altig 1959 vorn

Die Welt-Titelkämpfe im Bahn-Radsport in den Niederlanden verliefen stets stimmungsvoll. 1925 gab es nur drei Entscheidungen, wobei sich die Niederlande, Frankreich sowie die Schweiz die Titel teilten. Der gebürtige Dortmunder Erich Metze triumphierte dann 1938 im Steher-Rennen, die anderen beiden Titel holten die Niederlande. Zehn Jahre später, 1948, erkämpften Italien (zwei), die Niederlande (zwei) und Frankreich (einen) die fünf WM-Titel. Um acht Weltmeistertitel wurde 1959 gefahren, wobei der gebürtige Mannheimer Rudi Altig Gold in der Einzel-Verfolgung gewann und Italien zwei erste Plätze feierte.

1979 drei Goldene für Deutschland-Ost

Elf Goldene wurden dann bei den 1967er WM vergeben: Mit jeweils drei Titeln waren die Sowjetunion bzw. die Niederlande am erfolgreichsten. Ein Dutzend Jahre danach, 1979, dominierten die Niederlande (vier Titel) und Deutschland-Ost (drei Titel). So setzte sich der DDR-Bahnvierer mit Lutz Haueisen, Gerald Mortag, Axel Großer bzw. Volker Winkler durch. Lothar Thoms (SC Cottbus) war der Schnellste im 1000 Meter Zeitfahren und Lutz Heßlich (ebenfalls SC Cottbus) jubelte im Sprint.

Der Wahl-Schweriner Stefan Nimke 2011 zweimal erfolgreich

Stefan Nimke
Stefan Nimke

In 18 Entscheidungen wetteiferten dann 2011 die weltbesten Bahn-Radsportlerinnen bzw.- Sportler. Australien war die Top-Nation mit sieben WM-Titeln, Deutschland erreichte zweimal Gold – dank eines gebürtigen Hagenowers und Wahl-Schweriners. Stefan Nimke siegte im 1000 Meter Zeitfahren und zusammen mit Rene Enders bzw. Maximilian Levy im Teamsprint.

Niederlande 2018 am besten

Aktuell, bei den Bahnrad-WM 2018, starteten 370 Bahn-Radsport-Asse aus 40 Ländern in den nunmehr 20 Entscheidungen (jeweils zehn bei den Frauen und bei den Herren). Die 60 Medaillen, jeweils 30 bei den Frauen bzw. Herren, wurden von 20 Ländern „erradelt“. Zehn Staaten davon konnten eine oder mehrere Goldmedaillen erkämpfen.

Besonders erfolgreich waren die Niederlande (zwölf Medaillen, darunter fünfmal Gold), Deutschland (sechs Medaillen, darunter viermal Gold), Großbritannien (sechs Medaillen, darunter zweimal Gold), Australien (sechs Medaillen, darunter zweimal Gold) und Italien (sechs Medaillen, darunter einmal Gold).

Die fleißigste Medaillensammlerin bzw. der fleißigste Medaillensammler der WM 2018 in Apeldoorn waren bei den Frauen Kirsten Wild (Niederlande) mit dreimal Gold (Scratch-Rennen, Punktefahren bzw. Omnium) plus einmal Silber (Madison) und bei den Herren Jeffrey Hoogland (Niederlande) mit zweimal Gold (1000 Meter Zeitfahren bzw. Teamsprint).

Vier Goldene für Deutschland 2018

Die vier WM-Titel aus deutschem Blickwinkel 2018 sicherten sich Kristina Vogel (Erfurt) mit jeweils im Sprint bzw. im Teamsprint, zusammen mit Miriam Welte und auch Pauline Grabosch, die auch Gold im 500 Meter Zeitfahren schaffte. Roger Kluge, der gebürtige Eisenhüttenstädter, und der Berliner Theo Reinhardt holten dazu Gold im Madison.

Für Kristina Vogel holte mit ihren beiden Titeln 2018 ihre zehnte bzw. elfte WM-Goldmedaille seit 2012 (dazu zweimal Olympia-Gold 2012 bzw. 2016 plus Olympia-Bronze 2016). Damit zog sie mit der Australierin Anna Meares gleich, die zwischen 2004 und 2015 auch elfmal WM-Rang eins belegte (dazu zwischen 2004 und 2016 sechs Olympia-Medaillen, darunter zweimal olympisches Gold).

In der „Königinnen-Disziplin“, dem Einzel-Sprint, errang Kristina Vogel nach 2014, 2015 und 2017 ihr viertes Gold. Um die erste WM-Goldmedaille im Frauen-Sprint wurde vor 60 Jahren, bei den WM 1958 in Paris, gefahren. Damals gewann die Russin Galina Jermolajewa. Dreißig Jahre später, 1988 bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, stand der Frauen-Bahn-Radsport mit dem Sprint erstmals im olympischen Programm. Die für die Sowjetunion startende Estin Erika Salumäe siegte vor Christa Rothenburger vom SC Einheit Dresden. Christa Rothenburger hatte zwei Jahre zuvor, bei den WM in Colorado Springs, den ersten deutschen WM-Titel im Frauen-Sprint gewonnen…

Und nun ist Kristina Vogel, zusammen mit Miriam Welte, das „Maß aller Dinge“ im Frauen-Bahnradsport auf der Welt.

Marko Michels

 

 

 

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