Cross-Skating Biathlon machte an der Ostsee halt
Zwei Tage lang Trubel und Begeisterung auf der Nord-Etappe der RollDichFit-Tour
Ratschen, Kuhglocken, Tröten – mit allerlei Equipment wurde am Rand der Beckerwitzer Biathlon-Strecke wieder lautstark zu Bestzeiten angestachelt. Denn am 14. und 15. September waren in dem kleinen Örtchen der Gemeinde Hohenkirchen wieder zahlreiche Cross-Skater und -Skaterinnen von sieben bis oberhalb der 60 Jahre angetreten. Unter der Regie des „Team Ostsee“, der hiesigen Ortsgruppe des bundesweit agierenden Cross-Skating Vereins RollDichFit e.V., wurde die letzte Etappe des Jahres gelaufen.
Und die Lokalgruppe um Thorsten Herckt hat dabei wie gewohnt ganze Arbeit geleistet. Bei bestem Cross-Skating Wetter und unter idealen Rahmenbedingungen wetteiferten die Teilnehmer:innen in den Disziplinen Massenstart, Staffel und Langstrecke um die besten Zeiten, Treffsicherheit und um die wenigsten Strafrunden. Auch die Kleinsten (4-9 Jahre) starteten wieder in einem eigenen Wettbewerb auf Skates, Rollern und Rädern aller Art. Erstmals erfreute sogar ein Königsschießen alle anwesenden CrossSkater und deren Angehörige.
Biathleten auf Rädern und mit Lasergewehren. Für Mecklenburg-Vorpommern ist das auch mit der 11. Auflage des Events wohl eher ein exotisches Bild. Auf bis zu 8-Zoll großen Rädern unter den Füßen (den Skirollern ähnliche Sportgeräte), mit sogenannten Blading-Stöcken in den Händen, sausten die Männer und Frauen die ungefährliche aber doch schweißtreibende Streckenführung entlang. Und das auch noch im Linksverkehr. Kein Wunder dass die einen oder anderen Radtourist:innen etwas verunsichert ihre Tour unterbrechen mussten. Immerhin begleitet von staunenden Blicken und anerkennendem Applaus. Eine Laser-Schießanlage, die es in Deutschland so kein zweites Mal gibt, komplettierte das nicht alltägliche Bild in Beckerwitz.
Bei RollDichFit wird übrigens gemeinsam gelaufen. So wurden die jeweiligen Startgruppen lediglich nach zu erwartbaren Lauftempo eingeteilt. Da startete die ambitionierte Jugendliche schon mal gemeinsam mit dem routinierten Läufer, der kaum eine Tour in Deutschland auslässt, und der Skating begeisterten Hobbysportlerin im Rentenalter.
In der Disziplin Massenstart (7,5 km) schafften es dieses Jahr nur zwei Läufer die magische Grenze von 30 Minuten zu knacken. Eduard Herbstreich (27:18 Min) und Kurt Schlimgen (28:20 Min) bestätigten damit ihre Favoritenrolle. Letzterer unterstrich damit einmal mehr, dass das Alter beim Cross-Skating kaum eine Rolle spielt. Immerhin ließ der 66-Jährige mit dieser Paradezeit 15 teils weitaus jüngere Herren hinter sich. Schnellste Frau im Feld und zugleich Siegerin in der Junioren-Wertung wurde mit 31:04 Minuten die 14-jährige Eva Wiele (RollDichFit Team Westfalen). Unter den Kids wagte sich die 10-jährige Charlotte Dettmann (Schwerin/RDF) zwar als einzige an die 7,5 Kilometer. Da sie aber zusammen mit den Großen an den Start ging, war aber jede Menge Konkurrenz da. Mit Ihrer Zeit von unter 45 Minuten zeigte sie sich nicht nur zufrieden, gleichzeitig kam sie sogar schneller als drei der ältere Starterinnen ins Ziel.
Am Sonntag ging es in die Königsdisziplin, die Langstrecke. Gelaufen wurden 12,5 und 17 Kilometer. Und wie schon tags zuvor spielte das Alter oder das Geschlecht keine Rolle. Zwar trauten nicht mehr alle der am Samstag Anwesenden an den Kräfte zehrenden Wettbewerb. Andererseits wurde das Starterfeld auch von einigen neu hinzu gekommenen Biathlon-Enthusiasten aufgefüllt. Die Stimmung auf und neben der Strecke sollte sich erneut als kaum zu überbieten zeigen. Allein deshalb ist es verwunderlich, das die Cross-Skating-Szene ein vergleichsweise Nischendasein fristet. Doch wer einmal mit dem Fiber angesteckt ist, den lässt der Sport auch nicht mehr so einfach los. So etwa der jüngst und der älteste Starter (Elias Stehle und Kurt Schlimgen) auf den 12,5 Kilometer Strecke. Ersterer versetzte mit seinen noch 7 Jahren und seinem Ergebnis (01:05:01 Min) alle Anwesenden ins Staunen. Letzterer fuhr auf der Distanz diesmal die mit Abstand schnellste Zeit (45:39 Min). Organisator und Drittplatzierter Thorsten Herckt brauchte da schon ganze 10 Minuten mehr. Zeitgleich mit ihm durchs Ziel rollte die schnellste Dame, Gerry Weber vom Team RollDichFit Norge.
Ziemlich genau eine Stunde für die 17 Kilometer brauchte Juniorin Eva Wiele. Wie schon am Vortag ließ sie dabei nicht nur ihren ein Jahr älteren Bruder hinter sich. Allerdings rollte sie heute nicht allein durch das Ziel. Freudestrahlend und überglücklich an ihrer Hand: die Erfurterin Sylvia Henneberg. Nur wenige Minuten vor den beiden Frauen brachten die schnellsten Herren den Wettkampf hinter sich. Platz 1 ging an Reiko Thiele (ATSV Gebirge/Gelobtland) vor Sören Bleyl (RDF Team Erzgebirge) und Holger Czekalla (Skatetreff Erfurt).
Mit dem Ostsee Biathlon, der die letzte Biathlon-Etappe auf der RollDichFit-Tour darstellt, gelang dem Verein erneut ein perfekter Jahresabschluss. Möglich sei das nur mit den vielen fleißigen Helfern und Helferinnen zu bewerkstelligen gewesen, zeigte sich Thorsten Herckt in seiner Abschlussrede gewiss.
red
Der Rolldichfit e.V. ist der erste gemeinnützige Cross-Skating-Verein Deutschlands. Neben freien Treffen und gemeinsamen Touren organisieren die Regionalgruppen mehrmals im Jahr Biathlons und Laufwettkämpfe. Neuankömmlinge sind jederzeit willkommen. Der Einstieg in die Sportart wird mit regelmäßigen Kursangeboten leicht gemacht. Das Trainer- und Organisationsteam steht jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung. Weitere Infos unter https://www.rolldichfit.de/