Neue GebĂŒhrenordnung des Landkreises sorgt fĂŒr ExistenzĂ€ngste bei Vereinsmitgliedern

So haben sich die Vereine im Landkreis Ludwigslust-Parchim das neue Jahr garantiert nicht vorgestellt. Denn bleibt es beim Kreistagsbeschluss zur neuen Entgelterhebung von SportstĂ€tten von Mitte Oktober, dann kommt auf die gemeinnĂŒtzigen Nutzer schon ab dem 15. Januar 2026 eine Kostensteigerung zu, die es, gelinde gesagt, in sich hat. Allein der Dömitzer SV 06 geht von ĂŒber 20.000 Euro pro Jahr aus – nur fĂŒr die Hallenmiete.

„In ihrer aktuellen Form erschweren sie nicht nur die DurchfĂŒhrung regemĂ€ĂŸiger sportlicher AktivitĂ€ten, sondern gefĂ€hrden auch bestehende Angebote, die seit Jahren einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in unserer Gemeinde leisten“, heißt es in einem Beschwerdeschreiben des Vereinsvorstandes an den Kreistag. Innerhalb der Abteilungen geht also die Existenzangst um. Man sei sich nicht mehr sicher, ob Trainings, Stadtmeisterschaften oder sonstige Events noch durchgefĂŒhrt werden können. Die Einstellung kompletter Angebote steht sogar im Raum. Unklarheiten gebe auch es bei Schulkooperationen im Rahmen des Projekts „Gemeinsam Sport in Schule und Verein“.

Ist die Sporthalle des Schulzentrums Dömitz fĂŒr den Vereinssport bald nicht mehr finanzierbar? (Foto: ZVG)

Um die zusĂ€tzlich anfallenden GebĂŒhren zu stemmen, mĂŒsse jedes Vereinsmitglied ca. 136 Euro pro Jahr mehr zahlen. Das sei nicht realisierbar. Vor allem, weil der Verein „von heute auf Morgen“ einen Vertrag unterschreiben mĂŒsste, „der weit ĂŒber der Jahresplanung des eigenen Haushaltes“ sei, bemĂ€ngelt Vizechef Reiner Wachlin. Und das alles vor Einberufung einer Mitgliederversammlung. Auch stĂ¶ĂŸt die Tatsache, dass die Entscheidung ohne die Betroffenen Vereine getroffen worden sei bzw. ohne Nutzer und Ehrenamtliche ausreichend einzubeziehen, auf UnverstĂ€ndnis.

„Stehen vor vollendeten Tatsachen und quasi vor dem Aus“

Genauso sieht es Abteilungsleiter Kevin May, der die knapp 40 Tischtennissportler und -sportlerinnen des SV vertritt. „Nach der Pandemie sind wir froh und stolz zugleich wieder so gut aufgestellt zu sein. Und dann kommt innerhalb kĂŒrzester Zeit ein Beschluss der aus unserer Sicht den Kinder-Jugend und Breitensport zukĂŒnftig kaputt macht“, so der Ehrenamtler. „Wir stehen quasi vor vollendeten Tatsachen und somit kurz vor dem aus.“

Aktuell spielen 25 Kinder und Jugendliche sowie 15 Erwachsene in der Sporthalle des Schulzentrums aktiv Tischtennis. Der engagierte Verein stellt je eine U13- und U19-Mannschaft, dazu 3 Mannschaften fĂŒr den Ligabetrieb von Kreis- bis Bezirksklasse. „Unsere Übungsleiter und ehrenamtliche Helfer bemĂŒhen sich sehr darum den Dömitzer Nachwuchs voran zu bringen“, erklĂ€rt May in einem persönlichen Schreiben und sieht in der Sparmaßnahme des Kreises einen Beschluss der „den Kinder-Jugend und Breitensport zukĂŒnftig kaputt macht.“ 136 Mitglieder hat der Dömitzer SV 06 insgesamt. Auf einen finanziellen Puffer oder Großsponsoren fĂŒr den Trainings- und Wettkampfbetrieb kann man da nicht zurĂŒckgreifen.

Die Tischtennissparte des Dömitzer SV 06 bangt um ihre Zukunft. (Foto: ZVG)
„Das hat negative Auswirkungen auf das Gemeindeleben“

Rein rechnerisch ist die Kalkulation seitens der kommunalen Verwaltung nachvollziehbar – zumal die letzte Entgeltordnung aus dem Jahr 2013 stammt. Allein mit rund 53.380 € mĂŒsse man danach pro Hallenfeld und Jahr rechnen. Doch andererseits sollen vereinsorganisierte Sportangebote traditionell ja gemeinnĂŒtzig und niedrigschwellig sein. Das betonte dann auch Landrat Stefan Sternberg (SPD) in einem Schreiben an die Vereine: „Lassen Sie mich an dieser Stelle noch einmal betonen, wie wichtig uns eine umfangreiche Sportförderung im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist.“ Allerdings mit dem Nachsatz, dass der Kreis aufgrund der derzeitigen Haushaltssituation dazu gezwungen sei, „die Wirtschaftlichkeit des SportstĂ€ttenbetriebes zu betrachten und keine zusĂ€tzlichen Subventionierungen“ ermöglichen zu können.

Warum nun aber die Vereine gefĂŒhlt im Alleingang fĂŒr den Erhalt des SportstĂ€ttenbetriebes aufkommen sollen, das kann man in Dömitz nicht nachvollziehen. Schließlich nehme man damit gleichzeitig deren Auflösung in Kauf. „Das hat Auswirkungen auf das Gemeindeleben. Sport und gemeinschaftliche AktivitĂ€ten sind ein zentraler Baustein unsere soziale Struktur. Eine EinschrĂ€nkung dieser Angebote wirkt sich langfristig negativ auf Integration, Gesundheit, Gemeinschaftssinn und Nachwuchsarbeit aus“, bekrĂ€ftigt der Vereinsvorstand. Und Tischtennis-Spartenleiter Kevin May wĂŒnscht sich, dass die sich anbahnenden Existenzkrise öffentlich stĂ€rker wahrgenommen wird: „FĂŒr eine Sportart, die mehr Gehör braucht in Mecklenburg Vorpommern.“

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