Der Tischtennis-Sport zwischen den WM in DĂŒsseldorf und den Turnieren in M-V
Die Tischtennis-WM 2017 in DĂŒsseldorf sind inzwischen auch wieder Sportgeschichte. China wurde mit viermal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze sowie einer geteilten Bronzemedaille wie gewohnt erfolgreichste Nation. Die deutsche Ausbeute lautete eine geteilte Bronzemedaille, die Petrissa Solja zusammen mit der Chinesin Fang Bo im Mixed-Doppel gewann. Die fĂŒnf WM-Titel sicherten sich Ding Ning (China, Frauen-Einzel), Ma Long (China, Herren-Einzel), Ding Ning/Liu Shiwen (China, Frauen-Doppel), Fan Zhendong/Xu Xin (China, Herren-Doppel) und Maharu Yoshimura/Kasumi Ishikawa (Japan, Mixed-Doppel).
Nachgefragt…
Wie beurteilt Ulrich Creuznacher vom TSV Rostock SĂŒd die Welt-TitelkĂ€mpfe? Was steht fĂŒr die Rostocker Tischtennis-Enthusiasten demnĂ€chst auf der Agenda?
„Ein Top-Event auf Spitzen-Niveau!“
Frage: Die WM in DĂŒsseldorf ist „abgehakt“. Wie bewerten Sie den Verlauf der Weltmeisterschaften 2017?
Ulrich Creuznacher: China bleibt die Tischtennis-Macht, hat vier von fĂŒnf Titeln gewonnen, aber an vielen Ecken den Angriff der Japaner nicht abwehren (Mixed-Doppel) oder nur schwer abwehren können (Damen- und Herren-Doppel).
Leistungstechnisch zogen die Spielerinnen und Spieler aus dem Reich der Mitte und den anderen ostasiatischen LÀndern wieder an den deutschen SchlÀger-Assen vorbei.
Besonders das âWunderkindâ Tomokazu Harimoto mischte die Tischtennis-Welt mit seinen erst dreizehn Jahren (!) auf, schied erst im Viertelfinale aus.
[box] Insgesamt erkĂ€mpften neben China sowie Deutschland auch Japan (einmal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze), Taiwan (einmal Silber), SĂŒdkorea (zweimal Bronze), Hongkong (einmal Bronze) und Singapur (einmal Bronze) Edelmetall.[/box]
Organisatorisch gelang den Veranstaltern wieder ein Top-Event auf Spitzen-Niveau. Und: Die Fans dankten es mit regem Zulauf â nicht nur an den Final-Tagen. Mehr als 50000 Zuschauer besuchten die achttĂ€gigen WM, die an den drei Schlusstagen ausverkauft war. Mehr geht immer, aber Tischtennis hat zwar eine breite PopularitĂ€t, aber keine breite Reputation, um in den Medien prĂ€sent genug zu sein.
Frage: Wie beurteilen Sie die Leistungen der deutschen Tischtennis-Asse?
Ulrich Creuznacher: Das Abschneiden war sehr gut. Besonders der âalte Mannâ Timo Boll (36 Jahre) spielte so gut wie schon lange nicht mehr. Dazu der starke Auftritt von Part-Time-Spielerin Kristin Silbereisen (Achtelfinale) und die hell glĂ€nzenden Bronzemedaille von Petrissa Solja im Mixed (mit Fang Bo, China)…
Dass, was Timo Boll zuletzt oft fehlte, war bei den Heim-WM da: die Top-Form ohne Verletzungssorgen. Das Aus im Viertelfinale gegen den spĂ€teren Weltmeister Ma Long (2:4 SĂ€tze) ist als groĂer Erfolg zu werten. Es roch sogar nach der Sensation.
Im Doppel scheiterten beide, also Timo und Ma Long, als ungesetztes Duo ebenfalls im Viertelfinale, ebenfalls an den spÀteren TiteltrÀgern (Xu Xin/Fan Zhedong).
Einen mehr als achtbaren Auftritt legte auch WM-DebĂŒtant Ruwen Filus hin. Der Abwehr-Allrounder unterlag im Achtelfinale dem spĂ€teren Vize-Weltmeister Fan Zhedong in fĂŒnf SĂ€tzen. Olympiadritter und Medaillenkandidat Dimtrij Ovtcharov schied ebenfalls im Achtelfinale aus. Doch: Das war eher eine EnttĂ€uschung.
Petrissa Solja glĂ€nzte im Mixed, gewann in der „deutsch-chinesischen Combo“ mit Fang Bo Bronze. Solja schied im Einzel aber bereits in der ersten Runde aus. Das beste Damen-Ergebnis fuhr Kristin Silbereisen ein, deren Teilnahme am WM-Achtelfinale ihr bislang gröĂter Erfolg war.
Die Sportchefs können zu Recht zufrieden sein, gelang doch mit der Bronzemedaille von Petrissa Solja die Beendigung einer 46 Jahre dauernden Durststrecke im deutschen Damen-Bereich. Leider sind Deutschlands Spitzen-Spielerinnen Shan Xiaona und Han Ying bei Weltmeisterschaften nicht startberechtigt â noch nicht.
Frage: Von DĂŒsseldorf nach M-V… Wie verliefen die bisherigen fĂŒnf Monate 2017 fĂŒr den TSV Rostock SĂŒd? Was waren die Höhepunkte?
Ulrich Creuznacher: Auf landesweiter Turnierebene waren die âSĂŒdlerâ erneut stark. Sven StĂŒrmer verteidigte in KĂŒhlungsborn zu Jahresanfang seinen Landesmeistertitel bei den Herren, Til Puhlmann wurde Zweiter â mit 16 Jahren jĂŒngster Finalist aller Zeiten.
Bei den Senioren-TitelkĂ€mpfen in Barth, die vom TSV Rostock SĂŒd ausgetragen wurden, setzten Ute Dudek (Titel-Hattrick, Ă40), Mathias WĂ€hner (vierter Titel in fĂŒnf Jahren, Ă40) und viele andere SĂŒd-Senioren Glanzpunkte. Dudek schaffte es bei den folgenden Norddeutschen Meisterschaften sensationell auf den Silberrang!
Die Herren-Mannschaft der Ă50 (Axel Bartsch, Hilmar Dzyk, Uwe Schröder und Michael Peters) gewann Bronze bei den âNorddeutschenâ in Bremen. Bei den Deutschen Meisterschaften der Behinderten (SaarbrĂŒcken) gewann hingegen Mario Haack in der Wettkampfklasse 6/7 wie 2016 Bronze im Doppel mit Jonathan Böhmker (LĂŒbz).
Die beste Saison aller Zeiten legte unsere erste Herren-Mannschat in der Oberliga Nord-Ost hin. Punktgleich mit Meister TTG 207 Ahrensburg/GroĂhansdorf verpasste diese nur denkbar knapp die erste Meisterschaft ĂŒberhaupt. Trotzdem war der zweite Platz das beste Ergebnis eines MV-Teams seit der Wende. Zwar wurde der Traum vom erstmaligen Regionalliga-Aufstieg unglĂŒcklich in der Relegation verpasst, aber das trĂŒbte die grandiose Saison nur marginal.
Das Traurige daran war, dass das unser VereinsgrĂŒnder und langjĂ€hriger Vereinsvorsitzender Peter Kuchling nicht mehr miterleben konnte. Er erlag am 29.MĂ€rz seinem Krebsleiden und hinterlieĂ eine RiesenlĂŒcke in der Tischtennisabteilung, im Verein und in der MV-Sportlandschaft. Ihm zu Ehren richteten wir die erste Vereinsmeisterschaft aus, die nur wenige Tage zurĂŒckliegt. Der Titel trĂ€gt zwar den Wettkampfgedanken, umfasste aber alle Leistungs- und Altersgruppen.
Letzte Frage: Welche wichtigen Veranstaltungen stehen fĂŒr den TSV Rostock SĂŒd 2017 noch auf dem Programm?
Ulrich Creuznacher: Erst einmal wartet jetzt die Sommerpause auf unsere Aktiven. Dann geht es mit dem 27.Landespokalturnier in Schwerin am 2.September/3.September wieder richtig los. Das Turnier wird immer gern als erste Standortbestimmung angesehen. Im September starten auch alle Ligen in die Saison 2017/18 â ein genauer Terminplan steht noch aus. Es folgen als weitere Turnier-Highlights die Landesranglistenturniere der Damen/Herren und der Nachwuchsspieler, allesamt im September. „Die Tischtennis-Stars von morgen“ werden dann im Dezember ihre Landesmeister ausspielen.
Vielen Dank, weiterhin bestes tischtennissportliches Engagement und maximale Erfolge!
Marko Michels