Goalballer wollen bei Heim-EM Gold

Goalball-EM: Zwei Wochen vor dem Auftakt steigen Vorfreude und Anspannung bei den deutschen Teams – Die Europameisterschaften finden vom 8. bis 13. Oktober in Rostock statt

Die Spielerinnen und Spieler sind nominiert, Vorfreude und Anspannung steigen: In knapp zwei Wochen werden die Goalball-Europameisterschaften in Rostock am 8. Oktober eröffnet. Zum Auftakt treffen zunÀchst die deutschen Herren auf Spanien und die Damen auf die Niederlande. WÀhrend die Damen den Klassenerhalt als Ziel ausgeben, wollen die Herren bei der Heim-EM um den Titel mitspielen.

Goalballer Thomas Steiger. Foto: Oliver Kremer / DBS
Goalballer Thomas Steiger. Foto: © Oliver Kremer / DBS

Dabei setzt Cheftrainer Johannes GĂŒnther auf bewĂ€hrte KrĂ€fte. Er vertraut den sechs Spielern, die im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften Silber gewannen und sich frĂŒhzeitig fĂŒr die Paralympics in Tokio qualifizierten. „Wir haben eine gute Formation gefunden und sind als Team eingespielt“, sagt GĂŒnther. Die drei PlĂ€tze in der Stammformation werden wohl Michael Feistle, Oliver Hörauf, Felix Rogge und Thomas Steiger unter sich ausmachen, dazu kommen mit Lokalmatador Reno Tiede und Stefan Hawranke zwei Routiniers mit reichlich Erfahrung. „Beide sind sehr wichtig fĂŒr das Team. Zudem ist gerade Reno ein hervorragender Joker, der sofort prĂ€sent ist und keine Anlaufzeit braucht“, erklĂ€rt GĂŒnther.

Auf dem Papier ist Deutschland nach Brasilien derzeit die beste Mannschaft der Welt. Das Team hat eine rasante Entwicklung hingelegt: Viertelfinale bei den Paralympics in Rio, Vize-Europameister 2017, Vize-Weltmeister 2018. Da verwundert die Zielsetzung fĂŒr die EM in Rostock wenig. „Wir haben uns sehr akribisch auf das Turnier vorbereitet. NatĂŒrlich wollen wir bei der Heim-EM Gold holen. Daran werden wir uns dann auch messen lassen mĂŒssen“, sagt Cheftrainer GĂŒnther.

Beim Berlin Cup vor wenigen Wochen trafen die Deutschen auf zwei der vier EM-Gruppengegner – und belegten mit nur einer Niederlage aus acht Spielen den ersten Platz. „Das war eine gute Generalprobe“, sagt GĂŒnther, der seinen Spielern vor dem Zusammentreffen in Rostock noch Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben hat: „Gesund bleiben, den Kopf freibekommen und Energie auftanken.“ Der Kopf könnte auch in Rostock eine Rolle spielen. Schließlich geht die Mannschaft erstmals als heißer AnwĂ€rter auf den Titel in ein Turnier, dazu kommt das Heim-Publikum. Das sei eine ungewohnte Situation. Nicht nur deswegen gehört inzwischen ein Sportpsychologe zum Trainerteam. „Er hat einen guten Draht zu den Jungs und wir wollen uns so professionell wie möglich aufstellen“, erklĂ€rt GĂŒnther. Durch die bereits erfolgte Qualifikation fĂŒr die Paralympics sei dieser Druck weg. „Dadurch herrscht bei uns mehr Vorfreude als Anspannung. Wir freuen uns auf die Heim-EM weniger als ein Jahr vor den Paralympics. Das werden zwei tolle Highlights.“

Auch bei den deutschen Damen ist die Vorfreude auf die Europameisterschaften vor heimischem Publikum groß – aus sportlicher Sicht ist die Euphorie hingegen etwas gedĂ€mpft nach dem enttĂ€uschenden Abschneiden beim Qualifikations-Turnier fĂŒr die Paralympics und dem verletzungsbedingten Ausfall von Stammspielerin Natascha Bretzke. „Das ist natĂŒrlich ein RĂŒckschlag, den wir gemeinsam kompensieren mĂŒssen“, sagt Cheftrainer Thomas Prokein, der allerdings auf eine Nachnominierung verzichtet und die EM mit vier Spielerinnen bestreiten wird. „Unser großes Ziel ist der Klassenerhalt, dafĂŒr ist Rang sieben notwendig“, berichtet Prokein und fĂŒgt hinzu: „Wir wollen mutig spielen und uns gut prĂ€sentieren. Alles andere ist Wunschdenken und wird sich im Laufe des Turniers zeigen.“

FĂŒr die Damen ist die EM die letzte Chance auf die Paralympics-Qualifikation. Doch das Tokio-Ticket löst eigentlich nur der Europameister, wobei je nach Konstellation auch Platz drei reichen könnte, wenn die bereits qualifizierten Russinnen und TĂŒrkinnen ins Endspiel einziehen. Allerdings dĂŒrfte in der stark besetzten Gruppe schon der Einzug ins Halbfinale eine große Herausforderung werden. Bei einem Testspiel am Wochenende gegen die Damen des Rostocker Goalball Club Hansa gewöhnte sich das Team schonmal an SpielstĂ€tte und AblĂ€ufe und tankte beim 5:0-Erfolg etwas Selbstvertrauen. „Das hat uns Sicherheit gegeben. Bei der EM erwartet uns aber natĂŒrlich ein anderes Niveau. Es wird bestimmt eine tolle Veranstaltung, die wir genießen werden. Und natĂŒrlich wollen wir sportlich so erfolgreich wie möglich sein“, sagt Thomas Prokein.

Dass die Goalball-Europameisterschaften in Rostock ein Erfolg werden, dazu soll auch Maskottchen Goalino beitragen. Das farbenfrohe AushĂ€ngeschild der Heim-EM mit Hansa-blauem Shirt ist in Anlehnung an das Rostocker Wappentier erkennbar ein Greif mit großem Schnabel und einer typischen Goalballbrille. Goalino rĂŒhrt bereits krĂ€ftig die Werbetrommel fĂŒr das Para Sport-Highlight 2019. Das Maskottchen soll die Stimmung hin zur EM und wĂ€hrend der Spiele mĂ€chtig anheizen.

Die Europameisterschaften werden vom 8. bis 13. Oktober in der StadtHalle Rostock sowie in der OSPA-Arena ausgetragen. Jeweils zehn Frauen- und MÀnnerteams aus 15 Nationen kÀmpfen um die begehrten Titel. Schirmherr ist Bundesinnenminister Horst Seehofer. Informationen zu Tickets und zur EM gibt es unter www.em-rostock2019.de.

Die deutschen Teams fĂŒr die Heim-EM:

Damen: Stefanie Behrens (34 / Jena / SSG Blista Marburg), Annkathrin Denker (27 / LĂŒbeck / SSG Blista Marburg), Charlotte Hartz (24 / Hamburg / SSG Blista Marburg), Pia Knaute (23 / Magdeburg / SSG Blista Marburg).

Herren: Michael Feistle (26 / DĂŒren / SSG Blista Marburg), Stefan Hawranke (34 / Zittau / SSV Königs Wusterhausen), Oliver Hörauf (22 / Bautzen / Chemnitzer BC), Felix Rogge (30 / Neubrandenburg / Chemnitzer BC), Thomas Steiger (23 / Ellwangen / BVSV NĂŒrnberg), Reno Tiede (29 / Rostock / RGC Hansa).

Quelle: Deutscher Behindertensportverband

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