Im Blickfeld: Die WM in der Segel-Klasse „Europe“ vor Kühlungsborn

Nachgefragt bei Gerd Böhme vom Segelclub Kühlungsborn

Symbolfoto-Segeln

Vom 30. Juli 2018 bis 11. August 2018 finden die diesjährigen Welttitelkämpfe in der segelsportlichen Klasse „Europe“ vor Kühlungsborn statt. In der „Europe“-Klasse werden dabei seit 1966 Weltmeisterschaften ausgetragen, wobei diese bis 1977 gemerinsam für Frauen und Männer ausgetragen wurden. Seit 1978 ermitteln die Frauen bzw. Herren getrennt ihre Champions bei den „Europes“. Zwischen 1992 und 2004 war die „Europe“-Klasse, für Frauen, sogar olympisch.

Wie beurteilt nun der gastgebende Segelclub Kühlungsborn das segelsportlich Kommende? Pressewart Gerd Böhme über die WM, die „Markenzeichen“ der „Europes“ bzw. deren Bedeutung und die Herausforderungen bei der WM-Vorbereitung

Interview

„Eine Jolle für jedes Alter…“

Frage: Ab morgen finden die WM in der „Europe“-Klasse vor Kühlungsborn statt. Für den Laien: Was ist das Besondere, das Herausfordernde an dieser Klasse?

Gerd Böhme: Die „Europe“-Jolle ist als Einmann-Jolle konzipiert und etwas größer, als die weltweit am meisten verbreitete Einmann-Jolle Laser. Sie ist dadurch etwas seegängiger und zum Beispiel im Ostseerevier im Gegensatz zum Laser bei größeren Wind- und Wellenstärken noch segelbar. Die Rangliste der Europe-Segler fängt bei Jugendlichen an, die dem Opti-Alter entwachsen sind und hat Mitglieder, die weit über dem Rentenalter hinaus noch aktiv segeln. Sie ist somit eine Jolle für jedes Alter.

Das Sportliche an der Europe ist unter anderem der tiefstehende Großbaum, der schon sehr gute körperliche Fitness und Gelenkigkeit erfordert.

Frage: Wie viele Segler meldeten für die WM?

Gerd Böhme: Gemeldet sind derzeit für die vorausgehende OpenWeek 2018 80 Teilnehmer aus acht Ländern, von denen sich noch 10 deutsche Segler für die Championship qualifizieren können. Bisher sind für die Championship 2018 insgesamt 107 Teilnehmer aus 11 Nationen gemeldet, darunter auch Neuseeland.

Frage: Welche besonderen logistischen und organisatorischen Hürden waren zu den WM zu meistern?

Gerd Böhme: Der Segelclub Kühlungsborn konnte in den letzten Jahren bereits einige hochrangige internationale Regatten ausrichten. Darunter zum Beispiel den Drachen Grand Prix und als besonderes internationales Highlight, den Drachen Gold-Cup 2015.

Dieses ist bisher nur durch die tatkräftige Unterstützung der Mitglieder möglich gewesen, welche für solche Events sogar Urlaubstage nutzen, um den Verein hilfreich zur Seite zu stehen. Aber auch die Unterstützung durch langjährige Sponsoren, allen voran die Krebs Unternehmensgruppe Korrosionsschutz, die uns seit Jahren logistisch unterstützt, oder örtliche Sponsoren, wie das Vielmeer-Restaurant mit Peter Weide, die Gaststätte „Zum harten Törn“ und viele mehr. Ebenfalls zu nennen ist die tatkräftige Unterstützung durch die Touristik-Service GmbH Kühlungsborn, als Hafenbetreiber und die Stadt Kühlungsborn, welche natürlich durch diese Events auch eine hohe internationale Beachtung erfährt.

Zur  WM-Regatta 2018:Das Besondere an der Championship in der „Europe“-Klasse 2018 ist die Verbindung mit der Open Week, welches den Zeitraum auf fast zwei Wochen ausdehnt. Hier ist es problematisch, für diesen Zeitraum genügend freiwillige Helfer zu finden und entsprechend den anfallenden Aufgaben zu verteilen.

Nicht zuletzt das große Starter-Feld von circa 120 Startern stellt den Club ebenfalls vor einige wichtige Aufgaben – angefangen von Unterstützung bei der Suche nach Unterkünften bis hin zum morgendlichen Ablanden der Boote über den Strandabschnitt östlich des Hafens und den benötigten Stellplätzen, da derzeit auch Urlaubssaison ist.

Eine der größten Herausforderungen ist natürlich die Verpflegung eines solchen Starter-Feldes .Hierfür konnte der Betreiber der Gaststätte „Zur nassen Ecke“ Wittenbeck, Roland Kern, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Joschi“ gewonnen werden.

Zudem ist auch die Absicherung der Regatta auf der Ostsee für den Club eine große Herausforderung. Aufgrund eines Motorschadens ist das Sicherungsboot der Kinder- und Jugendgruppe langfristig ausgefallen. Es steht damit nicht zur Verfügung und muss durch Anmietung eines Fremdbootes ersetzt werden. Dieses sind Kosten, die unerwartet aufgetreten sind und aufgefangen werden müssen. Dieses Problem besteht leider über die Regatta hinaus für den Trainingsbetrieb der Kindergruppe fort, weil der Motor wegen des nunmehr festgestellten Totalschadens ersetzt werden muss.

Letzte Frage: Wie viele Mitglieder hat eigentlich der Segelclub Kühlungsborn? Gibt es auch viele junge segelsportliche Asse in den Reihen Ihres Clubs?

Gerd Böhme: Der Segelclub Kühlungsborn e.V. verfügt derzeit über 132 aktive Mitglieder jeden Alters. Die Kinder- und Jugendgruppe (bis 20 Jahre) bildet dabei mit 40 Mitgliedern den größten Anteil.

Durch eine aktive Kinder- und Jugendarbeit gewinnt der Verein jedes Jahr mehr neue Mitglieder hinzu. So konnte ab dieser Saison ein hauptamtlicher Trainer eingestellt werden, was die Kontinuität der Jugendarbeit bedeutend förderte. Hauptaugenmerk des Vereins ist es, Kindern das Segeln näher zu bringen und sie für örtliche Regatten und Wettkämpfe fit zu machen. Der Verein hat sich nicht vorrangig dem Leistungssport verschrieben, um damit vielen Kindern das Segeln zu ermöglichen und eine breitere Kinder- und Jugendarbeit gewährleisten zu können.

Der Verein ist jedoch auf vielen lokalen Kinder- und Jugend-Regatten präsent. Aber auch im Bereich der Strandkatamarane kann der Verein auf aktive Regatta-Segler verweisen. Zurzeit gibt es im Verein leider keine aktiven „Europe“-Segler, was aber nicht bedeutet, dass der Verein diesbezüglich keine Erfolge vorweisen kann.

In den Jahren 2006 und 2007 hieß der Landesjugend-Meister von M-V in der Altersklasse U 17 Sascha Böhme – und im Jahr 2008 nahm Sascha Böhme auch erfolgreich am internationalen „Torbole Europe Meeting 2008“ am Gardasee teil.

Vielen Dank, eine erfolgreiche „Europe“-WM und weiterhin bestes sportliches Engagement für den Segelclub Kühlungsborn!

 


Info: WM-Gold für Deutschland in der „Europe“-Klasse gab es in der Vergangenheit unter anderem durch Klaus-Dieter Schultz (1971), durch Joachim Helmich (1984), durch Sven Stadel (2006, dazu noch die WM-Titel für Spanien 2010 und 2017) und durch Svenja Puls (2007).


Aktuelle Erfolge für MVs Seglerinnen und Segler

Für die ISAF-Weltmeisterschaften vor Aarhus vom 30. Juli 2018 bis 12. August 2018 wurden aus M-V folgende Segelsportlerinnen und -sportler nominiert: in der 470er Klasse Malte Winkel (Schweriner Yachtclub)/Matti Cipra (Plauer Wassersportverein), in der Finn-Klasse Lars Haverland (Schweriner Yachtclub), in der Laser-Klasse Theodor Bauer (Röbeler Segler-Verein Müritz) und in der Laser Radial-Klasse Lena Haverland (Schweriner Yachtclub).

Im Juli 2018 gab es für den Segelsport in M-V zudem Medaillen bei internationalen Meisterschaften. Darrunter Silber bei den U 21-WM in der Laser Standard-Klasse vor Gdynia für Max Wilken (Röbeler Segler-Verein Müritz) und Gold bei den Junioren-EM in der 470er Klasse vor Sesimbra für Theres Dahnke (Plauer Wassersportverein)/Birte Winkel (Schweriner Yachtclub).

 

Text und Interview: Marko Michels

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