In der 23. Minute ruht der Ball

Die Unparteiischen des Amateurfußballs in Mecklenburg-Vorpommern machen am bevorstehenden Wochenende mit einer besonderen Aktion auf sich und ihre aktuelle Situation aufmerksam. Der Schiedsrichterausschuss des Landesfußballverbandes (LFV) ruft in diesem Zusammenhang alle Referees dazu auf, die Partien unter ihrer Leitung in der 23. Minute zu unterbrechen.

Der daraus resultierende Stillstand des Spiels soll die Tatsache verdeutlichen, dass Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter essentieller Bestandteil des Fußballsports sind. Und ohne die rund 900 Unparteiischen im Land rollt – ganz unabhängig von der jeweiligen Spielklasse – schlichtweg kein Ball. Entsprechend käme ohne ihr Mitwirken über kurz oder lang der komplette Spielbetrieb zum Erliegen.

In den vergangenen Wochen und Monaten nach Wiederaufnahme der Pflicht- und Freundschaftsspiele im Anschluss an die durch die Coronapandemie verordneten Zwangspause waren die Referees in MV während der Spiele oder auch nach dem Abpfiff des Öfteren Opfer von Gewaltvorfällen: Beleidigungen, Bedrohungen und vor allem körperliche Übergriffe haben in ihrer Anzahl zugenommen. Der LFV hatte sich über diese Entwicklung erst kürzlich sehr besorgt gezeigt. Zu den mutmaßlichen Täter:innen auf den Amateurfußballplätzen gehörten dabei sowohl Aktive, Trainer:innen als auch Zuschauende. Damit muss jetzt Schluss sein!

Mit der geplanten Aktion sollen und wollen die MV-Unparteiischen daher ein letztes Achtungszeichen setzen. Die Unterbrechung in der 23. Minute steht dabei symbolisch für die 23. Frau bzw. den 23. Mann, die bzw. der sich ehrenamtlich für die Umsetzung der Regeln durch die 22 Kicker:innen auf dem Fußballplatz verantwortlich zeichnet. Dieses freiwillige Engagement aus Liebe zum Fußball hat zuletzt mehrfach nicht mehr den entsprechenden Respekt erhalten, den es verdient.

Torsten Koop – Vorsitzender Schiedsrichterausschuss (seit 2014)

„Dass so eine in der Tat besondere und außergewöhnliche Aktion überhaupt notwendig wird, ist traurig genug und stimmt einen sehr nachdenklich. Aber die Gemeinschaft der Schiedsrichter:innen muss allen Beteiligten zeigen, dass sie als tragende Säule zum Fußball gehört und dabei trotz ihrer besonderen und zugleich schwierigen Rolle kein ‚Freiwild‘ ist. Denn die Fußballplätz und die Stadien sind nun einmal kein rechtsfreier Raum“, macht Torsten Koop, Vorsitzender im LFV-Schiedsrichterausschuss deutlich. Und er fügt mahnende Worte mit an: „Die geplanten Unterbrechungen an diesem Wochenende sind viel mehr als nur ein Symbol. Sie sind im Grunde eine letzte Warnung. In anderen Landesverbänden ist es in ähnlichen Situationen teilweile schon zu regionalen oder gar flächendeckenden Streiks der Unparteiischen gekommen. Ein derartiges Szenario ist auch in Mecklenburg-Vorpommern mittlerweile nicht mehr undenkbar.“

Quelle: LFV MV

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