Rostocks Judo-Ass Annika Würfel über ihren Trainingseinstieg nach der Verletzung, kommende internationale Highlights und Olympia

Für Rostocks Judo-Ass Annika Würfel begann das Jahr 2019 sportlich sehr verheißungsvoll. Nachdem die 19-Jährige im Januar Bronze bei den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart gewann, holte sie Anfang Februar gleich auch noch den dritten Platz beim Europacup in Sofia. Doch dann stoppte sie ein Innenbandriss im linken Ellenbogen. Seit Ende März ist die Athletin vom VfK „Bau“ Rostock wieder voll im Training – früher als erwartet – und hat schon neue Ziele im Blick.

Riesen Erfolg für Annika Würfel (links): Silber bei der U21-EM 2018 in Sofia – Foto: Dirk Spörcke

Nachgefragt

Frage: Annika, für dich hat es 2019 bereits einige Höhen und Tiefen gegeben. Wie ist der Stand der Dinge?

Annika Würfel: Ich bin wieder voll im Training, hatte schon mein erstes Trainingslager mit der Frauen-Nationalmannschaft in Paris vor einer Woche und bereite mich gerade auf meinen ersten Junior-European-Cup am Wochenende in Kaunas vor.

Frage: Wie sah dein Training seit deiner Verletzung aus?

Annika Würfel: Nachdem ich mich verletzt hatte, stand auf dem Trainingsplan erst einmal viel Athletik-Training mit Ausdauer und Kraft auf dem Plan. Nach fünf, sechs Wochen ohne Judo habe ich dann bereits wieder mit dem Technik-Training angefangen und nach acht Wochen sogar schon wieder mit dem Randori (Kampf-Training). Alles etwas früher als eigentlich geplant.

Frage: Welches sind deine nächsten Herausforderungen?

Annika Würfel: Wie schon erwähnt, steht am Wochenende der Junior-European-Cup in Kaunas an. Dann geht es weiter mit einem European-Cup in Celje der Senioren, gefolgt von einem Trainingscamp dort und mit anschließender Weiterreise nach Leibnitz zum nächsten Junior-EC. So erst einmal der Plan für die nächsten Wochen.

Frage: Die Elite-EM sind Ende Juni in Minsk, die Elite-WM dann in Tokyo vom 25.August bis 1.September. Was erwartest Du von den deutschen Judoka in Minsk wie Tokyo?

Annika Würfel: Ich denke, das Frauen-Team ist auf jeden Fall gut vorbereitet, so wie ich das in Paris schon sehen konnte. Daher bin ich schon überzeugt, dass bei den EM die eine oder andere Medaille herausspringen wird. In Tokyo, bei den WM, wird es hingegen sehr hart, trotzdem hoffe ich, dass Deutschland mit einer Medaille im Gepäck wieder heimkommt.

Frage: Mit Blick auf Olympia in Tokyo 2020, dem Mutterland des Judosportes: Was erwartest Du persönlich vom olympischen Judo-Turnier im kommenden Jahr? Du warst doch auch schon in Japan?!

Annika Würfel: Ich erwarte von den OLympischen Spielen 2020 in Tokyo eine wahnsinnige Stimmung bei den Judo-Wettkämpfen. Hier hat Judo einen ganz anderen Stellenwert und ich hoffe, dass man das auch bei den Wettkämpfen sehen wird. Außerdem wäre es für den deutschen Judosport klasse, dass wir im Vergleich zu 2016 natürlich mehr Medaillen erkämpfen können.

Frage: Wann soll Dein olympischer Traum Realität werden?

Annika Würfel: Ich denke, 2024 in Paris bin ich an der Reihe! Dafür kämpfe ich auf jeden Fall!

Frage: Und neben der Tatami?

Annika Würfel: In meinem Studium (Grundschul-Lehramt) läuft soweit alles wie geplant. Neben der Tatami hat sich bisher nicht viel geändert. Der Sport steht weiterhin im Mittelpunkt meines Lebens.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

Judo – Symbolbild

 

Olympia-Exkurs

Rückblick auf die Judo-Wettkämpfe 2016 in Rio

In Rio avancierte Japan erwartungsgemäß zur erfolgreichsten Nation. Das Mutterland des Judo konnte 12 Medaillen erkämpfen. Darunter 3 x Gold durch Shohei Ono (Leichtgewicht), Mashu Baker (Mittelgewicht) und Haruka Tachimoto (Mittelgewicht der Frauen).

Wie gewohnt gehörten auch Frankreich (fünf Medaillen, 2 x Gold) und Russland (drei Medaillen, 2 x Gold) zu den Top Nationen. Gastgeberland Brasilien war mit seiner Bilanz von drei Medaillen (darunter 1 x Gold) nicht so recht zufrieden. Auch die Südkoreaner dürften sich nur mit der Medaillen-Anzahl „drei“ trösten. Gold schafften sie 2016 nicht. Insgesamt gewannen Judoka aus 26 Ländern olympische Medaillen in Rio, darunter zehn Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen.

Zwischen deutscher Bilanz und europäischen Erfolgen

Das deutsche Judo-Team kann und darf mit der Rio-Bilanz nicht zufrieden sein.  Nur einmal Bronze durch Laura Vargas Koch im Mittelgewicht der Frauen. Da waren die Ziele andere…

Überzeugend war wieder einmal Frankreichs Schwergewicht Teddy Riner, der nach Bronze 2008 in Peking, Gold 2012 in London auch in Rio 2016 wieder Gold holte. Dazu stehen auf Riners Habenseite sieben WM- und fünf EM-Titel.

Einen weiteren Olympiasieg gab es endlich auch für die charismatische Majlinda Kelmendi aus dem Kosovo im Halbleichtgewicht.

Im Kontinental-Vergleich hatte Europa „die Judo-Nase vorn“, denn der alte Kontinent errang acht der vierzehn Goldmedaillen, Asien kam dank Japan auf drei Erfolge, wie auch der amerikanische Doppelkontinent. Während die US-Amerikanerin Kayla Harrison das Halbschwergewicht gewann, hatte man von den südamerikanischen Judoka mehr erwartet. Merh als einmal Gold für Argentinien (Paula Pareto, Extra-Leichtgewicht) und Brasilien (Rafaela Silva, Leichtgewicht).

… Olympische Erfolge aus M-V-Sicht

Die erfolgreichste paralympische Judoka aus M-V: Ramona Brussig vom PSV Schwerin. Foto: Wolfgang Gross

Aus M-V-Sicht konnten die Schweriner Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig bei den Paralympics in Rio 2016 überzeugen. Beide gewannen in ihrer Gewichtsklasse Silber. Ramona gewann bereits Gold 2004 und 2012, dazu Silber 2008. Carmen triumphierte 2012 und holte Bronze 2008.

Bei olympischen Judo-Entscheidungen ohne Handycap gab es für M-V bislang zwei Medaillen . Der spätere Wahl-Schweriner Harald Heinke wurde 1980 in Moskau Dritter im Halbmittelgewicht. Acht Jahre später in Seoul schaffte der gebürtige Schweriner Torsten Brechot im Halbmittelgewicht Bronze.

mic

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