Rund 2.900 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern spielen derzeit aktiv Badminton in einem von insgesamt 108 Vereinen. Darunter etwa 840 unter 18-Jährige. Das geht aus der aktuellen Statistik des Landessportbundes hervor. Damit zählt die Sportart mit dem gefiederten Ball zu den 20 Beliebtesten im Land. Dennoch fristet Badminton hierzulande eher das Ansehen einer Nischensportart. Dass nicht eine der hiesigen Mannschaften im überregionalen oder gar professionellen Spielbetrieb aufschlägt, tut wohl sein übriges.
Und dennoch: Badmintonfans von Jung bis Alt konnten in der aktuellen Saison in den Genuss jeder Menge sportlicher Highlights kommen. So auch beim BSC 95 Schwerin.
8 Fragen an Pressewartin Luise Mai vom BSC 95 Schwerin
Frau Mai, Ihre Mannschaften schlagen in der aktuellen Saison in allen drei Ligen des Landes auf. Wie bewerten Sie die bisherigen Ergebnisse. Was sind Ihre Ziele?
Wir spielen in dieser Saison mit drei Mannschaften in M-V. Während die 3. Mannschaft in der Mecklenburgliga zum ersten Mal Luft schnuppert und viele Erfahrungen sammelt, läuft es bei der 2. Mannschaft in der Landesklasse und bei der 1. Mannschaft in der Landesliga erfolgreich. Die 2. Mannschaft steht aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz und die 1. Mannschaft will bei ihrem letzten Punktspiel die bisherige Tabellenführung verteidigen. Sollte dies gelingen, wird sie an den Oberligaaufstiegsspielen teilnehmen und trainiert bereits fleißig, um sich bestmöglich zu präsentieren.
Eine der Besonderheiten im Badminton ist, dass mit gemischtgeschlechtlichen Mannschaften gespielt wird. Was heißt das für das Teambuilding. Welche Vorteile bieten sich daraus?
Für gewöhnlich sind Männer in diesem Sport etwas stärker und schneller als Frauen. Ihre Schläge sind härter, das Spiel somit schneller. Das gemeinsame Training kann sehr förderlich sein, wenn es um die Verbesserung des Spiels der Damen geht, da sie sich an das Tempo der Herren heranziehen. Unabhängig von der unterschiedlichen Spielstärke zwischen Damen und Herren kann es jedoch auch sehr dienlich sein, dass beide Geschlechter miteinander und gegeneinander spielen, da beispielsweise die Damenspiele die Herrenspiele ausgleichen können. Wir haben es schon oft bei uns erlebt, dass die Herren stärkere Konkurrenz hatten als die Damen, womit wir Damen die Punkte für die Mannschaft holten, während sich die Herren nicht gegen ihre Konkurrenz durchsetzen konnten. Die Position der Damen kann sich durch die genannten Vorteile im Team sehr festigen und sie zu einem wichtigen Bestandteil machen. Für das Teambuilding ist dies natürlich hervorragend, da sich alle gegenseitig unterstützen und voranbringen.
Badminton ist auch die einzige Racket- bzw. Ballsportart, bei der das Spielgerät nicht rund ist. Was ist das faszinierende daran?
Ein rundlicher Korken, den die Meisten nur von einer Weinflasche kennen, ist mit Enten- oder Gänsefedern ausgestattet und erlangt die schnellsten Geschwindigkeiten von allen Rückschlagsportarten! Durch gezielte Schlägerbewegungen kann man den Ball entsprechend rotieren lassen, langsamer oder schneller machen, das komplette Spiel bestimmen. Dadurch, dass der Ball nicht rund ist, sondern auch die Gefahr besteht, die Federn zu treffen, ist die Voraussetzung, den Ball anzunehmen nicht immer für jeden Spieler gleich.
Ohne Thema Ehrenamt geht auch in Ihrem Sport nichts. Seien es ehrenamtliche Übungsleiter, Trainer oder Vorständler. Wie steht es bei Ihnen um den Trainernachwuchs?
Wir können uns sehr glücklich schätzen, drei professionell ausgebildete Trainer mit einer B-Lizenz in unserem Verein zu haben. Sie investieren sehr viel Zeit in das regelmäßige und intensive Training aller Vereinsmitglieder. Momentan sind die Trainingsgruppen sehr gut betreut und wir haben aktuell nicht geplant, weitere Trainer ausbilden zu lassen. Es ist jedoch schön, zu wissen, dass besonders im Nachwuchsbereich Interesse besteht, sich zum Trainer ausbilden zu lassen. Sollte im Verein die Notwendigkeit aufkommen, stehen die nächsten also bereits in den Startlöchern.
Apropos Nachwuchs: Die Nachwuchsförderung wird bei Ihnen seit Jahren groß geschrieben. Wie steht es um die aktuellen Erfolge Ihrer Schützlinge? Welche Spieler_innen haben sich zuletzt besonders hervorgetan?
In der U17 ist Madeleine Hardt in dieser Saison dreifache Landesmeisterin geworden und entwickelt sich regelmäßig sehr gut weiter. Mit Levi Friedrich haben wir ein sehr junges Talent in unseren Reihen, das sich auch in höheren Altersklassen landesweit super schlägt und noch einige Überraschungen bereithalten wird. Fabian Bebernitz wurde Norddeutscher Meister im Doppel und Dritter im Mixed. Unsere Nummer 1 ist und bleibt momentan Luca Wiechmann, der vom Güstrower SC zu uns gewechselt hat. Der harte Einsatz und das regelmäßige Training zahlt sich aus. Luca spielte sich bei der Norddeutschen Meisterschaft im Einzel auf den 3. Platz und im Doppel auf den 1. Platz. Bei der anschließenden Deutschen Meisterschaft spielte er sich mit seinem Partner dann als erstjähriger U15er auf den 3. Platz. Zuletzt wurde Luca wieder für das Talentteam Deutschland nominiert und wird im Februar unter deutscher Flagge das 8-Nation-Turnier in den Niederlanden spielen.
Innerhalb des DBV haben sich die U11 und U13 Masters überaus positiv etabliert. Ist das auch etwas für Ihre Schützlinge?
Das kann ich mir sehr gut vorstellen! Eventuell sind die U11-Masters noch etwas früh für unsere Kinder, aber wenn sich einige der Grundschulkinder bei uns fleißig weiterentwickeln, dann glaube ich fest daran, dass wir mittelfristig mindestens Teilnehmer für die U13-Masters stellen werden. Und wer weiß… Vielleicht ist ja doch mal ein Kind dabei, dass sich bereits im Grundschulalter so gut entwickelt, dass es sogar an den U11-Masters teilnehmen kann.
Vom 31. Januar bis 03. Februar finden in Bielefeld die Deutschen Meisterschaften 2019 statt. Mit dabei auch wieder zahlreiche Nachwuchsathleten (U19) des DBV. Aus MV nahm zuletzt 2007/2008 eine Athletin an der DM teil. Woran liegt das Ihrer Meinung? Was fehlt?
Wir in Schwerin trainieren 3x die Woche. Vergleichsweise mit den Athleten, die an der DM teilnehmen ist das sehr wenig. Viele trainieren an Stützpunkten, gehen auf Badmintoninternate oder ähnliches. Auch kann ich mir vorstellen, dass es nochmal einen Unterschied zwischen B-Trainern und A-Trainern sowie die damit verbundene Leistungsentwicklung der Spieler gibt. Die Strukturen, finanziellen Mittel und Mitgliederzahlen in den unterschiedlichen Landesverbänden Deutschlands spielen in meinen Augen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Hauptamtliche Trainer, zeitintensivere Trainingseinheiten und aufeinander abgestimmte Schul- und Trainingsverhältnisse sind ebenfalls eher Pluspunkte für junge Badmintonsportler außerhalb von M-V. Und was man neben den äußeren Einflüssen nicht vergessen darf: Talent, Wille und Disziplin sind entweder gegeben oder eben nicht.
Zu Ihren vereinseigenen Projekten: Auf welche besondere Vorhaben darf man sich freuen?
Wir hoffen ganz stark, dass wir mit unserer 1. Mannschaft den Landesmeistertitel holen und an den Spielen zum Oberligaaufstieg teilnehmen können. Wie bereits erwähnt, tun wir alles, um uns dort bestmöglich zu präsentieren 🙂