Rückblick auf die Para Radsport-WM 2018 in Rio de Janeiro

Erfolgreiche Ausbeute in Rio

Denise Schindler. Foto: Oliver Kremer, Deutscher Behindertensportverband/DBS

Bei den Para Radsport-Weltmeisterschaften im Velodrom von Rio de Janeiro hat das fünfköpfige deutsche Team um Bundestrainer Patrick Kromer neben drei Medaillen zahlreiche Qualifikationspunkte für die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio gesammelt. Denise Schindler überzeugte in der brasilianischen Metropole auf ganzer Linie und sicherte sich neben dem Weltmeistertitel über 3000 Meter zudem Silber über 500 Meter und im Scratch Race.

„Das ist ein absoluter Traum, der in Erfüllung geht. Den Titel widme ich meinem gesamten Team, ohne das ich nie so weit gekommen wäre“, kommentierte Denise Schindler ihren insgesamt zweiten WM-Titel auf der Bahn euphorisch.

Dabei hatte Schindler bei den Paralympics in Rio vor gut anderthalb Jahren keine guten Erfahrungen in dieser Wettkampfstätte gesammelt und war ohne Medaille geblieben. Doch von der damaligen Enttäuschung ließ sie sich bei der Rückkehr rein gar nichts anmerken. Im Gegenteil: Die 32-Jährige vom BPRSV Cottbus fuhr nach 3000 Metern als Erste und mit persönlicher Bestzeit vor der Britin Megan Giglia und Jamie Withmore aus den USA über die Ziellinie. Doch mit dem WM-Titel in der Tasche war der Erfolgsdurst der zweifachen Paralympics-Teilnehmerin noch nicht gestillt.

Über 500 Meter fuhr sie erneut persönliche Bestzeit und verpasste nur drei Zehntel hinter der Britin Megan Giglia einen weiteren Titel. „Denise hat sich hier in Rio in einer super Form gezeigt. Auch im Scratch Race ist sie ein sehr offensives Rennen gefahren und hat absolut verdient Silber gewonnen“, lobte Bundestrainer Kromer die unterschenkelamputierte Athletin.

Auch die weiteren deutschen Starter überzeugten in Rio mit ihrem aktuellen Leistungsstand. Matthias Schindler fuhr über 3000 Meter ebenfalls persönliche Bestzeit und sammelte mit Platz zehn Punkte für die Paralymics-Qualifikation. Im Scratch Race verpasste er den Einzug in das Finalrennen nur um einen Platz, sicherte sich aber auch in dieser Disziplin wichtige Punkte. Erich Winkler fuhr über 1000 Meter in einem starken Teilnehmerfeld auf einen guten siebten Platz und über 3000 Meter sogar auf Rang fünf.

Der Start von Kai-Kristian Kruse und Stefan Nimke über 1000 Meter hatte im deutschen Team zunächst für einen Schreckmoment gesorgt. Kurz nach dem Start verlor der hintere Reifen Luft, das Tandem kam ins Straucheln – und musste daraufhin den Lauf abbrechen. Doch die Verantwortlichen entschieden, dass das deutsche Duo erneut starten durften. Und die beiden nutzten die zweite Chance. In einem großen Starterfeld von 24 Teams zeigten sie eine solide Leistung und belegten Rang sechs.

„Ich bin mit dem Gesamtergebnis dieser WM absolut zufrieden. Mit drei Medaillen und neun Platzierungen unter den besten Zehn, wohlgemerkt aus nur zwölf Starts, können wir sehr gut weiterarbeiten. Die Athleten haben sich hier in Rio einen guten Grundstock an Qualifikationspunkten angelegt. Trotzdem wissen wir  nach solchen internationalen Wettkämpfen auch immer, woran wir noch feilen müssen und wo wir noch Optimierungsbedarf haben“, resümierte Bundestrainer Patrick Kromer.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt für die meisten deutschen Starterinnen und Starter jedoch nicht. Für Denise Schindler, Erich Winkler und Mathias Schindler beginnt nun die Vorbereitung auf die Straßen-WM, die Anfang August im italienischen Maniago stattfindet.

Pressemitteilung / Viola Torliene, Deutscher Behindertensportverband e.V. – National Paralympic Committee Germany


Para-Radsportliches Kalenderblatt vom 17.November 2016 (Archiv-Beitrag von rostock-sport.de)

„Die Wettkämpfe waren wirklich ein Erlebnis…“ / Die vielseitige Athletin Andrea Eskau über ihren radsportlichen Gold-Wettkampf bei den Paralympics in Rio, ihre wintersportlichen Ziele mit Blickfeld Pyeongchang 2018 und ihre beruflichen Herausforderungen

Fast zwei Monate sind  sind die paralympischen Wettkämpfe in Rio schon her. Aus deutscher Sicht gab es dort 18 x Gold, 25 x Silber und 14 x Bronze. Mit fast 4300 Athletinnen und Athleten mit Handicaps erlebten die Paralympics 2016 einen regen Zuspruch.

Besonders erfolgreich war dabei auch Rad-Ass Andrea Eskau, Jahrgang 1971, mit Gold und Silber in den Strassen-Entscheidungen.

Bislang holte die vielseitige Sportlerin schon viermal Gold, einmal Silber im paralympischen Strassen-Radsport zwischen 2008 und 2016 und sogar zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze zwischen 2010 bzw. 2014 bei den Winter-Paralympics im Skilanglauf sowie im Biathlon.

Andrea Eskau ist gebürtige Thüringerin, startet für den USC Magdeburg und ist studierte Diplom-Psychologin.

Wie lautet nun aber der persönliche Rückblick von Andrea Eskau auf die Spiele 2016?!

Andrea Eskau über die Paralympics 2016 im persönlichen Rückblick, die Stimmung vor Ort, ihren Gold-Wettkampf in Rio, ihre weiteren sportlichen Ziele sowie ihre beruflichen Ambitionen

„Die Wettkämpfe waren wirklich ein Erlebnis…“

Frage: Andrea, im paralympischen Rückspiegel: Wie verliefen die Wettkämpfe im paralympischen Strassen-Radsport in Rio aus Ihrer Sicht? Was waren die ganz besonderen Momente?

Andrea Eskau: Die Wettkämpfe in Rio waren wirklich ein Erlebnis, da unsere Rennen direkt am Meer und somit vor einer überragenden Kulisse stattfanden. Die Wettkämpfe waren gut organisiert und die Strecke zudem sehr gut abgesichert. Allerdings waren die klimatischen Verhältnisse nicht ganz einfach, denn es war doch recht heiss und vor allem sehr schwül. Die Goldmedaille im Strassenrennen zu gewinnen, war ein Highlight meiner Karriere, weil die Vorbereitung in diesem Jahr nicht unbedingt reibungslos verlaufen war.

Frage: Wie beurteilen Sie die paralympischen Rad-Wettkämpfe bei den Frauen und bei den Herren in Rio? Wer beeindruckte Sie?

Andrea Eskau: Die Wettkämpfe waren insgesamt gut besucht und wurden auf einem sehr hohen sportlichen Niveau ausgetragen. Die Stimmung vor Ort war ebenfalls sehr gut. Wir Athletinnen und Athleten fühlten uns sehr willkommen und wir hatten immer wieder sehr angenehme spontane Begegnungen. Beeindruckend war vor allem die Herzlichkeit der Brasilianer und ihre gute Laune.

Frage: Wie erlebten Sie Rio außerhalb der paralympischen Wettkämpfe? Konnten Sie etwas von den Gegensätzen in der Stadt und in ganz Brasilien mitbekommen?

Andrea Eskau: Nein, ich habe von Brasilien und auch von Rio sehr wenig mitbekommen. Lediglich bei den Busfahrten durch die Stadt hat man ein wenig von den Lebensumständen erahnen können. Dieses macht die Lebensfreude der Menschen noch wertvoller, welche nun wirklich nicht im Überfluss leben. 

Frage: Welche sportlichen Ziele haben Sie für 2017?

Andrea Eskau: Im nächsten Jahr möchte ich mich sehr gern für die Paralympics 2018 in Pyoengchang qualifizieren. Dies sollte mit einem Medaillengewinn bei der Nordischen Ski-WM im Februar 2017 in Finsterau/Bayrischer Wald möglich sein. 

Letzte Frage: Wie sieht Ihr Leben neben dem Sport aus?

Andrea Eskau: Da ich in Vollzeit im Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn arbeite und dort das Fachgebiet „Behindertensport“ leite, werde ich auch nach meinem aktiven Karriere-Ende dem Sport der Menschen mit Handicap verbunden bleiben. Das Bewegen in freier Natur mit Handbike oder Schlitten werde ich sicher auch nicht aufgeben. Dieses wird nicht zuletzt von meinem vierbeinigen Begleiter (Behinderten-Begleithund Foufou) erwartet. 

Vielen Dank, dann weiterhin alles erdenklich Gute, persönlich, beruflich und sportlich, und maximale Erfolge!

M.M.

 

 

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