
Im GesprĂ€ch mit Ulrich Creuznacher vom TSV Rostock SĂŒd
Ăber die EM, die neue Tischtennis-Saison in M-V und das Landespokal-Turnier
„Alle Rostocker haben sich stark prĂ€sentiert…“
Frage: Die Tischtennis-EM 2017 in Luxemburg sind wieder Geschichte. Wie lautet Ihr ResĂŒmee?
Ulrich Creuznacher: Das anvisierte und ausgerufene âDoppel-Goldâ wurde zwar verpasst, dennoch waren es ĂŒberwiegend starke Auftritte beider deutschen Mannschaften. Die Damen wurden dieses Mal im Finale von den RumĂ€ninnen gestoppt. Ausgerechnet Deutschlands Beste, Han Ying, patzte gleich zweimal und konnte ihr starkes Turnier nicht mit dem Team-Gold krönen und den Damen den vierten Titel in Serie ermöglichen.
Die MÀnner waren hingegen eine Macht, vor allem, wenn Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll am Tisch waren. Auf der Position drei hÀtte ich vorab Ruwen Filus im Vorteil gesehen, aber Patrick Franziska hat sich besser verkauft und auch zurecht im Finale gespielt.
Wenn Ovtcharov oder Boll ausfallen, war Deutschland angreifbar, wie im Halbfinale gegen Slowenien (3:2 nach 1:2), als Ovtcharov krank ausfiel und Filus dem Druck nicht standhielt. In der Summe waren Deutschlands Herren jedoch zu stark bzw. ausgeglichen besetzt und sind verdient zurĂŒck auf Europas Thron – doch der Traum vom âDoppel-Goldâ musste wieder vertagt werden.
Frage: Welche Herausforderungen warten aktuell auf die Akteure des TSV Rostock SĂŒd? Wann geht es „so richtig“ los in die neue Saison?
Ulrich Creuznacher: Die Saison ist im vollen Gange, auch wenn in einigen Ligen noch gar nicht oder erst wenig zum SchlĂ€ger gegriffen wurde. Der September ist generell ein Monat der Einzelturniere, insbesondere der Ranglisten. Die Nachwuchsspieler haben ihre Landesranglisten schon hinter sich – und alle Rostocker haben sich stark prĂ€sentiert.
Der Vorjahressieger bei den Jungen, Til Puhlmann vom TSV Rostock SĂŒd, war auch aktuell der Beste im Land, erneut ohne Matchverlust. Bei den MĂ€dchen schoben sich Caroline Urban und Melanie Plötz (beide SV Nord-West Rostock) aufs Treppchen. In den unteren Klassen stachen Martha Braunschweig (SchĂŒler C) und Maxi Langschwager (SchĂŒler B und A) mit ihren Turniersiegen heraus.
Es folgen nun die Landesranglisten der Damen und Herren (23./24.9.) in Rostock – ebenso mit Favoriten aus Rostock.
So geht es dann Schlag auf Schlag weiter – ebenfalls mit dem Start in die Oberliga-Saison fĂŒr die erste Herren-Mannschaft des TSV Rostock SĂŒd. Alle sind gespannt, ob die fabelhafte letzte Saison zu wiederholen oder sogar noch zu steigern ist. Die SĂŒdler wurden Zweiter â das beste Ergebnis eines MV-Teams ĂŒberhaupt â und verpassten den Regionalligaaufstieg in der Relegation ganz knapp.
Frage: Beim Landespokalturnier 2017 in Schwerin am ersten September-Wochenende lief es aus Rostocker Sicht ja sehr gut. Wie beurteilen Sie die dortigen Ergebnisse?
Ulrich Creuznacher: Ja, das war fĂŒr die Rostocker Sportler eines der besten Turniere der letzten Jahre. Einzig im Damen-Einzel kam keine Rostockerin unter die ersten Drei. Das âLPTâ ist immer ein erster Gradmesser, in diesem Jahr noch stĂ€rker fĂŒr die Kondition, Motivation und Konzentration.
Erst kurz vor 22 Uhr war der letzte Ball gespielt (Turnierstart: 9.30 Uhr!). In der Königsdisziplin, dem Turnier der Herren A (Landesliga und höher), waren ab dem Halbfinale nur noch unsere vier SĂŒd-Oberligisten vertreten â ein starkes StĂŒck. Chris Rehberg gewann am Ende gegen Vorjahressieger Sven StĂŒrmer, der bei der kommenden Landesrangliste auf eine sportliche Revanche sinnen wird. FĂŒr den Oberliga-Start wird dieses Turnier noch einmal ein sehr gutes Testat der eigenen Form darstellen.
Vielen Dank, dann weiterhin bester Einsatz und maximale TT-Erfolge!

Zwischen EM, WM und Olympia
Die internationalen Jahreshöhepunkte waren klar die Team-EM Mitte September in Luxemburg und die WM im Mai/Juni in DĂŒsseldorf. In Luxenburg konnten die deutschen Tischtennis-Asse Gold und Silber mitnehmen. Die deutschen Damen wurden Zweite hinter RumĂ€nien und vor den Niederlanden bzw. Russland. Die deutschen Herren errangen Gold vor Portugal und Slowenien bzw. Frankreich.
Bei den WM dominierten mit den Entscheidungen in den Einzeln (Frauen, Herren) und in den Doppeln (Frauen, Herren, Mixed) China. Viermal Gold, dreimal Silber und zweieinhalbmal Bronze. Japan folgte im Ranking mit einmal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze. FĂŒr Schwarz-Rot-Gold blieb eine halbe Bronzene, die Petrissa Solja zusammen mit Fang Bo aus China im Mixed-Doppel erkĂ€mpfte.
Olympia 2016 im RĂŒckspiegel
Auch beim olympischen Tischtennis-Turnier in Rio de Janeiro im August  2016 spielten – wie erwartet – die chinesischen Athletinnen und Athleten die sportliche Hauptrolle. In den vier Entscheidungen holten diese viermal Gold, zweimal Silber. Den „Medaillen-Rest“ teilten Japan (einmal Silber, zweimal Bronze), Deutschland (einmal Silber, einmal Bronze) und Nordkorea (einmal Bronze) unter sich auf.
Bei den Herren siegte der achtfache Weltmeister (2006-2016), Ma Long, vor seinem Landsmann Zhang Jike, siebenfacher Weltmeister (2010-2016). Rang drei ging an den Japaner Jun Mizutani, der sich im Spiel um Platz drei gegen den besten EuropĂ€er des Rio-Turnieres, Vladimir Samsonov aus Weissrussland, durchsetzte. Im Herren-Team-Wettkampf war China ebenfalls nicht zu schlagen und wurde Olympiasieger vor Japan, Deutschland (mit Timo Boll, Dimitri Ovtcharov und Bastian Steger) und SĂŒdkorea.
Bei den Frauen wurde die fĂŒnffache Weltmeisterin (2011-2016), Ding Ning, vor ihrer Landsfrau Li Xiaoxia, neunfache Weltmeisterin (2006-2016), Erste. Rang drei errang die Nordkoreanerin Kim Song-i vor der Japanerin Ai Fukuhara. In der Frauen-Team-Konkurrenz holte sich ebenfalls China Gold vor dem „chinesischen“ Deutschland (mit Han Ying, Shan Xiaona bzw. Petrissa Solja), Japan und Singapur.
Vielleicht wird ja in Tokyo 2020 die Dominanz Chinas im Tischtennis gebrochen? Vor allem die japanischen Tischtennis-Spielerinnen und -Spieler fordern ihre chinesischen Konkurrenten zunehmend heraus. Olympia-Gastgeber Japan unternimmt ohnehin immense Anstrengungen, auch im Tischtennis, um bei Olympia 2020 zumindest Gesamt-Rang zwei im Medaillenspiegel hinter den USA einzunehmen…
Text und Interview: Marko Michels