Zwischen Freud und Frühstart liegt manchmal nur eine Sekunde. Diese Erfahrung mussten zahlreiche Segler der Ilca7-Klassen an ihrem zweiten Tag des Europa-Cups im Rahmen der Warnemünder Woche machen. Durch die Möglichkeit eines Streichresultats hatten die Disqualifikationen aber nur geringen Einfluss auf die Ergebnisse. Dennoch ist Fehlervermeidung ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Und den hielten die deutschen Spitzenfahrer offenbar in den Händen.

Sowohl bei den Ilca7 durch Julian Hoffmann als auch bei den Ilca 6 durch Levian Büscher leuchten die deutschen Farben an der Spitze. Das gilt zudem für die 505er: Die schnellen Fiven werden durch die Düsseldorfer Jan-Philipp Hofmann/Felix Brockerhoff fast nach Belieben beherrscht. Eine schwedische Führung durch Daniel Björndahl bei den OK-Jollen und eine estnische durch Robert Kesküla in der Ilca4 runden die Ergebnisse des ersten Wochenendes der Warnemünder Woche ab.

Die Qualifikationslisten der Wettfahrtleitung führten dazu, dass einige Ilca7-Segler ihren Tag früher beenden mussten. Einer unter ihnen war der Däne Johan Schubert. Nach einem sechsten Platz zum Tagesauftakt musste er das zweite Rennen nach Frühstart gleich wieder abbrechen. „Ein Frühstart ist immer ärgerlich. Um ehrlich zu sein, war es damit ein harter Tag, auch wenn die Bedingungen und das Segeln in der großen Flotte Spaß gemacht haben“, berichtete Schubert. So geht sein Fokus bereits auf die Europameisterschaft im August. Auf dem Weg dorthin nutzt er die Warnemünder Woche zum weiteren Training: „Die EM ist das große Ziel. Ein Platz dort in den Top-Ten wäre klasse.“

Grund zum Strahlen hatten die Deutschen: „Der Wind ging ein bisschen rauf und runter. Deswegen war es nicht ganz einfach heute. Aber die Jungs haben es insgesamt gut gemacht“, sagte Bundestrainer Alexander Schlonski. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Platz eins und zwei belegen mit Julian Hoffmann und Ole Schweckendiek die beiden Nachwuchs-Asse aus der Schlonski-Trainingsgruppe. Dahinter folgt mit Respektsabstand der Franzose Alexandre Kowalski.

Mit einem Sieg und einem dritten Platz rückt Ole Schweckendiek dem führenden Julian Hoffmann dicht ans Heck. (Foto: Pepe Hartmann)

Für Bundestrainer Schlonski ist die Warnemünder Woche ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur EM. „Wir hatten hier vorher schon ein Training bei tollen Bedingungen. Nach der Warnemünder Woche geht es gleich zum EM-Revier nach Marstrand in Schweden. Da trainieren wir zunächst, haben dann noch etwas Pause, bevor es in die EM geht.“

Für Ole Schweckendiek gibt es indes noch etwas mehr Erholung. Er lässt die EM aus, startet dafür bei der U21-WM Ende August in Dublin/Irland. „Es ist mein letztes U21-Jahr, deswegen konzentriere ich mich darauf. Ich fahre zwar erst mit nach Marstrand zum Training, habe dann aber auch noch Zeit, um nach Hause zu fahren. Auf jeden Fall will ich mir in der Zeit den SailGP in Sassnitz angucken.“

Die Form für den nächsten Saisonhöhepunkt scheint jedenfalls schon jetzt zu stimmen. Mit den Platzierungen 1 und 3 arbeitete er sich an seinen Teamgefährten Julian Hoffmann heran: „Das erste Rennen war ein Start-Ziel-Sieg. Da hatte ich sogar die Chance, mich auf dem Downwinder etwas auszuruhen. Aber insgesamt war der Wind sehr tricky, und man musste viel gucken.“

Die Spitze der männlich-weiblich gemischt gesegelten Ilca6-Klasse übernahm Levian Büscher. Der junge Düsseldorfer ist in diesem Jahr noch ganz auf die männliche Nachwuchsklasse konzentriert, will dann 2026 schon erste Ausflüge in den Ilca7 unternehmen. Doch aktuell ist er mit dem kleineren Segel bestens unterwegs. Bei seiner aktuellen Führung profitierte er auch davon, dass die Dänin Anna Munch nicht ihren besten Tag erwischte. Nach Platz drei im ersten Rennen, patzte sie am Start des zweiten, geriet in Trouble mit zwei Konkurrenten und musste nach Extra-Kringeln hinter dem Feld hinterherjagen: „Ich war wohl 400 Meter hinterher. Jetzt geht es darum, noch ein bisschen an den Starts zu arbeiten. Das ist der Hauptfokus. Aber ich will auch noch an der Downwind-Technik feilen. Es ist eine gute Möglichkeit, um im großen Feld zu trainieren.“ Nach Platz vier bei der WM will die Dänin nun gern eine Medaille bei der EM abgreifen: „Ich habe derzeit einen guten Speed. Und wenn ich es gut anstelle, dann sollte das möglich sein.“ Aktuell hält sie Platz zwei zur Warnemünder Woche vor ihrem Teamkollegen Mads Wegener Larsen.

Noch einen weiten Weg bis zu den ganz großen Events haben die Seglerinnen und Segler in der Ilca4-Klasse vor sich, von denen viele erst in die Jugendklasse umgestiegen sind. Für sie ist ein Event wie die Warnemünder Woche ein Saison-Highlight, das Teilnehmende aus 17 Nationen anlockt. Entsprechend durchmischt sind die Top-Ten, in denen sieben Nationen vertreten sind – mit Estland an der Spitze (Robert Kesküla), gefolgt von Deutschland durch Anneli Stengel auf ihrem Warnemünder Heimatrevier und Irland auf Rang drei (Rory Brennan-Hobbs).

Steen Christensen segelten einen Sieg zum Auftakt und fühlt sich immer rundum wohl in Warnemünde. (Foto: Mathias Rövensthal)

Bei den 505ern wird zum Warnemünder-Woche-Sieg kein Weg an Jan-Philipp Hofmann/Felix Brockerhoff vorbei führen. Nach vier Rennen ist die Bilanz eindeutig: vier Siege für das Team vom Düsseldorfer YC. Es ist die Fortführung der bisherigen Saisonresultate. Drei Regatten sind Hofmann/Brockerhoff bisher gesegelt. In den Tabellen stehen dabei Siege in Frankreich, am Gardasee und bei der deutsch-dänischen Meisterschaft in Flensburg. „Wir haben derzeit einen sehr guten Speed. Das ist die Grundlage“, sagte Steuermann Hofmann. Dazu trafen sie die Winddreher richtig und bleiben das Maß der Dinge in dieser Saison. Am Montag endet für die Fiven bereits die Warnemünder Woche. „Ein Gesamtsieg hier hätte schon einen hohen Stellenwert.“ Noch mehr Wert hätte allerdings ein Erfolg bei der Europameisterschaft im Oktober in L’Estartit an der Costa Brava. „Ein internationaler Titel fehlt uns noch. Das würde unsere gemeinsame Karriere auf ein neues Level heben“, so die Vize-Weltmeister des vergangenen Jahres. Tim und Finn Böger (Hamburg) folgen auf Platz zwei vor Stefan Köchlin/Andreas Achterberg (Schluchsee).

Um einen internationalen Titel geht es für die OK-Jollen bereits zur Warnemünder Woche. Der Sonntag bot die beiden ersten Rennen der Europameisterschaft. Die besten Ergebnisse legten der Schwede Daniel Björndahl und der Brite Charlie Cumbley hin, die sich in der gelben Gruppe jeweils einen ersten und einen dritten Platz teilten. Die Siege in der blauen Gruppe fuhren der Brite Andy Davis und der Däne Steen Christensen ein.

„Es ist immer gut eine Meisterschaft mit einem Sieg zu beginnen“, so Christensen. Danach musste er aber kämpfen. In der zweiten Wettfahrt landete er auf Platz acht. „Die Bedingungen waren sehr drehend. An der ersten Bahnmarke war ich in den Zwanzigern, konnte mich dann noch nach vorn arbeiten.“ Nach Warnemünde kommt der Mann aus der Roskilde-Region immer gern: „Ich mag die Gegend sehr gern. Man kann seine Familie mitbringen, die hier viel unternehmen kann. Ich bin glücklich darüber, und ich mag das Wetter und das offene Gewässer hier in Warnemünde.“

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