„König Fußball“ regiert…
Die Fußball-WM in Russland rückt immer näher. Es bleibt aber noch etwas Zeit, um auf das frühere Fußballgeschehen in der Region zurückzublicken und auf regional Kommendes zu schauen…
Große Fußball-Tradition auch in M-V
Nicht nur Rostock hat in M-V eine große Fußball-Tradition, sondern auch andere Städte in M-V. Der Wahl-Wismarer Fritz Laband, Weltmeister 1954, spielte zwischen 1945 und 1950 für Anker Wismar. In Malchin wurde Thomas Doll, DDR-Auswahlspieler 1986/90 und DFB-Nationalspieler 1991/93 sowie Vize-Europameister 1992, geboren. Vize-Europameister 2008 war zudem der gebürtige Neubrandenburger Tim Borowski.
Mit dem deutschen Team konnte Tim 2006 ebenfalls bei der Heim-WM Platz drei belegen. Sogar einen fußballsportlichen Olympiasieger weist Vorpommern auf. Torwart Hans-Ulrich Grapenthin, der bei der BSG Motor Wolgast seine Karriere begann, war 1976 Mitglied der goldenen DDR-Olympia-Mannschaft in Montreal – wie auch der gebürtige Teterower und FC Hansa Rostock-Akteur Gerd Kische.
Der Mann mit dem „goldenen Pass“
Nicht zu vergessen ist der gebürtige Pasewalker Erich Hamann, der 1974 den „goldenen Pass“ auf Jürgen Sparwasser spielte, der zum 1:0-Erfolg von Deutschland-Ost gegen Deutschland-West führte.
Weitere große Fußball-Akteure aus M-V und für M-V waren Carsten Jancker, Vize-Weltmeister 2002, Joachim Streich, der wie Erich Hamann und Gerd Kische bei der WM-Endrunde 1974 spielte, Heino Kleiminger, Jürgen Heinsch, Norbert Trieloff, Wolf-Rüdiger Netz, Herbert Pankau, Klaus-Dieter Seehaus oder Wolfgang Bartels. Eine kleine Auswahl von Fußball-Virtuosen mit mecklenburgischem bzw. vorpommerschem Hintergrund…
Greifswalder Toni Kroos natürlich 2018 mit „an Bord“
Und aktuell ist ein gebürtiger Greifswalder fußballsportlich bestens dabei – Toni Kroos, Jahrgang 1990.
Toni Kroos feierte dabei schon eine Menge nationaler und internationaler Erfolge. Mit der DFB-Auswahl konnte er bei den WM 2010 Dritter werden und bei den EM 2012 das Halbfinale erreichen. Der absolute Höhepunkt war jedoch der WM-Titel 2014 in Brasilien. Zwei Jahre später, bei den EM 2016 in Frankreich, schaffte er mit der deutschen Mannschaft wieder das Halbfinale.
Das Jahr 2013 war dann ein ganz besonderes Jahr für Toni und seinen damaligen Verein, den FC Bayern München, unter anderem Deutscher Meistertitel, DFB-Pokal-Sieg, Champions League-Triumph und FIFA-Klub-Weltmeister. Und 2014 folgte mit dem FC Bayern München erneut der Triumph beim DFB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft.
Ab der Spielzeit 2014/15 wechselte Toni zu Real Madrid und feierte auch dort überragende Erfolge, gewann 2016, 2017 bzw. 2018 mit Real die Champions League und 2014, 2016 bzw. 2017 zudem den Klub-Weltmeistertitel. Nur einige Erfolgsbeispiele… Und nun strebt Toni seinen zweiten WM-Titel an.
Deutschland gut gerüstet
Die bisherigen Länderspiele des deutschen Teams 2018, im März „daheim“ gegen Spanien (1:1) und gegen Brasilien (0:1), waren eher mittelprächtig, aber bei der WM-Endrunde wird die DFB-Auswahl sicher wieder um den Titel mitspielen, denn Deutschland ist bekanntlich eine Turnier-Mannschaft.
Bis zum Turnier in Russland sind es ohnehin noch 12 (vorbereitungsintensive) Tage. Nach dem Vorbereitungsspiel gegen Österreich am 2.Juni wird Bundestrainer Jogi Löw am 4.Juni sein endgültiges WM-Aufgebot mitteilen. Vor der Weltmeisterschaft wird dann noch am 8.Juni gegen Saudi-Arabien die Form getestet und sich für das WM-Turnier eingespielt. Dort trifft die deutsche Mannschaft in der Vorrunde auf Mexiko (17.Juni), auf Schweden (23.Juni) und auf Südkorea (27.Juni).
Vor der WM ist vor dem Finale in der NOFV-Oberliga Nord 2017/18
Nicht nur der WM-(Vorbereitungs-)Ball „rollt“, auch in der Region sind einige Fußball-Teams noch einmal gefordert, so in der NOFV-Oberliga Nord 2017/18, die am 3.Juni in das Saison-Finale geht. Der FC Mecklenburg Schwerin ist dort definitiv leider angestiegen, hat am 3.Juni seine letzte Partie in der Spielzeit 2017/18 gegen den Torgelower SV Greif auswärts.
Das zweite Team des FC Hansa Rostock muß beim SV Altlüdersdorf ran. Der Malchower SV spielt auswärts gegen FSV Optik Rathenow. Und der FC Anker Wismar hat die Saison schon beendet. Die Wismarer sind dabei das beste MV-Team, belegen in der End-Tabelle Rang sechs oder sieben. Der FC Hansa Rostock II ist Zehnter, der Malchower SV Elfter, der Torgelower FC Greif Zwölfter und der FC Mecklenburg Schwerin Vierzehnter. Wesentliche Verschiebungen hinsichtlich der Tabellen-Plätze wird es aus MV-Sicht allerdings nicht geben.
Marko Michels
Rückblick auf die Fußball-WM der Herren 2014 in Brasilien
Interview mit Joachim Masuch, Präsident des Fußballverbandes M-V, am 17.Juli 2014 für das damalige Sport-Online-Magazin für M-V „rostock-sport.de“
Die 20. Fußball-WM sind wieder Geschichte. 32 Teams wetteiferten dabei bei der Endrunde um den Titel. Die stärksten acht Nationen waren Deutschland, Brasilien, Argentinien, Costa Rica, die Niederlande, Kolumbien, Frankreich und Belgien. Für Furore sorgten zudem die Teams aus Mexiko und Chile.
Nach Uruguay (1930, 1950), Italien (1934, 1938, 1982, 2006), Deutschland (1954, 1974, 1990), Brasilien (1958, 1962, 1970, 1994, 2002), England (1966), Argentinien (1978, 1986), Frankreich (1998) und Spanien (2010) wurde wieder Deutschland Weltmeister.
Im Vorfeld der Fußball-WM 2014 gab es viele negative Begleitumstände: Millionen-Kosten, sinnfreie Stadion-Neubauten, Umwelt-Frevel und Proteste begleiteten die Welt-Titelkämpfe.
Sportlich überzeugten neben der DFB-Mannschaft insbesondere die süd- sowie mittelamerikanischen Teams. Zu viele Emotionen, deren Wurzeln außerhalb des Fußball-Rasens liegen, und der Ausfall zweier Leistungsträger bremsten das brasilianische Spiel im Halbfinale, brachten beim 1:7 gegen Deutschland ein sportives Desaster mit sich. Wie beurteilt nun Joachim Masuch, der Präsident des Fußballverbandes M-V, die WM-Endrunde?!
Nachgefragt
J.Masuch über die deutsche Mannschaft, die WM in Brasilien allgemein und den gebürtigen Greifswalder Toni Kroos im DFB-Team
„Teamgeist und Siegeswille waren ausschlaggebend…“
Frage: Deutschland präsentierte sich ab dem Viertelfinale in eindrucksvoller Form, nachdem einige Spiele zuvor, wie gegen Ghana, die USA oder gegen Algerien, nicht wie erhofft „liefen“. Wie lautet Ihr Resümee aus deutscher Sicht?
Joachim Masuch: Wenn man Weltmeister geworden ist, kann man nicht viel falsch gemacht haben! Ganz im Gegenteil: Die deutsche Nationalmannschaft ist offensichtlich gut vorbereitet nach Brasilien gekommen, hat hier weiterhin langzeitverletzte Spieler wie Schweinsteiger, Khedira und Klose behutsam auf höhere Belastungen herangeführt und nach einem souveränen Startsieg über Portugal die weiteren Pflichtaufgaben erfüllt!
Der Halbfinalsieg über den Gastgeber Brasilien mit einem 7:1 Ergebnis und der hier überragenden Leistung von Toni Kroos waren ein Genuss für jeden Fußball-Liebhaber! Das Finale, das heiss umkämpft war, konnten wir nur gewinnen, weil der Teamgeist und der unbedingte Siegeswille in unserem Team stärker ausgeprägt waren als bei den Argentiniern. Auch das Auftreten unserer Mannschaft außerhalb der Spiele in Brasilien war sehr lobenswert!
Frage: Wie würden Sie diese WM in Brasilien insgesamt charakterisieren – sportlich, organisatorisch und persönlich?
Joachim Masuch: Ich habe diese 20. WM sportlich als interessant – mit überwiegendem Offensiv-Fußball aller Teams – wahrgenommen! In den Vorrundenspielen dominierte der Wille der Mannschaften, gewinnen zu wollen.
Insoweit haben wir auch viele Tore gesehen! Mit Beginn der Achtelfinalbegegnungen änderte sich dieses doch ein wenig! Von nun ab gab es – mit Ausnahme unseres Halbfinalspieles – nur noch knappe Spielergebnisse! Zum sportlichen Bereich zähle ich auch die Schiedsrichter und hier ist deutlich festzustellen, dass diese überwiegend nicht mit dem Niveau der Mannschaften mithalten konnten! Es war eine gut organisierte WM, soweit man dieses als Fernsehzuschauer einschätzen kann.
Frage: Hervorragend agierte auch Toni Kroos, der gebürtige Greifswalder und ehemalige FC Hansa Rostock-Spieler, in der DFB-Auswahl. Wie bewerten Sie die Leistungen von Toni während der WM 2014?
Joachim Masuch: Ich hatte das Glück, 2010 das erste WM-Spiel von Toni Kroos und seine damalige Rolle im DFB-Team in Südafrika erleben zu können und nun beim Finale ihn live in Rio zu sehen!
Toni hat in diesen 4 Jahren einen unglaublichen Leistungssprung vollzogen: Er war unangefochten Stammspieler beim Champions-Sieger Bayern München und ist nun auch unbestrittener Stammspieler unserer Nationalmannschaft!
Seine diesjähriges WM-Highlight war das Halbfinalspiel gegen die Brasilianer, in dem er der Spielmacher und Doppeltorschütze war und zu Recht „Man of the Match“ wurde! Es ist eine Freude, die Entwicklung dieses Spielers mit seinem sympathischen Auftreten verfolgen zu können! Und vergessen wir nicht: Bereits im Jahr 2007 wurde Toni Kroos als bester Spieler der U 17-WM geehrt…
Frage: „Ein Wort“ noch zu den bereits angesprochenen Referees… Diese standen ja deutlich in der Kritik. Müßte die Auswahl der WM-Referees künftig unter strengeren Maßstäben erfolgen?!
Joachim Masuch: Ein klares Ja! Wenn die besten Mannschaften der Welt um den Titel spielen, müssen auch die Spielleiter die entsprechend hohe Leistungsvoraussetzung mitbringen. Aber dieses Thema gibt es bereits seit Jahren und die FIFA bleibt bei ihrem Prinzip, dass aus allen Kontinentalverbänden deren beste Schiedsrichter vertreten sein müssen!
Letzte Frage: Nach dem sportlichen Halbfinal-Desaster der brasilianischen Mannschaft: Wie ist Ihre Meinung zur Zukunft des brasilianischen Fußballsportes?
Joachim Masuch: Ich bin überzeugt, dass es der brasilianische Fußball nicht leicht haben wird, sich wieder in der Weltspitze zu etablieren. Zu früh verlassen bereits die besten Talente das Land, spielen überwiegend in ganz Europa und selbst Heim-Länderspiele werden weltweit im Ausland vermarktet.
Wir werden weiterhin hervorragende brasilianische Einzelspieler in Club-Mannschaften sehen, aber bevor wieder eine wettbewerbsfähige Nationalmannschaft mit Titelambitionen vorhanden ist, werden möglicherweise einige Jahre vergehen! Schade…
Vielen Dank, weiterhin bestes fußballsportliches Engagement und alles erdenklich Gute – fußballsportlich, beruflich und persönlich!
Marko Michels