Auf Kurs mit Kajaks, Canadiern und Drachenbooten

M-V – ein traditionsreiches Kanu- und Drachenboot-Land

Die letzten 24 Monate verliefen auch im Kanu-Rennsport sehr ereignisreich. So standen im August 2015 die Weltmeisterschaften in Mailand auf dem Programm. Es folgten die EM 2016 in Moskau, die olympische Wettkämpfe in Rio, die EM 2017 in Plovdiv und nun ist bald, Ende August 2017, wieder WM-Zeit – dann in Racice.

Auch die Drachenboot-Sportlerinnen und -Sportler sind in den nächsten Wochen gefordert, so beim 26.Schweriner Drachenbootfestival auf dem Pfaffenteich Ende August  und bei den ICF-Klub-WM in Venedig Anfang September.

Wie lief es nun aber für die deutschen Kanu-Rennsportlerinnen und -Rennsportler in den letzten 24 Monaten?!

MV-SPORT blickt noch einmal zurück…

Viermal WM-Gold 2015 in Mailand für Deutschland

Für die deutschen 2015er WM-Titel in Mailand, den vorerst letzten Welt-Titelkämpfen im Kanu-Rennsport, sorgten Sabrina/Hering/Steffi Kriegerstein (Kajak-Zweier über 200 Meter), Max Rendschmidt/Marcus Gross (Kajak-Zweier über 1000 Meter) und zweimal Sebastian Brendel (Canadier-Einer über 1000 Meter und 5000 Meter). Aus M-V-Sicht erkämpfte der gebürtige Neubrandenburger Stefan Holtz (SC DHfK Leipzig), gemeinsam mit Robert Nuck (auch SC DHfK Leipzig), Bronze im Canadier-Zweier über 200 Meter.

Weissrussland am erfolgreichsten

Erfolgreichste Kanu-Nation im Medaillenspiegel 2015 wurde Weissrussland mit fünfmal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze. Die meisten WM-Medaillen errangen indes die Ungarinnen und Ungarn mit dreimal Gold, sechsmal Silber, viermal Bronze.

Aus Übersee beeindruckten wieder einmal mit jeweils zwei Titeln die Neuseeländerin Lisa Carrington und der Australier Ken Wallace.

Sebastian Brendel mit zweimal WM-Gold 2015

Zwei Titel holten neben Sebastian Brendel, Lisa Carrington sowie Ken Wallace auch der Däne Rene Holten Poulsen sowie die Weissrussin Margarita Tsischkewitsch. Gleich dreimal war sogar dessen Landsfrau Marina Litwinschuk vorn.  Das Gastgeberland der kommenden Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, Brasilien, jubelte über Gold für Erlon Silva/Isaquias Queiroz (Canadier-Zweier über 1000 Meter) und Bronze für Isaquias Queiroz (Canadier-Einer über 200 Meter).

EM 2016 in Moskau mit erfolgreicher deutscher Mannschaft im Kanu-Rennsport

Im letzten Jahr, also 2016, waren vor Rio neben den Weltcups vor allem die Europameisterschaften in Moskau das letzte sportliche Kräftemessen für die Kanutinnen und Kanuten des „alten Kontinents“. Am erfolgreichsten in der russischen Hauptstadt waren im Juni 2016 Ungarn mit 14 Medaillen (5 x Gold), Russland mit 12 Medaillen (5 x Gold), Deutschland mit 11 Medaillen (4 x Gold) und Weissrussland mit 10 Medaillen (3 x Gold).

Die EM-Titel 2016 für den Deutschen Kanu-Verband erkämpften Franziska Weber/Tina Dietze (K 2 über 200 Meter), Max Hoff/Marcus Gross (K 2 über 1000 Meter), Sebastian Brendel (C 1 über 1000 Meter) und Tom Liebscher (K 1 über 500 Meter. Der gebürtige Neubrandenburger Stefan Holtz belegte in Moskau Rang zwei, zusammen mit Stefan Kiraj, im C 2 über 200 Meter.

Olympia 2016 ebenfalls mit viermal Gold für das deutsche Kanu-Team

 Viermal Gold – wie bei den WM 2015 und bei den EM 2016 – gab es dann auch bei der olympischen Regatta im Kanu-Rennsport 2016 in Rio de Janeiro. Max Rendschmidt, Tom Liebscher, Max Hoff bzw. Marcus Gross triumphierten im K 4 über 1000 Meter. Sebastian Brendel errang zweimal Gold – einerseits im C 1 über 1000 Meter, andererseits im C 2 über 1000 Meter, zusammen mit Jan Vandrey. Zu ihrer zweiten olympischen Goldmedaille in Rio kamen ebenfalls Max Rendschmidt und Marcus Gross: im K 2 über 1000 Meter.

Silberne Momente im Kanu-Rennsport in Rio erlebten Franziska Weber bzw. Tina Dietze im K 2 über 500 Meter und Sabrina Hering, Franziska Weber, Steffi Kriegerstein und Tina Dietze im K 4 über 500 Meter. Eine olympische Bronzemedaille geht zudem auf das sportliche Konto von Ronald Rauhe, die er zeitgleich im K 1 über 200 Meter zusammen mit Saul Craviotto aus Spanien holte. Mit dieser Ausbeute wurden die deutschen Kanu-Rennsportlerinnen und -Rennsportler die erfolgreichsten in Rio.

Ungarin Danuta Kozak mit dreimal Olympia-Gold 2016

Die beste Kanu-Rennsportlerin in Rio war indes die Ungarin Danuta Kozak, die Gold im K 1, im K 2 und im K 4, jeweils über die 500 Meter, errang. Die Neuseeländerin Lisa Carrington sorgte mit ihrer olympischen Goldmedaille im K 1 über 200 Meter für die einzige nicht-europäische Goldmedaille im Kanu-Rennsport bei Olympia 2016 (außerdem Bronze im K 1 über 500 Meter). Europa war ohnehin der dominierende Kontinent im olympischen Kanu-Rennsport 2016, die europäischen Athletinnen und Athleten schafften 29 der 37 Medaillen.

Brasilien mit drei Medaillen

 Für Australien gab es nur einmal Bronze – durch Ken Wallace und Lachlan Tame im K 2 über 1000 Meter. Gastgeber Brasilien jubelte über drei Medaillen im Kanu-Rennsport – durch Isaquias Queiroz (Bronze im C 1 über 200 Meter und Silber im C 1 über 1000 Meter) sowie durch Erlon Silva und nochmals Isaquias Queiroz (Silber im C 2 über 1000 Meter).

Die EM 2017 in Plovdiv

Bei den „nacholympischen“ Europameisterschaften im Kanurennsport in Plovdiv 2017 setzten vier Nationen die sportlichen Akzente: Ungarn mit 16 Medaillen, darunter 10 x Gold, Deutschland mit 10 Medaillen, darunter 6 x Gold, Russland mit 10 Medaillen, darunter 3 x Gold, und Polen mit 9 Medaillen, darunter 1 x Gold.

Aus deutscher Sicht schafften Sebastian Brendel und Max Hoff je zwei Goldene. Franziska Weber/Tina Dietze sorgten für das einzige deutsche Frauen-Gold in Plovdiv. Und der gebürtige Schweriner Peter Kretschmer belegte mit Yul Oeltze Rang eins im Zweier-Canadier über 1000 Meter.

Des Weiteren waren die drei Weltcups  wichtige sportliche Gradmesser im Kanurennsport nach Rio 2016: vom 12.Mai bis 14.Mai 2017 in Monteno-O-Velho, vom 26.Mai bis 28.Mai 2017 in Szeged und vom 2.Juni bis 4.Juni 2017 in Belgrad.

Nun geht es für die Kanu-Rennsportlerinnen und -Rennsportler jedoch zu den Welt-Titelkämpfen vom 23.August bis 27.August nach Racice. Dann folgt, vom 3.September bis 8.September, die ICF-Club-WM im Drachenbootsport in Venedig.

Blick in die WM-Historie

Bei den bisherigen WM im Kanu-Rennsport zwischen 1938 und 2015 gewannen deutsche Kanu-Rennsportlerinnen und Rennsportler 474 Medaillen, darunter 202 x Gold. Ungarn kommt auf 484 Medaillen, darunter 200 x Gold. Und europäische Kanu-Rennsportlerinnen und -Rennsportler sammelten außerdem am fleißigsten WM-Goldmedaillen. Von 918 WM-Titel seit 1938 erkämpften Europäerinnen und Europäer 844 x Gold. Nur 74 WM-Titel gingen im Kanu-Rennsport an Übersee, darunter an Kanada (28 x Gold), Australien (14 x Gold) und Neuseeland (12 x Gold).

Olympische Kanu-Highlights für M-V

Vor 41 Jahren, bei den Olympischen 1976 in Montreal, schrieben Kanutinnen und Kanuten aus Mecklenburg-Vorpommern Sportgeschichte. Erstmals gelang es Kanu-Rennsportlerinnen und Kanu-Rennsportlern eines mecklenburgischen bzw. vorpommerschen Vereines Olympia-Gold zu erkämpfen: Rüdiger Helm, Bernd Olbricht und Carola Zirzow vom SC Neubrandenburg.

Ilse Kaschube (SC Neubrandenburg) hatte 1972 in München mit Silber im Kajak-Zweier über die 500 Meter indes für die erste olympische Medaille im Kanu-Rennsport für M-V gesorgt.

Imponierende Bilanz der Kanu-Troika

Die gesamte olympische Bilanz dieses Trios ist schon imponierend. Rüdiger Helm erkämpfte 1976 in Montreal bzw. 1980 in Moskau dreimal Gold, dreimal Bronze: Gold 1976 im Kajak-Einer über 1000 Meter, Bronze 1976 im Kajak-Einer über 500 Meter bzw. Bronze 1976 im Kajak-Vierer über 1000 Meter, Gold 1980 im Kajak-Einer über 1000 Meter, Gold 1980 im Kajak-Vierer über 1000 Meter und Bronze 1980 im Kajak-Zweier über 500 Meter.

Zwei Goldene für Rüdiger Helm auch bei den „Druschba“-Wettkämpfen 1984

 Da es im Jahr 1984 den Olympia-Boykott des „Ostblocks“ gab, unter anderem nahmen die Sowjetunion, die DDR und Kuba nicht an den Spielen in Los Angeles teil, wurden seitens der realsozialistischen Staatengemeinschaft dezentral organisierte „Gegen-Spiele“ veranstaltet, die Wettkämpfe der Freundschaft. Die Entscheidungen im Kanu-Rennsport wurden dabei in Berlin-Grünau ausgetragen. Dort setzte sich Rüdiger Helm im Kajak-Einer über 1000 Meter und im Kajak-Vierer über 1000 Meter durch. Seine olympischen Gold-Chancen in Los Angeles wurden ihm aber genommen…

„Goldene“ auch für Bernd Olbricht und Carola Zirzow

Bernd Olbricht kann ebenfalls auf eine ausgezeichnete Olympia-Bilanz verweisen. Bei den Olympischen Spielen 1976 und 1980 errang Bernd Olbricht Gold 1976 im Kakak-Zweier über 500 Meter, Silber 1976 im Kajak-Zweier über 1000 Meter, Gold 1980 im Kajak-Vierer über die 1000 Meter und Bronze 1980 im Kajak-Zweier über 500 Meter.

Carola Zirzow ist hingegen die erste Kanu-Rennsportlerin mit olympischem Gold in dieser Sportart. Sie wurde 1976 Erste im Kajak-Einer über 500 Meter und damals auch Dritte, zusammen mit Bärbel Köster (ebenfalls SC Neubrandenburg), im Kajak-Zweier über 500 Meter. Da sie eine gute Bekanntschaft zum italienischen Weltklasse-Kanuten Oreste Perri hatte – nach damaliger Lesart zum „Klassenfeind“ – mußte sie ihre leistungssportliche Karriere unmittelbar nach Montreal beenden. Auch Carola Zirzow wurde um ihre weitere sportliche Karriere – auf unfairste Art und Weise – betrogen.

Zwischen Montreal 1976, Moskau 1980, Los Angeles 1984 und Berlin-Grünau 1984

Sowohl die Kanu-Wettkämpfe in Montreal 1976, in Moskau 1980 und in Berlin-Grünau wurden von der DDR und der UdSSR dominiert. 1976 schafften die UdSSR sechsmal Gold, dreimal Silber bzw. die DDR dreimal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze. 1980 holten die UdSSR viermal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze bzw. die DDR viermal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze und 1984 erlangten die DDR sechsmal Gold, fünfmal Silber, einmal Bronze bzw. die UdSSR sechsmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze.

Von Montreal 1976…

Ansonsten konnten sich in Montreal 1976 mit Rumänien, Jugoslawien, Ungarn, Kanada, Polen und Spanien weitere sechs Länder Kanu-Medaillen sichern. Der Kroate Matija Lubek belegte Platz eins im Canadier-Einer über 1000 Meter und der Rumäne Vasile Diba im Kajak-Einer über 500 Meter. Für die kanadischen Olympia-Gastgeber 1976 gewann John Wood im Canadier-Einer über 500 Meter Silber.

…über Moskau 1980…

Moskau vier Jahre später wurde vom Olympia-Boykott des „Westblocks“ überschattet. Dennoch hatten die 1980er Spiele ein hervorragendes Niveau. Auch in Moskau 1980 schafften neben der Sowjetunion und der DDR weitere sechs Länder olympische Medaillen-Erfolge im Kanu-Sport, so Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Spanien, Australien und Frankreich. Goldmedaillen verzeichneten aus nicht-sowjetischer und nicht-ostdeutscher Sicht Laszlo Foltan bzw. Istvan Vaskuti (Ungarn) im C 2 über 500 Meter, Ljubomir Ljubenow (Bulgarien) im C 1 über 1000 Meter und Ivan Patzaichin bzw. Toma Simionov (Rumänien) im C 2 über 1000 Meter. Für Australien jubelte John Sumegi über Silber im K 1 über 500 Meter.

…bis Los Angeles 1984 und Berlin-Grünau 1984

Das erfolgreichste Kanu-Land der vom „Ostblock“ boykottierten Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles war Neuseeland mit 4 x Gold, wobei Ian Ferguson allein dreimal Gold errang (K 1 über 500 Meter, K 2 über 500 Meter und K 4 über 1000 Meter) und dazu Alan Thompson im Kajak-Einer über 1000 Meter Gold schaffte. Aus (west-)deutscher Sicht gab es Gold durch Ulrich Eicke im C 1 über 1000 Meter, Silber durch Barbara Schüttpelz im K 1 über 500 Meter und Bronze durch Barbara Schüttpelz bzw. Josefa Idem im K 2 über 500 Meter. Die schwedische Kanutin Agneta Andersson jubelte in L.A. über 2 x Gold, 1 x Silber.

Bei den eingangs erwähnten Kanu-Entscheidungen in Berlin-Grünau, den „Wettkämpfen der Freundschaft“, 1984 holten neben der DDR bzw. der Sowjetunion auch Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei und Kuba Edelmetall. Die Ungarin Rita Koban, beispielsweise, kam in Berlin-Grünau im K 1 über 500 Meter auf Rang zwei – hinter Birgit Fischer, die zwischen 1980 und 2004 bei Olympia zu insgesamt 8 x Gold, 4 x Silber „paddelte“ und bei den „Wettkämpfen der Freundschaft“ 1984 auf 2 x Gold, 1 x Silber kam – damals, in Berlin-Grünau, die mit Abstand beste Kanutin. Wie Rüdiger Helm, zusammen mit Sergej Superata und Viktor Pusev (beide Sowjetunion), bei den Kanuten…

Rostocker Kanutinnen und Kanuten bei Olympia

Aus Rostocker Sicht waren ebenfalls schon einige Kanutinnen und Kanuten olympisch aktiv. Klaus-Uwe Will wurde 1968 in Mexico-City mit dem Vierer-Kajak Sechster. Sein Vereinskollege Hans-Jürgen Tode startet hingegen mit dem Zweier-Canadier über die 500 Meter und 1000 Meter bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal, belegte über 1000 Meter Rang fünf.

Erich Suhrbier, 1938 in Rostock geboren, für die WSV Rheintreue Düsseldorf startend, nahm sowohl 1964 in Tokyo (Vierter im Kajak-Einer über 1000 Meter) als auch 1968 in Mexico-City (Kajak-Vierer 1000 Meter) teil.

Weitere olympische Kanu-Highlights für M-V…

In Moskau 1980 kam die insgesamt sechsfache Weltmeisterin Roswitha Eberl (SC Empor Rostock) zwar nicht zum Einsatz, war aber im erweiterten olympischen Kanu-Aufgebot der DDR.

Und zwischen 1988 und 1996 sorgten zwei Kanu-Mädel des SC Empor Rostock insbesondere für kanusportliche Furore: Ramona Portwich erkämpfte von 1988 bis 1996 dreimal Gold, zweimal Silber und Anke Nothnagel (verheiratete von Seck) schaffte von 1988 bis 1992 dreimal Gold, einmal Silber.

Bei Olympia 1996 in Atlanta gewann auch der gebürtige Neustrelitzer Olaf Winter (einst WSV Einheit Neustrelitz, SC Neubrandenburg, dann KG Essen) Kanurennsport-Gold – und zwar im Kajak-Vierer über 1000 Meter. In der „Coca-Cola-Stadt“ triumphierte zudem Andreas Dittmer vom SC Neubrandenburg im Zweier-Canadier über 1000 Meter.

Zwischen 2000 und 2012

Andreas Dittmer erkämpfte folgend für M-V dann 2000 in Sydney Gold im Canadier-Einer über 1000 Meter sowie Bronze im Canadier-Einer über 500 Meter. Sein Klub-Kollege Stefan Utess wurde mit Lars Kober seinerzeit Dritter im Canadier-Zweier über die 1000 Meter. Und Katrin Borchert, die einige Jahre sehr erfolgreich für den SC Neubrandenburg startete, unter andere bei Olympia 1992 in Barcelona Silber im Vierer-Kajak über 500 Meter erkämpfte, dann nach Australien auswanderte, belegte für „Down Under“ Platz drei 1996 im Zweier-Kajak über 500 Meter und auch Platz drei 2000 im Kajak-Einer über die 500 Meter.

In Athen 2004 schaffte Andreas Dittmer Gold im Canadier-Einer über die 500 Meter und Silber im Canadier-Einer über die 1000 Meter. Vier Jahre später, in Peking 2008, gab es noch Gold im Zweier-Kajak über 1000 Meter für Martin Hollstein (SC Neubrandenburg), zusammen mit Andreas Ihle. In London 2012 kam das Duo Martin Hollstein und Andreas Ihle noch einmal auf Platz drei. Der gebürtige Schweriner Peter Kretschmer (SC DHfK Leipzig) triumphierte hingegen in London 2012 mit Kurt Kuschela im Canadier-Zweier über 1000 Meter.

In Schwerin erfreut sich indes der 1920 gegründete Schweriner Kanu- und Kleinsegelverein größter Beliebtheit. Ende Juni nahmen Sportlerinnen und Sportler des „KuK“ an der 26.Fahrt „Rund um Poel“ teil. Aktiv sein wollen die Schweriner Kanu-Athletinnen und -Athleten demnächst ebenfalls am 25.August beim 14.Seekajaktreffen auf Usedom und am 2.September bei der 38.Faltbootregatta um das „Rosa Paddel“ in der Landeshauptstadt M-V.

Greifswalder für U.S.-Team aktiv

Zu „Uncle Sam“ zog es übrigens einen Greifswalder Kanu-Rennsportler… Bei den Olympischen Spielen in Mexiko-City 1968 nahm ein Vorpommer an den olympischen Wettbewerben im Kanurennsport teil, aber „unter dem Sternenbanner“ – Peter Weigand, Jahrgang 1941, Geburtsort Greifswald. Er war Olympionike des USA-Teams, dorthin wanderte er aus. Peter Weigand startete dabei im Kanu-Rennsport, mit seinem Sportkollegen Paul Beachum, im K 2 über 1000 Meter.

Die „Begründerin“ der olympischen Medaillen-Tradition von mecklenburgischen und vorpommerschen Kanu-Rennsportlerinnen und -Rennsportlern ist jedoch die bereits erwähnte Ilse Kaschube-Zeisler.

Nachgefragt bei Ilse Kaschube-Zeisler, Jahrgang 1953, Verein: SC Neubrandenburg, die die erste olympische Medaille im Kanu-Rennsport für MV gewann/Interview von M.M. mit Ilse Kaschube-Zeisler am 23.August 2010

„Über Silber 1972 waren wir selbst überrascht…“

Frage: Frau Zeisler, Sie gewannen die erste Medaille im Kanu-Rennsport für einen Verein in Mecklenburg-Vorpommern. In München 1972 wurden Sie mit Petra Grabowsky Zweite. Welche Erinnerungen haben Sie an die Spiele 1972 und Ihren damaligen Wettkampf?

Ilse Zeisler: Ich erinnere mich gerne an die Olympiade zurück. Ich war 19  Jahre jung und unbeschwert, wir wollten zeigen, daß wir in der Lage waren  gute Leistungen zu bringen. Als es dann die Silberne wurde, waren wir selbst  überrascht. Man kann es nicht mit ein paar Worten wieder geben, was sich alles an der Regattastrecke abgespielt hat. Die Stimmung war großartig, die Anfeuerungen der Zuschauer waren ab 250 Meter bis ins Ziel zu hören. Wir wurden  regelrecht ins Ziel gejubelt, so kam es uns jedenfalls vor. Es war einfach schön.

Frage: 1973 und 1974 gab es für sie auch Weltmeistertitel. Wie war die WM-Atmosphäre 1973 und 1974 ?

Ilse Zeisler: Die Atmosphäre bei Weltmeisterschaften ist ebenfalls schon etwas Besonderes. Die Aufregung ist groß, aber sie gehört dazu. Man will alles richtig machen und sich nur keinen Fehler erlauben. Ein  Wackler und alles ist vorbei. In einem Mannschaftsboot muß Einigkeit sein,  dann funktioniert alles.

Frage: Wie sind Sie als gebürtige Altentreptowerin eigentlich nach Neubrandenburg zum Kanu-Sport gelangt ? Waren Sie schon immer eine begeisterte Kanutin ?

Ilse Zeisler: Vom Kanurennsport hatte ich keine Ahnung. Über organisierte Sichtungen in den Schulen wurden die sportlichsten Kinder und Jugendlichen  zum Probesport an die Kinder und Jugendsportschule eingeladen. Alles war gut  organisiert, Schule und Sport bildeten eine Einheit. Lehrer, Trainer und  Sportler waren eine große Familie. Mein Vater sagte immer, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Also mach was daraus, wenn du es auch willst. Ich habe  angefangen zu trainieren und hatte viel Freude dabei, auch wenn es nicht immer leicht war.

Frage: Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere Neubrandenburg, ist seit Jahren die deutsche Hochburg im Kanurennsport. Was zeichnet den Kanu-Standort Neubrandenburg aus?

Ilse Zeisler: Ganz klar, die super Bedingungen, unter denen die Sportler  trainieren können. Ein wunderbares Gymnasium und die sehr guten Sportstätten.

Frage: Gegenwärtig halten Martin Hollstein, Thomas Lück und Erik Rebstock die MV-Flagge im Kanurennsport hoch – nach der Erfolgs-Ära von Andreas Dittmer oder zuvor Rüdiger Helm. Wie lautet Ihr WM-Resümee 2010 im Hinblick auf die Resultate der Neubrandenburger WM-Starter?

Ilse Zeisler: Die genannten Sportler haben ihren derzeitigen Leistungstand  abgerufen. Ich denke, es sollte mehr in den Nachwuchssport investiert werden, damit wir  eine größere Spitze in den einzelnen Bootsklassen aufweisen können. Es kann nicht sein, daß man sich jahrelang nur auf eine Handvoll Sportler konzentriert, dann muß man sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs fehlt.

Frage: Sie sind mit dem ehemaligen Kanuten Klaus Zeisler verheiratet. Sind Sie noch ab und zu mit dem Kanu unterwegs ? Wie sieht Ihr Leben ohne „Kanu“ aus ?

Ilse Zeisler: Mein Mann belegte bei den Weltmeisterschaften 1974 in Mexiko  zweimal den 2. Platz im C 1. Damit schrieb auch er Geschichte für den SCN, es waren die ersten Medaillen  im Canadier für den Sportclub. Wir beendeten Mitte der 1970er Jahre unsere Laufbahn und wollten zum Sport einen gewissen Abstand haben. Es gab jetzt nur noch Familie und Beruf. Unser Familienunternehmen ist  konstant gewachsen. Auch wenn wir nicht mehr in ein Rennboot steigen werden, werden wir die  Entwicklungen im Sport weiter mit verfolgen.

Dann weiterhin alles erdenklich Gute !

Info: Ilse Kaschube gewann bei den Kanu-WM 1973 und 1974 Gold im K 2 500 Meter (1973) und K 4 500 Meter (1974).

Exkurs: Vom Kanu-Rennsport zum Drachenbootsport

Drachenbootsport SchwerinBevor Anfang September die ICF-Klub-WM in Venedig auf dem Programm stehen, geht es noch zum 26.Schweriner Drachenbootfestival auf dem Pfaffenteich.

Bei der Jubiläumsveranstaltung, der 25., im letzten Jahr (2016) kamen mehr als 4000 Sportlerinnen bzw. Sportler mit 110 Teams aus vier Ländern zu den Wettkämpfen in Schwerin. 55000 Zuschauern schauten sich vor Ort das drachenbootsportliche Treiben auf und um den Pfaffenteich an. Es gab natürlich große Siegerinnen und Sieger. So gewann die Berlin Dragonboat Company den Großen Preis. Die Rostocker Seebären konnten über die 1000 Meter triumphieren und den Stadtwerke-Wanderpokal erkämpfte das Team der Energy Dragons aus Schwerin. Sehr erfolgreich waren auch die SCN-Ladies aus Neubrandenburg.

Das 26.Schweriner Drachenbootfestival gibt es 2017 vom 25.August bis 27.August – bestimmt mit ähnlich guter Resonanz wie 2016.

Marko Michels

1.Foto (Michels): Martin Hollstein vom SC Neubrandenburg holte kanurennsportliches Olympia-Gold 2008 in Peking im Zweier-Kajak über 1000 Meter mit Andreas Ihle.

2.Foto (Michels): Erfolgreiche Kanurennsportler aus M-V, vom SC Neubrandenburg: Martin Hollstein, Andreas Dittmer und Thomas Lück.

3.Foto (Michels): Das 26.Schweriner Drachenbootfestival wird sicher auch wieder ein Erfolg…

 

 

 

 

 

 

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