Deutschlands Eiskunstlauf-Hoffnung Lea Johanna Dastich im Fokus
Vom 29. März bis 2. April fanden die Elite-Weltmeisterschaften im Eiskunstlaufen in Helsinki statt. Dort siegten Evgenia Medvedeva (Russland) bei den Frauen, Yuzuru Hanyu (Japan) bei den Herren, Sui Wenjing/Han Cong (China) im Paarlaufen und Tessa Virtue/Scott Moir (Kanada) im Eistanzen.
WM-Silber für Aliona Savchenko und Bruno Massot
Aus deutscher Sicht gab es im Paarlaufen durch das seit Ende 2015 zusammen laufende Duo Aliona Savchenko/Bruno Massot Silber. Aliona und Bruno hatten bereits bei den EM 2016 bzw. 2017 jeweils Silber errungen und bei den WM 2016 den Bronze-Platz belegt.
Das vom gebürtigen Greifswalder Robin Szolkowy trainierte russische Paar Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov, die amtierenden Europameister, kam auf Rang drei.
Robin Szolkowy selbst wurde mit Aliona Savchenko zwischen 2003 und 2014 unter anderem fünfmal Weltmeister, viermal Europameister und zweimal Olympia-Dritter.
Von Helsinki zurück nach Taipei: Die Junioren-WM in Taipei in der Rückschau
Bereits 10 Tage zuvor, vom 15. März bis 19. März, wurden die 42. Junioren-WM im Eiskunstlaufen in Taipei ausgetragen, bei denen sechs Athletinnen und Athleten aus Deutschland starteten, so Thomas Stoll (Herren), Lea Johanna Dastich (Frauen), Talisa Thomalla/Robert Kunkel (Paarlauf) und Ria Schwendinger/Valentin Wunderlich (Eistanzen).
Die erfolgreichsten Länder in Taipei waren die USA (2 x Gold, 1 x Bronze), Russland (1 x Gold, 3 x Silber, 1 x Bronze), Australien! (1 x Gold), Japan (1 x Silber, 1 x Bronze) und China (1 x Bronze).
Junioren-Titel an Russland, die USA und Australien
Die Titel sicherten sich Vincent Zhou (USA, Herren), Alina Zagitova (Russland, Frauen) und das amerikanische Geschwister-Paar Rachel Parsons/Michael Parsons (Eistanz). Für eine Überraschung sorgte das australische Duo Jekaterina Alexandrowskaja/Harley Windsor, die Gold im Paarlaufen errangen.
Jekaterina ist dabei Jahrgang 2000 und gebürtige Russin. Harley kam 1996 im australischen Penrith zur Welt. Das ist bereits die zweite Medaille für die südliche Hemisphäre bei Junioren-WM im Eiskunstlaufen.
Schon seit 1976 Junioren-WM im Eiskunstlaufen
Bereits bei den ersten Junioren-WM im Eiskunstlaufen überhaupt, 1976 im französischen Megeve, durften die „Aussies“ über Edelmetall jubeln. Dort belegten, ebenfalls im Paarlaufen, die Geschwister Elizabeth Cain/Peter Cain aus Australien den Bronze-Rang. Bei den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid erreichten sie einen respektablen 11. Rang.
Bei der WM-Premiere im Junioren-Bereich des Eiskunstlaufens 1976 bestimmten insbesondere die Nordamerikanerinnen und Nordamerika das sportliche Niveau. Die Titel gingen damals an Mark Cockerell (uSA, Herren), Suzie Brasher (USA, Damen) und Sherri Baier/Robin Cowan (USA, Paarlaufen). Für Europa waren vor 41 Jahren Kathryn Winter/Nicholas Slater (Grossbritannien, Eistanz) erfolgreich.
Fünfmal Gold für Deutschland bei Junioren-WM seit 1976
In der Geschichte der Junioren-WM im Eiskunstlaufen konnten die deutschen Sportlerinnen und Sportler auch einige Medaillen erringen. Zwischen 1976 und 2017 erkämpften diese 5 x Gold, 10 x Silber, 8 x Bronze. Gold schafften bei den Frauen 1982 in Oberstdorf Janina Wirth, 1983 in Sarajevo Simone Koch bzw. 1984 in Sapporo Karin Hendschke, bei den Herren 2000 in Oberstdorf Stefan Lindemann und im Paarlaufen 1984 in Sapporo Manuela Landgraf/Ingo Steuer.
Wie lief es aus deutscher Sicht jedoch bei den Junioren-WM 2017 in Taipei?!
Zwar gab es keine Medaillen für Schwarz-Rot-Gold, aber die deutschen Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer zeigten gute Leistungen. Lea Johanna Dastich wurde Achte bei den Frauen, Ria Schwendinger/Valentin Wunderlich kamen im Eistanzen auf Rang zehn und Talisa Thomalla/Robert Kunkel belegten Rang zwölf im Paarlaufen. Thomas Stoll erreichte bei den Herren leider nur Rang 24.
Lea Johanna Dastich im Fokus
Ein ganz hoffnungsvolles und ambitioniertes Talent ist zweifellos Lea Johanna Dastich vom Dresdner EC, die in jenem Jahr geboren wurde, in dem sich auch der neue Rostocker Eiskunstlauf-Verein gründete – 2000.
Lea Johanna konnte schon einige Erfolge feiern, wurde Zweite bei der Europäischen Jugend-Olympiade 2015, Zwölfte der Junioren-WM 2016 in Budapest und holte Silber bei den Deutschen Meisterschaften 2017. Im Alter von drei Jahren begann Lea Johanna Dastich mit dem Eiskunstlaufen. Trainiert wird Lea von Anett Pötzsch, der Olympiasiegerin 1980, Olympia-Vierten 1976, Weltmeisterin 1978 bzw. 1980 und Europameisterin 1977, 1978, 1979 und 1980.
Nachgefragt
Lea über die Junioren-WM 2017 aus Ihrer Sicht, den Stellenwert der Titelkämpfe für sie, ihren Trainingsalltag, die Elite-WM in Helsinki und ihre weiteren Ziele
„Bisher bester und zugleich wichtigster Wettkampf meiner Karriere…“
Frage: Erst einmal noch herzlichen Glückwunsch zum sehr guten Resultat bei den Junioren-WM 2017! Wie verlief der Wettkampf aus Ihrer Sicht, Lea?
Lea Johanna Dastich: Danke! Die Junioren-Weltmeisterschaft verlief super. Ich bin sehr zufrieden mit meinen Programmen, mit der Punktzahl, der Platzierung, also mit allem.
Frage: Wie war ansonsten das sportliche Niveau bei den Junioren-WM 2017? Wie war ferner die Stimmung, die Organisation, das ganze „Drumherum“? Blieb Zeit, Taipei ein wenig zu erkunden?
Lea Johanna Dastich: Das sportliche Niveau war sehr hoch. Alle Sportlerinnen präsentierten sich sehr gut. Wir waren 44 Starterinnen, aber nur 24 erreichen das Finale. Ein größerer Fehler und man wäre in der Kür nicht dabei gewesen. Da macht man sich auch selbst ein wenig Druck.
Ansonsten war die Stimmung in der Halle top. Viele Zuschauer besuchten die Wettkämpfe und haben einen wirklich motiviert.
Die gesamte Organisation der Junioren-WM verlief optimal. Mir ist nichts aufgefallen, was ich hätte verbessern können. Ich versuchte ebenfalls, so viel wie möglich von Taipei zu sehen, wobei ich wohl fast alle Sehenswürdigkeiten aufsuchen konnte. Ich war ja schon fast eine Woche vor Wettkampf-Beginn dort und hatte somit auch etwas Zeit.
Frage: Welchen Stellenwert hatten für Sie persönlich die Junioren-WM 2017? Welche sportlichen Ziele haben Sie für die Zukunft?
Lea Johanna Dastich: Ich würde die Junioren-WM 2017 schon als bisher besten und zugleich wichtigsten Wettkampf meiner Karriere bezeichnen.
Es war auch die höchste Punktzahl, die ich bislang bei einem größeren ISU-Wettkampf erreichen konnte. Meine Ziele für die Zukunft sind auf jeden Fall die Teilnahme bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie bei Olympia.
Frage: Ende März/Anfang April wurden die Elite-WM 2017 in Helsinki ausgetragen. Wie ist Ihre Meinung zur Frauen-Konkurrenz? Welche Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer in Helsinki inspirierten Sie?
Lea Johanna Dastich: Die Frauen-Konkurrenz war sehr stark. Am meisten inspirierte mich vor allem Evgenia Medvedeva. Sie ist meiner Meinung nach zurzeit mit Abstand die Beste.
Frage: Wie sieht ansonsten Ihr Trainingsalltag aus?
Lea Johanna Dastich: Ich trainiere sechs Tage in der Woche. Ich beginne meist gegen 8.00 Uhr mit dem Training, das zur frühen Tageszeit circa zwei Stunden umfasst. Danach gehe ich in die Schule. Nach der Schule gehe ich wieder aufs Eis. Meistens bin ich gegen 19.30 Uhr dann mit dem Training fertig. Ich habe insgesamt 15 Stunden Eis und 5 Stunden Athletik oder Ballett pro Woche.
Letzte Frage: Was machen Sie neben dem Eiskunstlaufen? Was sind Ihre Hobbys und haben Sie auch berufliche Pläne?
Lea Johanna Dastich: Ich habe nicht sonderlich viel Freizeit und deswegen auch keine anderen größeren Hobbies. Ansonsten treffe ich mich gerne mit meinen Freunden, gehe ins Kino oder male etwas aus. Ich mache in circa drei Jahren erst einmal mein Abi und danach möchte ich studieren.
Vielen Dank, weiterhin alles erdenklich Gute – im Sport, in der Schule sowie persönlich – und maximale Erfolge nicht nur auf dem Eis!
Exkurs: M-V „dieses Mal“ nicht am Start – aber mit Eiskunstlauf-Tradition
Mecklenburger und Vorpommern qualifizierten sich leider nicht für diese WM, was durchaus auch passend gewesen wäre. Denn: Die Medaillen-Bilanz „für M-V“ bei Eiskunstlauf-WM lautet 5 x Gold, 4 x Silber, 2 x Bronze…
In den 1970ern gewann der gebürtige Rostocker Rolf Oesterreich, Jahrgang 1952, mit seiner Partnerin Romy Kermer (beide SC Dynamo Berlin) im Paarlaufen Bronze bei den WM 1974 in München, Silber bei den WM 1975 in Colorado Springs und nochmals Silber bei den WM 1976 in Göteborg (dazu unter anderem Olympia-Silber 1976 in Innsbruck).
Und in den 2000ern sorgte der gebürtige Greifswalder Robin Szolkowy, Jahrgang 1979, mit seiner Partnerin, der bereits erwähnten Aliona Savchenko, die nach dem Rücktritt von Robin 2014 seit 2015 mit Bruno Massot läuft, für sportliche Sternstunden im Paarlaufen… So gab es für das Duo fünfmal WM-Gold (2008 in Göteborg, 2009 in Los Angeles, 2011 in Moskau, 2012 in Nizza, 2014 in Saitama), zweimal WM-Silber (2010 in Turin, 2013 im kanadischen London) bzw. einmal WM-Bronze (2007 in Tokyo). Bei Winter-Olympia „schürften“ Robin und Aliona ebenfalls Edelmetall – Bronze in Vancouver 2010 und Bronze in Sotschi 2014.
Foto (Michels): Auch in M-V, speziell in Rostock, hat das Eiskunstlaufen eine Tradition. Hier Sportlerinnen des Rostocker Eiskunstlauf-Vereines bei einer Präsentation in Schwerin.
Marko Michels