Boxsport in Vorpommern

Blick zum Queenscup

Großer Frauen-Boxsport wurde in den letzten fĂŒnf Monaten zelebriert. Da waren zunĂ€chst die achten Weltmeisterschaften im Frauen-Boxsport in Jeju. 280 FaustkĂ€mpferinnen aus 67 LĂ€ndern kĂ€mpften zwei Jahre vor dem nĂ€chsten olympischen Turnier in Rio 2016 ganz weltmeisterlich um zehn Titel in den Gewichtsklassen zwischen 48 Kilogramm und ĂŒber 81 Kilogramm.  Am erfolgreichsten waren die Staffeln aus Russland mit 3 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze, den USA mit 2 x Gold, 1 x Bronze, China mit 1 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze und Kasachstan mit 1 x Gold, 1 x Silber.

Katie und Clarissa ganz stark

Eine Klasse fĂŒr sich war wieder einmal Katie Taylor aus Irland in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm, die bereits fĂŒnfmal Weltmeisterin, sechsmal Europameisterin und fĂŒnfmal EU-Meisterin wurde, dazu Olympiasiegerin 2012. Auch die 2012er Olympiasiegerin Clarissa Shields war wieder „oben auf“ und setzte sich in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm durch – vor Li Qian (China), Ariane Fortin (Kanada) sowie Europameisterin Nouchka Fontun (Niederlande), die bei den EM 2014 in Bukarest die Schwerinerin Sarah Scheurich, die bei den WM verletzungsbedingt fehlte, bezwang.

Von der WM zum Queens-Cup

Aber auch hierzulande war frauenboxsportlich jede Menge los. Im MÀrz stand der vierte Queens-Cup in Stralsund auf dem Programm, der in diesem Jahr in ein Juniorinnen-Turnier und in ein Elite-Turnier (im Herbst) aufgeteilt wurde. Am Juniorinnen-Turnier nahmen dabei 100 FaustkÀmpferinnen aus 12 LÀndern teil.

Nachgefragt bei Ronny Poge vom Organisationsteam des Queens-Cup und auch Vorsitzender des Phoenix Sportvereines Stralsund

R.Poge ĂŒber den Queens-Cup in Stralsund

„HochkarĂ€tige Teilnehmerfelder, bester Boxsport und eine große PopularitĂ€t…“

Frage: Das Juniorinnen-Turnier des diesjĂ€hrigen Queens-Cups ist wieder Geschichte. Wie lautet Ihr ResĂŒmee?

Ronny Poge: Durch die große Teilnehmerzahl beim Queens Cup Jugend/Juniorinnen ist unser Konzept, den Queens Cup Boxen ab diesem Jahr in zwei Turniere zu teilen, aufgegangen. HĂ€tten wir nur eine Austragung beibehalten, dann wĂ€ren wir, zusammen mit den Frauen, auf ĂŒber zweihundert Anmeldungen gekommen. Das ist fĂŒr eine Turnier-DurchfĂŒhrung ganz einfach  zu viel und eine Begrenzung durch Absagen bedeutet.

Beim nun ersten U 19/U 17-Queens-Cup hatten wir ein hochrangig besetztes Teilnehmerfeld mit mehreren Top-Athletinnen, die sich auf die Weltmeisterschaften im Mai vorbereiten.

Frage: Wie prÀsentierten sich die FaustkÀmpferinnen aus M-V?

Ronny Poge: Aus M-V startete mit Dominique Suzette Görlich nur eine Teilnehmerin. Wir sind natĂŒrlich besonders stolz darauf, dass Dominique aus unserem Verein Phoenix SV Stralsund kommt. Denn: Wir möchten nicht nur Veranstalter des Queens-Cups sein, sondern auch selbst konkurrenzfĂ€hige Athletinnen in den Ring schicken. Das ist uns, in den vergangenen Jahren, gelungen, in dem Dominique (Altersklasse Jugend) und auch Marie Maciejewski (Altersklasse Elite) mehrfach Medaillen erkĂ€mpfen konnten.

Mit Angelina Fenz (Altersklasse Juniorinnen), die wie die beiden anderen MĂ€dels am Landesleistungszentrum in Schwerin trainiert, wollten wir eine weitere Phoenix-Boxerin einsetzen. Leider erkrankte Angelina kurz vor dem Turnier und konnte nicht teilnehmen.

Einen beherzten Kampf zeigte Dominique ĂŒbrigens im Halbfinale gegen die amtierende Jugend-Weltmeisterin Anush Grigoryan (Armenien), die ihren Titel in der Gewichtsklasse bis 51 Kilogramm ja bei den JWM in Sofia 2014 erkĂ€mpft hatte.  Trotz der Niederlage eine ausgezeichnete Leistung unserer Athletin, die viel Selbstbewußtsein aus dem Queenscup 2015 schöpfen kann und eine sehr gute Leistungsperspektive besitzt.

Frage: Welchen Stellenwert hat der Queens-Cup aus Ihrer Sicht inzwischen?

Ronny Poge: Dadurch, dass die beiden Queens-Cup-Turniere 2015 im Wettkampfkalender des EuropĂ€ischen Boxverbandes EUBC gelistet sind und uns der EUBC fĂŒr die Leitung des Turniers einen Supervisor aus Österreich geschickt hat, ist der Bekanntheitsgrad des Queens-Cups im Frauenn-Boxen enorm gestiegen.

Auch auf der Internetseite des Box-Weltverbandes AIBA wurde ĂŒber den Queens-Cup berichtet. Das Turnier wird mittlerweile von den besten Boxerinnen dafĂŒr genutzt, um sich auf Kontinental- oder Weltmeisterschaften vorzubereiten. Die Vorteile des Queens-Cups liegen darin, dass dieses Turnier jĂ€hrlich stattfindet und auch Boxerinnen verschiedener Kontinente gegeneinander antreten können.

Frage: Wann findet das Elite-Turnier des Queens-Cups 2015 genau statt?

Ronny Poge: Der Queens-Cup im Elite-Bereich wird vom 28.Oktober bis 31.Oktober 2015 ausgetragen. Dieses Turnier soll National-Teams dazu dienen, sich auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio/Brasilien vorzubereiten.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement fĂŒr den Boxsport…

Marko Michels

 


 

Exkurs: Eine bekannte Kick-Boxerin aus Stralsund – Julia Irmen

Stralsund hat nicht nur im traditionellen Boxsport erfolgreiche Protagonistinnen und Protagonisten. Auch im Kick-Boxen ist eine Stralsunderin bestens dabei…

Im Blickfeld: Die gebĂŒrtige Stralsunderin Julia Irmen

Dass die noch junge Kampfsportart Kickboxen sowohl weltweit als auch in Deutschland „im Trend“ ist, zeigt nicht nur die Aufnahme ins Programm der World Combat Games (seit 2010 ausgetragen). Hierzulande hat vor allem Dr. Christine Theiss (Weltmeisterin 2007-2013) bewiesen wie begeisternd und attraktiv, zudem technisch sowie sportlich anspruchsvoll das Kickboxen sein kann. Aber auch eine gebĂŒrtige Stralsunderin zeigt als Kick-Boxerin ihre große Klasse. Julia Irmen (Jahrgang 1984), bereits 2009 WAKO-Weltmeisterin, 2013 WKU-Europa- sowie -Weltmeisterin verteidigte ihren Titel 2014 (Gewichtsklasse bis 62,5 Kilogramm) zuletzt in MĂŒnchen gegen die Belgierin Anke van Gestel.

Nachgefragt bei der Polizeivollzugsbeamtin und Wahl-Bayerin. Wir sprachen mit Julia Irmen ĂŒber ihre Highlights des Jahres 2014, ihre Sportart Kickboxen, weitere Ziele und Ambitionen und ihre Heimatstadt Stralsund. (Interview vom 19.Dezember 2014)

„Ich liebe mein Leben
“

Wie verlief das Jahr fĂŒr Sie, Julia? Was waren die besonderen Momente ganz persönlich?

Julia Irmen: Das Jahr 2014 war fantastisch, das Highlight war Anfang des Jahres mein WM-Kampf gegen Olga Stavrova. Ich hatte wahnsinnig viel Druck und wollte an dem Abend einfach beweisen, dass ich dem großen Fussabdruck, den Dr. Christine Theiss hinterlassen hat, gewachsen bin.

Alles lief so, wie ich es mir gewĂŒnscht hatte, ich war so ĂŒberwĂ€ltigt davon, dass so viele Menschen gekommen waren, um mich anzufeuern und meinen Namen zu rufen. Bis zum Ring hatte ich TrĂ€nen in den Augen und nach der UrteilsverkĂŒndung brach alles aus mir raus. Es war einer der schönsten Momente meiner Sportkarriere.

Wie bewerten Sie das Wettkampf-Geschehen in den olympischen Kampfsportarten in den letzten Monaten, speziell im Frauen-Amateur-Boxsport? Deutsche Athletinnen und Athleten – von positiven Ausnahmen, wie Ringkampf-Weltmeisterin Aline Focken – konnten ja leider nicht wie erhofft um die Medaillen mitkĂ€mpfen


Julia Irmen: Wir haben wahnsinnig viel Potenzial im Bereich Frauenboxen. Aber der Sport hat eben noch keine lange Tradition. Ich denke, wir brauchen noch ein paar Jahre, um uns zu entwickeln und zur Weltelite, zum Beispiel Russland, aufzuschließen, aber das Herz und den Kampfgeist irgendwann ganz oben zu stehen, hat jede Einzelne.

Zum Kickboxen
 Sie waren ja einst Volleyballspielerin und Boxsportlerin. Was ist nun das Faszinierende fĂŒr Sie am Kickboxen?

Julia Irmen: Kickboxen hat mich von Anfang an fasziniert. Es gibt so unglaublich viel zu lernen. Obwohl ich diesen Sport nun mittlerweile seit zwölf Jahren betreibe, lerne ich doch immer wieder etwas dazu. Auch das Boxen zog mich schnell in seinen Bann, dort fehlte mir dann aber international einfach die Erfahrung, die ich im Kickboxen in bereits knapp 200 KÀmpfen sammeln konnte.

Sie stammen aus Stralsund – haben Sie da noch enge Kontakte zu Ihrer Geburtsstadt bzw. zu M-V allgemein?

Julia Irmen: Na klar! Stralsund ist meine Heimat. Noch heute reise ich mehrmals im Jahr zurĂŒck an „meine KĂŒste“. Ich liebe das Meer, die Wellen, den Wind und vor allem liebe ich alle Jahreszeiten hier. Ich springe im Sommer gerne ins Meer aber genauso gerne wandere ich bei schlechtem oder kaltem Wetter mit Stiefeln am Strand entlang, lass mir den kalten Wind ins Gesicht blasen und gönne mir danach einen warmen Grog.

Das Jahr ist im Endspurt. Welche Ziele haben Sie fĂŒr 2015 – beruflich, persönlich und sportlich?

Julia Irmen: Eigentlich gibt es fĂŒr mich nur noch sportliche Ziele, da ich persönlich vollkommen angekommen bin. Ich habe die Liebe meine Lebens geheiratet – vor sieben Jahren in Göhren/RĂŒgen – und habe einen wundervollen Sohn, der mich jeden Tag strahlend aufwachen lĂ€sst. Ich liebe mein Leben so wie es momentan ist.

Vielen Dank, besinnliche Weihnachtsfeiertage und alles Gute fĂŒr das neue Jahr!

Die Fragen stellte Marko Michels

 

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