World-League-Finalturnier/Viertelfinale: Deutschland – Korea 4:6 n.P. (3:3, 1:1)
Die deutschen Damen haben den Halbfinaleinzug beim World-League-Finalturnier in Auckland knapp verpasst. Im Penaltyschießen verlor das Team von Neu-Bundestrainer Xavier Reckinger das Viertelfinale, das man eigentlich über weite Phasen beherrscht hatte. 15 Strafecken und viele Chancen aus dem Spiel heraus führten zu drei Toren. Doch durch einige leichte Fehler und Unkonzentriertheiten brachte man die Asiatinnen immer wieder zurück ins Spiel. Im Penaltyschießen hatten die koreanischen Schützinnen dann die deutlich besseren Nerven als die deutschen.
Bundestrainer Xavier Reckinger: „Es ist schwer, direkt nach diesem emotionalen Spiel ein Fazit zu ziehen. Eigentlich bin ich happy mit unserer Performance – insbesondere im Vergleich zum Argentinien-Spiel gestern. Wir haben das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten – waren vielleicht defensiv in einigen Situationen nicht fokussiert genug und haben da unnötige Chancen zugelassen. Das Match bringt uns aber im Learning extrem weiter. Es ist gut, dass wir jetzt mal einen Ruhetag vor dem ersten Platzierungsspiel haben, nachdem wir heute ganz sicher benachteiligt waren, weil Korea einen Ruhetag hatte vor dem Spiel und wir nicht.“
Lisa Altenburg: „Eigentlich müssen wir es über das Spiel gewinnen. Wir hatten Chancen genug, um es innerhalb der 60 Minuten für uns zu entscheiden. Wir haben die langen Bälle, über die sie – wie wir wussten – immer kommen, ab und ab zu naiv verteidigt. Die Enttäuschung ist schon sehr groß, weil wir uns nach der starken Gruppenphase deutlich mehr versprochen hatten.“
Nike Lorenz: „Es ist mega enttäuschend – lassen wir dabei das Penaltyschießen mal außen vor, weil da auch Glück eine Rolle spielt und Korea das auch wirklich gut gemacht hat. Aber das Match müssen wir über das Spiel einfach gewinnen. Die schießen starke Ecken und haben uns da gut ausgeguckt. Aber wir müssen uns einfach nur für ein gutes Spiel belohnen, hatten mehr als genug Gelegenheiten dazu – und tun es nicht. Jetzt geht der Fokus voll auf Platz fünf. Mit etwas anderem möchte ich nicht nach Hause fahren!“
Die Deutschen Damen ließen von Beginn an keinen Zweifel daran, dass sie dieses Viertelfinale unbedingt gewinnen wollten. Sehr dominant bauten sie auf und erarbeiteten sich gute Kreisszenen. Die erste gute Chance hatte Camille Nobis in der 8. Minute, deren Block noch knapp neben das Tor ging. Eine Minute später erarbeitete Elisa Gräve exzellent die erste Ecke, der sich zwei Folgeecken anschlossen. Und die verwertete Nike Lorenz mit einem harten Schlenzer ins obere linke Toreck zur verdienten Führung (9.).
Im Konter hatten die Koreanerinnen danach ihre erste Chance, doch Ciupka hatte keine Mühe mit dem flachen Schlag. Danach weiter das sehr dominante deutsche Spiel. Die DANAS erarbeiteten sich Chance auf Chance, waren in jedem Belang überleben. In der 15. Minute sah JungeunSeo eine Grüne Karte wegen Fouls an Charlotte Stapenhorst. Das DHB-Team daher zu Beginn des zweiten Viertels in Überzahl. Und dann setzte Lisa Altenburg Marie Mävers exzellent ein, deren Stecher nur Zentimeter am oberen linken Torwinkel vorbeiging.
Als Hyoju An gegen Anne Schröder beim Freischlag den Abstand nicht einhielt, gab es erneut eine Zwei-Minuten-Strafe (21.) und Überzahl für die Deutschen. In dieser Phase allerdings die Aktionen nicht klar genug, um diesen Vorteil nutzen zu können. Bei Gleichzahl kam Korea zum zweiten gefährlichen Konter, den Park mit einem zu hohen Schuss über das Tor abschloss (24.). Korea in dieser Phase jetzt besser im Spiel. Hong hatte eine Stecherchance, setzte diesen aber auch über das Tor (27.).
Selin Oruz sah dann wegen Ball Wegspielens eine Grüne Karte.
Und der direkt anschließende Konter über die rechte Seite brachte den eigentlich unnötigen Ausgleich, als nach Flanke von rechts Hyejin Cho frei am linken Pfosten in den Ball reinrutschte und mit der Rückhand einblockte (28.). Sehr ärgerlich dieses Halbzeitergebnis aus deutscher Sicht, hatte man Korea durch leichte Fehler und unnötiger Hektik doch selbst stark gemacht und zwei Überzahlphasen in diesem Viertel sehr ineffektiv gespielt.
Zu Beginn des dritten Viertels kassierte Korea schon in den ersten Sekunden die erste Gelbe Karte wegen Ball Wegspielens. Das Überzahlspiel blieb etwas zu hektisch. Stapenhorst hatte eine kleine Chance, bei der der Ball aber hoch über das Tor geblockt wurde. Eine katastrophale Fehlentscheidung von Schiedsrichterin Lin Miao, die ein klares Fuß einer Koreanerin übersah, begünstigte die erste Eckenentscheidung für Korea in der Folgeszene. Und der abgefälschte Schlenzer von Heesun Jang ging dann unglücklich durch Ciupkas Schoner zum 1:2 ins Tor (35.).
Die Deutschen holten sich sofort im nächsten Angriff die vierte Ecke, der die fünfte und sechste folgten. Und diese klappte als Stechervariante auf den rechten Pfosten, wo Marie Mävers das Anspiel von Janne Müller-Wieland zum 2:2 stark im Tor unterbrachte (36.).
Die Deutschen blieben dran. Ein Sensationspass von Nike Lorenz brachte die nächste Ecke, gegen die die Koreanerinnen den Videobeweis nahmen und dadurch verloren, weil sie kein Recht bekamen. Diese führte zur achten Ecke im Anschluss. Bei der traf Rausgeberin Altenburg aus kurzer Distanz die Latte (37.). Kurz darauf hatte Amelie Worthmann nach schönem Solo die Riesenchance, scheiterte aber aus kurzer Distanz an Keeperin Soo Ji Jang. Egal, die Deutschen holten wenig später Ecke Nummer neun, waren nun wieder klar überlegen.
Es gab in Folge Ecke Nummer zehn. Dieses Mal parierte Jang aber den hohen Schlenzer von Nike Lorenz stark. Doch es ging so weiter. Als Kim wieder einen Ball wegspielte, gab es Ecke Nummer elf, die erneut verstoppt wurde und zum Konter wurde, den Camille Nobis entschärfen konnte. Pieper holte kurz darauf die zwölfte Ecke heraus. Und die wurde als Variante auf das rechte Pärchen gespielt, wo Nike Lorenz mit einem harten Schlenzer halbhoch auf den rechten Pfosten das 3:2 (42.) brachte. Doch Unachtsamkeiten in der Rückwärtsbewegung kosteten im Anschluss die zweite Ecke für Korea und den erneuten Ausgleich, weil Korea nach einer von Ciupka gehaltenen 270-Grad-Variante schneller schaltete und Seunga Park am linken Pfosten eingesetzt wurde, die frei zum 3:3 einblocken konnte.
Zehn Sekunden vor der letzten Viertelpause kassierte Korea durch Undiszipliniertheit eine weitere Ecke und erneut Gelb gegen Torschützin Hyoju An. Die Stechervariante auf rechts wurde auf Kosten einer weiteren Ecke gehalten, die gut abgelaufen wurde. Die Deutschen dadurch mit fünf Minuten Überzahl zu Beginn des Schlussviertels. Es gab danach Gelb für Hannah Granitzki, weil sie einen Einschlag für sich ausführte. Sie wurde dabei von einer falschen Anzeige von Schiedsrichterin Lin Miao irritiert, die ihren eigenen Lapsus nicht einsah und stattdessen die Deutsche auf die Strafbank schickte.
Es gab in Folge Ecke für Korea, die aber gut verteidigt wurde. In der 54. Minute gab es die nächste Ecke fürs DHB-Team wegen nicht eingehaltenen Abstands. Die Variante auf Rausgeberin Altenburg klappte nicht. Im Konter nutzte Nr. 11 eine Eins-gegen-Eins-Chance gegen Ciupka zum Glück nicht, sondern traf das Außennetz von links. Pieper hatte nach guter Seitenverlagerung von Anne Schröder die nächste deutsche Chance, traf aber den Schuss zu mittig, so dass Jang keine Mühe hatte (51.).
Ciupka und Lorenz wehrten eine Großchance Koreas ab, als die Deutschen gerade wieder komplett waren. Danach die DANAS wieder im Vorwärtsgang, aber ohne daraus Kapital schlagen zu können. Pelegrina verletzte sich bei einem Flankenlauf in den Kreis, konnte aber weiterspielen (56.). Altenburg stahl einen Ball stark im Aufbau, aber Marie Mävers konnte den Ball am Kreisrand nicht kontrollieren. Altenburg hatte die nächste Großchance mit einem guten Stecher den Jang stark parierte (57.).
Es lief nun die Zeit weg, beide Teams konnten keine Torchancen mehr erarbeiten. So musste das Penaltyschießen über den Halbfinal-Einzug entscheiden.
Tore:
1:0 Nike Lorenz (KE, 9.)
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1:1 Hyejin Cho (28.)
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1:2 Heesun Jang (KE, 35.)
2:2 Marie Mävers (KE, 36.)
3:2 Nike Lorenz (KE, 42.)
3:3 Seunga Park (KE, 43.)
—
Penaltyschießen:
Lisa Altenburg scheiterte an Jang und setzte dann einen Lupfer auf das Tor.
Mi Hyun Park machte es sehr souverän und traf zum 3:4.
Marie Mävers scheiterte ebenfalls an der gut reagierenden Jang.
Seunga Park setzte einen Rückhandschuss halbhoch links zum 3:5 ins Tor.
Nike Lorenz hatte Glück, traf die Kugel nicht voll, die dadurch aber zum 4:5 ins Tor trudelte.
Und Julia Ciupka hielt dann gegen Yuri Lee und nährte damit die Hoffnungen.
Stapenhorst schoss aber Jang mit der Rückhand an, die dadurch leicht parieren konnte.
Und Eunji Cho traf an Ciupkas Schienen vorbei zum 4:6 und sicherte Korea damit den Halbfinaleinzug
Ecken:
GER 15 (3 Tor)/ KOR3 (2 Tore)
Schiedsrichter:
Lin Miao (CHN) / Melissa Trivic (AUS)
Christoph Plass, Deutsche Hockey Agentur (dha), Offizielle Medienagentur des Deutschen Hockey-Bundes (DHB)
Anmerkung (M.Michels):
Der aktuelle Hockey World League-Wettbewerb, begonnen im April 2016, bis Dezember 2017, ist die dritte Auflage dieser Turnier-Serie. Die erste Auflage, zwischen August 2012 und Januar 2014, gewannen die Niederlande vor Australien, England bzw. Argentinien bei den Frauen und ebenfalls die Niederlande vor Neuseeland, England bzw. Australien bei den Herren. Bei der zweiten Auflage der Hockey World League zwischen Juni 2014 und Dezember 2015 jubelten bei den Damen Argentinien vor Neuseeland, Deutschland bzw. China und bei den Herren Australien vor Belgien, Indien bzw. den Niederlanden.
Und in der laufenden World Hockey League, die im April 2016 startete und im Dezember 2017 enden wird, gibt es die Final-Turniere im November 2017 in Auckland (Frauen) und im Dezember 2017 in Bhubaneswar (Herren).
Das Herren-Final-Turnier 2017 in Indien bestreiten Australien, Argentinien, die Niederlande, Deutschland, Belgien, Indien, England bzw. Spanien.
In Auckland, beim Damen-Final-Turnier 2017, stehen derzeit die Viertelfinals auf der Agenda. In der Vorrunde setzten sich in der Gruppe A die Niederlande vor de USA, Südkorea bzw. Neuseeland durch, in der Gruppe B waren es Argentinien vor Deutschland, England bzw. China. Im ersten Viertelfinale unterlagen die deutschen Hockey-Damen, wie erwähnt, Südkorea nach Penaltyschießen. Die Argentinierinnen erlitten zudem eine unerwartete 1:2-Niederlage gegen die Neuseeländerinnen. Die anderen Viertelfinal-Begegnungen lauten USA versus England und Niederlande versus China (am 23.11.). Das Finale findet am 26.11. statt.
Übrigens: Zwischen 1971 und 1979 wurden drei Hockey-WM der Frauen der IFWHA ausgetragen – mit den Sieger-Teams aus Deutschland (1971, 1979) und Wales (1975).
Seit 1974 gibt es Hockey-WM der Frauen der FIH. Dort gingen die Weltmeisterschafts-Titel bislang an die Niederlande (sieben), Argentinien, Australien und Deutschland (je zwei). Die WM-Titel aus deutscher Sicht wurden 1976 und 1981 erkämpft. Und bei den zehn olympischen Hockey-Turnieren der Frauen seit 1980 errangen die Niederlande bzw. Australien (jeweils dreimal) und Deutschland, Großbritannien, Spanien und Simbabwe (jeweils einmal) die Olympiasiege.
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