„Der nervenaufreibendste und spannendste Wettkampf meines Lebens!“

Das deutsche Hochsprung-Ass Falk Wendrich über seinen Gold-Triumph bei der Universiade 2017 in Taipei

Das deutsche Leichtathletik-Team sorgte bei der 29.Universiade 2017, den Weltspielen im Studentensport, für positive Schlagzeilen. In der traditionsreichen Leichtathletik-Disziplin Herren-Hochsprung – dort gab es unter anderem bereits deutsches Olympiagold für Gerd Wessig (SC Traktor Schwerin) 1980 und Dietmar Mögenburg (Bayer 04 Leverkusen) 1984 – siegte in Taipei Falk Wendrich, Jahrgang 1995.

Gold-Triumph in einem Hochsprung-Krimi

Der Student der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied des LAZ Soest verwies mit der übersprungenen Höhe von 2,29 Meter Maro Fassinotti (Italien, 2,29 Meter, mehr Fehlversuche), Hisiang Chun-Hsein (Taiwan, 2,26 Meter) und Allan Fraser (Grossbritannien, 2,23 Meter) auf die folgenden Plätze. Insgesamt nahmen 23 Hochspringer aus 21 Nationen am Hochsprung-Wettbewerb der Studenten in Taipei teil.

Siebente Hochsprung-Medaille bei den Studenten

Die Goldene von Falk Wendrich bedeutete die siebente Universiade-Medaille im Hochsprung der Studenten für einen deutschen Athleten. Bei der Universiade 1979 in Mexico-City standen – bei der Universiade-Medaillen-Premiere aus deutscher Sicht in dieser Disziplin – gleich drei Deutsche auf dem Treppchen. Erster wurde mit 2,28 Meter Gerd Nagel (LG Frankfurt/Main) vor Rolf Beilschmidt (SC Motor Jena, 2,28 Meter) und Holger Marten (Bremer TS Neustadt, 2,26 Meter).

Gerd Nagel belegte dann bei der Universiade 1981 in Bukarest den Bronze-Rang (2,25 Meter, Sieger Leo Williams aus den USA auch mit 2,25 Meter). Vier Jähre später, bei der Universiade 1985 in Kobe, schaffte Gerd Nagel wieder Platz drei (2,26 Meter) beim Sieg von Igor Paklin aus der UdSSR (2,41 Meter). Und bei der Universiade 1995 in Fukuoka jubelte Wolfgang Kreißig (MTG Mannheim, 2,29 Meter) über Silber hinter Dragutin Topic (Jugoslawien, auch 2,29 Meter).

Dank Falk Wendrich gab es 2017 nun das siebente Edelmetall bei einer Universiade im Herren-Hochsprung und die zweite Goldmedaille dort…

Acht deutsche Leichtathletik-Medaillen in Taipei

Ansonsten erkämpften die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten in Taipei acht Medaillen. Neben dem Gold für Falk Wendrich triumphierten auch Timo Benitz (1500 Meter), Neele Eckhardt (Dreisprung), Hanna Klein (5000 Meter) und Kristin Pudenz (Diskuswerfen). Silber schafften Andreas Hoffmann (Speerwerfen) und Annika Roloff (Stabhochsprung). Zu Bronze kam Anna Bühler im Weitsprung.

Wie beurteilt Falk Wendrich nun seinen Wettkampf in Taipei? Wie war das ganze „Drumherum“? Und: Welche sportlichen Perspektiven hegt er?

MV-SPORT fragte nach

„Der nervenaufreibendste und spannendste Wettkampf meines Lebens!“

Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Goldenen bei der Universiade! Wie lautet Ihr persönliches Resümee zum Hochsprung-Wettkampf?

Falk Wendrich: Vielen Dank! Das Finale in Taipei war der bisher nervenaufreibendste und spannendste Wettkampf meines Lebens. Dass ich diesen mit Gold und einer persönlichen Bestleistung abgeschlossen habe, ist für mich nicht nur wegen der Medaille toll, sondern auch, weil es der krönende Abschluss einer großartigen Saison war.

So konnte ich nicht zuletzt mir selbst beweisen, dass ich der enormen Anspannung und dem Druck eines großen Finals gewachsen bin und in einer solchen Situation auch über mich hinauswachsen kann.

Ich glaube, es war auch für die Zuschauer ein echter Krimi. Eine Athletin aus dem deutschen Team hat mir berichtet, dass sie vor lauter Aufregung nicht hinsehen konnte und sich die Augen zugehalten hat, wenn ich gesprungen bin.

Frage: Wie waren die Bedingungen? War alles optimal?

Falk Wendrich: Die allgemeinen Bedingungen vor Ort waren in Ordnung, wenngleich die Trainingsstätten (Platz und Ausstattung in den Krafträumen) ausbaufähig sind. Das Trainingsstadion wurde zudem gegen 18:00 Uhr geschlossen, da um diese Zeit die Finals der Leichtathletik begannen, das war für die unmittelbare Vorbereitung ein wenig unglücklich.

Das Essen war insgesamt okay, aber nicht herausragend. Nach zwei Wochen bin ich froh nicht mehr in die Mensa zu müssen.

Die Atmosphäre war jedoch hervorragend und hat viel Vorfreude auf den Wettkampf bzw. die Universiade gemacht. Das Team des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes hat dabei eine tolle Arbeit geleistet und so auch zu guten Rahmenbedingungen beigetragen.

Zu den anderen Faktoren… Die Wettkampfbedingungen gestalteten sich erstklassig. Die Hochsprunganlage war die perfekte Mischung aus weich und federnd und as Kampfgericht war ebenfalls professionell bzw. freundlich.

In der Qualifikation (23.9.) wurde der Wettkampf allerdings um eine Stunde wegen Stark-Regens verschoben. Im Finale (25.9.) gab es bestes Wetter, mit der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit komme ich persönlich sehr gut zurecht. Einziger Verbesserungsvorschlag: Eine klimatisierte Halle mit Matten, in der sich die Athleten aufwärmen können.

Frage: Welche Bedeutung hat dieser Erfolg für Sie?

Falk Wendrich: Da es meine erste internationale Goldmedaille ist, bedeutet mir dieser Erfolg sehr viel und ist hoffentlich der Beginn einer erfolgreichen Zukunft. Dieser Wettkampf kommt den Olympischen Spielen wahrscheinlich am nächsten, daher sehe ich diesen auch als geeignete Vorbereitung auf Tokyo 2020. Dann die Goldmedaille zu gewinnen, ist eine tolle Generalprobe.

Letzte Frage: Was sind Ihre nächsten sportlichen Ziele?

Falk Wendrich: Ich bin jetzt aus allen Junioren-Bereichen ausgeschieden und bin froh, den Anschluss an die Erwachsenen-Weltklasse hergestellt zu haben.

Nächstes Ziel ist definitiv die Heim-EM im nächsten Jahr (2018) in Berlin, und damit meine ersten internationalen Meisterschaften im Aktiven-Bereich der Elite. In drei Jahren, 2020 in Tokyo, möchte ich an den Olympischen Spielen teilnehmen und auch dort das Finale erreichen.  Außerdem ist ein weiteres Ziel, so elegant wie möglich zu springen und die Zuschauer mit meinem Sprungstil zu begeistern.  Rein „höhenmäßig“ träume ich davon, eines Tages den deutschen Rekord zu brechen.

Vielen Dank, weiterhin ales erdenklich Gute und maximale Erfolge!

Marko Michels

1.Foto (Arndt Falter/ADH): Falk Wendrich bei seinem Goldsprung von Taipei.

2.Foto (Arndt Falter/ADH): Falk Wendrich bei der Siegerehrung in Taipei.

 

 

 

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