Der olympische Sport – frĂŒher und heute

Wie war das noch in Montreal 1976?!

GegenwĂ€rtig gibt es viele sportliche RĂŒckblicke, Ausblicke, olympische Diskussionen, Doping-Kontroversen und Auseinandersetzungen um die Zukunft der Olympischen Spiele. Zu Recht.

Der „Fall“ Issinbajewa

Da wird die Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa, die zwischen 1999 und 2013 insgesamt 16 Titel bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften, Hallen-WM, beim Weltcup, bei EM, bei Hallen-EM, bei Junioren-WM, bei Jugend-WM, bei U 23-EM sowie bei Junioren-EM gewann, sich unter anderem fĂŒnfmal beim „IAAF World Athletics Final“ durchsetzte, dazu dreimal zum „IAAF World Athlete of the Year“ (!)  gewĂ€hlt wurde, regelmĂ€ĂŸig auch im Ausland auf die Einnahme an „leistungsfördernden Substanzen“ getestet, ohne dass ihr ein Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte, fĂŒr Rio gesperrt, ein ausgewiesener Doping-SĂŒnder, wie Justin Gatlin aus den USA, der mehrfach „erwischt“ wurde, jedoch zugelassen.

Doping nur in Russland?!

Nicht der einzige Fall! In Russland ist – und das steht außer Frage – systematisches Doping an der Tagesordnung. Aber ist es etwa in den westlichen Sport-GroßmĂ€chten wesentlich anders?

Schaut man auf die Ergebnislisten in der Leichtathletik, im Gewichtheben, im Radsport oder im Wassersport des Jahres 2016, bei den meisten WettkĂ€mpfen waren Russinnen und Russen nicht zugelassen worden, so sind extrem viele Siegerleistungen in „dopingverdĂ€chtigen Bereichen“. Neutrale Sportwissenschaftler und Sportmediziner schĂŒtteln angesichts solcher Leistungsextreme nur den Kopf.

Aber vielleicht werden uns einige Pseudo-Journalisten, politisch motivierte FunktionĂ€re und Sportpolitiker weismachen wollen, dass diese Leistungen eben das Produkt „harter Arbeit“ sind, als ob es im „Westen“ zwischen 1960 und 1990 nicht ebenfalls systematisches Doping gab und Doping dort auch heute noch gĂ€ngig ist.

Der geneigte Sportfan darf gespannt sein, wie die Reaktionen sein werden, wenn ein amerikanischer Whistleblower ĂŒber das Sportsystem in den USA ab 1950 ff. auspackt, ob dann auch einige „Zeitungen“ plötzlich die USA im Medaillenspiegel unberĂŒcksichtigt lassen werden… Als Edward Snowden die globale amerikanische SchnĂŒffel-Praxis offenbarte, wurde laviert und relativiert, auf dass darĂŒber allmĂ€hlich „Gras wachse“…

… Nur ein Fakt von vielen ist, um beim Sport zu bleiben, die „offiziell sauberen“ Weltrekorde ĂŒber die 100 Meter und 200 Meter der Frauen liegen seit fast 30 Jahren bei 10,49 Sekunden und 21,34 Sekunden – gelaufen von einer US-Amerikanerin… Man gelangt ins GrĂŒbeln!

Wo ist die Rechtsstaatlichkeit im Sport?!

FrĂŒher wurde jedoch auch im Sport eine gewisse Rechtsstaatlichkeit praktiziert. Es galt die „EinzelfallprĂŒfung“, wurde eine Athletin oder ein Athlet erwischt, dann erhielt diese oder dieser seine individuelle Strafe. „Sippenhaft“ war ausgeschlossen. Diese Praxis wurde im „Fall Russland“ 2016 allerdings außer Kraft gesetzt.

Wer „erwischt“ wird, ob Russe, Amerikaner, Pole, Deutscher, Chinese oder Brite, gehört bestraft. Ohne Wenn und Aber. Wer Doping-Systeme fördert, gehört eingesperrt. Aber das muss fĂŒr ALLE gelten. Und: Ermittlungsrecherchen sind nicht nur in Richtung eines Landes zu tĂ€tigen!

Verlogene 2016er Spiele

Wir werden nun in Rio die verlogensten Spiele seit 1896 erleben. Und wenn sich anno 2016 ein deutscher Olympiasieger als GralshĂŒter der DopingbekĂ€mpfung aufspielt, der noch 2009 die DDR-Doping-Opfer verhöhnte, dann weiß man spĂ€testens jetzt: Hier sind PharisĂ€er am Wirken…

Wer hat denn ĂŒberhaupt in niedertrĂ€chtiger Weise den Sport politisch zwischen 150 und 1990 am schamlosesten missbraucht: die DDR und die BRD als treue „Diener“ ihrer „großen BrĂŒder“, beide entwickelten dabei ihre eigenen widerlichen Doping-Systeme, an denen der Sport noch heute leidet!

Montreal 1976 – ein sachlicher RĂŒckblick

Bei so viel sportlicher WiderwĂ€rtigkeit einst und heute, fĂ€llt ein sachlicher, an Fakten orientierter  RĂŒckblick auf die olympischen Geschehnisse von 1976 nicht leicht…

Vor fast 40 Jahren fanden die Olympischen Spiele 1976 im kanadischen Montreal statt. Dabei wurden diese unter schwierigsten Bedingungen vorbereitet – Streiks und ein ungewöhnlich langer Winter sowie fehlende Fördergelder hatten die Fertigstellung der Olympiabauten erschwert.

Die Eröffnungszeremonie musste in einem provisorisch errichteten Stadion durchgefĂŒhrt werden. Zudem gab es strengste Sicherheitsvorkehrungen – nach dem Terroranschlag von MĂŒnchen allerdings auch unabdingbar. Sportlich ĂŒberschattete der Boykott vieler afrikanischer Staaten die Sommerspiele:

22 LĂ€nder des schwarzen Kontinents zogen ihre Teilnahme zurĂŒck, da angeblich das IOC Neuseelands zuließ, dass die neuseelĂ€ndische Rugby-Mannschaft – die allerdings gar nicht vom IOC Neuseelands vertreten wurde – eine Turnier-Reise durch den damaligen Apartheidstaat SĂŒdafrika unternahm.

Trotz aller Widrigkeiten prĂ€sentierten die kanadischen Gastgeber im „End-Effekt“ gelungene Spiele, wobei – sportlich betrachtet – auch die Olympionikinnen und Olympioniken mit Geburtsort oder Verein in der heutigen Region Mecklenburg sowie Vorpommern allen Grund zum Jubeln hatten.

32 Medaillen fĂŒr „M-V“

So gab es aus „M-V“-Sicht bei den Spielen vor 40 Jahren 16 x Gold, 7 x Silber, 9 x Bronze. Zu den mecklenburgischen und vorpommerschen Olympiasiegerinnen und Olympiasiegern 1976 gehörten Jochen Bachfeld (Boxen), Andrea Pollack (Schwimmen, 2 x G), Gerd Kische bzw. Hans-Ulrich Grapenthin (Fussball), RĂŒdiger Helm, Bernd Olbricht bzw. Carola Zirzow (alle Kanu-Rennsport), Brigitte Rohde (Leichtathletik), Siegfried Brietzke, Michael Wolfgramm, Monika Kallies, Anke Borchmann bzw. Karl-Heinz-Danilowski, Ulrich Karnatz, Werner Klatt, Hans-Joachim LĂŒck sowie Karl-Heinz Prudöhl (alle Rudern – Die letztgenannten FĂŒnf gehörten zum goldenen DDR-Achter!), Uwe Potteck bzw. Norbert Klaar (Schießen, geboren in Wittenberge, das damals zum Bezirk Schwerin gehörte) und GĂŒnther Schumacher (Bahn-Radsport).

Im Boxen, im Schwimmen, im Fußball, in der Leichtathletik, im Frauen-Handball, im Wasserspringen, im Kanu-Rennsport, im Gewichtheben, im Rudern, im Sportschießen, im Segeln im Bahn-Radsport und im Ringen holten Sportlerinnen und Sportler aus Mecklenburg und Vorpommern 1976 olympische Medaillen.

Deutsche mit 50 x Gold 1976

Insgesamt gewannen die Deutschen aus Ost und West, damals noch getrennt, 50 Goldmedaillen, wobei die DDR mit 40 Goldmedaillen den „Löwen-Anteil“ hatte. Die UdSSR, bestehend aus 15 Sowjetrepubliken, erkĂ€mpfte 49 Goldmedaillen. Die USA waren 34 x erfolgreich. Mit weitem Abstand folgten Japan (9 Erfolge), Polen (7 Erfolge) und Bulgarien bzw. Kuba (6 Erfolge).

In Montreal nahmen letztendlich mehr als 6000 Olympionikinnen und Olympioniken aus 92 LĂ€ndern teil, die in 198 Entscheidungen in 23 Sportarten Höchstleistungen boten. In Montreal wurden 84 Olympische Rekorde und 38 Weltrekorde aufgestellt – wie, wissen wir heute auch. Vieles ist aber (noch) unter „westlichem Verschluss“…

Marko Michels

 

 

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