Die Sommer-Universiade 2017 mit Rostocker Beteiligung vor dem Start
Frankfurt, 11.08.2017 – Kurz vor Abflug des deutschen Teams zur Sommer-Universiade nach Taipei (Taiwan) lud der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) heute zur Pressekonferenz nach Frankfurt ein und informierte über das bevorstehende Spitzensportevent für Studierende.
Mit rund 13.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 150 Nationen findet die 29. Sommer-Universiade – die weltweit größte Multisportveranstaltung nach den Olympischen Spielen – vom 19. bis zum 30. August in Taipei statt. Neben den 14 Kernsportarten haben die Organisatoren sieben optionale Sportarten in das Programm aufgenommen. Erstmalig wird außerdem Billard als Demonstrationssportart Teil des Universiade-Wettkampfprogramms sein.
Persönliche Leistung steht im Mittelpunkt
126 Athletinnen und Athleten in 14 Sportarten sowie knapp 60 Offizielle stellen die deutsche Universiade-Delegation 2017. Dank der Förderung durch das Bundesministerium des Innern und die Unterstützung der Fachverbände konnte auch in diesem Jahr eine sehr umfangreiche und hochkarätige Entsendung zur Universiade realisiert werden. „Wir haben ein sehr junges, aussichtsreiches Team zusammengestellt. Alle Athleten haben die Chance auf eine Platzierung unter den besten Acht“, erklärt adh-Sportdirektor Thorsten Hütsch. Als besonders aussichtsreich bewertet Hütsch die Medaillenchancen im Judo, Leichtathletik, Schwimmen und Taekwondo.
adh-Vorstandsvorsitzende und Delegationsleiterin Dr. Katrin Werkmann ergänzt: „Wir stehen, was unsere Nominierungskriterien angeht, in enger Abstimmung mit den jeweiligen Disziplinchefinnen und Disziplinchefs sowie den nationalen Fachverbänden. Damit stellen wir sicher, dass unser Team international konkurrenzfähig ist.“ Gleichzeitig betont Werkmann, dass bei der Universiade jedoch nicht primär Medaillen gezählt werden.
Wesentlich für den adh sei es, dass die Aktiven ihre persönlichen Leistungspotenziale ausschöpfen und Nachwuchsathleten durch einen derart hochklassigen Wettbewerb nachhaltige Förderung erfahren. Mit ihrem besonderen Flair, dem internationalen Austausch und den kulturellen Aspekten ist die Universiade aber auch für etablierte Sportgrößen eine reizvolle Veranstaltung.
Pressekonferenz mit drei Athletinnen und Athleten
So startet die Taekwondoka Anna-Lena Frömming (Uni Nürnberg-Erlangen) nach 2015 zum zweiten Mal bei den Weltspielen der Studierenden. Die Psychologiestudentin blickt schon gespannt auf die Universiade in Taipei. „Ich freue mich sehr auf Taiwan, da war ich noch nie. Aber auch die Stimmung in der deutschen Mannschaft wird bestimmt wieder super, Universiade ist immer etwas ganz Besonderes.“ Frömming hat sich für die Universiade das Ziel gesetzt, eine Medaillenplatzierung zu erreichen. „Ich bin im Moment gut drauf, da ist alles möglich.“ Außerdem stehen die Chancen im Teamwettbewerb sehr gut, da das deutsche Team stark aufgestellt ist.
Voller Vorfreude blickt auch der Leichtathlet Martin Grau (HS Ansbach) auf seine zweite Universiade- Teilnahme. Der Student für Internationales Management gewann 2015 die Goldmedaille über 3000 Meter Hindernis und ist auch für dieses Jahr hochmotiviert. „Ich habe mich schon die ganze Saison über auf die Universiade vorbereitet und freue mich, dass es mit einer Teilnahme klappt. Die Chance auf eine Medaille oder sogar die Titelverteidigung ist da, mal sehen wie es dann in Taipei läuft.“
Vor einigen Wochen ging die Fechterin Anna Limbach (Uni zu Köln) bei der WM an den Start. Dort belegte sie einen fantastischen fünften Platz und fährt so gestärkt nach Taipei. Die Deutsche Meisterin der letzten drei Jahre hat sich große Ziele gesetzt. „Ich habe dieses Jahr schon bei der EM und der WM gute Platzierungen gemacht und war nah dran an einer Podestplatzierung. Bei der Universiade möchte ich jetzt gerne noch einen Schritt weiter gehen und um Medaillen kämpfen.“
120 Stunden Berichterstattung
Auch in diesem Jahr überträgt der internationale Sender Eurosport großflächig von der Universiade. Auf Eurosport und Eurosport2 wird über den gesamten Zeitraum immer wieder live und exklusiv von den Wettkämpfen der Weltspiele der Studierenden berichtet. Eurosport ist mit einem eigenen Team von Redakteuren und Kommentatoren vor Ort. Das stetig aktualisierte Programm finden Sie unter: http://www.eurosport.de/tvpress.shtml?ctcom=448&ctcha=1,201&ctlan=1
Aktuelles aus Taipei
Ab dem 19. August berichtet der ADH täglich…
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Pressemitteilung, Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband, Malin Hoster, Ă–ffentlichkeitsreferentin
Foto (Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband/ADH): Anna-Lena Frömming, Martin Grau und Anna Limbach vom deutschen Universiade-Team 2017 (v.l.n.r.)
Exkurs: M-V und die Universiaden
Bei der 29.Sommer-Universiade 2017 in Taipei wird die Wasserspringerin Saskia Oettinghaus, Jahrgang 1998, WSC Rostock, die Farben von Mecklenburg-Vorpommern vertreten.
Was waren jedoch einige Highlights fĂĽr M-V bei den Universiaden in den letzten 60 Jahren?!
Mexico-City 1979 und die Universiade: Marita war damals ĂĽber die 200 Meter nicht zu schlagen!
11 Jahre nach den Olympischen Spielen in Mexico-City`68 wurde anno 1979 die studierende Sportjugend der Welt zur Universiade eingeladen. Und gerade in Mexico-City waren das einige „Hochkaräter“ – insbesondere aus deutscher Sicht vertreten. Fast 3000 Athletinnen und Athleten aus 94 Ländern meldeten für Mexico`79 und in 10 Sportarten traten sie gegeneinander an.
Für die DDR hatten Universiaden nur eine kleine Bedeutung – im Vergleich zu Olympia oder den WM sowie EM in einigen Kernsportarten. Daher schickte die DDR nur ein kleines Team – mit der gebürtigen Wismarerin Marita Koch, die für den SC Empor Rostock startete, an der Spitze. Um Platz eins der Medaillenwertung gab es den erwarteten Zweikampf zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten, den die UdSSR mit 31 x Gold zu 21 x Gold der USA klar zu ihren Gunsten entschied.
Aber auch die Deutschen aus Ost und West konnten jubeln: 6 x standen DDR-Sportler ganz oben, 4 x die Starter aus der Bundesrepublik. Am Ende sicherte sich die DDR so Rang vier im Medaillen-Ranking vor den „Bundis“. Herausragend waren die deutschen Erfolge in der Leichtathletik:
Gerd Nagel gewann den Hochsprung, Harald Schmid über die „langen“ Hürden, Klaus Ploghaus im Hammerwerfen – er ließ damit sensationell die UdSSR-Teilnehmer hinter sich – Helmut Schreiber siegte im Speerwerfen, Marlies Göhr dominierte über die 100 Meter, gegen Udo Beyer, den Olympiasieger von 1976, hatte niemand eine Chance, und über die 200 Meter jubelte eine Mecklenburgerin. Marita Koch distanzierte das Feld in 21,91 Sekunden.
Ulrike Meyfarth, die Hochsprung-Olympiasiegerin von 1972, schaffte in Mexico die Höhe von 1,92 Meter und musste nur der Ungarin Andrea Matay, welche die Höhe von 1,94 Meter meisterte, den Vortritt lassen. Die gebürtige Demminerin Ilona Slupianek gewann das Kugelstoßen.
Für das sportliche Knallbonbon sorgte jedoch der Italiener Pietro Mennea. Über 200 Meter stellte er im Estadio Olympico Universitario in 19,72 Sekunden nicht zuletzt dank der mexikanischen Höhe einen Weltrekord auf, der erst 17 Jahre später vom US-Amerikaner Michael Johnson gebrochen werden konnte. Ein Jahr später wurde der Italiener außerdem Olympiasieger über die 200 Meter in Moskau.
Als Langstreckenläufer war auch Wolf-Dieter Poschmann 1979 dabei, der heutige ZDF-Sportreporter.
Erfolge fĂĽr Mecklenburger und Vorpommern auch zwischen 1959 und 2009
Auch bei den Universiaden zuvor waren studierende Sportlerinnen und Sportler zwischen OstseekĂĽste und Sächsischer Schweiz, wenn sie dann teilnahmen – und oftmals mit kleinen Teams, durchaus erfolgreich. So gewann Hermann Lingnau 1959 während der ersten Universiade 1959 in Turin Gold im KugelstoĂźen.
Die DDR sicherte sich insgesamt 1 x Gold / 1 x Silber, wobei die italienischen Gastgeber (18-10-10) die besten waren. 1961 und 1963 war die Sowjetunion mit 21 x Gold bzw. 19 x Gold dominierend, was in den Folgejahren durchaus zunahm – mit einer Ausnahme: Ungarn war 1965 in Budapest die Nummer 1 und 1967 boykottierten die sozialistischen Länder die Universiade, bei denen die USA mit 31 x Gold die Spitzenstellung hatte.
Eine Greifswalderin mit goldenem Diskus…
Drei Jahre später war aber wieder die Sowjetunion das „Maß aller Universiade-Dinge“ – 26 x Gold vor den USA mit 22 x Gold. Das DDR-Team kam immerhin auf 8 x Gold / 3 x Silber / 4 x Bronze und Jürg Drehmel, der Dreispringer aus Trantow/Kreis Demmin, wurde Dritter. Karin Illgen, die gebürtige Greifswalderin, wurde Siegerin im Diskuswerfen.
1973 in Moskau gab es für den sowjetischen Gastgeber einen Universiade-Medaillenregen pur: 69 x Gold / 35 x Silber / 30 x Bronze. Die 19 x Gold / 15 x Silber / 18 x Bronze der zweitplatzierten USA nahmen sich da ganz bescheiden aus. Die kleine DDR-Mannschaft erkämpfte 1 x Gold / 3 x Silber / 8 x Bronze, wobei Jörg Drehmel wieder Dritter im Dreisprung wurde.
1975 in Rom fanden nur Leichtathletik-Wettkämpfe zur sportlichen Feier der Universiade statt, wobei die Sowjetunion zusammen mit Polen den Ton angab.
Bronzener WarnemĂĽnde aus Rostock in Sofia
1977 lieferten sich die UdSSR und die USA einen packenden Zweikampf – der 24:20 für die UdSSR ausging. Die DDR errang 3 x Silber / 3 x Bronze und der gebürtige Grevesmühlener, der für den SC Empor Rostock startende Wolfgang Warnemünde konnte Bronze im Kugelstoßen und im Diskuswerfen gewinnen.
Die 1979er Weltspiele im Studentensport wurden ja bereits erwähnt – 1981 war Bukarest Austragungsort. Die UdSSR gewann mit 40 x Gold vor Rumänien mit 30 x Gold und den USA mit 29 x Gold. Für die DDR blieb 4 x Gold / 6 x Silber / 1 x Bronze – und auch Wolfgang Warnemünde war als Zweiter im Diskuswerfen wieder unter den Medaillengewinnern. Der für den SC Traktor Schwerin startende Speerwerfer Gerald Weiß erkämpfte ebenfalls Silber und Ines Müller vom SC Empor Rostock belegte einen zweiten Platz im Kugelstoßen.
In Edmonton, vor der Haustür der USA, wollte das sowjetische Team die US-Girls und –Boys anscheinend 1983 demütigen. So gewann „Team U.S.S.R.“ mit 58 x Gold / 30 x Silber / 25 x Bronze überaus erfolgreich den Medaillenspiegel vor den USA mit 12 x Gold / 20 x Silber / 22 x Bronze. 1985 ein ähnliches Bild … UdSSR 42 x Gold – USA 23 x Gold.
Bei der Universiade in Zagreb 1987 ging es wieder spannender zu: 27 x Gold für die USA und 23 x Gold für die UdSSR. Die DDR holte immerhin 5 x Gold / 3 x Silber / 5 x Bronze. Für die DDR-Mannschaft im Frauen-Volleyball, mit M-V-Beteiligung, unter anderem mit der gebürtigen Rostockerin Kathrin Langschwager und den SCT-Spielerinnen Ute Steppin bzw. Dörte Stüdemann, gab es Bronze.
Ein Rumpfprogramm gab es bei der Universiade 1989 in Duisburg, nachdem der ursprüngliche Austragungsort Sao Paulo kurzfristig absagte. Dominierend waren wie gewohnt die Sowjetunion und die USA – die DDR-Bilanz: 1 x Gold / 1 x Silber / 2 x Bronze. Nach den Wende-Jahren 1989/90 fand die Universiade 1991 in Sheffield statt und die USA wurden die neue Nr.1 im Weltstudentensport mit 28 x Gold vor China mit 21 x Gold. Das vereinte Deutschland konnte letztendlich 4 x Gold / 9 x Silber / 5 x Bronze aufweisen.
Rostocker Erfolge im Wasserspringen
In Buffalo 1993 war die USA wieder „spitze“. Für Mecklenburg-Vorpommern gab es Silber für Siebenkämpferin Birgit Gautzsch vom Schweriner SC, Tanja Damaske, die zeitweise für den SSC startete, und Bronze für die Rostockerin Silke Krüger.
Gold und Bronze folgten dann 1995 für Dörte Lindner (Rostock) im Wasserspringen und auch Silke Krüger war mit Silber im Wasserspringen wieder „medaillen-technisch“ dabei. Zudem war das deutsche Wasserspringerinnen-Team das Beste. Am besten insgesamt avancierte die USA mit 24 x Gold und 27 x Silber, knapp vor Japan mit 24 x Gold und 16 x Silber. Deutschland erkämpfte 6 x Gold / 6 x Silber / 8 x Bronze.
1997 auf Sizilien waren die USA erneut mit 20 x Gold führend – Deutschland holte 2 x Gold, 1 x Silber, 8 x Bronze.
In der mecklenburgischen Traditionssportart Volleyball sorgte dann der gebürtige Schweriner Marco Liefke für ein Universiade-Highlight 1999 auf Mallorca. Mit dem deutschen Herren-Team errang Marco Liefke Gold vor den Mannschaften aus Japan und Spanien. Im Segeln, in der 420er Klasse, zeigten die Schwerinerinnen Ulrike Leu/Anke Telthörster vor Palma de Mallorca ihr Können.
Sonja im Siebenkampf und Jonna Tilgner über die Hürden – mit Medaillen!
In Peking 2001 war China „oben auf“ mit 54 x Gold / 25 x Silber / 24 x Bronze – Deutschland gab sich mit 1 x Gold / 4 x Silber / 2 x Bronze bescheiden. Bronze errang in der chinesischen Hauptstadt Sonja Kesselschläger aus Neubrandenburg im Siebenkampf.
2003 dann fast – mit Ab- und Aufstrichen – eine Wiederholung: China mit 41 x Gold vorn, Deutschland hatte 3 x Gold im Gepäck.
Im Jahr 2007 war China erneut Universiade-Nr.1 mit 32 x Gold und Deutschland kam auf ausgezeichnete 11-5-9 im Medaillenspiegel. Die frĂĽhere Wahl-Rostockerin Jonna Tilgner eroberte `07 Bronze ĂĽber die 400 Meter-HĂĽrden (plus Silber 2009 in Belgrad). Am Start waren auch Schwerins Lars GrĂĽbler im Basketball und Rostocks Frank Sander im Wasserspringen. In Shenzhen 2011 wurde dann die Rostockerin Antje Mahn FĂĽnfte im 10 Kilometer-Langstreckenschwimmen.
Bei der letzten Universiade 2015 in Gwangju wurde Südkorea mit 108 Medaillen, darunter 47 x Gold, Erster im Medaillenspiegel, vor Russland mit 122 Medaillen, darunter 34 x Gold, China mit 72 Medaillen, darunter 34 x Gold, und Japan mit 85 Medaillen, darunter 25 x Gold. Schwarz-Rot-Gold kam 2015 auf 18 Medaillen, darunter 5 x Gold.
Marko Michels