Die 23.Frauen-Handball-WM ist bereits wieder Geschichte…

Frauen-Handball hat in M-V eine große Tradition. Die Zentren sind Schwerin, Rostock, Wismar und Neubrandenburg. Hier Impression eines frĂŒheren Spieles des SV PĂ€dagogik Rostock. Foto: Wolfgang Gross

Die 23.Handball-Weltmeisterschaften der Frauen vom 1.Dezember 2017 bis 17.Dezember 2017 in Deutschland ist Geschichte. Frankreich wurde zum zweiten Mal, nach 2003 Weltmeister im Hallen-Handball der Frauen. Im Endspiel in Hamburg am 17.Dezember bezwangen die Französinnen die Norwegerinnen mit 23:21. Dritter wurden die Niederlande nach einem 24:21 im Spiel um Platz drei gegen Schweden.

Kein deutsches Handball-WintermÀrchen

Aus deutscher Sicht wurde es nicht das erhoffte WintermĂ€rchen. Die „Biegler Ladies“ blieben zwar in den ersten vier Vorrunden-Spielen/Gruppe D in Leipzig gegen Kamerun (28:15), SĂŒdkorea (23:18), Serbien (22:22) und China (24:9) ungeschlagen, im Gruppen-Finale gegen die Niederlande erlebten die DHB-MĂ€dels indes ein Desaster: 23:31 hieß es am Ende und wĂ€ren die NiederlĂ€nderinnen bis zum Schluß konzentriert geblieben, die Niederlage hĂ€tte noch schlimmere Ausmaße angenommen.

Von dieser „Packung“ erholte sich das ambitionierte deutsche Team im Achtelfinale nicht mehr. Gegen DĂ€nemark, auch die DĂ€ninnen spielten in der Schlußphase glĂŒcklicherweise nicht mehr konzentriert, gab es folgend ein klares 17:21. Aus der WM-Traum von der Finalrunde der besten vier Teams in Hamburg und der ersten Medaille fĂŒr Deutschland im Frauen-Handball nach zehnjĂ€hriger Wartezeit…

Einiges muß sich Ă€ndern

Leider fielen einige LeistungstrĂ€gerinnen, wie die gebĂŒrtige Ribnitzerin Anne Hubinger, verletzungsbedingt noch vor der WM aus. Aber daran lag es nicht allein. Hallen-Handball fĂŒr Frauen ist in Deutschland nur eine Randsportart, genießt nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit sowie finanzielle und personelle Förderung, wie in Nord- oder Osteuropa. Auch Asien, insbesondere Japan, haben ihre Anstrengungen mit Blickrichtung Olympia 2020 verstĂ€rkt.

Will Deutschland in puncto Frauen-Handball den Anschluß an die Weltspitze nicht verlieren, muß der eingeschlagene Weg von Michael Biegler, der nach der WM zurĂŒcktrat,  fortgesetzt werden. Die Förderung darf nicht reduziert werden, sondern muß erhöht werden. Und vielleicht erhalten die deutschen Handballerinnen auch endlich gleichen Lohn fĂŒr gleiche Arbeit – im Vergleich zu den deutschen Herren, die ĂŒbrigens 2017 auch im WM-Achtelfinale (im Januar 2017 in Frankreich gegen Katar mit 20:21) scheiterten.

WĂ€hrend die meisten Herren in den höchsten Ligen als Profis agieren, muss die Mehrzahl Handballerinnen, zusĂ€tzlich zu den Herausforderungen auf dem Handball-Parkett, jobben oder studieren… Das wird so nicht mehr gehen – oder Deutschland wird sich dauerhaft aus der Weltklasse im Frauen-Handball  verabschieden.

Keine großen Überraschungen/EuropĂ€ische Dominanz

Ansonsten war es eher eine WM der Langeweile. Echte Überraschungen gab es nicht. Bemerkenswert war der hohe 34:14-Viertelfinal-Erfolg der norwegischen Titelverteidigerinnen ĂŒber die 2016er Olympiasiegerinnen aus Russland, die zuvor alle sechs Partien gewonnen hatten.

24 Mannschaften spielten in der Endrunde – vor knapp einem Vierteljahrhundert waren es noch nur 16. Was völlig ausreichend ist, denn trotz weiterer nichteuropĂ€ischer Teams wurde die Dominanz des „alten Kontinents“ nicht kleiner. Diese ist sogar eher grĂ¶ĂŸer geworden. In den 31 Vorrunden-Partien Europa gegen andere Kontinental-Teams setzten sich die EuropĂ€erinnen 28 Mal durch. Zweimal verloren diese gegen asiatische Teams: Montenegro gegen Japan mit 28:29 und die Niederlande gegen SĂŒdkorea mit 22:24. Einmal gab es zwischen Europa und Asien ein Remis: Montenegro gegen Brasilien 23:23.

In den Achtelfinals eliminierten Russland (36:35 nach VerlĂ€ngerung gegen SĂŒdkorea) und die Niederlande (26:24 nach VerlĂ€ngerung gegen Japan) die letzten verbliebenen nichteuropĂ€ischen Teams.

In den Platzierungsspielen um Rang 17 bis 24 gab es jeweils ein Spiel Europa gegen Afrika und Europa gegen Amerika. Polen triumphierte gegen Angola mit 34:33 nach Siebenmeterwerfen und ebenfalls Polen gewann gegen Brasilien mit 29:27 im Spiel um Platz siebzehn. Der Weltmeister von 2013, Brasilien, eigentlich auch als WM-Geheim-Favorit 2017 gehandelt, erlebte einen tiefen Absturz.

66 von 69 Medaillen fĂŒr Europa

Europa ist eben im Frauen-Handball weiterhin „das Maß aller Dinge“, holte bei den 23 bisherigen WM von 1957 bis 2017 insgesamt 66 von 69 Medaillen bzw. 21 von 23 WM-Titeln. Nur SĂŒdkorea (Gold 1993, Bronze 2003) und Brasilien (Gold 2013) gelang es, die europĂ€ische Phalanx bei WM im Frauen-Hallen-Handball zu durchbrechen.

Die bisherigen WM-TiteltrĂ€gerinnen sind Russland (mit SU, siebenmal), Deutschland (mit DDR, viermal), Norwegen (dreimal), Frankreich (zweimal), Ungarn, Jugoslawien/Serbien, DĂ€nemark, RumĂ€nien, die Tschechoslowakei, SĂŒdkorea und Brasilien (je einmal).

M-V mit weltmeisterlicher Frauen-Handball-Tradition

Mecklenburg-Vorpommern hat ĂŒbrigens auch eine große WM-Tradition im Frauen-Handball, denn der Vergangenheit hatten Mecklenburgerinnen und Vorpommerinnen schon große weltmeisterliche Erfolge feiern können. Zum DDR-Weltmeister-Team 1971 gehörte nĂ€mlich auch die gebĂŒrtige Rostockerin Hannelore Burosch (SC Empor Rostock).

Vier Jahre spĂ€ter gab es wieder einen Weltmeistertitel fĂŒr die DDR – mit Ursula Putzier vom SC Empor Rostock, mit der gebĂŒrtigen Dresdnerin Eva Paskuy in Diensten des SC Empor Rostock, mit der gebĂŒrtigen Perlebergerin Christina Lange, verheiratete Voß, die fĂŒr den SC Empor Rostock agierte, und wieder mit Hannelore Burosch. In der goldenen weltmeisterlichen DDR-Mannschaft 1978 spielten erneut Hannelore Burosch und Sabine Röther, die gebĂŒrtige Rostockerin und Empor-Spielerin.

Auch olympische Medaillen fĂŒr Rostocker Spielerinnen

Und die Olympia-Medaillen im Frauen-Handball (1976 Silber, 1980 Bronze jeweils fĂŒr die DDR) wurden auch dank Rostocker Beteiligung errungen. Im silbernen DDR-Team bei Olympia in Montreal 1976 waren Hannelore Burosch, Gabriele Badorek, Eva Paskuy und Christina Voß LeistungstrĂ€gerinnen und in der bronzenen DDR-Nationalmannschaft bei Olympia in Moskau 1980 war ebenfalls Sabine Röther dabei.

WM-Gold zuletzt 1993

Vor 24 Jahren, 1993 in Norwegen, konnten das deutsche Team mit drei Mecklenburgerinnen das letzte WM-Frauen-Gold aus deutscher Sicht erobern.

Zur DHB-Auswahl ’93 gehörten seinerzeit die gebĂŒrtige Wismarerin Heike Axmann, geborene Dombrowski, von 1983 bis 1990 SC Empor Rostock, die gebĂŒrtige Rostockerin Andrea Bölk, geborene Stein, auch von 1983 bis 1990 SC Empor Rostock und die gebĂŒrtige Rostockerin Birgit Wagner, verheiratete Peter, bis 1990 ebenfalls beim SC Empor Rostock.

Andrea Bölk schaffte bei den olympischen Frauen-Turnieren 1992 in Barcelona bzw. 1996 in Atlanta mit der DHB-Auswahl zudem die PlÀtze vier (1992 in Barcelona, zusammen mit Birgit Wagner) und sechs (1996 in Atlanta).

Ihre Tochter Emily, Jahrgang 1998, spielte auch in der WM-Mannschaft 2017 und war beste deutsche Werferin (vier Treffer) am 6.Dezember beim Vorrunden-Spiel gegen China (24:9).

Last but not least: Amtierender Weltmeister im Herren-Handball ist seit Januar 2017 Frankreich (zum sechsten Mal!). Die aktuellen Handball-Olympiasieger seit August 2016 sind Russland (Frauen) bzw. DĂ€nemark (Herren).

Marko Michels

Exkurs: Blick zum Ballsport mit M-V (Auswahl) am dritten Advents-Wochenende 2017

Handball-Frauen / Oberliga Ostsee-Spree

BFC Preußen gegen TSG Wismar 20:21 (Wismar Zehnter)

Reinickendorfer FĂŒchse II gegen Rostocker HC 25:23 (Rostock Zweiter)

Handball-Frauen / dritte Liga

SV GrĂŒn-Weiß Schwerin gegen Frankfurter HC 22:30 (Schwerin Achter)

Handball-Herren / Ostsee-Spree

MTV 1860 Altlandsberg gegen SG Uni Greifswald/Loitz 27:15 (Greifswald Elfter)

HSV Insel Usedom gegen SG OSF Berlin 32:24 (Usedom Vierter)

Bad Doberaner SV 90 gegen VfL Tegel 37:27 (Bad Doberan Siebenter)

Stralsunder HV gegen Reinickendorfer FĂŒchse II 25:26 (Stralsund Zweiter)

Handball-Herren / dritte Liga

TSV Burgdorf II gegen HC Empor Rostock 33:22 (Rostock Dreizehnter / Mecklenburger Stiere Schwerin Vierter)

Ausblick: Landes-Derby am 7.Januar 2018 – Mecklenburger Stiere Schwerin gegen HC Empor Rostock

Volleyball-Frauen / erste Bundesliga

VC Wiesbaden gegen Schweriner SC 3:1 (Schwerin Dritter)

Basketball-Herren / zweite Bundesliga Nord

Rostock Seawolves gegen Cuxhaven Baskets 76:63 (Rostock FĂŒnfter)

Fußball-Herren / dritte Liga

FC Hansa Rostock gegen Sportfreunde Lotte 0:3 (Rostock Vierter)

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