Bobsportlerin Mariama Jamanka hat Winter-Olympia 2018 fest im Blick

M.Jamanka/A.Drazek in Aktion. Foto: BSD/Sportpresse Reker

Bekanntlich werden erfolgreiche Wintersportlerinnen und -sportler im Sommer gemacht. Es dauert nicht mehr lange und in dreieinhalb Monaten beginnt der olympische Flocken-Wirbel in Pyeongchang. Auch die Bob-Sportlerinnen und -Sportler durften in den vergangenen sommerlichen Monaten (Auch wenn der deutsche Sommer 2017 ausfiel!) schwitzen. Das nimmt die Öffentlichkeit kaum wahr, darum ist es um so wichtiger, einmal darauf deutlich hinzuweisen…

Eine Bob-Sportlerin, die ebenfalls mit Winter-Olympia 2018 liebäugelt, ist Mariama Jamanka, Jahrgang 1990, vom BRC Thüringen. Welche Ziele hat die WM-Vierte von 2017 und Europameisterin 2017 für die olympische Saison 2017/18? MV-SPORT fragte nach.

Mariama Jamanka über ihr Sommer-Training, die Vorbereitung auf die olympische Saison 2017/18, ihre Faszination für den Bobsport, das internationale Kräfteverhältnis und ihre Hobbys

„Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn eine Fahrt gut ist…“

Frage: Einige denken ja tatsächlich, die Winter-Sportlerinnen und -Sportler liegen im Sommer am Strand, schlürfen (alkoholfreie) Cocktails und sammeln Muscheln… Wie sieht es aber tatsächlich aus? Wie anstrengend ist so ein Sommer aus Bob-Sportlerinnen-Sicht?

Mariama Jamanka: Natürlichen liegen wir im Sommer nicht auf der faulen Haut! Der Spruch  „Wintersportler werden im Sommer gemacht“, trifft tatsächlich zu. Bereits im April fangen wir wieder mit dem Training an. Wir machen dann zunächst hauptsächlich Grundlagentraining, also etwas Ausdauer und Allgemeines.  Spätestens im Mai sind wir dann wieder voll dabei. Da bei uns der Anschub eine entscheidende Rolle spielt, ist die Sprintfähigkeit und die Kraft von entscheidende Bedeutung. Wir trainieren bis zu elfmal die Woche.

Über die Woche verteilt gibt es dann mehrere Krafteinheiten, Sprint- und Sprungeinheiten. Aber auch Rumpfstabilisation und anderes kommt bei uns nicht zu kurz.

Frage: Mitte November beginnt die Weltcup-Saison 2017/18 in Lake Placid. Welche Ziele haben Sie für die Olympia-Saison?

Mariama Jamanka: Für die kommende Saison habe ich eigentlich das gleiche Ziel wie für jede Saison: Besser werden! Also Sportler sucht man sich immer neue Herausforderungen, will immer weiter bzw. schneller und besser werden. Deswegen ist mein Ziel ganz klar, besser als letzte Saison zu sein.

M.Jamanka/A.Drazek. Foto: BSD/Sportpresse Reker

Frage: Wie kamen Sie eigentlich zum Bobsport? Was ist das Faszinierende für Sie an dieser Sportart?

Mariama Jamanka: Ich kam wie die meisten Bobfahrer aus der Leichtathletik zum Bobfahren. Während der Schulzeit und am Anfang meines Studiums war ich Hammerwerferin. Mein damaliger Trainer, Klaus Haffner, hat mir dann vorgeschlagen, es einmal mit dem Bobfahren zu probieren.

So kam ich zunächst nach Potsdam in eine Bobtrainingsgruppe, später dann nach Oberhof.  Am Bobfahren fasziniert mich vor allem die Geschwindigkeit. Bobfahren Ist ein sehr rauer Sport, aber die Dynamik und dieses Gefühl, wenn eine Fahrt gut ist, ist für mich unbeschreiblich.

Frage: Wie beurteilen Sie das internationale Kräfteverhältnis im Frauen-Bobsport? Wer sind Ihre Favoritinnen im Hinblick auf Pyeongchang?

Mariama Jamanka: Die Favoriten sind für mich ganz klar die Nordamerikanerinnen! Hier haben wir mit Kaillie Humphries (Kanada) eine mehrfache Goldmedaillengewinnerin  der Olympischen Spiele und mit Elana Meyers Taylor (USA) eine mehrfache Weltmeisterin. Das sind ganz große Namen im Bobsport. Aber auch in Europa haben wir mit Christina Hengster (Österreich) und Elfie Willemsen (Belgien) starke Konkurrenz.

Frage: Wie sieht Ihr Leben neben dem Bob-Schlitten aus? Widmen Sie sich noch anderen Sportarten intensiv? Was sind Ihre Hobbys?

Mariama Jamanka: Neben dem Bobsport bleibt leider nicht viel Zeit für anderes. Da ich inzwischen beruflich Sportsoldat bin, widme ich dem wirklich fast meine ganze Zeit. Wenn dann einmal Abend Schluss ist, treffe ich mich gerne noch mit Freunden, gehe ins Kino oder lese entspannt ein Buch. Ich bin eine sehr große Leseratte!

Letzte Frage: M-V hat auch eine gute Bobsport-Tradition. Sind Sie auch „ab und zu“ in M-V? Hatten Sie schon Trainingslager auf Rügen oder auf Usedom?

Mariama Jamanka: Ich war schon einige Male in MV. Da ich aus Berlin komme, ist das natürlich durchaus ein Reiseziel, gerade in der Kindheit war ich oft dort. Die Mecklenburgische Seenplatte ist wirklich schön, und ich habe dort schon einige Urlaube verbracht. Leider war ich noch nie auf Usedom oder Rügen.

Vielen Dank, dann alles erdenklich Gute und maximale Erfolge in der olympischen Saison 2017/18!

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Anmerkungen am Rande: Erst im Jahr 2000 wurde die erste Frauen-Bob-WM in Winterberg ausgetragen, bei der sich das deutsche Duo Gabriele Kohlisch/Kathleen Hering durchsetzte. Zwei Jahre später, 2002 in Salt Lake City, folgte die Olympia-Premiere mit den goldenen Amerikanerinnen Jill Bakken/Vonetta Flowers.

Am 9./10.November 2017 wird übrigens der erste bobsportliche Weltcup der olympischen Saison 2017/18 in Lake Placid ausgetragen.

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Mecklenburg-Vorpommern und der Bobsport

Exkurs: Olympische Bob-Entscheidungen – das waren in der Vergangenheit, seit den Winterspielen 1976, und ebenfalls in der Gegenwart auch oftmals Wettkämpfe mit M-V-Beteiligung. Das war vor fast vier Jahren, 2014, nicht anders.

Zurückgeblickt: Vor fast vier Jahrzehnten – zweimal olympisches Gold nach Rügen

Vor mehr als vier Jahrzehnten, am 24.Februar 1976, triumphierte in Innsbruch-Igls der aus Rügen stammende Meinhard Nehmer mit seinem Team (Jochen Babock, Bernhard Germeshausen, Bernhard Lehmann) mit 46 Hundertstel Sekunden Vorsprung vor Schweiz II mit dem Piloten Erich Scherer, der Bundesrepublik Deutschland I mit dem Piloten Wolfgang Zimmerer, Onkel der heutigen alpinen Erfolgs-Skifahrerin Maria Höfl-Riesch, und DDR II mit dem Piloten Horst Schönau. Bereits die olympische Entscheidung im Zweier-Bob 1976, am 7.Fenruar, hatte seinerzeit Meinhard Nehmer für sich entschieden.

Ein Rüganer mit dreimal Gold 1976/80

Den Vierer-Erfolg von Innsbruck-Igls 1976 wiederholte Meinhard Nehmer 1980 in Lake Placid. Nachdem es für den Rüganer acht Tage zuvor, am 16.Februar „nur“ Bronze im Zweier gegeben hatte, siegte er am 24.Februar 1980 mit DDR I und der Besatzung Bogdan Musiol, Bernhard Germeshausen und Hans-Jürgen Gerhardt klar mit fast einer Sekunde Vorsprung vor Schweiz I mit dem Piloten Erich Schärer (DDR I: 3:59,92, Schweiz I: 4:00,87).

14 Jahre später gab es für zwei Vorpommern eine bobsportliche Bronze-Medaille im Vierer bei den Winterspielen 1994 in Lillehammer. Hinter Deutschland II mit dem Piloten Harald Czudaj, Schweiz I mit dem Piloten Gustab Weder belegten der gebürtige Neubrandenburger Ulf Hielscher sowie der gebürtige Stralsunder Carsten Embach (dazu der gebürtige Brandenburger Rene Hannemann) im Bob Deutschland I des Piloten Wolfgang Hoppe am 27.Februar 1994 Rang drei.

Vier Jahre später, bei den Winterspielen 1998 in Nagano, kam der Vierer-Bob Deutschland I mit dem Piloten Harald Czudaj und dem einstigen Zehnkampf-Weltmeister (1987) sowie Zehnkampf-Olympia-Silbermedaillengewinner (1988) Torsten Voss (bis 1990 SC Traktor Schwerin) auf Platz acht. Es gewann damals Deutschland II mit dem Piloten Christoph Langen.

2002 – Gold für einen Stralsunder

In Salt Lake City, bei den Winterspielen 2002, gab es dann endlich Gold für den gebürtigen Stralsunder Carsten Embach im Vierer-Bob Deutschland II des Piloten Andre Lange (mit Carsten Embach, Enrico Kühne, Kevin Kuske). Am 23.Februar 2002 gewannen die Vier im Vierer vor USA I mit Piloten Todd Hays und USA II mit Piloten Brian Shimer.

Ein Anklamer in der bobsportlichen Erfolgsspur

Nun setzt der gebürtige Anklamer Marko Hübenbecker, Jahrgang 1986, vom Mitteldeutschen SC in Magdeburg, diese olympische Bob-Tradition „Made in M-V“ fort. So wurde der Vorpommer unter anderem 2012 Europameister mit dem Vierer bzw. Vize-Europameister mit dem Zweier, dazu im gleichen Jahr WM-Dritter mit dem Vierer. Im Jahr 2013 erkämpfte der Anklamer folgend sowohl WM- als auch EM-Gold im Bob des Piloten Maximilian Arndt. Bei Olympia belegte er mit dem Vierer Rang sechs. Zuletzt wurde Marko Hübenbecker Vierer-Vize-Weltmeister 2015 und WM-Vierter mit dem Vierer 2016…

Last but not least: Die ehemalige Kugelstoßerin des SC Neubrandenburg, Petra Lammert, wurde 2012 Vize-Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Bobsport, gemeinsam mit Sandra Kiriasis.

 

Marko Michels

 

 

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