Das Eishockey-Jahr 2017/18: Zwischen Gegenwart und Historie
Das Eishockey-Jahr 2017 ist auch im Endspurt. Vom 26.Dezember 2017 bis 31.Dezember 2017 gibt es noch den traditionsreichen Spengler-Cup in Davos (Schweiz), der seine 91.Auflage, erleben wird. Für dieses Turnier meldeten der HC Davos, Team Canada, das Schweizer National-Team, Mountfield HK (Tschechien), HPK Hämeenlinna (Finnland) und Dinamo Riga (Lettland).
Wichtigsten Trophäen vergeben
Die großen Trophäen im Eishockey gewannen 2017 bei den Herren-WM in Paris bzw. in Köln Schweden vor Kanada und bei den Frauen-WM in Plymouth die USA vor Kanada. Den nordamerikanischen „Stanley-Cup“ 2017 sicherten sich die Pittsburgh Penguins und die europäische „Champions Hockey League“ 2017 war eine Angelegenheit für Frölunda HC (Schweden). Im Februar steigen dann die Olympia-Turniere der Frauen und der Herren in Pyeongchang, wobei die aktuellen Olympiasieger von Sotschi 2014 jeweils die kanadischen Teams sind.
Vor 50 Jahren: Drei Rostocker Eishockey-Cracks bei Winter-Olympia
Eishockey ist natürlich auch in Mecklenburg-Vorpommern beliebt und „M-V“ hat sogar eine olympische Eishockey-Tradition. So spielte 1968 bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble auch der gebürtige Grapzower und frühere Wahl-Rostocker Dietmar Peters in der Eishockey-Olympia-Auswahl der DDR, mit der er Achter wurde.
Damit war Dietmar Peters nicht der einzige Mecklenburger im DDR-Team 1968. Mit Peter Prusa stand damals auch ein gebürtiger Rostocker in der ostdeutschen Eishockey-Mannschaft. Und zusätzlich war auch Bernd Karrenbauer, der zunächst beim SC Empor Rostock, dann beim SC Dynamo Berlin agierte, am „DDR-Puck“ aktiv. Bernd Karrenbauer wurde dabei ebenfalls in Mecklenburg geboren, 1944 in Rom bei Parchim.
DDR-Team 1968 mit beachtlichen Resultaten
Den DDR-Eishockey-Cracks gelang ein Sieg gegen Norwegen mit 3:1 und erreichte auch gegen die USA (4:6), Finnland (2:3), Schweden (2:5) und die Bundesrepublik (2:4) achtbare Resultate. Lediglich die Spiele gegen die UdSSR (0:9), gegen Kanada (0:11) und die Tschechoslowakei (3:10) verliefen suboptimal.
Ansonsten machten die „Großen Vier“, die UdSSR, Schweden, Kanada und die Tschechoslowakei, die damaligen Olympiamedaillen unter sich aus. Dabei lieferten sich die vier Teams fast ausschließlich spannende Duelle untereinander. Lediglich das 5:0 der UdSSR über Kanada war sehr deutlich.
Die „Ahornblätter“ wiederum bezwangen Schweden mit 3:0 und waren auch gegen die CSSR mit 3:2 siegreich. Die Tschechoslowakei konnte jedoch die SU mit 5:4 bezwingen und spielte gegen Schweden 2:2. Schweden lieferte sich auch gegen die SU eine denkwürdige Partie und zog mit 2:3 äußerst knapp den Kürzeren.
UdSSR in Grenoble 1968 mit Goldmedaille
Letztendlich entschied die UdSSR mit Trainer Arkadi Tschernyschow das Olympia-Turnier 1968 für sich, vor der Tschechoslowakei, Kanada, Schweden, Finnland, den USA, Westdeutschland und der DDR mit Trainer Rudi Schmieder.
Beste Spieler waren damals der Goalie Ken Broderick (Kanada), Anatoli Firsow (UdSSR) als bester Scorer und Josef Horesovsky (CSSR) als bester Verteidiger.
Für „Team Canada“, das von Jackie McLeod trainiert und von Pater David Bauer gemanagt wurde, sollte die Bronzemedaille in Grenoble das vorerst letzte olympische Edelmetall bis 1992 bedeuten… Erst in Albertville 1992 eroberten die Kanadier mit Silber wieder eine olympische Medaille im Eishockey. Kanada ist jedoch Rekord-Olympiasieger bei den Herren (neun Goldmedaillen, zuletzt 2014) vor Russland (einschließlich UdSSR und GUS, acht Goldmedaillen).
Bekannter Eishockeyspieler aus Greifswald…
Ein bekannter Eishockey-Crack aus M-V ist ebenfalls Friedhelm Bögelsack (189 DDR-Länderspiele), der 1955 in Greifswald geboren wurde, 189 Länderspiele für die DDR absolvierte und im September 2015 junge „60“ wurde.
Der Greifswalder nahm dabei an drei A-WM (plus acht B-WM) teil, 1978 in Prag als die UdSSR vor der CSSR und Kanada Weltmeister wurde, 1983 in Westdeutschland als wieder die „Sbornaja“ vor der CSSR und Kanada triumphierte sowie 1985 in Prag als die CSSR vor Kanada und der UdSSR siegreich blieb.
Heute ist Friedhelm Bögelsack, der einst bei SC Empor Rostock und dem SC Dynamo Berlin spielte, Cheftrainer der Wedemark Scorpions, die unter anderem in der Spielzeit 2013 bzw. 2014 den Landesmeister-Titel schafften.
Für ihn gab es in seiner aktiven Laufbahn zahlreiche Höhepunkte. Dazu Friedhelm Bögelsack in einem Interview im Mai 2015: „Es gab sehr schöne Augenblicke, denke ich an die beiden Spielzeiten 1977 bzw. 1978 bzw. 1983 bzw. 1984 als ich mit dem SC Dynamo Berlin Dritter im Europapokal wurde oder an das Jahr 1983 als die DDR-Auswahl Platz sechs bei der WM bzw. Rang fünf in der EM-Wertung belegte.
Wir waren doch damals gerade einmal 50 Eishockeyspieler in der DDR und erreichten trotz der alles andere als üppigen personellen Basis Herausragendes. Das hängt eben damit zusammen, dass wir viel intensiver trainierten. Fünf bis sechs Stunden täglich waren wir auf dem Eis.
Das ist heute, bei weitaus besseren personellen Bedingungen, ja leider verpönt. Aber nur durch ein intensiveres und umfangreicheres Training wird es gelingen, das deutsche Eishockey international wieder konkurrenzfähig zu machen. Andere Länder, ob Schweden, aber auch die Schweiz oder Österreich, um nur drei Beispiele zu nennen, machen es uns doch vor.“
Zurück zum Rostocker Eishockeysport
Aktuell sind jedoch an der hiesigen Ostseeküste die „Rostock Piranhas“ am Puck. In der Oberliga Nord sind die „Piranhas“ nach 23 Spielen Zwölfter. Am 22.Dezember 2017 (auswärts) bzw. am 26.Dezember 2017 (daheim) gegen die TecArt Black Dragons Erfurt und am 28.Dezember 2017 (auswärts) gegen ECC Preußen Berlin sind die „Piranhas“ noch gefordert.
Die Geschichte des organisierten Eishockeysportes in Rostock nach dem zweiten Weltkrieg reicht bis in das Jahr 1953 zurück. Damals entstand eine Eishockey-Sektion bei der BSG Motor Rostock, die ein Jahr später von Dynamo Rostock übernommen wurde. Im Frühjahr 1956 konstituierte sich zudem eine Eishockey-Sektion beim SC Empor Rostock, die wiederum 1962 mit der Sektion von Dynamo „fusionierte“. Und im Juli 1990 gründete sich dann der Rostocker EC.
Spielort der „Rostock Piranhas“ ist die Eishalle an der Schillingallee, die 1971 eröffnet wurde und deren „Keimzelle“ die 1958 entstandene nitcht überdachte Eisschnelllauf-Bahn an gleicher Stelle war.
Ein traditionsreiches Eishockey-Turnier steigt in Rostock in knapp vier Monaten: vom 13.April 2018 bis 15.April 2018 das XI.Internationale Eishockey-Turnier um den Ostseepokal.
Olympische Eissportler aus Rostock – nicht nur im Eishockey
Neben den drei genannten Rostocker Eishockey-Cracks gab es noch weitere Rostockerinnen bzw. Rostocker mit Geburtsort oder Verein in der Hansestadt, die an Olympischen Winterspielen teilnahmen, so im Eisschnelllaufen Heike Lange (1976), Karin Kessow (1976) bzw. Horst Freese (1976), im Eiskunstlaufen Ralph Borghard (1964) bzw. Rolf Oesterreich (1976), im Rennrodeln die spätere Wahl-Rostockerin Ute Rührold (1972 bzw. 1976) und im Short Track Katrin Weber (1998), Arian Nachbar (1998, 2002 bzw. 2006), Anne Eckner (1998), Ulrike Lehmann (2002), Andre Hartwig (2002 bzw. 2006) bzw. Aika Klein (2002, 2006 bzw. 2010).
Übrigens: Für die olympischen Eishockey-Turniere 2018 in Pyeongchang qualifizierten sich bei den Frauen die USA, Kanada, Südkorea, Finnland, Russland, Schweden, Japan bzw. die Schweiz und bei den Herren Schweden, Finnland, Russland, die USA, Tschechien, die Schweiz, die Slowakei, Kanada, Südkorea, Deutschland, Norwegen bzw. Slowenien. Deutschland wird in der Vorrunden-Gruppe C gegen Schweden, Finnland und Norwegen spielen.
Marko Michels