„Festmachen!“, „Arme durch!“, „Rücken gerade!“ – Wer vor dem Trainingsraum der TSV-Gewichtheber in der Perleberger Straße steht, hört viele Anweisungen dieser Art. So auch am vergangenen Freitag. Sie kommen vom Trainerteam Manfred Porepp und Dieter Griffel – streng und präzise, aber immer auf Augenhöhe mit ihren Schützlingen. Die 9 Jungen im Alter zwischen 9 und 15 Jahre leisten den Vorgaben dann auch bestmöglich Folge. Mehr noch, denn schließlich befindet sich unter den Zuschauern ein sehr erfolgreicher Gewichtheber. Und der weiß, worauf es im Reißen und Stoßen ankommt.
Gemeint ist der gebürtige Schweriner Rekordhalter und Olympiateilnehmer von 1992, Marco Spanehl. Der Einladung von Abteilungsleiter Porepp ist der 51-Jährige gern gefolgt. Nun schaut Spanehl gespannt dem Schweriner Nachwuchs zu und legt schließlich noch selbst eine kleine Trainingseinheit mit den Jungen ein. Natürlich finden die das Spitze. Vor allem weil die Einheit neben ihrer Funktionalität auch noch Spaß macht. Es folgt eine Fragerunde: „Wie lange machst du schon Gewichtheben?“, „Was waren deine größten Erfolge?“, „… deine schwerste Verletzung“, „… deine Bestleistungen?“. Letztere sind zwar schon viele Jahre her, aber Spanehl gibt bereitwillig Auskunft über seine aktive Karriere.
Ein weiterer Gast ist Spanehls ehemaliger Berliner Trainer Bernhard Kleemann. Auch der plaudert aus dem Nähkästchen. Es macht Spaß den Anekdoten zuzuhören: wie der Mitachziger selbst zur Schwerathletik fand und mittels welcher Anstrengungen er in den 1980ern das Nachwuchstalent Marco Spanehl von Schwerin in die Bundeshauptstadt holte. Der damals 16-Jährige hatte nämlich ursprünglich zusammen mit seinem Bruder mit Leichtathletik begonnen. Und das nicht mal schlecht. Nur: Beim Sprint hatte Marco zwar eine hohe Frequenz, war beeindruckend schnellkräftig. Aber mit der Schrittlänge…? (Marco Spanehl ist 1,55 Meter groß.)
Dann kam eine Empfehlung des Schweriner Trainers an den Stützpunkt in Berlin. Weil aber anfänglich nichts passierte kam Kleemman dann schließlich selbst nach Schwerin und sichtete den Teenager in dessen Elternhaus. Und die Karriere nahm seinen Lauf. Spanehls Eltern sitzen übrigens auch in dem kleinen aber feinen TSV-Trainingsraum und haben sichtlich Freude an dem gemeinsamen Wiedersehen.
Heute hebt der Wahlberliner Spanehl Gewichte nicht mehr für Weltranglistenpunkte. Dem Sport ist er aber verbunden wie eh und je – ist Seminarleiter, Coach und Mitarbeiter des Landessportbunds Berlin. Und sein Besuch in Schwerin? Der soll definitiv keine Eintagsfliege bleiben. So will er die neu ins Leben gerufene Nachwuchsarbeit auch zukünftig mit Rat und Tat begleiten. Wie genau, das wird er mit Trainer und Initiator Manfred Porepp planen. Und vielleicht steigt ja schon bald einer der jungen TSV-Heber zu nationalen und internationalen Erfolgen auf – ganz wie einst Marco Spanehl.
Wer Lust bekommen hat, es selbst auch einmal mit dem Gewichtheben zu versuchen, der ist gerne zum Probetraining eingeladen. Trainiert wird dreimal wöchentlich in der Sporthalle in der Perleberger Straße. Weitere Infos gibt es unter: https://gewichtheben.tsv-schwerin.org/
red